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Gesundheitssystem

Bewusste Träume auf Knopfdruck

Von Jörg Auf dem Hövel

Frankfurter Forscher stimulieren Hirn mit Schwachstrom, Testpersonen träumen daraufhin luzid

Es gehört allerhand Training dazu, sich während des Träumens darüber bewusst zu werden, dass man träumt. Normalerweise führen die Bilderwelten im Schlaf ein Eigenleben. Forschern um Ursula Voss von der Universität Frankfurt ist es nun gelungen, „luzides Träumen“ über schwache Stromimpulse zu entfesseln und ihre Arbeit im anerkannten Journal Nature Neuroscience zu veröffentlichen.

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Mixed

Smart Drugs Studie: Motiviert, aber nicht besser?

Einige Substanzen stehen in dem Ruf, nicht nur die Durchhaltefähigkeit, sondern auch die Problemlösungskompetenz zu steigern. Die Wirksamkeit dieser sogenannten „Smart Drugs“ war schon immer umstritten, zu unklar die Studienergebnisse. Können diese Lernen und Gedächtnis verbessern oder fühlen sich die Konsumenten einfach nur schlauer?

Elizabeth Bowman und ihre Kollegen von der Universität Melbourne wollte es nun noch einmal genauer wissen und testen, ob drei bekannte Medikamente tatsächlich die kognitive Leistung verbessern. Erschienen ist der Aufsatz im renommierten Fachblatt Science Advances.

Die Autoren verwendeten dafür das Rucksackoptimierungsproblem als Modell für komplexe Aufgaben des täglichen Lebens. Bei diesem Problem geht es darum, eine optimale Auswahl von Gegenständen mit unterschiedlichem Wert zu treffen, die in einen Rucksack mit begrenzter Kapazität passen. Die Studie wurde mit den Medikamenten Methylphenidat (MPH), Dextroamphetamin (DEC) und Modafinil (MOD) durchgeführt und mit einer Placebo-Gruppe verglichen.

Vierzig Teilnehmer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren nahmen an der randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Einzeldosisstudie teil. Es gab solide Dosen von 30 mg MPH, 15 mg DEX oder 200 mg MOD.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Medikamente die Leistung der Teilnehmer in Bezug auf den erzielten Gesamtwert der Rucksackoptimierung verringerten, während sich die Wahrscheinlichkeit, die optimale Lösung zu finden, nicht signifikant änderte. Des weiteren führten die Substanzen zu einer erhöhten Anstrengung und Entscheidungszeit, jedoch nahm die Qualität der Leistung ab. Zudem verringerten sich die Unterschiede in der Leistung zwischen den Teilnehmern, was auf eine erhöhte Zufälligkeit der Lösungsstrategien zurückzuführen sein könnte.

Anders formuliert: Der Aufwand (Entscheidungszeit und Anzahl der Schritte zur Lösungsfindung) nahm, die Produktivität (Qualität des Aufwands) nahm jedoch ab.

Die Autoren schlussfolgern, dass diese „Smart Drugs“ die Motivation steigern können, aber die Qualität der Anstrengung, die für die Lösung komplexer Probleme entscheidend ist, verringern.

Was wäre einschränkend anzuführen? Sicherlich die kleine Teilnehmergruppe (N=40 ). Da bleiben pro Substanz oder Placebo nur wenig Personen übrig.

Link zur Studie: https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.add4165

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Psychoaktive Substanzen Rezensionen

Rezension zu Yuma Greenwood: Das psychedelische Kochbuch

Ein „Psychedelisches Kochbuch“ für Freund*innen von DMT, Ayahuasca, 5-Meo-DMT, Bufotenin, Harmala-Alkaloiden und Meskalin

Im Internet gibt es viele Rezepturen zur Extraktion psychedelischer Pflanzen. Entweder benötigen sie dem Laien, auf Grund ihrer Toxizität, Brennbarkeit, Explosivität oder Brauchbarkeit für die Betäubungsmittelgewinnung streng reglementierte, in Reinform kaum zugängliche Chemikalien und Gerätschaften aus dem Laborfachhandel plus der entsprechenden beruflichen Erfahrungen und geeigneten geschützten Lokalitäten, um mit ihnen risikoarm wie eben in einem professionellen Labor umgehen zu können. Oder die Rezepte sind zu ungenau und deshalb prädestiniert für Fehler. Oder sie sind von vornherein einfach nicht korrekt und nicht praxistauglich.

