Über die Verwischung von virtuellem und realem Krieg durch Videospiele
Die Entertainment-Industrie fokussierte sich bei Videospielen mit Kampfhandlung lange auf Szenarien im Zweiten Weltkrieg. Mit den Zeiten änderte sich das Feindbild: bei den Shootern der neuen Generation tummeln sich die Kombatanten in den Gefilden des Nahen Osten. Spiele wie „Battlefield 2“, „Full Spectrum Warrior“ und „America’s Army“ bieten nicht nur aktuelle Schauplätze, ihre graphische und taktische Qualität ist enorm gestiegen. Aus simplen First-Person Shootern mit dünner Handlung sind anspruchsvolle Simulationen geworden, die den Krieg optisch und physikalisch korrekt nachbilden. Dies ist kein Zufall, denn das (US-) Militär und die Spielhersteller kooperieren bei der Entwicklung virtueller Schlachtfelder.
Schon Mitte der 90er Jahre ließ die US-Army Soldaten an einer modifizierten Version des Baller-Klassikers „Doom“ trainieren. Um ihren Kämpfern noch realistischere Erfahrungen zuteil kommen zu lassen, gründete das Verteidigungsministerium 1999 in Kalifornien das ICT ( Institute of Creative Technologies (1), einem Joint Venture von Militär, Entertainment-Industrie und Wissenschaft. Paramount saß ebenfalls mit im Boot, das Filmstudio hatte im Jahr zuvor mit „Der Soldat James Ryan“ Maßstäbe in der realistischen Darstellung des Krieges gesetzt. 45 Millionen Dollar ließ sich das Verteidigungsministerium die Etablierung kosten, seither arbeiten Drehbuchautoren, Regisseure, Programmierer und Taktik-Offiziere Hand in Hand. Paul Debevec, der in „The Matrix“ die Spezialeffekte entwarf, hält am ICT ebenso Vorträge wie Drehbuchautor John Milius („Apocalypse Now“).
Im Jahr 2000 nahm das ICT mit dem Spieleentwickler „Pandemic Studios“ (2) Kontakt auf. Der Auftrag: Die Programmierung einer Kriegs-Simulation, die auf Basis des offiziellen „Field Manual“ der US-Army funktioniert. In diesem frei erhältlichen Gefechtshandbuch (3) werden acht unterschiedliche Konfliktsituationen und deren Lösung entworfen. Vor allem wollte das ICT den Kampf in Städten simuliert wissen. Ziel war, den Spieler mit allen Sinnen in die Story reinzuziehen und emotional zu verstricken. Schweißnasse Hände und Herzkopfen ändern die Entscheidungsfähigkeit, daraus lassen sich Rückschlüsse auf das Verhalten im Ernstfall ziehen. Drei Jahre später war es soweit, „Full Spectrum Warrior“ (4) wurde an die Armee ausgeliefert. Eine kommerzielle Zivil-Variante des „Spiels“ stand zunächst gar nicht auf dem Plan der Beteiligten, ein Jahr später kamen aber Versionen für Xbox und PC auf den Markt.
Wer nun glaubt „Full Spectrum Warrior“ fördert das rigide Ummähen möglichst vieler Gegner wird enttäuscht. Auch in der öffentlichen Version des Spiels geht es mehr darum Schusswechsel zu vermeiden und sich und seine Gruppe durch geschicktes Verhalten dem Gegner zu entziehen. Waffen sind zwar allgegenwärtig, ihr Gebrauch aber nicht immer die Lösung.
Wer gehorcht, hat Erfolg
Bei aller Detailtreue der virtueller Realitätsnachbildung bieten die modernen Taktik-Shooter aber doch nur eine saubere und unrealistische Variante des Krieges. Nicht nur, dass hier niemand sterben will und muss, die Unberechenbarkeit des bewaffneten Häuserkampfes bleibt außen vor. Weder wird ein Spieler von Querschlägern getroffen noch leidet die Waffe unter Ladehemmung. Pech, Zufall und technisches Versagen sind außen vor, von den zermürbenden Kampfpausen mal ganz abgesehen. In einem Spiel muss jede Handlung eine kausale Wirkung erzielen, sonst wird dem Spieler langweilig.
Neben der Stärke der Gruppe gegenüber dem Einzelkämpfer wollen die modernen Kriegsspiele vor allem auf eines hinweisen: Wer gehorcht, hat Erfolg. Bestes Beispiel ist hier wohl die frei erhältliche Simulation „America’s Army“ (5). Ein zackiger Sergeant drillt den Spieler zunächst beim Schießtraining, dann wird dem Rekruten die Befehlskette und der Kasernenalltag klar gemacht. Erst später wird hier in freudig in die Schlacht gezogen. Kein Wunder, es war das militäreigene MOVES-Institut (6) das die Software entwickelte.
Über die Website (7) lässt sich die Software seit 2002 zum Nulltarif downloaden, die virtuelle Fehde ist das erfolgreichste Rekrutierungstool des Internet-Zeitalters. Rund 5 Millionen Sessel-Soldaten sind registriert, um Online mit- und gegeneinander anzutreten. In einer Umfrage zum Bild der US-Armee gaben 40 Prozent der Jugendlichen an, ein positives Bild der Streitkräfte aufgrund deren Einsatz im Irak zu haben, weitere 30 Prozent begründeten ihre Freude an den GI’s mit „America’s Army“. Für wahre Fans gibt es darum auch die Möglichkeit direkt von der Homepage des Spiels auf der Rekrutierungsseite von Uncle Sam zu landen. Hier kann man den hart erdaddelten Spielstand als Referenz zu übermitteln. Das Spiel ist so erfolgreich, das Ubisoft im Oktober 2005 eine kommerzielle Version für Xbox und PlayStation herausbringt. Damit wird der Kundenkreis noch größer – und wohl auch jünger.
