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Mixed Tipi Aufbau

Tipi Aufbau Anleitung

Aufbauanleitung für ein klassisches Indianer-Zelt

Die ausführliche Anleitung liegt als Datei im .pdf Format vor.

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Der folgende Text ist der aus dem PDF, nur ohne Bilder. Das PDF ist vorzuziehen.

Tipi
Aufbauanleitung

Jörg Auf dem Hövel
General Public License 2000
http://www.gnu.org/copyleft/
Oder: Wie Sie ein Indianer-Zelt aufbauen und trotzdem gute Laune bewahren

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort
1. Einleitung
1.1 Warum Wigwam?
1.2 Übersicht über Konstruktion und Aufbau
2. Voraussetzungen
2.1 Tipi-Stangen
2.2 Plane und anderes Zubehör
3. Aufbau
3.1 Der Dreifuss
3.2 Der Rahmen
3.3 Das Cover
3.4 Das Lining
4. Inneneinrichtung
4.1 Feuer
4.2 Ordnung der Dinge
5. Troubleshooting

Vorwort

Anleitungen für den Aufbau oder die Zusammensetzung von komplexen Gerä ten sind häufig schwer verständlich. Nach dem Kauf unseres Tipis waren wir aber doch entsetzt über die mit gelieferte Bedienungsanleitung. Nach einigen fehlgeschlagenen Aufbauversuchen bemerkten wir nicht nur, dass der Aufbau eines Tipis Geduld und Zeit benötigt, sondern das eine besser strukturierte Aufbauanleitung eventuell Wunder wirken könnte. Die folgenden Seiten sind diesem Versuch gewidmet. Wir sind Besitzer eines Tipis der Firma „Nomadenleben“ (www.nomadenleben.de) mit 5.50 Meter Durchmesser. Viele Daten dieser Aufbauanleitung beziehen sich auf ein Tipi dieser Größe, das Prinzip des Aufbaus bleibt aber bei größeren und kleinern Zelten das Gleiche. Vieles des hier Geschriebenen basiert auf dem Klassiker von Reginald & Gladys Laubin: The Indian Tipi. Its history, construction, and use.2. Aufl., University of Oklahoma Press, 1977. (www.ou.edu/oupress).

Viele Zeichnungen und Fotos sind aus dem Buch übernommen und ergänzt worden. Wer sich umfassend über das Wigwam (ja, ich weiß, ich Wigwam ist kein Tipi) informieren will, sei dieses Werk wärmstens empfohlen. Diese Aufbauanleitung unterliegt keinem Copyright. Im Gegenteil, die Weitergabe darf nur unentgeldlich erfolgen. Verbreitung und Verbesserungen sind erwünscht.

Der Autor ist unter joerg@aufdemhoevel.de zu erreichen, eine Online-Version dieses Dokuments steht unter www.aufdemhoevel.de.

Rock on!

Jörg Auf dem Hövel (Sommer 2000, mit Nachträgen im Sommer 2011)

1. Einleitung

1.1 Warum Wigwam? Darum. Am einfachen Aufbau kann es nicht liegen, um gleich mal etwas schlechte Stimmung zu machen, es muss also andere Gründe geben. Zum einen wäre da die Ästhetik: Ein Tipi bietet ein harmonisches Bild mit und in der Natur. Innen ist es kreisförmig. Zum anderen wäre da die opitmale Raumausnutzung. Ein weitere Punkt ist das Feuer im Zelt. Der Mythos von Karl May bis John Wayne spielt garantiert auch eine Rolle. So unähnlich ist die deutsche Landschaft der amerikanischen Prärie zudem nicht.

1.2 Grundlegendes über Konstruktion und Aufbau
Ein Tipi ist ein eiförmiger Konus, die Rückwand steht etwas steiler als die vor dere Seite, an der sich die Tür befindet. Ein Tipi mit 5.50 Durchmesser von vorne bis hinten ist demnach etwas schmaler von Seite zu Seite. Es besteht aus neun Stangen, auf denen die Tipi-Haut liegt und zwei sog. Rauchklappenstangen (s. Kapitel 3.3) von gleicher Länge und Beschaffenheit. Die ersten drei Stangen, der sog. Dreifuss, sind entscheidend für den Aufbau. Dieser Dreifuss muss korrekt stehen, ansonsten passen sich die restlichen Stangen der falschen Grundkonstruktion an (s. Kapitel 3.1). Hier der Tipi-Aufbau im Schnelldurchlauf: Um den Dreifuss korrekt zu errichten wird die spätere Tip-Haut als Schablone benutzt. Die Plane wird auf dem Boden ausgebreitet, drei Stangen darauf gelegt und oben zusammen geknotet. Dann wird der Dreifuss aufgerichtet (s. Kapitel 3.1). Sodann stellt man fünf weitere Stangen in richtiger Reihenfolge in den Dreifuss ein (s. Kapitel 3.2). Eine weitere Stange dient als Hebestange für die Tip-Haut. Um sie wird die Plane gewickelt, das Bündel wird dann in die letzte frei Stelle in die Stangenkonstruktion eingestellt. Dann wird das Cover abwickelt, vorne geschlossen und fertig ist die Laube (s. Kapitel 3.3). Nee, erst kommen noch die beiden Rauchklappenstangen in die Laschen und innen wird das sog. Lining, eine zweite Haut, gespannt. Soweit, so gut, tatsächlich braucht es ungefähr vier bis sechs Versuche bis das Tipi zum ersten Mal formvollendet steht.

2. Voraussetzungen
2.1 Tipi-Stangen
Die Fichte bietet sich an. Für ein Tipi mit einem Durchmesser von 5.50 Meter sollten die Stangen rund sieben Meter lang sein. Diese Länge bringt einige Probleme mit sich: Die Stangen sind schwer zu handeln und der Transport mit dem PKW ist kaum möglich – es sei denn man teilt die Stangen. Aber dazu später mehr. Zunächst gilt es möglichst gerade Stangen zu besorgen: Der örtliche Förster hilft hierbei gerne weiter, in der Försterei gibt es für wenig Geld eine Genehmigung zum Schlagen der elf Bäume. Klug ist es eine Stange mehr zu schlagen, um im Bedarfsfall eine Ersatzstange parat zu haben. An der Basis sollten die Stangen nicht mehr als 10 cm Zentimeter Durchmesser haben. Wir haben unsere Fichten in einem Wald bei Hamburg geschlagen und geschält. Ein professionelles Schälmesser leistete dabei gute Dienste. Ein weiterer Tipp: Die Fichten erst im Frühling schlagen, wenn die Bäume voller Saft sind – die Rinde geht dann erheblich leichter abzulösen. Wichtiger aber noch ist, die Fichten sofort oder am selben Tag zu schälen, ansons ten wird es von Tag zu Tag schwerer die Rinde abzukriegen. Die Spitzen fein auslaufend dran lassen, das sieht besser aus. Die Stangen sollten durchtrocknen, bevor sie zum ersten Mal benutzt werden. Um Tipi-Stangen mit dem Auto transportieren zu können müssen sie in zwei 3.50 Meter lange Teile zersägt werden. Die Schnittstelle haben wir mit einer Kupferrohrkonstruktion versehen, so dass die Stangen recht einfach wieder zusammen gesteckt werden können. Die Stangen müssen auf alle Fälle fest miteinander verbunden werden und dürfen sich an der Schnittstelle nicht durchbiegen. Klug ist es natürlich die Stangen zu nummerieren. Im Internet hat die Firma Tent-Store eine weitere interessante Teilungsmöglichkeit veröffentlich (http://www.tent-store.de), bei der man die Stangen auf einem halben Meter vertikal teilt und mit Schlossschrauben verbindet. Sicherlich lassen sich auch interessante Steckkonstruktionen mit Alu- oder stabilen Kunstoffrohren konstruieren. Optisch ist das vielleicht nicht so der Hit, eine solche Konstruktion dürfte aber leichter zu packen, zu tragen und aufzubauen sein.

2.2 Plane und anderes Zubehör
Das Cover kauft man, es sei denn man möchte es selber nähen. Dazu steht im Buch von Reginald & Gladys Laubin: The Indian Tipi ein Schnittplan. Hier die Liste mit dem nötigen Zubehör. Einiges davon liefern die Hersteller mit dem Cover mit, anderes muss selbst besorgt und gebastelt werden. – Cover (die Tipi-Haut: Vorher Imprägnieren, nie nass einpacken.) – Tür (lappen) – 22 Heringe (entweder aus Holz oder aus Metall. Nicht zu kurz…) – 10 Lacing-Pins (Holznadeln, mit denen das Tipi vorne zusammengahlten wird.) – 14 Meter Ankerseil (rund 1cm Durchmesser. So schön der Hanf auch ist, die Seile sind nur bedingt wetterbeständig. Besser sind Kunstoffseile in neutraler Farbe. Mit diesem Seil wird der Dreifuss zusammen gebunden.) – 20 Meter Lining-Seil (rund 0,5cm Durchmesser. Mit diesem Seil wird die innere zweite Haut angebunden.) – Wimpel nach Wunsch.

3. Aufbau
3.1 Der Dreifuss Ein sonniger Tag sollte locken, wenn das Tipi zum ersten Mal errichtet wird. Es liegt alles bereit: Die 11 Stangen (9 für den Rahemn, zwei als sogenannten Rauchklappenstangen). Zur Klarstellung: Die Aussenhaut des Tipis dient jetzt nur als Schablone für die Ausrichtung und Bindung der ersten Tipi-Stangen – sie wird danach wieder zur Seite gelegt. Das Cover mit der Innenseite nach oben auf den Boden ausbreiten, so dass die Lederetiketten auf dem Boden liegen. Es ist darauf zu achten, dass kein feuchter Dreck oder Erde an die Haut kommt – die Flecken sind nur schwer zu entfernen. Bei drecksträchtigen Boden wirkt eine untergelegte Plastikplane Wunder. Ein Mensch macht sich nun baren Fusses, damit Fussabdrücke auf dem Cover verhindert werden. Drei kräftigte und lange Stangen auf die Plane legen, so wie auf Zeichnung 1. Die unteren Stangenenden ragen nur eine halbe Schlaufenlänge über das Cover hinaus. Die spätere Türstange D zeigt Richtung Osten, wenn möglich, (denn dort geht die Sonne auf) zwischen 9 und zehn Uhr. Sie kommt auf den beiden anderen Stangen (S und N) zum Liegen. Die Türstange D und die anderen Stangen sollten sich ungefähr in Höhe 5.10 Meter überkreuzen (gemessen von der Basis von N oder S aus). Am oberen Ende des Anbindlappens des Covers werden die drei Stangen zusammengebunden und zwar nicht mit den Seilen des Anbindlappens, sondern mit einem Extra- Seil, welches rund 14 Meter lang sein sollte und etwa 1 Zentimeter stark. Der in Zeichnung 1 abgebildete Knoten eignet sich hervorragend. Keine weiteren Knoten, so ist gewährleistet, dass die Stangen später noch leicht verschoben werden können. Der Rest des Seils wird Richtung Basis von N und S geworfen.