Unter den selbstgemachten Buchpublikationen gibt es Quellen, die, wenn nicht unter Dürftigkeit der in ihnen zu findenden Informationen, zumindest unter wenig ansprechender Aufmachung und mangelnder Übersichtlichkeit leiden.
Das vorliegende deutschsprachige „Psychedelische Kochbuch“ des anonymen Autors „Yuma Greenwood“ ist ursprünglich auch ein Self-Publishing-Buch gewesen, wurde aber mit Hilfe des Nachtschatten-Teams ansprechend, strukturiert und übersichtlich gestaltet.

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Gesundheitssystem Psychoaktive Substanzen Psychopharmakologie Rezensionen

Rezension zu Bita Moghaddam „Ketamine“

Wissenschaftlich fundiertes Basiswissen zur medizinischen Anwendung von Ketamin als Anitdepressivum

Bita Moghaddam hat sich als Neurowissenschaftlerin, Professorin und Wissenschaftsautorin in den USA seit über 30 Jahren mit psychoaktiven Substanzen wie Ketamin beschäftigt. Im vorliegenden Taschenbüchlein vermittelt sie über 152 Seiten plus Glossar, Quellenangaben, Leseempfehlungen und Stichwortverzeichnis anschaulich fundiertes Basiswissen zur medizinischen Anwendung von Ketamin als Antidepressivum.

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Psychoaktive Substanzen Rezensionen

Über das wichtige und aktuelle Werk von Martin Krieger zur Geschichte des Tees

Rezension von az (Achim Zubke)

Zahlreiche mitunter schön illustrierte und anekdotenreiche Bücher wurden im Laufe der Zeit über das Genussmittel Tee und seine Geschichte geschrieben. Manche oft englischsprachige Werke widmen sich detailliert Teilthemen oder sind umfangreich und kostspielig. Wissenschaftlich hat sich auch in letzter Zeit noch und hierzulande Einiges getan.

Der Kieler Historiker Martin Krieger hat u.a. zu den Themen Kaffee und Tee geforscht und bereits 2009 eine Kulturgeschichte des Tees veröffentlicht. Jetzt (2021) ist von ihm ein aktuelles Werk zur Geschichte des Tees erschienen, das sowohl neue internationale Erkenntnisse, als auch Forschungen im deutschsprachigen Raum berücksichtigt.

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Psychoaktive Substanzen Rezensionen

Rezension zu: Ayahuasca und Tabak

von Jeremy Narby und Rafael Chanchari Pizuri

Wertvolle Lektüre zu aktuellen Fragen des traditionellen und modernen Gebrauchs von Ayahuasca und Tabak

Bis in die 1990er Jahre fristete das als Ayahuasca bekannte im nordwestlichen Amazonasraum als Heil- und Zaubermittel genutzte psychoaktive Gebräu, aus einer Harmala-Alkaloide enthaltenden Liane und dem Zusatz anderer Pflanzen zusammen gekocht, ein eher obskures Dasein. Psychedeliker auf der Suche nach dem ultimativen Trip folgten den Spuren des Kultautors William S. Burroughs in den Regenwald. Traveller und Backpacker nahmen es in Kolumbien, Ecuador und Peru im Rahmen von Urwaldtouren quasi als Mutprobe. Übelkeit, Schwindel, Erbrechen und eventuell Durchfall gehören zum Wirkungsspektrum. Die psychischen Wirkungen sind nicht vorhersagbar. Im Rausch ist der Berauschte relativ hilflos seiner Umgebung ausgeliefert. Erst durch zwei brasilianische Ayahuasca-Kirchen, einen organisierten Ayahuasca-Tourismus und neoschamanische Gruppen breitete sich der Gebrauch international aus. Heute ist das Internet voll mit Berichten, und es gibt zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema.