Chris Chambers, ehemaliger Major und Entwicklungsleiter für „America’s Army“, gesteht, dass das taktische Gemetzel der Rekrutierung dient. „Im dem Spiel geht es um Zielerreichung bei möglichst wenig Verlusten“, gibt er zu bedenken. Was er vergisst: Das gilt nur für Verluste in den eigenen Reihen.
Spielzeughersteller und Human-Maschinen
Die Zusammenarbeit zwischen Programmierern und Militär ist mittlerweile gefestigt: Das Software-Team von „Full Spectrum Warrior“ schnuppert in Abständen Kasernenluft, auch das Team von „America’s Army“ musste sich in Ford Benning (Georgia) von Original-Ausbildern schinden lassen. Schon die ursprüngliche Entwicklung kostete um die sechs Millionen Dollar, seit dem Erscheinen von „America’s Army“ steckte das Verteidigungsministerium weitere 5 Millionen Dollar in die Weiterentwicklung der Software. In „Camp Guernsey“, Wyoming, steht ein Simulator mit drei Großbildschirmen, an dem Soldaten mit echten Gewehren mit Laseraufsatz das Töten lernen. Als Software läuft eine abgewandelte Version von „America’s Army“.
Unterdessen unternimmt das ICT die nächsten Schritte in die Zukunft des virtuell-realen Krieges. Der Filmausstatter Ron Cobb, der schon Streifen wie „Total Recall“ und „Aliens“ ausschmückte, entwarf für die Armee den Soldaten der Zukunft, einen „Objective Force Warrior“. Wie sonst nur technische Waffensysteme wird dieser – gerade noch menschliche – Landser als komplettes System betrachtet, das Waffen, Rüstung, Tarnung und elektronische Geräte beinhaltet. Die Entwürfe sehen aus wie aus einem Cyborg Hollywood-Streifen, aber diese Human-Maschine soll in Serie gehen. Der Armeezulieferer „General Dynamics“ (8) hat die Ausschreibung für die Realisierung des Projekts gewonnen. Und: Der Spielzeughersteller Hasbro (9) soll bereits die Spezifikationen für den Cyber-Landser erhalten haben. Kriegs- und Spieldesign gehen Hand in Hand.
Das Militär hat sich auf die Konsolengeneration eingestellt. So ist der „Dragon Runner“ (10), ein ferngesteuerter, vierrädriger Roboter, der zur Aufklärung in Gebäuden auch im Irak eingesetzt wird, sehr leicht zu bedienen. Er wird über ein Pad gesteuert, was der bekannten Steuerungseinheit der Playstation nachempfunden wurde. Krieg und Entertainment, die schon durch das Fernsehen und die elektronische Medien ihren Todestanz gemeinsam aufführen, wachsen an weiteren Nahtstellen zusammen.
Links
Wunderschön üppig in gelbgrün blüht auf meinem Fensterbrett der Bauerntabak. Ich kann ihn gar nicht genug bewundern. Da erschüttert ein Anruf mein tristes Dasein. Es ist mein Kollege, der rasende Reporter: „Special Tabak, alles klar?!“ Na gut, „Bröselmaschine“ in den CD-Player eingeschoben, und los gehts.
Nie zuvor wurde auf diesem Planeten so viel Tabak konsumiert, wie heute, und die Zahl der Konsumenten ist, weltweit gesehen, immer noch im Steigen begriffen. In Folge der „Entdeckung“ Amerikas durch Columbus im Jahre 1492 und damit auch des Tabaks verbreitete sich nach einer Anfangsphase, in der er in Europa zunächst hauptsächlich als Heil- und Zierpflanze genutzt wurde, der den „Indianern“ abgeschaute Tabakkonsum (Rauchen, Schnupfen, Kauen) bis in die entlegensten Winkel der Welt. Dabei entspannen sich immer wieder Debatten und gab es örtlich Verfolgungen, die den gegenwärtig geführten in Sachen Cannabis nicht nachstanden (siehe „Smoke“ von Gilman/Xun (Hrsg.)).
Ein Drittel der erwachsenen Weltbevölkerung konsumiert mittlerweile Tabak, hauptsächlich in Form des Rauchens von Zigaretten, welches sich nachdem 1881 in den USA die erste Maschine zur massenhaften Zigaretten-Fabrikation entwickelt worden war, im 20. Jahrhundert als die zeitgemäße, der allgemeinen Beschleunigung Rechnung tragende, ohne großes Brimborium, selbst im Schützengraben unter Beschuss, vollziehbare Konsumform etabliert hat. Als Besonderheit halten sich in Indien noch Bidis (in ein Temburni-Blatt eingewickelter Tabak) und in Indonesien Kretek (Gewürznelkenzigaretten, siehe Hanusz „Kretek“). Obendrein wird dem nach wie vor in Süd(ost)asien verbreiteten Betelbissen oft Kautabak zugesetzt. In Deutschland sind aber Tabakkauen und -schnupfen, obwohl sie kurioserweise seit 1993 tabaksteuerfrei sind, aus der Mode gekommen. Dem Pfeiferauchen haftet der Muff des Antiquierten an. Lediglich das Rauchen von Zigarren, symbolisch für das erstarkende Bürgertum und den aufkommenden Kapitalismus des 19. Jahrhunderts, findet, heute als Zeichen von Status und Geschmack beworben, immer noch seine Liebhaber. Bonbonartig aromatisierten Tabak aus kitschigen Wasserpfeifen zu qualmen, ist ein modischer Trend aus der islamischen Welt, der in letzter Zeit in entsprechendem Ambiente als stilvoll propagiert wird. Immerhin saugten schon Promis wie Willy Brandt und Angela Merkel am Schlauch, frei nach dem Motto „Ziehen, nicht Blasen“.