Jetzt kann der Dreifuss aufgerichet werden. Dazu zieht ein Mensch am Seil, der andere steht unterm Knoten und hebt an. Die Konstruktion wackelt nun auf den Seilzieher zu – er zieht nur so lange, bis sie fast aufgerichet ist. Zugleich nimmt der zweite, bislang unter dem Knoten stehenden Mensch die von ihm aus rechts liegende Nord-Stange N und schwingt sie mutig aber bedächtig so herum, dass ein Dreifuss entseht (auf Punkt N in der Zeichnung 2). Dieser Mensch achtet darauf, dass sich der Knoten nicht verschiebt. Das geht am besten dann, wenn er frühzeitig Richtung N geht und so den Knoten unter Druck hält. Nun steht das Grundgerüst des Tipis! Die genaue Ausrichtung der Stangen ist bei den ersten Aufbauversuchen der Methode von trial and error unterworfen, ein kleiner Trick hilft aber manchmal weiter: In der Mitte des Dreifuss (unter dem Knoten) lässt sich ein Hering postieren. Von diesem aus misst man den Abstand zu den Stangen. Der Abstand zu den beiden hinteren Stangen (N und S) sollte etwa gleich sein, der zur vorderen Türstange D etwas länger. (R&G Laubin geben in ihrem Buch für ein allerdings grosses Tipi einen Wert von 2.54m bzw 3,27m an.) Ein Wert sollte unbedingt gemessen werden: Fällt man ein Lot von der Stangenkrone aus ist diese 4,45m vom Boden entfernt. Die beiden hineren Stagen stehen etwas steiler als die Türstange.

3.2 Der Rahmen
Die Aussenhaut kann jetzt erst einmal zur Seite gepackt werden. Etwaige Wim pel oder Fähnchen müssen jetzt an die oberern Stangenspitzen angebracht werden. Nun gilt es die anderen Stangen in der korrekten Reihenfolge in den Dreifuss einzustellen um einen Rahmen für das Cover zu bauen. Dazu werden zunächst die beiden vorderen Stangen rechts von der Türstange D eingestellt (also zwischen D und N), wobei eine auf der anderen in der selben Gabelung zum Liegen kommt (s. Foto rechts, auf welchem allerdings eine Stange mehr e i n g e s e t z t ist.) Als letztes wird eine hintere Stange zwischen N und S eingestellt. Warum nur eine Stange? Weil die letzte Stange im Verbund die sogenannten Hebestange L ist, die in ein paar Minuten gegenüber der späteren Tür eingesetzt wird.

Zeichnung 3 zeigt ein Tipi mit 15 statt wie in unserem Fall mit neun Stangen. Das Prinzip der Aufstellung ist aber das Gleiche. Man beachte die gestrichelte Linie für den auf dem Boden liegenden Dreifuss. Es wird deutlich, dass das Tipi keinesfalls rund ist, sondern ein Ei-Form hat. Zudem ist es kein reiner Konus, sondern ein leicht verschobener Konus, dessen Rückwand steiler steht. Die Zeichnung zeigt auch die spätere Ordnung der Dinge im Zelt.

Es ist bald an der Zeit die Aussenhaut des Tipis zu spannen. Aber zunächst gilt es die Stangen zu justieren. Schon jetzt lässt nämlich ungefähr testen und messen wie das Tipi geometrisch konstruiert ist. Also raus den Zollstock und nachmessen (s. Zeichnung 4): Der Durchmesser von vorne (Tür) nach hinten beträgt 5.50m. Der Durchmesser von Seite zu Seite etwa 5.0m. Die Höhe vom Boden zum Stangenkrone 4.45m. Die Höhe von der Türbasis bis zum Stangenkrone 5.50m. Die Höhe von der hinteren Hebestange L bis zum Stangenkrone 4.50m. Stimmen die Werte? Schön. Wenn nicht: Trotzdem weitermachen und ausprobieren. Oft sind die Tipis doch nicht eiförmig, sonder recht rund. Dann verschieben sich eh alle Werte.

Eine Zwischenbilanz zeigt acht Stangen in Position und drei in Reserve. Eine davon wird gleich als Hebestange L für das Cover Verwendung finden, die beiden anderen sind die sogenannten Rauchklappenstangen. Aber dazu später mehr. Das lange Dreifuss-Knoten Seil liegt auf dem Boden und will aufgenommen werden. Nun muss ein Mensch wandern – und zwar viermal rund ums Gehege. Er oder sie startet bei der Südstange S und geht in Uhrzeigerrichtung (oder mit der Sonne…). Immer wieder muss das Seil nun straff gezogen werden und viermal muss das Gehege umrundet werden. Der Mensch endet bei der Nordstange N und befestigt das Seil mit einem starken Hering nahe der Mitte des Tipis im Boden.

3.3 Das Cover

Der Rahmen steht und wartet auf die Aussenhaut. Dazu wird das Cover wieder ausgebreitet (die Leder-Etiketten nach oben). Dann wird die Hebestange L darauf gelegt und zwar einfach so wie vorhin die Nord- und Südstangen. Das Cover muss jetzt schön stramm gezogen werden. Dann wird kontrolliert, ob die Basis der Hebestange unten wiederum eine halbe Schlaufenlänge rausragt. Gut. Nun den Anbindelappen mit seinen beiden angenähten Seilen an der Stange festbinden. Die Seile sind lang genug um die Stange mehrmals zu umschlingen. Die Verbindung muss sehr fest sein, damit die Plane später nicht runter rutscht. Das Cover nun zur Mitte zusammen falten und mit den rumfliegenden Rauchklappenbändern auch im mittleren und unteren Bereich an der Stange festbinden. Die Hebestange kann nun angehoben werden -das Bündel ist recht schwer, hier sind (mindestens) vier Arme gefragt- und in die verbleibende Lücke am hineren Teil des Tipis gegenüber der späteren Tür in die Stangenkrone eingesetzt werden. Super. Das Geschenk kann jetzt wieder ausgepackt werden. Es sollte kein Problem bereiten, die Plane nun von beiden Seiten bis nach vorne zu ziehen und zwischen Türstange D und Stange Nr.1f (s. Zeichnung 3) zu landen. Nun die Plane vorne mit dem Hilfsband zusammen binden und mit den kleinen Holz-Stöcken (Lacing Pins) zusammen stecken. Erst die oberen Pins. Das Cover sollte momentan noch so locker aufliegen, das das Binden und Stekken kein Problem bereitet.

Jetzt werden die neun Stangen von innen gegen die Aussenhaut geschoben und so langsam ergibt sich die charakteristische Ei-Form. Nicht zu weit schieben, sonst lässt sich das Cover nicht auf dem Boden befestigen. Selbst jetzt noch hat das Tipi Falten und diese werden auch erst durch das Setzen der Heringe geglättet. Und zwar so: Die Heringe werden in die Schlaufe eingeführt und gedreht. Dadurch halten sie in den Schlingen. Dann rein mit den lütten Lachsen in die Erde. Fange an der Tür an und arbeite dich bis zum hinteren Teil vor. Die Haut berührt den Boden nicht! Es entsteht vielmehr eine kleine Lücke zwischen Boden und Haut, durch die der Wind dir angenehm die Nieren verkühlt. Ne, ne, innen wird ja noch das Innenzelt installiert und somit entsteht ein funktioneller Kamineffekt. Wenn alle Heringe stecken, werden wiederum die Stangen von innen gegen die Haut geschoben. Dazu muss eventuell das Ankerseil gelöst werden. Jetzt sollten keine Falten mehr in der Aussenhaut existieren… Wenn doch: Kapitel 5. Troubleshooting. Die ersten Male ist es ein schweres Unterfangen das Tipi korrekt aufzubauen. Viele Dinge spielen eine Rolle: Der Durchmesser der Stangen, das Material, die Exaktheit der Ausführung. Es hilft nur Erfahrung! Egal wie exakt man gearbeitet hat, oft ist die Türstange zu lang. Die Indianer hatten kein spirituelles Problem damit, die Stange dann einzugraben (oder sogar abzuschneiden…). Falten enstehen oft dann, wenn die Stangen zu weit gespreitzt sind. Hier hilft es manchmal die beiden hinteren Stangen ein wenig Richtung Mitte zu schieben. Zum Abschluss setzt man einen etwa zwei Meter langen Stock vor die Tür um die langen Rauchklappenbänder daran zu befestigen (s. Zeichnung 6). Jetzt steht das Tipi und die Inneneinrichtung (Sofa, Fernseher, WC usw.) kann geholt werden. Geschicklichkeit ist jetzt für die Einführung der beiden Rauchklappenstangen gefordert. Diese sollten an der Spitze nicht zu scharfkantig sein, damit sie die Taschen in denen sie stecken nicht zerstören. Die Rauchklappenstangen werden hinter dem Tipi nahe seiner Mitte so postiert, dass sie gut auf dem Boden stehen und die Rauchklappen offen stehen (s. Zeichnung 6).

3.4. Das Lining

Ja, ja, das Lining. So eine Art Innenzelt ist das. Dreiteilig in unserem Fall. Es schützt vor Wind und Getier, die beiden sonst gerne den Weg unter der Tipiaussenhaut hindurch nehmen. Zudem garantiert es den Kamin-Effekt, der den Rauch sicher abziehen lässt. Ein langes Seil wird das Lining halten. Es sollte rund 20 Meter lang sein und 0.5cm stark. Zunächst hebt man das Lining hoch und testet in welcher Höhe das Halteseil befestigt werden muss. Der grüne Kunststoffrand des Linings kommt auf dem Boden zum Liegen – so dass später der Teppich oder sonstwas darauf gelegt werden kann. Von der Hebestange L aus wird das Seil nun rechts herum um jede Stange gelegt. Wichtig: Es muss vor den Stangen längs laufen, nicht zwischen Stange und Plane. Grund: Es soll der maximale Abstand zwischen Lining und Aussenhaut gewährleistet werden. Am Ende des Rundgangs landet man wieder bei der Hebestange L. Zunächst werden die beiden kleineren Linings links beziehungsweise rechts der Tür aufgehängt, dann erst das größere hintere Lining. Mit kleinen Bändern und den Schlaufen am Lining befestigt man das Lining am Seil. Um die Form des Tipis weiter konisch zu halten und eine optimale Platznutzung zu gewährleisten, wird das Lining auch unten so nah an die Zeltwand gebracht wie möglich – dabei wird natürlich auf den gleichmässigen Abstand geachtet, wie er zwischen Zeltstange und Lining existiert. Endgültig tricky wird es beim Einsatz von zwei kleinen Stöckchen, welche zwischen Stange und Linging-Seil geschoben werden. Die neben stehende Zeichnung zeigt diesen Trick, welcher das Ablaufen des Regenwassers hinter das Lining garantiert.

4. Inneneinrichtung
4.1 Feuer

Einer der großen Vorteile des Tipis ist das Feu er, welches man im Zelt entfachen kann und im Herbst und Winter das Zelt und seine Bewohner wärmt. Ein kleines Feuer reicht vollkommen aus. Ein zu großes Feuer verbaucht nicht nur viel Holz, es ist zudem gefährlich. Die Feuerstelle befindet sich unter dem Rauchabzugsloch im vorderen Teil des Tipis (siehe Zeichnung 3). Es kann einfach auf dem Boden, aber auch in einer Metallschale brennen. Schön ist es natürlich, wenn Steine das Feuer umrahmen. Das Feuer braucht nicht unbedingt die ganze Nacht brennen um das Tipi warm zu halten. Recht nett ist es, wenn man sich abends ein paar Stöckchen neben das Bett legt – diese braucht man dann morgens nur ins Feuer werfen und es kurz anblasen. Räuchern mit frischem Tannengrün imprägniert das Cover, Weihrauch und andere Kräuter vertreiben Gemück und andere Plage-Geister. Feuerholz Das Feuerholz sollte, wenn man das Tipi betritt, links von der Tür gestapelt werden. Es sollte trocken und gut abgelagert sein. Hartholz eignet sich am besten, während immergrüne Hölzer zu Funkenflug neigen. Ahorn und Esche sind beispielsweise Klasse. Um das Feuer am Laufen zu halten eignen sich Kerzenstumpen und Fett jeder Art recht gut.

