Zunächst: Ein paar Worte zum Rauchen
Rauchen stellt eine Belastung für die Atemwege dar. Aus gesundheitlicher Sicht, und die sollte gerade beim Rauchen nicht ausser Acht gelassen werden, ist ein Rauchgerät dann am ehesten akzeptabel, wenn der Rauch mit einem möglichst hohen Wirkstoff- und einem geringen Schadstoffgehalt über die Atemwege und die Lunge in den Blutkreislauf gelangt. Ein Teil der unerwünschten Stoffe ist in Wasser läslich. Im warmen oder heissen Wasser ist die Läslichkeit erhäht. Die psychoaktiven Wirkstoffe sind dagegen wasserunlöslich. Sie läsen sich aber in Alkohol und Fetten. Deshalb sind hochprozentige Alkoholika und zum Beispiel Milch ungeeignete Filtermittel in Wasserpfeifen und Bhong. Flüssigkeit hält auch Staub-, Aschepartikel und dergleichen zurück. Kalte Flüssigkeit und ein langer Weg führen zum Niederschlag teeriger Substanzen bevor diese die Atemwege erreichen. Allerdings bleiben dabei auch Wirkstoffe auf der Strecke.
Neuerdings verspricht man sich vom Verdampfen der Wirkstoffe eine geringere Belastung als von der beim klassischen Pfeiferauchen auftretenden Mischform von Verbrennung und Verdampfung, wobei beim starken „Ziehen“ oft mehr verbrannt als verdampft wird. Das Cannabis wird bei der neueren Methode nur bis zu der Temperatur erhitzt, bei der die Wirkstoffe in die Gasphase übergehen und inhaliert werden kännen. Was zurückbleibt wird nicht noch mal „übergezündet“ sondern verworfen.
Kommt der Rauch nun gefiltert und gut gekühlt in die Lunge, kann er zweifellos tiefer inhaliert und länger einbehalten werden. Das ist zwar effektiv, was den Tärn anbelangt, aber für die Lunge nicht gerade das Gelbe vom Ei. Deshalb gehen Überlegungen weiter in Richtung auf die Entwicklung eines Cannabis-Aerosols. Dabei ist die Wasserunläslichkeit der Wirkstoffe ein Problem. Eine derartige Zubereitungsform ist deshalb derzeit noch Zukunftsmusik und wird mäglicherweise der Pharmaindustrie vorbehalten bleiben. Solange werden Cannabisliebhaberinnen mit der Atemwegsbelastung leben und auf Warnsignale ihres Körpers achten müssen.
Ein möglichst konzentriertes Cannabisprodukt vorsichtig dosiert und nicht mit anderen Substanzen, insbesondere dem bekanntermassen bedenklichen Tabak, vermengt zu Rauchen, minimiert die gesundheitlichen Risiken. Rauchpausen bieten den Atemwegen die Mäglichkeit sich zu erholen. Bei sich anbahnenden Erkältungen und Infekten sollte das Rauchen auf jeden Fall eingestellt werden.
Rauchtechniken werden üblicherweise im verbreiteten gemeinsamen Konsum und dem damit verbundenen sozialen Austausch entwickelt und erlernt. Ziel ist dabei meistens, durch mäglichst genussvolle Inhalation auf dopesparende Weise optimal high zu werden. Eine genauere Erläuterung an dieser Stelle erübrigt sich.
Wenden wir uns jetzt dem Rauchgerät zu. Es folgt ein Einblick in die unbegrenzte Vielfalt teilweise bizarrer Rauchmethoden und phantasievoller Pfeifen.
Die geliebte Purpfeife – immer am Mann
Bevorzugt die metallische Version, da sich Holzkäpfe bekanntlich schnell in Rauch aufläsen. Muss nicht so häufig gereinigt werden, da edles Metall den Schmand verbirgt. Dennoch, alle Jahre wieder, wenn Dich der Bock überkommt mal wieder richtig rumzusiffen, dann greifst Du sie Dir einfach und fängst an zu reinigen. Als erstes gännst Du Dir den Spass, das verteerte Sieb abzufackeln. Dann werden mit kreisenden Bewegungen die Rohre freigebohrt. Die Einzelteile kriegst Du eh nicht mehr auseinander. Die schwierigste Aufgabe ist es, nachher den ganzen Siff wieder von den Fingern abzukriegen. Und wer jetzt Hustenanfälle bekommt, wird nie ein glühender Verehrer werden.