Schon vor 8000 Jahren soll Tabak angebaut worden sein. Diverse Nicotiana-Arten wurden von indianischen Kulturen genutzt (siehe Christian Rätsch „Schamanenpflanze Tabak“, 2 Bände). Nur der rosa-rot blühende Echte oder Virginische Tabak (Nicotiana tabacum) und untergeordnet der robustere und nikotinreichere Bauerntabak (Nicotiana rustica, in Rußland „Machorka“) haben sich zur Genussmittelproduktion etabliert. Einst im rituellen Kontext eingesetztes Hilfs- und Heilmittel der Schamanen, dann Inspiration für Dichter und Denker oder aber Treibstoff für Macher wie für Schwätzer, gilt Tabak heute als das profane Suchtgift schlechthin, ohne medizinischen Wert und mit tötlichen Folgen.
Für das Jahr 2000 wird Tabak von der WHO für weltweit 4,2 Millionen vorzeitige Todesfälle verantwortlich gemacht (siehe WHO „The Tobacco Atlas“). In Deutschland schätzt man die Zahl der jährlich vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums sterbenden Menschen auf bis zu 140.000. Krebs, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen gelten als todbringende Folgen des Tabakkonsums. Je früher ein Raucher anfängt, und je mehr er täglich konsumiert, desto kürzer ist laut Statistik seine Lebenserwartung, desto höher das Risiko an Folgeerkrankungen wie Krebs, chronischer Bronchitis, Lungenerkrankungen, Augenschäden, Durchblutungsstörungen mit erhöhtem Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko und im Alter eventuell eher an Demenz zu leiden. Mögliche Hautveränderungen werden von Medizinern ebenfalls als Argument gegen den Tabakkonsum vorgebracht. (Siehe Haustein „Tabakabhängigkeit“). Der Zigarettenrauch enthält bis zu 70 krebsauslösende Substanzen, daneben andere bedenkliche Gifte, wie Kohlenmonoxid, Benzol und Cadmium.
Cannabis- und Kräuterzigarettenraucher sollten sich übrigens nicht in falscher Sicherheit wiegen: Auch der durch Verbrennung entstehende Rauch anderer Kräuter ist reich an Teer, potentiellen Karzinogenen und Giftstoffen.
Ein weiterer Nachteil des Qualms ist, dass durch das sogenannte Passivrauchen nicht nur der sich eigenverantwortlich seine Lunge Teerende, sondern auch die in seiner Atmosphäre aus Rauch leben müssenden Mitmenschen, beispielsweise Raucher-Kinder, Kollegen oder Besucher öffentlicher Veranstaltungen über die allgemeine Geruchsbelästigung hinaus gesundheitlich beeinträchtigt werden. Viele Nichtraucher sind nicht länger bereit, sich durch Raucher einschränken zu lassen.
Nikotin ist der charakteristische Hauptwirkstoff des Tabaks. Dieses Alkaloid wurde in reiner Form erstmals von Reimann und Posselt im Jahre 1828 an der Universität Heidelberg isoliert. Es wirkt aktivierend und gleichzeitig emotional dämpfend. Die Wirkung hält, in den als Genussmittel üblichen Dosen inhaliert, etwa 20-90 Minuten an, in höheren Dosen und oral eingenommen auch länger. Bei zu hoher Dosis kommt es zu Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Darmkontraktionen, Schweißausbrüchen und kollapsartigem Blutdruckabfall. Etwa 0,04 bis 0,06 Gramm reines Nikotin gelten für Erwachsene als potentiell tödliche Dosis. Kinder sind schon bei 0,01 Gramm gefährdet. Der Tod erfolgt durch Atemlähmung. Tabak enthält je nach Sorte und Verarbeitung zwischen 0,05 und bis zu 8 % Nikotin. Nikotindauerkonsum, egal in welcher Form, wird als Ursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die bekannten Durchblutungsstörungen („Raucherbein“) angesehen, die im späten Stadium Amputationen erforderlich machen. Auch der Potenz soll Nikotin nicht zuträglich sein. Nikotin wird ein hohes Suchtpotential zugesprochen. Der körperliche Nikotinentzug, eine allgemeine Mißstimmigkeit, dauert allerdings nur etwa 24 bis 48 Stunden. Das Verlangen nach Nikotin bleibt dagegen noch etwa 2 bis 4 Wochen erhalten. Es tritt später eventuell noch sporadisch auf. Um vor dem eigentlichen Nikotinentzug das Runterkommen von der Gewohnheit des Rauchens zu erleichtern, wird neuerdings mit pharmazeutischen Nikotinpflastern und -kaugummis aus der Apotheke „substituiert“, die manche Raucher als geradezu harten Stoff empfinden. Sie klagen über Schlafstörungen und Alpträume als „Nebenwirkungen“. Diverse Verhaltenstips, Entspannungsmethoden und therapeutische Hilfen zur Überwindung der Nikotinabhängigkeit werden angeboten, teilweise von den Krankenkassen finanziert. Ihre Effektivität steht und fällt im Einzelfall jedoch mit der generellen Bereitschaft des Rauchers, sein Verhalten wirklich ändern zu wollen.