5. Troubleshooting
Erste Regel: Geduld. Es braucht Erfahrung beim Aufbau eines Tipis. Als Richtwert gilt, dass das Wigwam vier bis sechs Mal aufgebaut werden muss, bevor es gut steht. Das ist zwar für uns moderne Funktionsfanatiker ein langer Zeitraum, aber viel Zeit sollte man sich für das Tipi und das Wohnen in ihm immer einplanen. Zur Beruhigung: Grosstadtindianer und andere Freunde der Sonne schaffen den Aufbau von Dreifuss und Rahmen in fünf Minuten, die Montage der Aussenhaut braucht bei ihnen zwanzig Minuten. Lining und die Schaffung urdeutsche Gemütlichkeit brauchen etwas länger. Steht das Zelt einmal korrekt, dann sollte man beim Abbau die Lage des Dreifussknotens markieren. (Bei uns sind das kleine Einkerbungen in den Stangen 12, 4 und 6 (Türstange)). Auch die breit und den genauen Durchmesser sollte man aufnehmen. Dazu misst man von der Mitte des Tipis aus mit einem Seil und setzt Knoten an die zwei Stellen (Länge, Breite), wo das Seil an die Tipi-Stangen reicht. Das leistet bei einem erneuten Aufbaus des Tipis gute Dienste. Falten Falten sind nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern belasten auch das Material und können zu Feuchtigkeit im Zelt führen. Falten enstehen oft dann, wenn die Stangen zu weit gespreitzt sind. Hier hilft es manchmal die beiden hinteren Stangen ein wenig Richtung Mitte zu schieben. Grundsätzliche Fehler entstehen durch den falschen Aufbau des Dreifusses. Ist dieser zu hoch gebunden bekommt man die Falten evtl. noch entfernt, das Cover ist aber zu hoch und erreicht den Boden nicht. Ist der Dreifuss dagegen zu niedrig gebaut, liegt die Plane auf dem Boden. Auch nicht im Sinne des Erfinders. Ergo: Das Dreifuss muss stimmen und das bedeutet maximal fünf Zentimeter Spielraum bei der Ausrichtung der Stangenkrone.

 

 

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Schiffsabgase belasten die Umwelt stark

telepolis, 05.07.2011

Trotz neuer Richtlinien: Schiffsabgase belasten die Umwelt stark

Jörg Auf dem Hövel

Container- und Kreuzfahrtschiffe blasen enorme Schadstoffmengen in die Luft. In den Hafenstädten regt sich Widerstand.

Jahre lang war es relativ ruhig um die stinkende Pötte in den Häfen der Republik. Diese stoßen enorme Mengen an Abgasen aus, da ihre Motoren oder Hilfsmotoren immer laufen, um die Stromversorgung aufrecht zu erhalten. Man war gleichwohl glücklich: Glücklich darüber, dass der Warenumschlag Arbeitsplätze sichert, glücklich darüber, dass sich aus den Kreuzfahrtschiffen Touristenströme in die Innenstädte ergießen. Dabei war das Problem längst bekannt, denn die laufenden Schiffsdieselmotoren emittieren nicht nur den bekannten Feinstaub, sondern unangenehm viel Schwefel.

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Rinella about Plato and the Pharmakon Interview mit Carsten Schäfer, Autor der Max-Planck Studie über Cannabiskonsum und Strafverfolgung in der Bundesrepublik Interview mit Stephan Schleim über das Gedankenlesen Interview mit dem Psychiater Eckart Schmidt Interview mit Daniel Siebert, dem weltweit führenden Experten für Salvia divinorum Interview mit Daniel Siebert, dem weltweit führenden Experten für Salvia divinorum Interview mit Renate Soellner Autorin der Studie „Abhängig von Haschisch?“ Interview mit Wolgang Sterneck Interview mit dem Bremer Suchtforscher Heino Stöver Interview mit dem Coffee-Shop-Veteran Nol van Schaik Interview mit Henning Voscherau über synthetische Opiate vom Staat und die erreichbaren Ziele der Drogenpolitik Interview mit dem visionären Künstler Fred Weidmann Interview mit Psychologen Wulf Mirko Weinreich über das Bewusstseinsmodell von Ken Wilber und die Zukunft der Drogenkultur Interview mit Hans-Georg Behr Interview mit Hans-Georg Behr II Interview mit Claudia Müller-Ebeling Interview mit Hans Cousto von Eve & Rave Interview mit Roger Liggenstorfer Interview mit Gerhard Seyfried Interview mit Wolf-Dieter Storl Interview mit Sven Meyer Interview mit Professor Sebastian Scheerer Interview mit dem Kriminologen Sebastian Scheerer II Interface 5 Selbstkontrolle statt Zensur Big-Brother Award, Internet World 1/2000 Belauschen die USA die Top-Secret-Kommunikation vieler Regierungen?, Internet World 1/99 Gehört der Schlüssel zum Schlüsseldienst?, Internet World 3/98 Das weltweite Lauschsystem Echelon hört das Internet ab, Internet World Vom Mythos zur Realität: Der Große Bruder hört mit Enfopol, Internet World 8/99 Kanada leidet trotz zahlreicher Proteste weiterhin unter der Cannabis-Prohibition Kawa Kawa Beste Trompete in der deutschen Blaskapelle Die Kiffer Typen Typologisierung – Der Schläfer Die Kiffer Typen Typologisierung – Der Dauerkiffer Die Kiffer Typen Typologisierung Die Kiffer Typen Typologisierung – Der Sexmuffel Die Kiffer Typen Typologisierung Die Kiffer Typen Typologisierung – Der Esoteriker Die Kiffer Typen Typologisierung Die Kiffer Typen Typologisierung – Der Künstler Die Kiffer Typen Typologisierung Wie man aus dem Kino herausgeführt wird Deutschlands Küsten werden sich auf den Klimawandel einstellen muessen Klippel – Haschisch und Haschaschin aus den „Aegyptische Skizzen“ Koerperwelten Koffein – Ein Streckbrief Die schwarze Welle – Der Kaffee- und Kaffeehaus-Boom Kokain – Eine Kontroverse Mal ganz unten, mal ganz oben, aber immer: Kokain Das Haschischschmuggel-Museum in Alexandrien – E. Koller (1899) Krähenaugen LAN-Wahn Die Hand an der Knüppelschaltung Cannabis und Straßenverkehr Grenzüberschreitend übers Ziel hinaus, Timothy Leary Legal – aber wie? Das Wunder von Lengede, Berliner Zeitung v. 8. November 2003 OHNE LICHT LÄUFT GARNIX LSD Männer und Rausch Malana Power Project Fincahotels im Hinterland: Das andere Mallorca Golfplatz-Einweihung mit Manni Kaltz Zusammen gekniffene Ärsche Modafinil, die Firma Cephalon und ein Selbstversuch Welche Musik macht den besten Sex? Marihuana Mythen, Marihuana Fakten: Übersicht Marihuana Mythen Teil 1 Marihuana Mythen 10: „Immer mehr Menschen werden wegen Marihuana-Konsum ins Krankenhaus eingeliefert“ Mythos 11: „Marihuana verursacht das Amotivationssyndrom“ Mythos 12: „Marihuana ist eine der Hauptursachen für Unfälle im Straßenverkehr“ Mythos 13: „Marihuana ist eine Einstiegsdroge“ Mythos 14: „Die Cannabispolitik der Niederlande ist gescheitert“ Marihuana Mythen 15: „Mythen kommen und gehen: Die Zusammenfassung“ Marihuana Mythen – Teil 2: Die Potenz von Marihuana ist über die Jahrzehnte wesentlich angestiegen Marihuana Mythen Teil 3 Marihuana Mythen Teil 4 Marihuana Mythen – Teil 5 – Cannabis schwächt das Immunsystem “Mythos 6: Marihuana beeinflußt den sexuellen Reifeprozeß und die Fähigkeit zur Fortpflanzung” Mythos 7: „Marihuana-Konsum während der Schwangerschaft schadet dem Fötus“ Marihuana Mythos 8 – „Marihuana verursacht Hirnschäden“ Marihuana Mythen 9: „Marihuana macht süchtig“ Engelstrompeten und andere Nachtschattengewächse Experimental Tourism in New York Öffentlicher Raum und Shopping-Malls, telepolis, 28.11.2003 Freie Software soll den Markt revolutionieren, Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 21.03.00 Das Ying und Yang der Cannabis-Psychose Cannabis in Osteuropa Ottensen III Oxy – orientalischer Mohn Oxytocin Zwischen Mode und Tierschutz Etwas schief ins Leben gebaut, Hamburger Abendblatt vom 8. Dezember 1999 Wie mich jede Frau rumkriegt Ideen des Königlich Sächsischen Bezirksarztes Dr. F.R. Pfaff (1864) Interview mit Prof. Dr. Rolf Pfeifer Mit dem Sachverständigen Harry Käding in die Pilze Pilze Placebos: Warum der Schein besser wirkt als nichts, DIE WELT, 11.Juli 2008 Gastronomie Tip Restaurant Roma Gastronomie Tip Restaurant Cuore Mio Projekte Was für ein Dope-Freak bist Du Nützliche Varianten – Wie der Staat mit Cannabis umgehen sollte Reise und Natur: Länder, Menschen, Orte Die Weltreligionen und ihr Verhältnis zum Rausch – Der Buddhismus Die Weltreligionen und ihr Verhältnis zum Rausch – Die Christen Die Weltreligionen und ihr Verhältnis zum Rausch – Der Hinduismus Die Weltreligionen und ihr Verhältnis zum Rausch – Der Islam Die Weltreligionen und ihr Verhältnis zum Rausch Chemie-Apotheken müssen schließen Rezension AILO – Concepts Rezension Arno Adelaars, Christian Rätsch, Claudia Müller-Ebeling: „Ayahuasca. 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Erinnerungen eines Berliner Haschrebellen Rezension Detlev Briesen: Drogenkonsum, Drogenpolitik, Deutschland, USA Rezension Max Goldt: Quite Quality Rezension Grice Scott – Die schönen Blödmacher Rezension Franjo Grotenhermen, Britta Reckendrees: Die Behandlung mit Cannabis und THC Rezension Holbein: Weltverschönerung Rezension Peyote und die Huichol-Indianer Rezension Bommi Baumann: Rausch und Terror Rezension Korf: Cannabis in Europe Rezension Robert Levine Die grosse Verfuehrung Die CIA und der globale Drogenhandel Rezension Jeremy Narby – Intelligenz in der Natur Rezension Ingo Niermann Adriano Sack: Breites Wissen Rezension Pinchbek – 2012: Die Rückkehr der gefiederten Schlange Rezension Wolfgang Schneider: Die „sanfte“ Kontrolle, Suchtprävention als Drogenpolitik Rezension Jens Förster: Kleine Einführung in das Schubladendenken Rezension Max Goldt: Quite Quality Rezension zu Timmerberg: Shiva Moon Rezension Wolf-Dieter Storl: Ich bin ein Teil des Waldes Rezension Wolfgang Schneider: Die „sanfte“ Kontrolle, Suchtprävention als Drogenpolitik Rezension Bernhard van Treeck: Drogen- und Sucht-Lexikon Rezension Wink & Wyk: Mind-Altering and Poisonous Plants of the World Rezension Jürgen Wolsch – Drogen. 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Gefahr im Paradies – Das Reiseziel Thailand im Wandel Reportage, THC-Pharm, Dronabinol, Delta-9-THC Thesen_zur_Drogenpolitik Tiefe – oberflächlich betrachtet Tipi Aufbau Anleitung Ganz Ohr sein – Die Tomatis Hörkur, Hamburger Abendblatt vom 7. Januar 1998 Der spielerische Krieg, Telepolis, 3.9.2005 Tröpfchenweises Wissen Reine Ruhe statt Radau und Rabatz, Telepolis, 18.10.2005 Der mobile Kunde im Visier, Telepolis, 08.12.2005 Der Trend zum functional food zeigt die Virtualisierung der Ernährung und birgt mehr Risiken als Vorteile, telepolis, 02.01.2007 Freiflug für Buchschnipsel, Telepolis, 30.06.2006 Werbeslogans und Verpackungsangaben werden sich radikal ändern, Wucht und Wahrheit in Tüten Kupfer am Limit – Technik, Wünsche und Probleme bei IPTV Ich© liebe Dich® , telepolis v. 1.11.2004 Das Pokerfieber grassiert – Warum Pokern zum Volkssport aufsteigt Einleitung zum Telepolis Übermensch Blog – Projekt Übermensch: Upgrade ins Nirvana Web 2.0 FURZTROCKEN ABER GUT Trocknen von Cannabis In den USA hat sich Cannabis als Medizin längst durchgesetzt Cannabis-Politik in den USA Die sozialistischen Staaten und das Internet, Spiegel Online v. 28.05.2002 Ho Chi Minh im Freudentaumel Vietnam sucht den Zugang zum Internet, FAZ Herba Cannabis – Aus dem „Lehrbuch der Pharmacologie“ (1856) von Carl Damian Ritter von Schroff Vor zehn Jahren kam das Potenzmittel Viagra auf den Markt, Welt am Sonntag v. 25. März 2008 Helmut Wenske Wie München ist Lob der Übertragung. Die Kunstwerke der Ulrike Willenbrink Der Riambakultus – Aus einem Vortrag von Franz von Winckel (1890) Glasfasernetz bricht alle Rekorde, Computerwoche, 01.09.2006 Das spezielle Yoga des Inders Bellur Iyengar stärkt das körperliche und geistige Befinden Das macht sie alle willig – Zu Besuch bei „Zaubertrank“ in Hamburg Winderhude Special Tabak
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Elektronische Kultur Mixed

Datenschutz Zombies

telepolis, 11.05.2011

In den Zeiten des Data-Minings braucht es keine Psychologie.