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Cognitive Enhancement Drogenpolitik Historische Texte Mixed

Köstritz und die Geschichte der Mate-Brausen in Deutschland

„Alkoholfrei und spritzig“

Copyright by/ von Achim Zubke, Hamburg (1. Auflage in limitierter (23) signierter Printform zum 30.6.2017 anlässlich des Mate-Verwertungs- und -Brausen-Symposions „Mate in Berlin“ in der Brasilianischen Botschaft in Berlin), korrigierte und erweiterte Auflage Stand 23.10.2021) mit Abbildungen

Seit etwa 9 Jahren gibt es im Rahmen eines Kreativitätsbooms bei der Herstellung von Limonaden und Erfrischungsgetränken auch eine Fülle an neuen koffeinhaltigen Mate-Brausen und Mate-Eistees. Anfang 2018 sind mehr als 40 verschiedene Anbieter mit Dutzenden von Mate-Getränken am Markt. Natürliche Zutaten, Bio, Fairtrade, Solidarität und Originalität spielten immer öfter eine Rolle bei der Kreation neuer Produkte dieses stimulierenden Getränke-Typs. Es ist im Rahmen dieser innovativen Welle interessant, sich mit der tatsächlichen Geschichte der Mate-Brausen jenseits von Marketingkampagnen zu beschäftigen, um von ihr zu lernen.

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Kiffer Typen

Der Minimalist

Kiffer-Typen Nr. 10

Erschienen im Highway Magazin 06/2021

Man stelle sich ein Häuschen vor, aus Holz zwar tatsächlich, aber teerpappengedeckt, gelegen in einem Waldstück zerupfter Fichten, eher einer Industriebrache ähnelnd als einem idyllischen Bergweiler. Mehr Schrebergarten als denn Haus am See, der Garten wild, die Brennnesseln sprießen friedlich neben den Bauernrosen, der Schlafmohn wie zufällig neben dem Flieder. Der Schuppen windschief. Kein Autoauffahrt stört das friedliche Bild. Hier wohnt der Kiffer-Typ, den wir heute betrachten wollen: Der Minimalist.

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Elektronische Kultur Interviews Künstliche Intelligenz Mixed

„Ich verstehe nicht, was noch entschleunigt werden soll“

Hans-Christian Dany über den Stillstand des Kapitalismus und die Möglichkeiten eines Aufbruchs in eine unbekannte Zukunft

Das Ende des Kapitalismus wird regelmäßig vorhergesagt oder herbei geschworen. Der Autor und Künstler Hans-Christian Dany hat neue Anzeichen für das Hinauszögern des Endes der Ordnung entdeckt und plädiert in seinem neuen Buch „Schneller als die Sonne. Aus dem rasenden Stillstand in eine unbekannte Zukunft“ für einen Austritt aus der informationstechnischen Kontrollgesellschaft, in der jeder Beobachter aller anderen und ein von allen anderen Beobachteter ist.

Erschienen in der Telepolis

Dany lebt in Hamburg, sucht die praktische Umsetzung seiner Literatur und will gleichwohl geordnet kommunizieren. Wir verabreden uns zum Gespräch per Postkarten. Es ist ein Versuch, an das letzte Buch von ihm „Morgen werde ich Idiot“ („In einer Utopie der Idioten sehe ich die größte Gefährdung für die kapitalistische Maschinerie“) anzuschließen. Achtsamer Konsum, Entschleunigung, Big Data – im Interview erläutert Dany, warum diese Bewegungen und Phänomene nur Reparaturmaßnahmen sind und warum wir uns von der Annahme verabschieden sollten, zu wissen, wie eine bessere Welt aussieht.

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Cognitive Enhancement Drogenpolitik Gesundheitssystem

Spritzig durch den Büroalltag

Die DAK legt eine Studie zum Hirndoping durch Erwerbstätige vor

Erschienen in der Telepolis v. 22.03.2021

Es gibt wenig belastbare Zahlen über die Verbreitung von Hirndoping. Schon vor sechs Jahren hatte sich die DAK aufgemacht dies zu ändern und eine groß angelegte Befragung durchgeführt. Damals hatte es in den Medien zwar gerauscht, las man die Zahlen aber genauer (Doping am Arbeitsplatz), konnte man weithin Entwarnung geben. Hirndoping – auch „Cognitive Enhancement“ genannt, war kein verbreitetes Phänomen. Nun legt die Krankenkasse erneut eine repräsentative Studie vor, in der das Doping am Arbeitsplatz untersucht wurde. Was gibt es Neues?