Die Tabakindustrie bestritt jahrzehntelang den Zusammenhang zwischen ihrem Produkt und möglichen gesundheitlichen Folgen. Immer wieder konterte sie mit neuen angeblich risikomindernden Trends, wie einem niedrigen Nikotingehalt, der allerdings, wie sich herausstellte, ganz im Sinne der an Umsatzmaximierung interessierten Industrie, zu einer vermehrten kompensierenden Qualmerei führte. Der abhängige Konsument verlangt nämlich nach einem zünftigen Nikotin-Kick und danach seinen Nikotin-Pegel zu halten. Die Zigarettenfilter auf Celluloseacetat-Basis gerieten in Verruf, da ihre feinen Fasern auf die Dauer selbst möglicherweise krebsauslösend sind. Die zahlreichen industriellen Zusätze zur Verbesserung von Aroma, Brenneigenschaften, Geschmack, Inhalierbarkeit und Wirksamkeit, die durch das Beizen und Saucieren in den Tabak geraten, werden ebenfalls kritisch beäugt. Erst sie, und nicht (allein) der reine Tabak, seien für manche der durch die Verbrennungsprozesse entstehenden Schadstoffe und die mit ihnen verbundenen gesundheitlichen Folgen des Zigarettenrauchens verantwortlich zu machen. Sie würden auch die Attraktivität des Rauchens und damit das Suchtrisiko erhöhen (siehe dazu den Beitag von adh in diesem Heft). Einige esoterische Industrie-Kritiker gehen gar von der Unschuld des unbehandelten Tabaks und der relativen Harmlosigkeit des Nikotins aus, wittern in den in bösartiger Absicht von der skrupellosen Industrie eingesetzten Zusätzen das eigentliche Übel.
Nicht viel anders als im Falle von Koka, Opiummohn oder Rauschhanf hat die menschliche Leidenschaft für den Tabak auch ökologisch (Zerstörung noch intakter Biosysteme durch Expansion des Anbaus und Verarbeitungsprozesse, die auf Kosten der Umwelt gehen), ökonomisch (wirtschaftliche Abhängigkeiten), sowie kulturell und politisch weitreichende Folgen (siehe z.B. „BUKO Agrar Dossier 24: tabak“ oder Hengartner/Merki (Hrsg.) „Tabakfragen“). So sind der Tabak und seine Konsumenten nicht nur ins Visier von Gesundheitspolitikern, sondern auch von Ökologen und Globalisierungsgegnern (siehe www.rauchopfer.org) geraten. Die intensiv um Markterweiterung kämpfende Zigarettenindustrie sieht sich in den westlichen Ländern in der Defensive. Sie konzentriert ihre Aktivitäten zur Erschließung neuer Märkte für westliche Zigaretten durch aggressives Marketing jetzt verstärkt auf Entwicklungsländer (z.B. besonders auf Frauen und Kinder in Afrika und Asien, siehe Geist/Heller/Waluye „Rauchopfer“). Bei aller berechtigten Kritik am Gebahren der Tabaklobbyisten und dem destruktiven Konsumverhalten der Raucher, scheinen sich in dieser Debatte, insbesondere, was die Feindseligkeit und die Forderungen nach immer mehr „Rauchverboten“ betrifft, bisweilen linke und rechte Puritaner im Regulierungswahn und in lustfeindlicher Einigkeit die Hände zu reichen. Denn, was gerne vergessen wird, bei allen bedenklichen Auswirkungen, Rauchen ist immer wieder auch eine Lust, kann manchmal durchaus eine Bereicherung des Lebens sein, besonders wenn man es schafft, das Kraut nur gelegentlich zu genießen. Für viele Raucher ist es das oft selbst dann noch, wenn sie nicht vom Glimmstengel lassen können, sich also abhängig verhalten, so gesehen „süchtig“ sind.
Wären räumliche Einschränkungen des Rauchens zum Schutz von Nichtrauchern, Werbeverbote außerhalb von Fachmagazinen, Beschränkung des Verkaufs auf Fachgeschäfte, Verpflichtung zur Deklaration von Inhaltsstoffen und zweckgebundene Steuern für die Prävention bei Kindern und Jugendlichen und die Linderung der Folgen des Tabakkonsums noch nachvollziehbar, so trägt die Irrationalität, mit der die Schikane und gleichzeitige Ausnutzung der Tabakkonsumenten als Geldquelle inzwischen betrieben und wegen angeblich sinkender Konsumentenzahl als Triumph gefeiert wird, nicht nur absurde Züge, sondern führt offensichtlich zur Schaffung von Schwarzmärkten und Raucher-Subkulturen. Das Letztere ist vielleicht gar nicht mal so schlecht, sitzen die Raucher doch auf diese Weise bald in einem Boot mit den Gebrauchern anderer verteufelter Genussmittel. Da besteht doch Solidarisierungspotential! Dann stehen die Kiffer hinter der Turnhalle nicht mehr allein herum, sondern können sich mit ihren quarzenden Lehrern ein Stück weit darüber unterhalten, wie sich das so anfühlt, wenn man als sozial ausgegrenzter Betroffener einem geheimen Laster frönt.