Die Bewegungsprofile der Web- und Spielenutzer erzeugen ungeheure Datenmengen, deren Analyse zum Spielfeld für Spezialisten geworden ist. Beim sogenannten Data-Mining werden in solchen Datenbeständen Muster erkannt, die Aufschluss über das Verhalten der Benutzer geben. Täglich spielen Millionen von Menschen Online-Spiele. Zynga beispielsweise, Hersteller der populären Browserspiele Farmville und Cityville, sammelt dabei täglich 60 Milliarden Datenpunkte.

Auffällig ist nun, dass zunehmend Kontext, Motivation und das Verhalten der Benutzer nicht mehr mit Begriffen der Psychologie, sondern als statistische Relationen ausgedrückt werden. Es spielt für die Analyse keine Rolle mehr, wie sich der Einzelne in der Situation fühlt, sie beurteilt und auf sie reagiert. Die pure Datenmenge führt zu einer Psychologie ohne psychologische Begriffe.

Was sind die Folgen? Einerseits könnte man froh sein, dass die oft verschwurbelten Begrifflichkeiten zur Beschreibung mentaler Zustände offenbar nicht benötigt werden, um menschlichen Verhalten vorherzusagen. Was der Betroffene dabei fühlt und denkt, stand schon immer auf einem anderen Blatt. Die Kritik am Behaviorismus ist bekannt. Andererseits ist die Tendenz zur Reduzierung des Menschen zum – vor allem ökonomisch verwertbaren – Datenpunkt unverkennbar. In der Praxis erhält zukünftig jeder seine, auf ihn persönlich und seine Surf- und Browserhistorie zugeschnittene Website präsentiert. Noch interessanter wird es, wenn den Computernetzwerken Mitspracherecht bei den vielen Entscheidungen gegeben wird, die unentscheidbar sind. Der Schwangerschaftsabbruch sei genannt. Und von diesen „prinzipiell unentscheidbare Fragen“ (Heinz von Foerster) gibt es erstaunlich viele.

 

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Mixed

Schwitzhuette

Häuptling Bleierne Zunge besorgt es uns richtig

Bewusstseinsveränderung mal anders: In einer Schwitzhütte kann man sich gehen lassen

„Schwitz Dir die Seele aus dem Leib“, raunt mir Manitou zu. Folgsam presst mein Körper noch ein paar Tropfen Körpergifte mehr aus den Poren. Mein Hirn nähert sich der Ohnmacht, wobei das wörtlich zu nehmen ist. Die Hitze ist so stark, dass die ansonsten ewig laufende Maschine im Oberstübchen ihre Arbeit aufgeben will. Hier funktioniert nur noch das Rückenmark – und das reicht, um den Atemvorgang aufrecht zu erhalten. Wo bin ich? Mit Freunden durchlebe ich ein uraltes Ritual: Wir sitzen in einer sogenannten Schwitzhütte in der Lüneburger Heide.
Schwitzhuettencrew

So eine Hütte ist ein witziger Anblick. Als wir im Freibad in Egestorf ankommen steht ein igluförmiges, etwa einsfünfzig Meter niedriges Weidengeflecht auf einem kleinen Hügel im Wald, daneben stapeln sich die Felle toter Kühe. Schon jetzt müsste sich der Esoterik-Freak natürlich fragen, ob das hier alles mit rechten Dingen zugeht. Zunächst schmeissen wir mit dem Bademeister -der uns recht unkompliziert in das Schwitzhüttenritual einführt- die Felle aufs Geflecht. Er erklärt, dass während des Schwitzens nicht geredet wird, es sei denn, man hat das dringende Gefühl die Hütte zu verlassen. Dann sagt man das Zauberwort: „Alle meine Freunde.“ Soweit, so gut.

Neben der Hütte knistert bereits ein Feuer, in welchem Steine erhitzt werden. Um uns neurotische Stadtbewohner schon mal ein wenig auf den Boden der natürlichen Tatsachen zurückzuholen, lässt uns der Bademeister kleine Säckchen mit Kräutern füllen und an ein Band knüpfen. Diese hängen während der Session über unseren Köpfen. „In jedes Päckchen knüpfst Du einen guten Gedanken ein“, sagt der Bademeister. Ich habe bereits nach dem ersten Säckchen vergessen, was ich mit gewünscht habe, aber seit drei Tagen steht ein Ferrari bei mir vor der Tür. Scherz beiseite, wir dürfen nun mit eingezogenen Kopf in die Hütte krauchen und es uns gemütlich machen. Die Damen schüchtern mit Ganzkörperhandtuch, auch die Herren bedecken ihren Schambereich. Reichlich unnötig, denn in der Kate ist es dunkel wie im Arsch eines Grizzlys. Unser Kerkermeister hat die Folterkammer hermetisch abgedichtet. Mit einer Mistforke bugsiert sein schweigsamer Gehilfe (Spitzname: Häuptling Bleierne Zunge) die erste Ladung Steine herein. Dann wird es dunkel.

In unserer Mitte schimmern glühende Steine, auf denen plötzlich Funken knispern. Ich kann nur ahnen, dass unser Meister Kräuter auf die Steine streut. Rauch steigt mir in die Nase und bestätigt meinen Verdacht. Es riecht urwüchsig, brennt aber auch in den heftig Augen. Augen zu und durch. Wasser verdampft hörbar und eine erste Wellte von dampfender Wärme streift über meine Haut. „Das soll alles sein?“, denke ich. Bei weitem nicht, wie sich kurz darauf herausstellt. Das laute Blöcken des Meisters reisst mich aus meinen Gedanken: „Firemaker, open the door please!“, ruft er und Häuptling Bleierne Zunge fummelt am Kuhfell rum. Die alten Steine raus, neue rein. Der Reigen beginnt erneut. Wohlig wird mir, als Saunist trotze ich (noch) der aufsteigenden Hitze. Aber so langsam versagt mein Deo, eine Schweisswelle spült den ALDI-Roller aus den Achseln. Ich streife den lästigen Feudel von Handtuch von mir. Kelle um Kelle Wasser zerbrutzelt auf den Steinen, wird zu Dampf der uns langsam durchweicht. Neben mir schnauft ein Leidensgenosse.

„Firemaker, open the door please!“. Leichte Angst steigt in mir hoch: „Scheisse, noch eine Runde, dass kann der Typ nicht ernst meinen.“ Stöhngeräusche aus der anderen Ecke der Fellhütte sagen mir, dass ich nicht der einzige bin, dessen Körper die weisse Fahne schwingt. Im Schein der glühenden Kräuter sehe ich, dass mir ein Schleimfaden aus der Nase bis vor die Brust hängt. Egal. Ich wische den glibberigen Buhmann ab, er vermischt sich mit dem Schweiss und dem Rasen. Ich kann nicht mehr sitzen. Völlig ergeben lasse ich mich nach hinten sinken, auch, um eine wenig kühlere Luft vom Boden zu schnappen. Ich suhle mich wie ein Bison im Gras, welches sich wunderbar anfühlt. Es herrscht Redeverbot, aber ich möchte schreien. „O.K. Du hast gewonnen!“, will ich Manitou zurufen, „ich ergebe mich!“. Völlige Ergebenheit an Mutter Erde. Wie hiess noch mal das Zauberwort? Obwohl hart zu ertragen, ist das gute Gefühl der erdigen Verbundenheit stärker.

„Firemaker, open the door please!“, klingt es undeutlich in meinem Ohr. Der Bademeister spricht: „Wer will, kann jetzt raus, wer will, kann noch einen weiteren Aufguss mitmachen.“ Ein paar von uns verlassen die Hütte. Ich bin zu schwach überhaupt aufzustehen und denken bei mir, dass jetzt sowieso alles egal ist. Die alten Steine raus, neue rein. Neuer Dampf. Eine mühsame Positionsveränderung im Liegen gibt mir die Möglichkeit an einer Mini-Lücke im Kuhfell Luft zu schnappen. Die Erlebnisse der gesamten Woche rinnen langsam ins Gras – Ausdünstungen der Seele fliessen in den Schoss der Grossen Mutter Erde. Sie, die alles verzeiht und uns neu-gebärt.

Draussen ist Urlaub. Kaltes Wasser spült die interessante Mischung aus Schweiss, Rotz und Gras von meiner Haut. Wir sind uns einig: Eine gute Erfahrung war das. Es fällt das Wort „Neugeboren“. Und das nächste Mal, so scherzen wir, soll er rufen: „Firemaker, roll in the Hash please!“ Und dann wird die Hütte mal richtig unter Dampf gesetzt.

Jörg Auf dem Hövel

 

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Die Indianer Nordamerikas nutzen die Schwitzhütte als Reinigungsritual. Jeder Stamm hat dabei seine eigene Form des Rituals überliefert. Aber auch in Europa wurde schon früh unter Fellen geschwitzt. In Deutschland gehen manche Anbieter von Schwitzhüttenritualen puritanisch nach indianischem Muster vor, andere sehen das eher locker. Punks bauen ihre Hütten beispielsweise nicht mit Kuhfellen, sondern alten Teppichen. Hier entscheidet die persönliche Vorliebe. Eine Schwitzhütte ist nicht schwer zu bauen, gut beschrieben findet sich das im Internet unter http://www.welcomehome.org/rob/sweat/sweat.html.

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Mixed

Wie man aus dem Kino herausgeführt wird

Denn entscheidend ist, wie man aus dem Kino herausgeführt wird

Glattgebügelt in einem neuen Kino-Palast

Die Erscheinung der übergroßen Kino-Center ist ein neues Übel der Großstadt. Das sollte jedem konservativen und vorurteilsfreudigen Menschen schon klar sein, bevor er zum ersten Mal so einen Glaspalast betritt. Verirrt er sich dennoch in den medialen Tempel -meist weil Freunde ihn überredet haben- schlägt ihm die ganze Macht der arroganten Architektur des Größenwahns entgegen. Der riesige Raum mit seinen fünf bis zehn Kassenhäuschen erinnert nicht umsonst eher an eine Kirche denn an ein Schmuddelkino auf dem Kiez. Der gläubige Kunde wird in erster Linie durch das Gesamtereignis beeindruckt und geblendet, der Film an sich tritt dabei mehr und mehr in den Hintergrund. In dieser Atmosphäre soll sich keiner wohl fühlen, vielmehr durch sakrales Design zu Demut angehalten werden. Deutet man es positiv, hat der Film schon angefangen bevor man im Saal sitzt.

