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telepolis, 11.05.2011

In den Zeiten des Data-Minings braucht es keine Psychologie.

Die Bewegungsprofile der Web- und Spielenutzer erzeugen ungeheure Datenmengen, deren Analyse zum Spielfeld für Spezialisten geworden ist. Beim sogenannten Data-Mining werden in solchen Datenbeständen Muster erkannt, die Aufschluss über das Verhalten der Benutzer geben. Täglich spielen Millionen von Menschen Online-Spiele. Zynga beispielsweise, Hersteller der populären Browserspiele Farmville und Cityville, sammelt dabei täglich 60 Milliarden Datenpunkte.

Auffällig ist nun, dass zunehmend Kontext, Motivation und das Verhalten der Benutzer nicht mehr mit Begriffen der Psychologie, sondern als statistische Relationen ausgedrückt werden. Es spielt für die Analyse keine Rolle mehr, wie sich der Einzelne in der Situation fühlt, sie beurteilt und auf sie reagiert. Die pure Datenmenge führt zu einer Psychologie ohne psychologische Begriffe.

Was sind die Folgen? Einerseits könnte man froh sein, dass die oft verschwurbelten Begrifflichkeiten zur Beschreibung mentaler Zustände offenbar nicht benötigt werden, um menschlichen Verhalten vorherzusagen. Was der Betroffene dabei fühlt und denkt, stand schon immer auf einem anderen Blatt. Die Kritik am Behaviorismus ist bekannt. Andererseits ist die Tendenz zur Reduzierung des Menschen zum – vor allem ökonomisch verwertbaren – Datenpunkt unverkennbar. In der Praxis erhält zukünftig jeder seine, auf ihn persönlich und seine Surf- und Browserhistorie zugeschnittene Website präsentiert. Noch interessanter wird es, wenn den Computernetzwerken Mitspracherecht bei den vielen Entscheidungen gegeben wird, die unentscheidbar sind. Der Schwangerschaftsabbruch sei genannt. Und von diesen „prinzipiell unentscheidbare Fragen“ (Heinz von Foerster) gibt es erstaunlich viele.