Wie heuchlerisch die Hetze gegen die Raucher ist, wird deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass der Staat bei einer Einnahme von mehr als 14 Milliarden Euro allein an Tabaksteuern (für das Jahr 2003), wozu noch Umsatzsteuern, sowie indirekt obendrein die Lohnsteuern der 100.000 in Tabakverarbeitung und -handel beschäftigten Menschen kommen, den Löwenanteil (mehr als zwei Drittel) am Umsatz der dagegen geradezu bescheidenen Tabakindustrie einstreicht, ohne dafür adäquate Gegenleistungen zu bieten, während die gesundheitlichen Folgekosten des Tabakkonsums in erster Linie über Kranken-, Renten- und Pflegeversicherungen von der Allgemeinheit getragen werden.
In Anbetracht der hohen Preise für Zigaretten, die in erster Linie mal wieder die Ärmsten zu Billigprodukten (Feinschnitt und Steckzigaretten) oder zum Kauf auf dem Schwarzmarkt (2004 stellte der deutsche Zoll 25 Milliarden Schmuggelzigaretten sicher) nötigen, mag man als Abhängiger in Erwägung ziehen, sein eigenes Kraut anzubauen, so wie es zuletzt in den mageren Jahren der unmittelbaren Nachkriegszeit verbreitet war. Obendrein wäre in Bezug auf die Machenschaften der Tabakindustrie eine Selbstversorgung auch noch politisch oberkorrekt. Wer seinen Tabak selbst verarbeitet, behält gewissermaßen auch die Kontrolle über das Produkt, was er am Ende konsumiert, auch wenn das dann gesundheitlich nicht unbedingt weniger fragwürdig ist. Nikotinhaltiges Blattwerk lässt sich leicht gewinnen. Der private Anbau zur Selbstversorgung und ohne Verkaufsabsicht, in der Praxis sind das in Deutschland immerhin bis zu 99 Pflanzen pro Person, ist tabaksteuerfrei. Mindestens 50 Gramm getrocknete Tabakblätter pro Pflanze können geerntet werden.
100 Gramm sind durchaus realistisch. Eine Fläche von ca. 5 mal 5 Metern würde demnach für die Produktion von 10.000 Selbstgedrehten (mit je 1 Gramm Tabakblättern) ausreichen. Das sind, aufs Jahr gerechnet, 27 kräftige Kippen pro Tag. Im von der EU hoch subventionierten professionellen Anbau wird auf dieser Fläche sogar das Doppelte geerntet. Eine ganz legale Selbstversorgung ist für den durchschnittlichen Raucher also durchaus denkbar. Schon in einer einzigen reifen Tabak-Kapsel können 1500 bis 3500 winzige hochgradig keimfähige Tabaksamen enthalten sein. Eine voll ausreifende Tabakpflanze kann bis zu 150 Kapseln bilden! Die Samen liefern übrigens auch ein wertvolles Speiseöl. Sie werden im Freiland zwischen September und November reif. Man kann sie im Fachhandel (www.tabakanbau.de) erwerben oder Bauern um ein paar Samen bitten. Die bekannteste Sorte der Wessis ist der Badische Geudertheimer. DDR-Nostalgiker mögen sich für den „Rot Front“-Korso entscheiden. Reich an aromatischen ätherischen Ölen, aber hierzulande niedrig im Ertrag sind die früher so beliebten Orient-Tabake. Eine Nikotinbombe, aber geschmacklich verrufen, ist der Bauerntabak (s.o.). Bei der Sortenwahl ist zu beachten, wofür der Tabak genutzt werden soll (für Zigaretten, Zigarrren, Wasserpfeife, Kautabak etc.). Der züchterische Trend im professionellen Anbau geht übrigens zu Sorten mit vermindertem Nikotingehalt, aber auch geringerem Teergehalt. Die Samen bleiben bei dunkler, trockener und kühler Lagerung 5 bis 10 Jahre keimfähig. Man kann sie zwar auch im Blumentopf auf dem Fensterbrett ziehen, das ist aber nicht sonderlich ertragreich. Am Besten, man sät sie ab Ende März nicht zu dicht bei >10°C, besser aber bei 20°C, als Lichtkeimer oberflächlich ohne Erdbedeckung an einem geschützten Standort (Gewächshaus) aus. Sobald die Pflanzen etwa sechs Blätter haben, werden sie vorsichtig vereinzelt. Nach den Eisheiligen kann man sie hierzulande ins Freiland bringen. Etwa 45 cm Spielraum pro Pflanze sind gut. Ein warmer lichtreicher Standort, reichlich Wasser und genügend Dünger, und der Tabak sprießt prächtig bis zu 2 Meter in die Höhe. Schließlich müssen zur besseren Blattentwicklung noch die Blüten rechtzeitig geköpft und die Seitentriebe ausgezupft, sprich gegeizt werden. Näheres findet man in der Fachliteratur für den wiedererwachenden Tabakselbstanbau (Barth/Jehle „Tabakanbau und Tabakverarbeitung leicht gemacht“).