Ohne Karte kein Einlass. Richtig warm um´s Herz wird dem Kino-Freund, wenn er nicht mehr in intimen Kontakt mit dem Kassierer treten muss, weil eine Glasscheibe die beiden Mitmenschen trennt. Ein Lautsprecher brüllt die metallenen Preise und die Geldscheine werden durch eine antiseptische Schleuse in das Innere der Kammer gesogen. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis endlich der ineffektive Faktor Mensch gegen vollautomatische Karten-Raus-Rotz-Geräte ersetzt wird. Per Rolltreppe schwebt man dann auf die nächste Ebene. Hier riecht es ebenso wie unten, nämlich nach rein gar nichts. Selbst die Luft aus der Fresstheke gerät nicht an die Nasenhärchen, wird sie doch von der strengen Klimaanlage zügig ins Freie geblasen. Die Taco-Chips und der Popcorn schmecken leider recht ähnlich. Da hilft selbst das Bier nicht weiter, welches hier wie das Junk-Food in den Größen „Medium“ und „Large“ angeboten wird. Eine mittelschwere Zumutung für jeden norddeutschen Geniesser. Amerika, ganz unten.

Die Krönung kulinarischer Begleitgenüsse ist allerdings die rosa Rotunde. In diesem Neon-Pavillion wartet aufgeschäumter Zucker auf seine Einnistung in Zahnlücken. Ihr Dasein verdanken diese Gummibärchen-Abkömmlinge der chemischen Industrie, die wahrscheinlich auch noch die speziellen Neon-Röhren stiftet, welche die Szenerie wie einen Gruselfilm im Cyberspace ausleuchten.

Nun ist es aber keineswegs so, dass sich das Publikum in diesem Ambiente unwohl fühlt. Wo Großeltern denken würden, sie wären in der Zukunft gelandet, gleitet das moderne Klientel butterig durch. Dies ist auch nicht schwer, denn die Metamorphosen dieser Menschen halten ständig mit den glatten Oberflächen des Interieurs Schritt: Allen gemeinsam ist ihre strikte Abneigung gegenüber Naturfasern. Nur Aramid-Gewebe und andere Techno-Fasern haften auf den Noch-Körpern dieser Mutanten des WWW. Schwarz, früher noch modische Farbe des existenziellen Widerstands (Sinnlosigkeit macht Nichts), später Ausdruck von Friedhofssymphatisanten (Nichts macht Sinn), ist zum Ausdruck des virtuellen Chimäre (Nichts ist Macht) geworden. Und gerade so, wie der vorherige Satz keinen Sinn macht, rülpst die Hollywood-Maschine mit ihren ewigen Märchen von Gut und Böse immer öfter Filme ohne Anleihen am Logos aus. Leinwandgröße suggeriert Qualität des Films, aber in den Sitzen lässt es sich wahrlich aushalten. Vorbei die Zeiten, in denen man sich nach eineinhalb Stunden Terence Hill und Bud Spencer wie nach einem Atlantikflug fühlte. Wie gut das betreibende Kino-Konsortium es mit ihrer Kundschaft meint, merkt der werte Besucher erst am Ende des Films. Dann nämlich heisst es Abschied nehmen von den demütigen Gedanken an die Glitzer-Welt des Eingangsbereich. Aus dem Prachtsaal heraus geleitet, stolpert man -noch visuell benommen- durch ein vielstufiges, unverputztes Treppenhaus, bevor man durch eine Feuerschutztür auf einem Parkplatzacker mit metertiefen Pfützen landet. Der Ausblick ist großartig, gibt er doch den Blick auf eine Hochhauskolonie frei, deren Bewohner sich zum Teil weder eine Kino-Karte noch die überteuerten Fresssalien leisten können. Welcome to the real world!

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Mixed

Outlet-Center als künstliche Shopping-Dörfer

telepolis, 05.02.2011

Bei Neumünster will ein britischer Investor ein Shopping-Dorf mit 100 Läden bauen, bei Soltau ist eine solche Freiluft-Mall schon genehmigt. Die umliegenden Kleinstädte fürchten die Verödung ihrer Ortskerne.

Einkaufen ist heutzutage ein Event, Shopping wird zelebriert. In den modernen Shopping-Malls wird der Einkaufsbummel zum halbtäglichen Familienausflug. Unweit der norddeutschen Stadt Neumünster will nun ein britischer Investor die Menschen aus den umliegenden Dörfern, vor allem aber aus Hamburg, in ein potemkinsches Shopping-Dorf locken und damit den nächsten Schritt bei der Virtualisierung der Einkaufswelten gehen. Auf einem 80.000 Quadratmeter großen Grundstück sollen 100 Markenartikel-Läden entstehen. Während in den Innenbereichen eine Stahlträgerkonstruktion den modularen Aufbau mit Gipskarton erlaubt, sind die Fassaden zweistöckig-norddeutschen Fachwerkhäuschen nachempfunden. Die oberen Etagen existieren allerdings nur als kernlose Hülle, sie sind nicht begehbar. Die mutierte Modellbauwelt will über das bekannte Modell der sogenannten Factory Outlet Center (FOC) hinaus gehen und in erster Linie Mode-Luxusmarken anbieten. Das benachbarte Rendsburg sucht den Bau vor Gericht zu verhindern.

Der sperrige Begriff des „Hersteller-Direktverkaufszentrum“ konnte sich nie so recht etablieren, um sich von den Fabrikverkaufsodor zu befreien wurde schon vor einigen Jahren ein neuer Begriff für diese Art des Vertriebs kreiert: Designer Outlet Center (DOC). In Deutschland existieren zur Zeit elf DOC beziehungsweise FOC (darunter bei Wertheim, Ingolstadt, Wolfsburg, Zweibrücken und Wustermark bei Berlin, dazu die gewachsenen Geschäftsansammlungen in Metzingen, Herzogenaurach und Ochtum bei Bremen).

Weitere Projekte haben bereits eine Baugenehmigung erhalten: Nach Jahre währenden Rechtsstreit setzte sich die Stadt Soltau gegen die Mitbewerber aus Bispingen und Bad Fallingbostel und gegen die Klagen der benachbarten Gemeinden wie Lüneburg durch. Die Eröffnung soll im Frühjahr 2012 erfolgen. Auch dieses Center wäre mit dem Auto innerhalb einer Stunde von Hamburg aus erreichbar.

Im rheinland-pfälzischen Montabaur kann ebenfalls bald billig geshoppt werden, die Stadt wird in der Nähe der A3 ein FOC ansiedeln. Hier hatten die Nachbarstädte ebenfalls geklagt. Das Oberverwaltungsgericht sah die zu erwartende Umsatzverteilung für die jeweiligen Städte unterhalb der sogenannten „Erheblichkeitsschwelle“ von 10 % liegen. Dies ist der gesetzlich festgelegte Rahmen, innerhalb dess umliegende Städte Umsatzeinbußen akzeptieren müssen. Der Grenzwert ist schwer zu berechnen, denn wie viele Einwohner kaufen ihre neue Jeans aufgrund eines nahe gelegenen Outlets nicht mehr beim Einzelhändler im Ort?

Lange Zeit wurden viele der geplanten Outlets verhindert. In Bayern, wo man stolz auf seine kleinteiligen Infrastrukturen ist, konnten sich lange keine Freiluft-Malls etablieren. Das Ingolstadt Village wurde in der Presse als „Dammbruch“ bezeichnet. Die Betreiber des Berliner Centers sprechen in einem Interview in der Bauwelt generös von einem „Lernprozess“, in dem sich Deutschland gerade befände.

Die befürchtete, und in vielen Kleinstädten Deutschlands schon lange Realität gewordene Verödung der Fußgängerzonen ist ursächlich nicht mit der Ansiedlung von Outlets im Umland verbunden. Vielmehr sind verfehlte Standort- und Verkehrspolitik, mangelnde Kaufkraft, Abwanderung in die Großstädte und weitere Faktoren Schuld daran, dass viele Einkaufsstraßen den Charme einer leeren Schuhschachtel ausstrahlen.

Nicht die Outlets waren die ersten auf der Grünen Wiese vor der Stadt, sondern die Groß-Supermärkte. Diese sorgten früh dafür, dass die Kunden beim Kaufmann im Ort fehlten. So schließt Laden auf Laden, unter solchen Umständen ist der Bürgermeister froh, wenn sich wenigstens ein Textil-Discount ansiedelt, was die Attraktivität des Standortes weiter nach unten schraubt.

Egal ob Einzelhändler oder Kette: Wer im Ortskern neu eröffnen will, der muss sich meist mit Bestandsimmobilien rumschlagen, deren Grundriss oft überhaupt nicht zum Vorhaben passt. Dem Angebot eines Outlet-Center-Betreibers, auf das nahe Brachland ein virtuelles Dorf zu stellen, kann dann schon allein aus fiskalischen Gründen kaum jemand widerstehen. Zudem entstehen neue Arbeitsplätze. Die kontinuierliche Verbreitung der Center wird nicht nur das Einkaufsverhalten, sondern auch die Landschaften mitsamt ihrer Infrastruktur noch einmal neu verändern. Aus Einkaufszentren werden Freizeiteinrichtungen.

Das erste DOC Deutschlands entstand 2001 in Zweibrücken. Seitdem befindet es sich im kontinuierlichen Ausbau. Nach der ersten Erweiterung im Jahr 2006 war Zweibrücken mit 75 Geschäften auf rund 15.000 Quadratmetern Verkaufsfläche schon das größte Designer-Outlet Deutschlands. Im Sommer 2008 wurde die dritte Erweiterung auf genau 101 Shops abgeschlossen. 2007 besuchten rund 1,6 Millionen Kunden das Dorf.

Das Outlet im niederländischen Roermond sollte ursprünglich unweit der Grenze in Deutschland entstehen, scheiterte aber am Widerstand der Region. Der Centerbetreiber, die amerikanisch-britische McArthur Glen-Gruppe, hat es sich zum Prinzip gemacht, seine Projekte im Stil der jeweiligen Region zu gestalten. „Village Style“ wird das genannt. Es dient als Vorbild für die Planungen in Neumünster. In Roermond simuliert man die alten Stadthäuser und Gutshäuser der Provinz Limburg in der Architektur. Ziegelfassaden, Torwege, Stufengiebel, kleine Plätze. Das konstruktive Gerüst der Gebäude besteht vollständig aus von außen nicht sichtbaren Stahlprofilen im Grundraster 7,5 auf 7,5 Metern. 100 Geschäfte teilten sich 28.000 Quadratmeter. Die Ladenstadt wird jährlich von knapp 3 Millionen Menschen besucht. Rund zwei Drittel von ihnen kommen aus dem Ballungsraum Köln-Düsseldorf und dem Ruhrgebiet hinüber gefahren.

In Berlin hat der Investor McArthur Glen, der auch die Freiluft-Mall bei Neumünster bauen will, gerade eine Verdoppelung seines Outlet Centers an der B5 bei Elstal auf 90 Läden abgeschlossen. Hier sucht man in märkischen Baustil zu überzeugen. Die Kundschaft besteht tatsächlich hauptsächlich aus Berlinern, in der Ferienzeit, so die Betreiber in einem Interview im Fachmagazin Bauwelt, käme eine „große Anzahl Kunden aus den anderen Bundesländern“ hinzu.