Die Protopipe
Der Roll«s Royce unter den Purpfeifen. Aber was soll«s? Die Protopipe musst Du täglich reinigen, damit die diversen metallischen Einzelteile nicht total verbacken. Und wer tut das schon? So wird die Protopipe leicht zur Wegwerfpipe. Gepuzzelt wird sowieso nur in den ersten Tagen.
Silver Palm Leaf – Die Designerpfeife
Flach wie eine Scheckkarte und schweineteuer. Der Rauch fährt Slalom und gelangt für eine Purpfeife angenehm gekühlt im Mundraum an. Durch das leider nur an einem simplen Magneten haftende abnehmbare Unterteil leicht zu reinigen. Muss sich in der Praxis noch bewähren.
Die Pickel-Pipe für den kleinen Zug zwischendurch
Diese Menschen wollen keine Freunde haben.
Staubsauger rauchen – nicht sparsam, aber effektiv
Einen Staubsauger rauchen ist mit Sicherheit eine der spendableren Methoden sein Dope unter die Leute zu bringen. Am Ansaugstutzen wird ein Joint, ein Chillum oder hnliches angebracht. Inhaliert wird hinten am Gebläse. Ein Knopfdruck und ab geht die Post.
Der Standarddialog lautet: „Wollen wir «nen Staubsauger rauchen?“ „Mit oder ohne Beutel?“
Die Elektropipe
Eine wesentlich handlichere und praktischere Variante, die inspiriert vom traditionellen Staubsaugerrauchen entwickelt wurde. Bei dieser Pfeife steckt man sich das Mundstück keineswegs direkt in den Schlund, wenn man nicht wie ein Ballon aufgeblasen werden will, sondern versucht, in einer Qualmwolke stehend, soviel als mäglich zu erhaschen. Typische Frage: „Hat hier irgend jemand noch «ne Batterie auf Tasche?“
Das Blubbi
Der Klassiker aus dem Orient. Ziehen will gelernt sein. Wer sich die Qualmsuppe einbrockt, der muss sie auch ausläffeln. Das ist nicht gerade das gelbe vom Ei. Gut kommt die laszive Haltung am Schlauch.
Das Bhong
Eigentlich ein Blubbi mit weiter Inhalationsäffnung. Nicht nur von Pygmäen und thailändischen Bergvälkern gern genossen. Da weiss man, was man macht und blickt den Tatsachen umnebelt in«s Auge. Wann kommt das Bhong in Serie, in das man nur noch seinen Kopf stecken muss, so dass man in seiner Atmosphäre noch ein wenig verweilen kann?
Bauernregel: Ein Kopf ist ein Zug – Kopf zu, es zieht.
Das Schlauchboot
Achtung, Trendforscher: Im Sommer 1996 dümpelt Deutschlands Jugend unter umgekippten Schlauchbooten auf dem See. Badespass macht sich breit, wenn die Luftblase zu Cannabisqualm wird und zwei bis drei Lungen kräftig einatmen. Matthias Bröckers setzt noch einen drauf und taucht mit Schnorchel aus Hanfrohr. Wassersportler tauchen von einem Boot zum anderen.
Unter Glas – ein Heidenspass
Man braucht einen Bierdeckel, eine Nadel, einen Bobbel und, wer hätte das gedacht, ein Glas. Schmeckt wie beim Arzt und wirkt wie eine Encountergruppe. „Welcher Arsch ist jetzt schon wieder gegen den Tisch getreten? Und wer hat seine Friseurlehre abgebrochen?“
Die Bierdose – die Doppeldröhnung
Bierchen zischen, Dose zusammendrücken und für den Kawumm-Effekt die Unterseite einstechen. In der Mitte die Dosenoberseite perforieren, Rauchsubstanz draufbräseln und der Rest ist eigentlich klar. Schmeckt nach Bier. Wonach sonst?
Kawumm – und Du fällst um
Eines der am leichtesten selbst zu bastelnden Geräte. Zwecks äkologisch sinnvoller Zweitverwertung von Klopapierrollen empfehlenswert für jeden proletarischen Haushalt. Quasi der Archetyp für den Paranoiker, weil leicht und schnell zu entsorgen.