Schwieriger ist es da schon, den richtigen Erntezeitpunkt für die Blätter zu ermitteln, während sie an der Pflanze von unten nach oben aufsteigend dabei sind, sich in Richtung gelb oder erbsgrün zu entfärben. Noch komplizierter wird es beim langsamen Trocknen. Das Tabakblatt enthält zwar in jedem Falle mehr oder weniger Nikotin, entlockt den meisten Knarzern aber pur geraucht vor allem Hustenanfälle, denn erst durch das gekonnte Trocknen, Fermentieren, Soßieren mit Geschmack gebenden und die Brenneigenschaften beeinflussenden Zutaten und Mischen verschiedener Tabaksorten wird aus dem rohen Tabak ein aromatisches Genussmittel. Hier ist also enthusiastisches Tüfteln und Experimentieren des engagierten Hobbybauern oder eine Abkehr vom gewohnten Verwöhnaroma hin zum urtümlichen Rachenkratzer die Alternative. Wann sich gar der Guerilla-Anbau für den durchschnittlichen deutschen Lullenlutscher-Sargnagelschmaucher tatsächlich zu lohnen anfängt, steht allerdings noch in den Sternen. Bei aller Begeisterung für diese schöne und erstaunliche Pflanze, knuffige Grow-Magazine für den Underground-Kleinbauern Marke „Tabakblatt“ gibt es noch nicht am Zeitungskiosk. Auch Vereine, wie „Tabak als Medizin“ und „Tabak rettet die Welt“ („e.V.“) lassen noch auf sich warten. Aber wie lange noch?!
Optimierte Nikotinanfluter: Industrie-Zigaretten und deren Zusatzstoffe
Jörg Auf dem Hövel
Was heutzutage von Maschinen zu einer Standard-Zigarette eingewickelt wird verdient des Namen Tabak nicht mehr. Das pflanzliche Grundmaterial, die Blätter der seit Jahrtausenden genutzten Tabakpflanze, dient nur noch als hellbrauner Träger für einen bunten Cocktail aus Substanzen, mit denen die Zigaretten-Herstellern ein bestimmtes Geschmacks- und Wirkungsspektrum erreichen wollen. Schon ein hochwertiger Tabak wie der für kubanische Zigarren wird in einer Lauge getränkt, um das Kraut für den Connaisseur überhaupt genießbar zu machen. Kaum jemand würde getrockneten Tabak anzünden und dessen Verbrennungsprodukt in die Lungen gelangen lassen, wenn er nicht vorher einer subtilen chemischen Behandlung unterzogen worden wäre. Die moderne Zigarettenindustrie hat dieses Verfahren so weit verfeinert, dass bei einem relativ milden Rauch die maximale Nikotinaufnahme gewährleistet ist. Denn viel Nikotin im Körper bedeutet jede Menge Raucher, die nicht Schachteln, sondern Stangen kaufen.
Nikotin gilt als das wichtigste Alkaloid im Tabak. Beim Rauchen werden etwa 30% des in der Zigarette enthaltenen Nikotins freigesetzt, wovon wiederum bis zu 95% beim intensiven Inhalieren resorbiert werden. Die Aufnahme der Substanz über die Lunge ist aber kein Kinderspiel. Tabakrauch beißt und kratzt, nur die gewöhnte, abgestumpfte Lunge will mehr davon. Um aber auch die unerfahrenen und damit meist jungen Probierer zum Kioskkunden werden zu lassen setzen die Hersteller auf mehrere Zusatzstoffe, die den schmerzhaften Rauch milder erscheinen lassen. Das zieht vor allem junge Raucher an. Aus den sogenannten Tabakindustrie-Dokumenten, deren Herausgabe ein US-Bundesgericht Ende der 90er Jahre erzwang, geht hervor, dass die Fabrikanten der großen, weiten Freiheit aus dem Zigarettenmarkt bewusst einen Kindermarkt gemachten haben. Mit Erfolg, heute beginnen Raucher ihre Karriere zwischen dem 13. und 14. Lebensjahr.
Über die Jahre, so nimmt man an, wurden alle Parameter einer Zigarette so verändert, dass die Nikotinaufnahme maximal, der damit verbundene Inhalationsschmerz aber minimal bleibt. Chemie und Biochemie des modernen Zigarettenrauches sind relativ unerforscht, bisher weiß man nur, dass im Hauptstromrauch über 4800 Substanzen wirbeln. Rund 70 davon gelten als krebserregend oder stehen im Verdacht krebserregend zu wirken. Hierzu zählen vor allem die aromatischen Kohlenwasserstoffe (wie sie auch bei der Verbrennung von Diesel-Kraftstoff auftreten) und Armine sowie die Nitrosamine.