In allen Outlets geht es vornehmlich um den Vertrieb von Bekleidung. Vom Gesetzgeber sind die Outlets verpflichtet worden, nur Vorsaisonware und Überhänge zu verkaufen, damit keine direkte Konkurrenz zu den Einzelhändlern in der Innenstadt besteht. Die klagen aber darüber, dass neue Modell teilweise nach zu kurzer Zeit in die Desigern-Schnäppchenmärkte gelangten. Und darüber, dass es sich bei manchen Waren um Extra-Anfertigungen für die Outlets handele.

Die Outlets zielen auf den „Smart-Shopper“, der inkonsistent, markenbewusst und zugleich preiswert einkauft. Britischen Erhebungen zu Folge wandelt der Normalshopper zweieinhalb Stunden im Outlet umher, ist das Angebot an Restaurants und Entertainment größer, werden schnell auch vier Stunden daraus. Die Hälfte der Befragten besucht das Center als Teil eines Tagesausflugs, in Großbritannien waren sogar 75% mit Freunden und Bekannten unterwegs. Der Architekt Rem Koolhaas nennt Einkaufen die „letzte verbliebene Form der öffentlichen Tätigkeit“, die den Raum wie nichts anderes prägt.

Neben den Einheimischen locken die Outlets zunehmend auch ausländische Shopper. Ihnen wird in allen ihren Geschäften die Möglichkeit zum Tax Free Shopping geboten. Wer den Europa-Urlaub plant, kann den Besuch im Outlet gleich mitbuchen – Transport vom und zum Flughafen eingeschlossen. Von München aus verkehren beispielsweise regelmäßig Busse in das Outlet Center nach Ingolstadt.

Die meisten Besucher kommen aber mit dem eigenen Auto, ein weiterer Trend im modernen Konsumverhalten. Man geht nicht mehr einkaufen, man fährt, selbst wenn der Markt in der Nähe ist. In Städten legen einige Supermärkte nur noch Zufahrten für Autos an, Fußgänger müssen auf der Straße in den Markt gelangen.

Die Outlets sind nun ganz auf den Autofahrer konzentriert, riesige Parkplätze sorgen für das gute Gefühl, die aus der Innenstadt bekannte, lästige Parkplatzsuche entfällt. Wie weggewischt sind auch die sozialen Problemgruppen, die in den Innenstädten den geschmeidigen Einkaufsfluss durch Bettelei stören. Aus dieser Perspektive sind Designer Outlet Center ein Versuch, die hochglänzenden, guten Seiten des urbanen Lebens in einen Reinraum zu extrahieren und sie sogar quasi-demokratisch zu legitimieren, weil nun jeder Zugang zur Luxusartikeln erhält.

In den USA ist der Outlet-Trend vorbei, man spricht durch die 350 Center von einer Sättigung. In Großbritannien sieht das ähnlich aus, hier existieren über 50 FOC, von jeder großen Stadt lässt sich mittlerweile ein Center innerhalb von einer Stunde mit dem Autor erreichen.

Luft nach oben herrscht noch in Spanien, Italien und Deutschland. Der in Neumünster aktive Betreiber McArthur Glen ist seit Beginn der neunziger Jahre der Vorreiter für diese Art von Shopping-Tempeln. Die Firma betreibt 17 Outlet Center in ganz Europa. Am nun geplanten Outlet Center wird das Dilemma der aktuellen Raumentwicklung deutlich.

Nicht die örtliche Politik gestaltet ihre Gemeinde, sondern internationale und anonymisierte Finanziers. Die haben wenig Interesse an den kommunalen Belangen, für sie sind Areale und Wiesen austauschbar. Was tatsächlich von den örtlichen Besonderheiten berücksichtigt wird, ist die Architektur, die wiederum nur mit dem Lokalkolorit spielt und leere Hüllen schafft.

 

 

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Zwischen Mode und Tierschutz

Zwischen Mode und Tierschutz

Pelz und Tierhaltung stehen nach wie vor im Zwielicht

Unterliegt der Pelz den gleichen Gesetzen wie die breiten und schmalen Krawatten? Der erfahrene Mann gibt seine unmodern gewordenen Binder schon längst nicht mehr zur Altkleidersammlung, weil er ahnt, daß sie in ein paar Jahren wieder total hip sind. Und die bewußte Frau? Holt sie ihr Schmuckstück aus Fell trotz eines schlechten Gewissens ebenfalls erneut aus dem Keller, weil es der Trend vorgibt? Das pelzverarbeitende Gewerbe jedenfalls meldet für 1996 Umsatzsteigerungen von über 15 Prozent. Die Tierschützer sind alarmiert und rufen mit immer ausgefalleneren Aktionen zum Boykott von Naturpelzen auf, die Politik verschärft die Auflagen für Tierhaltungen. Der Streit ist neu entbrannt, es geht nicht nur um die Frage, ob der Pelz in den modischen Kreislauf zurückkehrt.

Lange, kalte Winter erwärmen seit je her das Herz der Pelztierbranche. Der strenge Winter der letzten beiden Jahre bescherte den über Tausend deutschen Kürschnern einen deutlichen Anstieg ihrer Umsätze, auf ihren Auktionen verkauften sie innerhalb kürzester Zeit das gesamte Fellangebot. Das Deutsche Pelz Institut (DPI) feierte die „Rückkehr des Pelzes ins Modebild“. Eine Entwicklung, die nicht an den Grenzen Deutschlands halt macht, denn vor allem in den osteuropäischen Ländern steigt der Wunsch des Verbrauchers, sich mit einem Fell zu wärmen, rapide an. War Rußland bis vor kurzem eines der Hauptlieferländer für Nerz- und Fuchsfelle, stellt sich die jüngste Situation verändert dar: Rußland importiert heute Mengen von fertig verarbeiteter Pelzmode, daneben aber auch Felle zur Verarbeitung im Land selbst. Lange Zeit litt die europäische Pelzbranche unter den massiven Protesten der Tierschützer, aber mit den Zeiten ändert sich auch die Mode, und die Designer wagen sich wieder vermehrt an die Gestaltung von wertvollen und wärmenden Mänteln und Jacken. Stolz behauptet das DPI, daß heute so viele Modemacher wie nie zuvor mit Pelz arbeiten. Die französische Elle kommentiert: „Es ist kein Tabu mehr, einen echten Pelz zu tragen.“

Organisierten Tierschützer halten den Jubel der Pelzindustrie für Schwanengesang. Zwar sei nicht zu verhehlen, daß die Branche seit 1991 einen leichten Aufstieg zu verzeichnen hätte, dieser müsse aber in den Zusammenhang mit den letzten 12 Jahren gesehen werden. Bis Anfang der 80er Jahre war die Bundesrepublik führend im Pelz-Business, bis Tier- und Artenschützer mit Protesten auf die qualvolle Lage der Tiere auf den skandinavischen Pelztierfarmen hinwiesen. Filmbeiträge folgten, einige Firmen aus der Branche wurden als wirtschaftskriminell entlarvt, wissenschaftliche Arbeiten dokumentierten die Mißstände auf bundesdeutschen Nerz-, Iltis- und Nutriafarmen. Die Folge: Zwischen 1987 und 1991 verlor die Pelzwirtschaft zwei Drittel ihres Produktionswertes, die Geschäfte mit dem Tierfell konnten kaum schlechter gehen. Nur noch selten erhielt der Pelz Auslauf, nur noch selten trug man das kostbare Stück öffentlich zur Schau. Der tierische Flaum war als Schmuckstück von den Prachtstraßen der europäischen Metropolen nahezu verschwunden, tauchte er dann und wann doch noch mal auf, fristete er als dezente Applikation an Ärmel oder Kragen ein betont unauffälliges Dasein. Trotz des 1991 zu verzeichnenden Anstiegs lagen die Umsätze des Kürschnerhandwerks, des Bekleidungseinzelhandels und der Waren- und Versandhäuser 1991 mit rund 2 Milliarden DM ca. 50 % unter denen des Jahres 1980. Von den Anfang der 80er Jahre noch bestehenden 170 Nerz-, Iltis-, Fuchs- und Sumpfbiberfarmen bestehen heute noch höchstens die Hälfte, ein dramatischer Rückgang war auch hier zu verzeichnen. Edmund Haferbeck vom Bundesverband der Tierversuchsgegner nennt die Erfolgsmeldungen der Pelzbranche aus diesem Grunde eine „irreführende und burschikose Trotzreaktion“.

Mittlerweile kämpft eine breite Front von Tierschützern weltweit gegen die Jagd und Haltung von Pelztieren. Mit aufsehenerregenden Aktionen wendet man sich an die Öffentlichkeit und bedient sich dabei gekonnt der Massenmedien. Zu Trägern der tierfreundlichen Botschaft werden immer wieder Stars und Sternchen, die ihre Popularität für die „gute Sache“ einsetzen. Die amerikanische PeTA („People for the Ethical Treatment of Animals“) läßt Prominente unter dem Motto „Lieber nackt als Pelz“ unbekleidet vor der Kamera posieren. Topmodels wie Nadja Auermann, Cindy Crawford und Christy Turlington ließen bereits die Hüllen fallen, Frauenschwarm Markus Schenkenberg ebenso. Die internationale Agentur „BOSS Models“ erklärte kürzlich, daß sie ihre Modelle ab sofort nicht mehr in Produktionen schickt, in denen Pelze eine Rolle spielen. Kim Basinger setzt ihre Schönheit ebenso für PeTa ein wie Schauspielkollege Hugh Grant seinen Charme. Und Magiergattin Claudia Schiffer erzürnte im letzten Jahr ihren Arbeitgeber Karl Lagerfeld mit der Ankündigung, nicht mehr in seinen Fellkreationen über den Laufsteg wandeln zu wollen.

In Deutschland fungierte die Interpretin des Chaos´, Nina Hagen, lange Zeit als Aushängeschild der Tierrechtler. Gespeist aus einem Trivial-Buddhismus, propagiert die Sängerin die universelle Liebe zwischen Mensch und Tier. Angeschlossen hat sich nun die „Lukas Familie“ um Komiker Dirk Bach, die seit dem Januar durch das Abendprogramm des ZDF geistern. Auch sie demonstrieren mit der PeTA gegen den Mißbrauch von Pelzen.

PeTA-Chef Dan Mathews weiß ob der Wirkungskraft seiner prominenten Flagschiffe, er bezeichnet seine Organisation als „Marketingagentur“. Protest gegen das Establishment liegt ihm fern: „Wir leben nicht mehr in den Sechzigern“, sagt der Mann, der als Telefonist bei der PeTa begann, „heute gilt es, die Botschaft raffiniert zu verpacken“. Mathews bemerkte schon früh seine Bestimmung: Als kleiner Junge in den USA rettete er zusammen mit seinem Bruder junge Katzen, die von den Nachbarkindern gequält wurden. Die Peiniger bezogen dabei ein kräftige Tracht Prügel. Schnell bemerkte er, daß Tierschutz eine Sache der Konsumenten, weniger der Politiker ist und entwickelte die Prämisse seiner Arbeit: „Tierrecht heißt, daß zu respektieren, was lebt und fühlt. Und was man respektiert, daß rührt man nicht an.“

Seit ihrer Gründung im Jahre 1980 unterstützen vor allem jüngere Leute die gemeinnützige Organisation, freiwillige Helfer arbeiten zumeist unentgeldlich zum Schutz der bedrohten Kreaturen. Die Mitarbeiter verweisen auf diverse Erfolge: Auf Druck von PeTA stellten die Unternehmen Revlon, Avon und Estèe Lauder Tierversuche für ihre Produkte ein und der Autogigant General Motors stoppte die Verwendung von Schweinen und Frettchen für Crash-Tests.