Ich wollte es verdrängen – Das Chillum
Ja sicher, das Chillum gilt als Inbegriff ritueller Inhalation in eingeweihtem Kreise bei schummrig-sentimentalen Indien-Flashbacks. Aber die Realität sieht oft anders aus:
Stein rein, Lappen rum, ruckzuck geht das Chillum um
Es muffelt und qualmt der ganze Saal
Die Gesichter werden bleich und fahl
Die Gedanken wenden sich zur Toilette hin
In der Mischung war wohl zuviel Tabak drin
Aermel rauchen
Eine ungewähnlich Steigerung des Chillum- Rauchens beschreibt Ralf Arndt 1982 in „Spiegelbilder“: „Es gab jetzt eine neue Rauchart, genannt „rmel“. Das Schilum wurde dabei wie gewohnt angeraucht, dann nahm man eine Lederjacke, steckte das Mundstück in den rmel und zog sich die Jacke über den Kopf. Ein anderer legte ein Tuch über die ffnung des Schilis und blies kräftig rein. Nicht lange danach kam derjenige, der die Lederjacke über seinem Kopf hatte, heraus. Das war die extremste Art, Shit zu rauchen, die ich jemals kennenlernte.“
Obst und Gemüse – die Ökovariante
Die Früchte der Natur, ob Paprika, Gurke, Apfel oder Melone, selbstverständlich aus biologisch-dynamischen Anbau, geben dem Geschmack eine angenehm fruchtige oder gurkige Note. Die Aushälungsarbeiten sorgen für Vitamine und erbauliche Unterhaltung.
Keine Pfeife, aber ein Joint
Was viele nicht wissen: Der Joint muss nicht unbedingt mit einer berdosis Tabak als Nikotinbombe gebaut werden. Er lässt sich von erfahrenen Dreherinnen ohne Umstände immer wieder neu entwerfen und locker in der Runde verhaften. Ein weiterer Vorteil: Die Dopeverteilung kann schnorrerfeindlich reguliert werden (guten Grund lassen). Früh übt sich, was ein Meister werden will. Ein Nachteil: Oft werden nicht mehr Worte gewechselt als „man bin ich stoned“, während man darauf wartet, dass sich endlich jemand erbarmt, den nächsten zu basteln. Der Klassiker von Wolfgang Neuss: „Don«t Biermann that Joint – die Asche ist gefallen.“ Oder anders: Wer den Joint hat, hat das Wort.
Eimer rauchen
Ein Flasche, deren Boden entfernt wurde, wird in einen mit Wasser gefüllten Eimer getaucht. Ein brennender Joint wird in die Trinkäffnung gesteckt, die Flasche angehoben und siehe da: Sie füllt sich mit Rauch. Jetzt den Joint abheben, Mund an die ffnung, Flasche runterdrücken. Bundeswehrerprobt. Nüchtern gesehen sind „einen Klokasten rauchen“, „eine Wanne rauchen“, „einen See rauchen“, „ein Meer rauchen“ usw. nur Abwandlungen des banalen und gemeinen Eimer rauchens.
In der Mutter Erde
Die Gaia-Methode bringt die Konsumentin in innigen Kontakt mit Mutter Erde. Durch einen U-färmigen Tunnel wird urafrikanisch geschmaucht. Kies oder Moos ersetzt das Sieb, gesaugt wird am Loch oder am darin eingeführten Rohr. Die Indoor-Alternative: Der Topf von Muttis Yucca.
Die Grillsaison ist eröffnet!
Nach dem Vorbild der alten Skythen, nur auf dem Balkon, nie in der Wohnung, werden einfach zwei reife Pflanzen auf den gut angeheizten Grill geworfen. Markise runterlassen und die Nachbarn einladen.
Opa«s olle Piep
Haste schon mal Mottenkugeln geraucht? Macht nix, Opa«s Pfeife bringst noch viel härter. Bau« Dir wenigstens aus Alufolie «ne Einlage. Schnack für lange Gesichter: „Blättchen hab« ich nich«, aber ich hab« noch «ne Pfeife.“
Der Vaporizer
Erhebend, belebend. Das Prinzip der verdampfung durch wohldosierte Oberhitze scheint genial.
Alle im Saal werden leiser, jetzt kommt „Eagle Bill“ mit seinem Vaporizer.
Unsichtbare Dämpfe schmecken noch besser als das Gras riecht. Doch es fehlt das Kratzen, der Gestank, das Husten, die Tränen in den Augen. Nostalgie vergangener Tage. Das Ding ist zwar teuer und unhandlich, aber man hat das Gefühl, man tut sich was Gutes. Das ham wer uns verdient.
az, adh
Eine Antwort auf „Die ultimative Pfeifenkritik“
„Die Bierdose – die Doppeldröhnung“
Dosenrauchen ist ausgesprochen ungesund, da diese i.d.R. innen mit PVC oder anderen Kunststoffen beschichtet sind.
Bei der externen Erhitzung ensteht im Inneren der Dose ein breites Spektrum hochgiftiger Substanzen, das von Salzsäure bis hin zu Dioxinen reichen kann.