Für die Glimmstengelhersteller ist Nikotin der Stoff ihrer Träume, denn regelmäßig genossen entsteht körperliche und psychische Abhängigkeit. Spätestens seit den 50er Jahren wird zwar jeder Schüler und Erwachsene vom Staat darüber aufgeklärt, dass Zigaretten süchtig machen, dem Erfolg der Zigarette tat das lange keinen Abbruch. Um die zunehmend misstrauische Gesellschaft von der Harmlosigkeit der Zigarette zu überzeugen, senkten die Firmen sogar den offiziellen Nikotinanteil im Tabak wie sich jetzt herausstellte war dies ein Täuschungsmanöver, das auf der Überlistung der Messmethode beruhte. Das Vorgehen der Konzerne war gewitzt: Nikotin kommt im Rauch des Tabaks in zwei Formen vor, als gebundene, säurehaltige Substanz (in Salzform) und als freies Niktotin. Die Messmethoden erfassen allerdings nur das gebundene Nikotin. Durch den Zusatz von Ammoniak, Harnstoff oder Soda in das Tabakgemisch und die Züchtung basischer Tabaksorten veränderten die Hersteller wie Philip Morris (Marlboro) und R.J. Reynolds (Camel, Winston) in den 60er Jahren den Säure-Base-Haushalt hin zu einer mehr basischen Mischung. Ab einem ph-Wert von sechs steigt nämlich der Anteil des freien Nikotins sprunghaft an. In einem internen Dokument schreibt die Firma R. J. Reynolds schon 1973 begeistert: Dieses wird schneller vom Raucher aufgesogen und dieser nimmt einen deutlichen Nikotinstoß wahr.
Der Trick bestand also daraus, den pH-Wert der Tabak-Mischung zu erhöhen, was den Nikotingehalt im Rauch erhöht, ohne aber die absolute und messbare Menge an Nikotin in der Mischung zu ändern. Gleiche Menge, höhere Verfügbarkeit für den Raucher besser konnte es kaum laufen. Das zeigte sich auch an den Umsatzzahlen. Es wird angenommen, dass der Siegeszug der Marke Marlboro auch auf dieses Effekt zurück zu führen ist.
Quälender Qualm
Der Griff in den Chemiekasten geht aber noch weiter. Die Liste der den Tabakhäckseln zugesetzten Mittel umfasst je nach Hersteller bis zu 600 Stoffe. Nur die Beimischungen können bis zu 10 % des Gesamtgewichts einer Zigarette ausmachen, eine Zahl, die von den Herstellern bestritten wird.
Zugemischt, und das geben auch die Hersteller zu, werden fast immer Zucker und Kakao. Zucker karamellisiert während des Verbrennens und sorgt für einen milden Geschmack, dieser sanfte Dunst lässt sich leichter inhalieren. Das Problem: Beim Verbrennen von Zucker entstehen krebserzeugende Aldehyde.
Ebenfalls beliebt im Cocktail ist das kühl schmeckende Menthol. Es findet sich heute nicht nur in Menthol-Zigaretten, sondern in geringen Anteilen in fast allen Fluppen, besitzt es doch lokalanästhetische Eigenschaften. Anders ausgedrückt: es betäubt die Bronchien und macht sie unempfindlicher gegenüber dem quälenden Qualm. Zudem führt das Inhalieren von Menthol zu einer höheren Atemfrequenz, einem erhöhten Atemvolumen sowie einer tieferen Inhalation des Rauches.
Auch das Feuchthaltemittel Propylenglykol ist fast immer enthalten. Es steht im Verdacht bei der Verbrennung gesundheitsschädlich zu wirken, aber genaue Studien hierzu fehlen. Aus dem ebenfalls oft zugesetzten Glycerin entstehen in der Glutzone giftige Epoxide.
Die Liste der giftigen Substanzen lässt sich weiter fortsetzen. Um die Eigenschaften des Tabakrauches genauer zu erforschen hat Verbraucherschutzministerin Renate Künast nun eine Kommission eingesetzt, die dem Wesen des Qualms auf die Schliche kommen soll. Die Überprüfung der toxischen Eigenschaften des Rauches dürfte allerdings bis zu zwei Jahren dauern, wie aus dem Ministerium zu hören ist. Wenngleich es danach kein Reinheitsgebot für Zigaretten geben wird, steht doch zu vermuten, dass diverse Zusatzstoffe verboten werden.
Unter http://www.verbraucherministerium.de steht schon jetzt eine Aufstellung bereit, die für alle Marken und Sorten deren Zusatzsstoffe aufführt. Für wahrliche Aufklärung sorgt dieser Katalog aber nicht, mussten die Hersteller doch nur die Mittel bei der Ministerin vorlegen, die in größerer Menge im Glimmstengel vorkommen. Genaue Mengenangaben fehlen völlig, vieles läuft zaghaft unter Aroma. So fehlt die Angabe von Menthol für normale Zigaretten völlig.
Aus dieser Sicht wirken die Bemühungen des Verbraucherschutzministeriums seltsam naiv, verlässt es sich doch vollständig auf die Angaben aus der Industrie. Ein unabhängiges Institut, das die Inhaltsstoffe von Zigaretten regelmäßig überprüft existiert in Deutschland nicht. Die Tabak-Industrie besitzt Hegemonie bei der Analyse des blauen Dunstes.
Der Clou für die Hersteller: Alle der von ihnen zugesetzten Substanzen sind legal, sie stehen in Tabakverordnung des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes (LMBG) von 1977. Institutionen wie das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg drängen nun darauf, dass dieses Chemo-Register extrem gekürzt wird, nicht zuletzt deshalb, weil es sich dabei eigentlich um Zusatzstoffe für Lebensmittel handelt. Der Toxikologe Heinz Thielmann vom Krebsforschungszentrum warnt: Durch die hohen Temperaturen beim Rauchen entstehen daraus neue Substanzen, deren gesundheitliche Risiken fatal sind. Aus Sicht der Heidelberger müssen alle Zusatzstoffe, die dazu dienen, das Rauchen zu erleichtern und insbesondere das tiefere Einatmen des Rauches zu ermöglichen, sowie alle Beimischungen, die die Bioverfügbarkeit von Nikotin erhöhen, verboten werden.