Die Anti-Pelz Kampagne ist aber nach wie vor die Populärste der professionellen Tierfreunde, denn den meisten Menschen fällt der Verzicht auf den Pelz ebenso leicht, wie die Boykottierung eines bestimmten Tankstellentyps. Pelzindustrie und Tierschützer streiten sich indes um jeden einzelnen Modedesigner und veröffentlichen in kurzen Abständen Listen, auf welchen die Namen derjenigen Schneider-Künstler vermerkt sind, die den Pelz nutzen oder eben nicht verwenden.

Auch der Hamburger Modezar Wolfgang Joop meint, auf Pelz verzichten zu können, gibt aber zugelich zu bedenken, daß Tatsache bleiben wird, daß „Tiere gezüchtet werden, um sie zu verwenden – ob als Speise oder Kleidung“. Damit spricht Joop ein Grundproblem des Tierschutzes an. Denkt man die Forderungen der Organisationen nämlich bis an ihr Ende, dürfte sich der Mensch grundsätzlich nicht mehr am Tier vergreifen. Ob im Zoo, als Pelz oder im Tierversuch – überall zwingt der Homo sapiens einer anderen Spezies seinen Willen auf. Vorerst begnügen sich die viele Tierschützer allerdings damit, auf die Situation der Nutztiere hinzuweisen. Annähernd fünf Millionen Pelztiere -Waschbären, Luchse, Biber, Nutri Otter und andere Tiere- werden jährlich von Fallenstellern in den USA getötet. Dies geschieht meist mithilfe des Tellereisens, dessen beiden Zahnreihen bei Berührung am Bein des Tieres zusammenklappen. Oft versucht das Geschöpf dann freizukommen – manche beißen oder drehen sich dabei das gefangene Glied ab und verenden später. In Deutschland sind Tellereisen mittlerweile verboten, nicht aber der Import von Pelzen, die mit dieser Methode gefangen wurden. Silke Berenthal von der PeTA in Hamburg sieht darin eine „nicht zu übersehende Doppelmoral“. Weitere dreieinhalb Millionen Pelztiere leben in den USA auf Farmen. Ungeachtet ihrer Größe oder ihres Standortes ist die Art, wie Nerze und andere Pelztiere gezüchtet werden, auf der ganzen Welt relativ einheitlich: Füchse hält man in bis zu 250 Quadratzentimeter kleinen Käfigen, Nerze und ihre nahen Verwandten warten auf 30 x 100 Zentimeter auf ihre Verarbeitung.

Erbitterter Streit herrscht darüber, inwieweit die Tiere unter diesen Umständer ihrer Gefangenschaft leiden. Quält das animalische Wesen der Entzug seiner Freiheit ebenso wie den Menschen? Tierschutzorganisationen halten es für selbstverständlich, daß die Gefangenschaft jedweder Kreatur nicht nur gegen dessen „Recht auf Wohlbefinden“ verstößt, sondern zudem Ursache von Krankheiten und Verhaltensstörungen bishin zum Kannibalismus sei. Nach Ansicht der Befürworter der intensiven Tierhaltung ist dagegen schon der Begriff des „Wohlbefindens“ eine unzulässige Übertragung menschlicher Kategorien auf das Tier. Im Laufe seiner Domestizierung hätte sich nicht nur das Haus-, sondern auch das Pelztier an seine Lebensbedingungen in der Nähe des Menschens gewöhnt. Demnach dürfe, so die Meinung, das Verhalten von Tieren in Gefangenschaft, welche seit Generationen mit dem Menschen leben, nicht mit dem Verhalten ihrer Artgenossen in der freien Wildbahn verglichen werden. Der dänische Wissenschaftler Knud Erik Heller behauptet, daß „Domestizierung und Selektion von Nutztieren zu derart tiefgreifenden Änderungen geführt haben, daß ein Vergleich mit Wildformen unsinnig ist.“ Der Forscher von der Universität Kopenhagen will herausgefunden haben, daß Pelztiere unter normalen Zuchtbedigungen keinerlei Langzeitstreß ausgesetzt sind. Heller: „Es deutet nichts darauf hin, daß Wildtiere ein höheres Wohlbefinden haben als entsprechende Zahmformen.“

Auch diese Ergebnisse der nordischen Forscher werden in ihrer Substanz von den aktiven Tierschutzengeln angezweifelt. Sie beharren darauf, daß trotz generationsübergreifendender Gewöhnung an Gefangenschaft in jedem Tier ein Trieb nach Bewegung und Aktivität vorhanden sei. Die moralische Verpflichtung der Menschheit bestehe darin, Mitmenschen und andere Kreaturen so zu behandeln, daß ihnen unnötiges Leid erspart wird. Und so bezieht die Moral der Tierschützer die „niederen“ Kreaturen bewußt mitein. Ihr Hauptargument: Nichts, weder wissenschaftlichen Untersuchungen, noch philosophischen Überlegungen rechtfertigen die Annahme, das ein Unterschied im moralischen Status von Mensch und Tier existiert. Im Kern streiten die Befürworter der Tiernutzung und ihre Gegner um die Frage, welche Gemeinsamkeit die auf christlichen Vorstellungen beruhende „Krone der Schöpfung“ (noch) mit den anderen lebenden Geschöpfen hat. Weisen Tierschützer in der Auseinandersetzung immer wieder auf die Gemeinsamkeiten von Mensch und Tier hin, heben Tiernutzer deren Unterschiede hervor.

Die neuere Verhaltensforschung zeigt zunehmend, daß Tiere ein ebenso bewegtes Innenleben haben wie Menschen: Sie wissen genau, was sie wollen und was sie nicht wollen und besitzen vielfach Fähigkeiten des Bewußtseins und sind damit durchaus „Subjekte eigener Lebensführung“. Verhaltensforscher und Nobelpreisträger Konrad Lorenz (Der „Gänsevater“) nannte Tiere „Gefühlsmenschen mit sehr wenig Verstand“.

Abseits solch tiefgreifender Erörterungen hängt das Mäntelchen der öffentlichen Meinung in der steifen Brise der weitgehenden Ablehnung der Pelztierzucht. Glaubt man den neuesten Auslegungen der Auguren von Emnid, so behaupten 70 Prozent der Bevölkerung in Deutschland, daß es heutzutage unschicklich sei, ein Kleidungstück aus Tierfell zu tragen. Diese eindeutige Tendenz ist unter jüngeren Menschen noch weit ausgeprägter, denn über 80 Prozent der bis 29jährigen meinten „Niemand sollte mehr Pelzmäntel kaufen“, während dieser Anteil bei den über 60jährigen auf nur 57 Prozent schrumpfte. Die Pelzbranche dürfte ihr größtes Käuferpotential also noch immer in der reiferen Generation finden, schwierig dürfte es indes sein, Stola, Cape, oder Muff an den wertegewandelten Großstadtbewohner unter 30 zu vertreiben.

Nach Volkes Wille richten sich mittlerweile vermehrt Parteien und Politiker: Der Bundesrat verschärfte bereits 1992 die Vorschriften für die Haltungsbedingungen von Pelztieren, die Pelzgegner hoffen seit dieser Zeit darauf, daß die Gefangenschaft von Felltieren so unrentabel wird, daß bald keine Farmen mehr auf deutschem Boden stehen. Auch das Europäische Parlament bemüht sich um einen Schutz von Nutz- und Pelztieren – jüngst forderte das Gremium seine Mitgliedsländer auf, effektive Gesetze zu erlassen, die mithilfe von Überwachungsmaßnahmen durchgesetzt werden. Diese Forderung erfüllt das deutsche Tierschutzgesetz zum Teil schon heute, wichtige Vorschriften des Gesetzes werden aber, so Rechtsanwalt Eisenhart von Loeper, vom Grundgesetz ausgehebelt. Dieses entziehe dem Einzeltier die „Anerkennung seiner Schutzwürdigkeit“, im Konflikt mit in der Verfassung fest verankerten Rechten, wie beispielsweise der Freiheit der Wissenschaft, sei somit „der Tierschutz für Behörden und Gerichte notwendig unbeachtlich, so daß eine rechtsstaatliche Kontrolle nicht mehr stattfinden kann“, interpretiert der Jurist und Tierschützer. Die Folge: Forscher pochen mit Recht auf ihre Tierversuche, Pelztierzüchter stehen auf dem sicheren Fundament der Verfassung.

Andere Wege zeichnen sich in der Schweiz und den neuen Bundesländern ab. Die Konföderation der Helvetier verankerte die „Würde der Kreatur“ bereits in der Verfassung, den Verfassungsrang des Tierschutzes anerkennen ebenfall die vier Bundesländer Brandenburg, Sachsen, Thüringen und Berlin. Setzt sich die Idee einer weiter durch, daß das jedes höher entwickelte Tier Träger eigener Rechte ist, dürften die Zeiten für die Pelztierbranche wieder schwerer werden.

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Mixed Reisen

Mit dem Sachverständigen Harry Käding in die Pilze

Sturmumtost – Mit dem Pilzsachverständigen Harry Käding in die Pilze

24. Oktober 2010

So aber begab es sich, dass es donnerte und der Wind in den Bäumen rauschte und der kalte Regen gegen die Scheiben peitschte im Morgengrauen jenes Sonntages, den man da nannte den 24.Oktober 2010; und man hätte sich doch gerne wieder zum Schlafe gebettet, wäre man da nicht verabredet gewesen im finstren Tann – mit Harry – Harry Käding um genau zu sein, dem bekannten Speise- und deshalb logischerweise auch Giftpilzsachverständigen, der Interessierte via Internetz und Emil zur Exkursion in ihm noch unbekanntem Terrain geladen hatte, den Wäldchen rund um das Schnaakenmoor bei Rissen.

September und Anfang Oktober dieses Jahres waren von Pilzfreunden als sensationell und ergiebig gefeiert worden, nun aber war die Explosion der Pilze und damit auch der leckersten Speisepilze wohl endgültig vorbei, so beklagten es seit zwei Wochen sentimentale Gemüter. Doch das sollte uns nicht schrecken. Pünktlich wie die Eieruhr trafen wir am Rissener S-Bahnhof mit dem Automobile ein, wo Harry die pünktlicheren Pilzfraggles bereits mit Döhntjes und der Vortagsernte bei Laune hielt. Nach Entlohnung eines Obolus in Höhe von fünf Euronen pro Person wollten wir gemeinsam in den Wald an potentiell pilzhöffige Stellen fahren. Als wir noch dabei waren, unseren Wagen zu holen, fuhr Harry schon mal mit dem Wagen vor und ward verschwunden und zwar nicht nur für Sekunden, sondern von der Bildfläche. Dafür hatten wir zwar als Beifahrerin eine hübsche Werbetexterin mit Roots im Herzen der Republik bei Weimar im Auto, aber keinen Hinweis mehr auf Harry und den Rest der Truppe. Dann doch gut, dass es das Handy, diese sich endemisch ausbreitende Hirnfritteuse gibt, natürlich nicht nur zum Klingeltöne „Da ist ein Blödi am Handy!“ downloaden, sondern auch zur Kontaktherstellung, in diesem Falle mit Harry. Dieser sympathische Spaßvogel lungerte denn bereits schon im Walde herum und fing wohl gerade langsam an, die verlorenen Seelen zu vermissen. Wir schlossen auf und es konnte losgehen.

Neben uns spätpubertären Mittvierzigern, unserer pilzenthusiastischen Herzdame und einer netten Mutter mit erwachsener Tochter, stapften auch noch zwei Herren etwas fortgeschritteneren Alters, ein ob der zu befürchtenden dürftigen Ausbeute bereits klagender Spezi und ein bescheiden vor sich hin schmunzelnder Fotofreak bei Nieselregen durch den feuchten Wald. Vorneweg mit Trillerpfeife natürlich Harry.

