Teil der Natur
Wolf-Dieter Storl ist Hanfblattlesern sicherlich schon als ausgezeichneter Heilpflanzenkenner und Autor zahlreicher Bücher zu diesem Thema bekannt. In einer ehrlichen, offenen, manchmal auch leicht ironischen aber nie überheblichen Schreibe vermittelt er sowohl aktuelle naturwissenschaftliche Erkenntnisse, wie auch überliefertes Wissen alter (vor allem keltisch-germanisch-slawischer und christlicher) und ferner (aber doch mit unseren verbundenen) Kulturen (insbesondere der Indianisch-Nordamerikanischen und der Indischen). Dazu beschreibt er seine eigenen Erfahrungen und Erlebnisse und die anderer Menschen unserer Zeit, die nicht allein auf trockene Fakten vertrauen, sondern sich vom überbewußten Wesen der Pflanzenpersönlichkeiten inspirieren lassen.
Sich auf diese Weise bedeutenden Heilpflanzen anzunähern ist in einer Zeit, in der Pillen Trumpf einer all zu oft beschränkten und selbstgefälligen Schulmedizin sind und selbst das Kamillendampfbad durch Inhalatoren verdrängt wird, äußerst anregend. Wenn man sich selbst einmal wieder der alten Heilweisen besinnt, stellt dies eine echte Bereicherung in dem für viele Menschen von der Natur stark entfremdeten Dasein dar. In seinem jüngsten Werk „Mit Pflanzen verbunden“ porträtiert Storl den Knochenheiler Beinwell, die übrigens interessant schmeckende Engelwurz, den Nierenheiler Goldrute, den Lungenfreund Huflattich(!), die Karde, die gegen Borreliose hilfreich sein kann, die alte Schamanenpflanze, Räucherkraut und Gänsebratenwürze Beifuß, die so bedeutende Tollkirsche, die vielseitig einsetzbare Schafgarbe und den „spirituellen Lehrer“ Hanf. Auf einige Andere wird dann noch etwas weniger ausführlich eingegangen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch noch gleich auf die sehr lesenswerte „Autobiographie“ Storls hinweisen.
„Ich bin ein Teil des Waldes“ ist eigentlich, wie auch der Autor einräumt, eher eine unterhaltsame Sammlung von Geschichten aus dem Leben eines einzigartigen Menschen. 1942 geboren landet er in den 50er Jahren als Kind deutscher Auswanderer in den U.S.A.. Den Kulturschock, der ihm gleichzeitig die Fähigkeit einer beobachtenden Sichtweise beschert, kompensiert er, indem er sich bei jeder Gelegenheit in die Wälder Ohios aufmacht. So keimt schon früh die besondere Beziehung zur Pflanzenwelt. Später studiert Storl, wird Ethnobotaniker und Kulturanthropologe, doziert in den U.S.A., in Bern und Wien, forscht, arbeitet und lebt mit Spiritisten in Ohio, indianischen Medizinmännern, Anthroposophen und Bergbauern in der Schweiz, bei Shiva Sadhus in Indien und Nepal und landet schließlich 1988 als Gärtner, Autor und Referent mit seiner Familie auf einem nicht minder exotischen Einödhof im Allgäu. Als Amerikaner in Deutschland ohne Krankenversicherung beschließt er schließlich, einfach auf das traditionelle Heilpflanzenwissen und die Botschaften, die im Kranksein liegen, zu vertrauen. Ein wahrhaft mutiges Experiment. Als Schamane, wie man ihn mal in einer GEO-Reportage titulierte, versteht er sich nebenbei bemerkt nicht, obwohl das natürlich nicht unbedingt eine Beleidigung ist. Er ist ein Pflanzenkenner. Wir sollten uns alle viel mehr dessen besinnen, was wir den Pflanzen (und natürlich auch den Pilzen und Tieren) verdanken, nämlich alles. Stattdessen verheizen wir im Geschwindigkeitsrausch in kürzester Zeit das fossile Pflanzengeschenk von Jahrmillionen und verschließen uns dem gegenüber, was die Natur uns so offensichtlich zu sagen hat.
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Wolf-Dieter Storl
„Ich bin ein Teil des Waldes. Der Schamane aus dem Allgäu“ erzählt sein Leben.“
Stuttgart 2003
Geb. mit Su., 277 S., 19 SW-Abb., 16 Foto-Tafeln
ISBN 3-440-09548-7
14,95 Euro
„Mit Pflanzen verbunden. Meine Erlebnisse mit Heilkräutern und Zauberpflanzen.“
Stuttgart 2005
Geb. mit Su., 236 S., 48 SW-Abb, 16 Foto-Tafeln
ISBN 3-440-10332-3
14,95 Euro
Beide im Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG erschienen.