Schon bald wurden die ersten Pilze gesichtet, die wohl allseits bekannten Nebelkappen (Lepista nebularis), deren Nichtkenntnis einen Pilzexperten schon mal an den Rande der Weißglut treiben kann, zumal wenn bei jeder Nebelkappe wieder nachgefragt wird. Dies blieb Harry an jenem Tage aber erspart. Die recht großen grauen Burschen wachsen in dieser Zeit nun mal vielerorts am Wegesrand. Sie sind nicht mehr giftig und eßbar, wenn man sie vorher lange genug abkocht, aber nicht jederfraus Sache und stießen dem zur Folge nur auf mäßige Begeisterung.

Der Violette Rötelritterling (Lepista nuda) ist ein weiterer eßbarer Winterpilz.

Der Geflecktblättrige Flämmling (Gymnopilus penetrans) gilt dagegen als bitter und ungenießbar.

Er kann verwechselt werden mit Rauchblättrigen Schwefelköpfen (Hypholoma capnoides), einem typischen Fichten- bzw. Nadelbaumstumpfbegleiter.Wir fanden diese gleich zu Beginn, aber nach Diagnose unseres Meisters zu feucht, liessen sie also stehen, ernteten die Hüte dieses recht schmackhaften Winterpilzes später aber noch in ausreichender Menge für Kostproben und zwar mit der frisch gelernten etwas rabiaten Handkämm-Methode. Der wohlschmeckende Schwefelkopf kann auch mit dem allerdings bitter schmeckenden giftigen Grünblättrigen Schwefelkopf (Hypholoma vasiculare) und einigen nicht eßbaren anderen Schwefelkopf-Arten verwechselt werden kann.

Verwechslungsgefahr besteht für den Laien, so lernten wir noch, zwischen dem beliebten ebenfalls in Gruppen auftretenden nußartig schmeckenden Stockschwämmchen (Pholiota mutabilis) und dem gefährlichen tödlich giftigen mehlartig riechenden Gift-Häubling (Galerina marginata) und obendrein oben erwähnten Flämmling. Alles klar?

Der von manchen Pilzomas und Osteuropäern hoch geschätzte Kahle Krempling (Paxillus involutus) ist roh und ungenügend gekocht giftig und kann bei häufigerem Genuss mitunter erst nach Jahren im Einzelfall schwere Langzeitschäden (Zerstörung der roten Blutkörperchen) bewirken. Deshalb wird heutzutage hierzulande vor ihm gewarnt.

Der Gelbe Knollenblätterpilz (Amanita citrina), den uns Harry zeigt, ist wahrscheinlich allenfalls schwach giftig. Er soll geringe Mengen an Tryptaminen enthalten. Auf einen Versuch sollte man es aber besser nicht ankommen lassen.

Zur Erkennung unverträglicher Täublinge gibt es einen Test: Harry kaute ein Stück von dem weißen Fleisch eines Täublings. Wir machten es ihm nach. Es schmeckte scharf wie Wasabi. Bald schon spuckten wir alle die Stückchen wieder aus. Es handelte sich bei dem obskuren Pilz offenbar um einen verblassenden Roten Speitäubling (Russula emetica). Man soll ihn auf Brot esen oder auch zur Würzung verwenden können. Er gilt als giftig, weil Viele auf seinen Genuss hin mit Erbrechen reagieren.

Stockschwaemmchen

Wir entdeckten Milchlinge und Flämmlinge, die uns hier nicht weiter interessieren sollten.

Auch ein paar Exemplare des verbreiteten und auch eßbaren Hallimasch (Armillaria ssp.) lösten keine Laola-Welle aus.

Aus dem Rotbraunen Milchling (Lactarius rufus), der auch noch zu später Jahreszeit wächst, kann man nach Vorbehandlung um den scharfen Geschmack weg zu kriegen, was machen. Wir liessen ihn stehen.

Navi für Pilzsammler wird kurz Gesprächsthema; aber wo bleibt da der indianische Sportsgeist, was wäre gewesen, wenn Rotkäppchen ein Navi gehabt hätte, und was, wenn der Baum, an dem man hätte rechts abbiegen müssen, längst im Schredder des Forstmannes gelandet ist?! Fragen über Fragen…

Bei den bei Sammlern so beliebten Röhrenpilzen sah es nicht mehr gut aus: Überalterte Maronen (Xerocomus badius), allesamt mit Schimmelpilz und madiger Fleischeinlage, zeigten ob ihrer bisweilen beachtlichen Größe, was hier unter besseren klimatischen Bedingungen möglich gewesen wäre oder war.

Rotfußröhrlinge (Xerocomus chrysenteron), die bei Laien auch als Maronen durchgehen, obwohl sie nicht so aromatisch schmecken, sahen beim Anschneiden ebenfalls enttäuschend aus und mussten entsorgt werden. „Zur falschen Zeit am falschen Ort“ grummelte unser Spezi. Das hätte zwar auch ein Lebensmotto sein können, aber aus Sammlersicht hatte er sicherlich recht. Als enthusiastische Laien und Lernende liessen wir uns jedoch den Spaß nicht nehmen.

Immerhin fanden wir als Nächstes einen Gallentäubling (Russula fellea), der so bitter schmeckt, wie er heißt, wenn man ein wenig auf seinem Fleisch herumkaut, Kategorie ungenießbar bis giftig. „Der Weg ist das Ziel!“ meinte Harry. Und so schlugen die ersten Durchhalteparolen wie philosophische Tiefschläge in das pilzhungrige Gemüt, während wir uns über matschige Waldwege in die Büsche schlugen. Irgendwo in der Nähe, in der Pony-Waldschänke, sollte es wohl gute Fritten geben. Aber noch waren wir nicht am Ende unserer Kräfte, geschweige denn unserer Lust auf Pilze.

Ein Täubling, laut Harry „schmackhaft“ und im Täublingstest von angenehm pilziger Milde, entschädigte zwar nicht für Alles aber sollte doch eventuell überstrapazierte Nerven erst einmal beruhigen. Mittlerweile regnete es auch praktisch fast nicht mehr.

Harry zeigte uns einen angefressenen Schwefelporling (Laetiporus sulphureus), einen Baumpilz, den man länger kochen muss, und der dann von der Konsistenz her ein bißchen an Hühnerfrikassee erinnert.

Der Horngraue Butter-Rübling (Rhodocollybia butyracea), der jetzt immer häufiger auftauchte, sagte uns Harry, sei eßbar, die Hüte gut für Pilzsuppe. „Jung und knacktig ist da zu bevorzugen!“, eine unverdorbene forrestale Lebensweisheit. Sandpilze (Suillus variegatus) von beachtlicher Größe tauchten auf, einige Kleine waren noch brauchbar.

Giftige und eßbare Trichterlinge wie der deutlich nach Anis riechende Grüne Anis-Trichterling (Clitocybe odora) kreuzten unseren Weg.

Ein kleiner putziger korallenartiger Gallertpilz, der orangegelbe Klebrige Hörnling (Calocera viscosa), verriet uns Harry, kann als Dekoelement beim Essen genutzt und gefahrlos mitverspeist werden.

Ein Birkenstamm war über und über mit Birkenporlingen (Piptoporus betulinus) bewachsen. Dieser Pilz wurde einst wundmedizinisch genutzt. Ötzi hatte ihn auf seinem letzten Marsch dabei.

„Ein Stern, der Deinen Namen trägt!“, hieß es wenig später, als wir auf eine wunderschöne Gruppe puffender Erdsterne (Geastrum) trafen.

Dann entdeckte Harry, was ungewöhnlich sei, an einem Kiefernstamm, einen Austernseitling (Pleurotus ostreatus). Leider sah er wie die meisten Pilze hier in der zwar massiv von Kettensägen zerfrästen und mit schweren Zugmaschinen ausgeräumten durch Straßen und Zäune zerteilten aber so sagt man ja trotzdem freien Natur nicht so appetitlich aus wie die Gezüchteten in ihren sterilen Plastikboxen aus dem Supermarkt. Aber das lag sicherlich auch am Wetter, das mittlerweile ein wenig aufklarte.

Da stieß ich auf einen darniederliegenden Stamm der mit reichlich wunderbaren ohrenförmigen und ohrengroßen Judasohren (Auricularia auricularia-judae) besetzt war, dem eigentlich nach nichts schmeckenden aber so angenehm gnubbeligen Chinasuppenpilz (Muh-Err, „Wolkenohr“). Im Süppchen knackig frisch, mundete er mir später sehr. Es war genug für alle Bedürftigen da. Sie mussten von Harry aber erst zu ihrem Glück überredet werden. Langsam füllten sich die Körbchen nun ein wenig, zumal mittlerweile auch oben erwähnte Schwefelköpfe hinzugekommen waren.

Der Zimtblättrige Hautkopf (Cortinarius cinnamomeus) ist allerdings giftig. Er gehört zu den Färbepilzen. Besonders tückische Vertreter der Gruppe der Hautköpfe führen erst nach 10-14 Tagen zu schwersten Vergiftungserscheiniungen, die Nierentransplantationen erforderlich machen können. Pilzfreunde erzählen sich solche Geschichten mit einem gewissen Galgenhumor.

Eine Gruppe schöner pusteliger Violetter Gallertbecher (Ascocoryne sarcoides) auf einem toten Birkenholzstamm war lediglich ein Augenschmaus.

Der giftige Schwefel-Ritterling (Tricholoma sulphureum) ist leicht an seinem eklig-chemischen Leuchtgasgestank erkennbar. Eine Geruchsprobe sollte sicherlich unbedingt beim Begutachten von Pilzen dazu gehören.

Der Brennende Rübling (Gymnopus peronatus) verrät sich durch seinen anhaltenden brennend-kratzigen Geschmack, wenn man ein Stückchen vorsichtig kaut und wieder ausspuckt. Das mochte nicht mal Harry ausprobieren.

Die Fuchsigen Trichterlinge (Lepista flaccida), vor denen wir skeptisch standen, kann man dagegen gut essen. „Mitnehmen!“ befahl der ansonsten herzliche und humorige Harry mit einem Unterton, der keine Widerrede zu dulden schien, denn stehen lassen kann man diese Burschen nicht, wenn man nicht vor sich selbst als totaler Ignorant da stehen will. Und wenn man schon den Fachmann dabei hat, kann wohl auch nichts schief gehen bei diesen sich untereinander sehr ähnlich sehenden und für den Laien leicht verwechselbaren und deshalb vor dieser Tour großzügig übersehenen Pilzen.

Die pilzunkundigen Daheimgebliebenen kann man gut mit dem schleimig-grünlichen Grünspan-Träuschling (Psilocybe aeruginosa) foppen, der verdächtig aussieht, aber eßbar ist.

Unser heimlicher Tagesabschnittsschwarm entdeckte nun auch noch ein schönes Hexenei und nahe bei zwei stattliche phallische Stinkmorcheln (Phallus impudicus). Harry pellte das Hexenei aus seinem schleimigen Mantel und zeigte uns, was man von der Stinkmorchel in statu nascendi als Aphrodosiakum für Männer in die Pfanne hauen kann. So wurde es noch am gleichen Tag befolgt. Tatsächlich schmeckte das Zeug aber irgendwie doch ein Stück weit so merkwürdig wie die Fliegen anlockende Morchel riecht, aber der Glaube versetzt ja angeblich Berge.

Am Ende traten wir dann an zum Gruppenfoto, verteilte Harry Visistenkarten und seine Eigenfunde nach Gusto und koberte nebenbei noch ein paar Passanten, die wohl durch die Notdurftbedürfnisse ihrer Hunde vor die Tür getrieben worden waren, während kurz etwas Blau durch die Wolkendecke brach. Ein angenehmer liebenswerter und super-fachkundiger Typ dieser Harry Käding und eine schöne Pilztour, für die man sich auch bei miesestem Wetter an einem Feiertag früh morgens aus dem Bett wälzen mag – Wiederholungsgefahr.

Links
http://www.harry-kaeding.de
http://www.dgfm-ev.de/index.php?id=giftpilze