Das mag zwar alles helfen die passionierten Rauchern vor allzu groben Eingriffen in ihren Körperhaushalt zu schützen, neben strengeren Kontrollen der Inhaltstoffe von Zigaretten muss es aber auch darum gehen, den Einzelnen zu mehr Selbstverantwortung beim Gebrauch dieser Droge zu führen. Angesichts der Fitness,- Wellness- und Öko-Food-Welle ist es ein weiteres Zeichen für die jedem Menschen offenbar inne wohnende Lust auf abstruse Widersprüche, sich täglich gleich mehrere dieser Chemo-Keulen reinzuziehen. Die massenhaft gerauchte Zigarette ist vielleicht das Symbol schlechthin für den völlig degenerierten Umgang mit psychoaktiven Substanzen in unserer Gesellschaft. Ohne Sinn(lichkeit) und Verstand wandern Verbrennungsprodukte in die äußerst sensiblen Lungen und schon während des Ausatmens wird auf die Industrie gemotzt, die keine Feinstaubfilter in die Diesel-PKWs einbaut. Und als ob es irgendein Problem lösen würde, greifen immer mehr Konsumenten zur Light-Zigarette, in der Hoffnung auf einen gesundheitlichen Vorteil. Nur langsam besinnen sich starke Raucher darauf, dass es auf dem Zigaretten-Markt auch einige wenige Marken gibt, die keine Beimischungen vornehmen.
Das politische System hat sich weitgehend darauf zurück gezogen mit Hilfe gesundheitlicher Argumente moralisch-symbolische Politik zu betreiben, nicht zuletzt, um die Steuerungsverluste in anderen Sektoren mit restriktiver Innen- und Sicherheitspolitik zu kompensieren. Von der Doppelmoral der nicht zweckgebundenen Tabaksteuer mal ganz abgesehen. Aus Sicht der Tabak-Hersteller ist der an sich gerichtete Vorwurf der steten Perfektionierung ihres Produkts ohnehin absurd sie richten sich einfach nach den sonst so hochgelobten Marktmechanismen.
Gute Rauchware, mäßig genossen, könnte durchaus ein zu pflegendes Kulturgut sein, sie ist eben mehr als nur ein Suchtmittel. Sie kann als Abgrenzungsobjekt gegenüber Eltern, einer hochkontrollierten Gesellschaft oder als Zeichen von Emanzipation wirken, mehr noch, sie kann sogar als Abschussrampe aus dem gewohnten Zeit-Raum-Kontinuum dienen.
Aber die meisten Konsumenten unterwerfen sich dem Diktat einer Massenindustrie, die eine Droge perfekt optimiert hat, ohne über die angewendeten Verfahren noch die benutzten chemischen Zusatzmittel Auskunft geben zu müssen. Bei jedem Hühnerei kann man inzwischen verfolgen, woher es kommt, unter welchen Bedingungen das Tier gelebt hat und – vor allem – welche Inhaltstoffe dieses Ei zum gesunden Nahrungsmittel machen. Bei dem zerhackten und in Papier eingerollten Kraut ist weiterhin unklar, welche Substanzen in welchen Mengen vorhanden sind.
In den USA wurde ein Online-Händler zu 410 Jahren Haft verurteilt
In den vergangenen Jahren herrschten im Netz traumhafte Verhältnisse für experimentierfreudige Psychedeliker. In Online-Shops konnten sie neu synthetisierte, bis dato unbekannte und daher halblegale Drogen bestellen. Nun greifen Behörden und Justiz durch. Websites werden geschlossen, in den USA wurde ein Chemikalien-Händler zu 410 Jahren Gefängnis verurteilt.
Auf den einschlägigen Websites wie www.omegafinechemicals.com wurden die Chemo-Varianten bekannter Drogen über Jahre unter der euphemistischen Bezeichnung „Research Chemicals“ angeboten. Es waren Spielarten der beliebten Drogen der Tryptamin- (LSD, DMT) oder Phenethylamingruppe (Ecstasy, Meskalin, Speed). Durch kleine Änderungen an der Molekülstruktur entstanden so ständig neue Drogen, die in keinem Betäubungsmittelgesetz standen.
Deren Namen klangen wie Droiden aus der Star-Wars Serie: 2-CT-7, DOB, 5-MeO-DET. Über die Jahre tauchten Hunderte von Internet-Auftritten auf, in denen man Abwandlungen bekannter Halluzinogene erwerben konnte. Der Us-amerikanische und europäische Drogenuntergrund bestellte eifrig und bescherte Händlern wie RacResearch.com Umsätze von bis zu 20.000 Dollar in der Woche. Die psychonautischen Versuchskaninchen erforschten die Substanzen am eigenen Leib und besprachen die psychotherapeutischen, spirituellen oder genussorientierten Fortschritte und Rückschläge in Netz-Foren und Chat-Räumen.
Die US-Drogenaufsichtsbehörde DEA wies immer wieder darauf hin, dass die in Küchen und Kellern zusammengebrauten Mixturen illegal sind, weil sie im „wesentlichen gleichartig“ zu bereits verbotenen Mitteln seien. Das stimmte nicht ganz. Einige der Substanzen sind zwar verboten, aber nur, wenn sie jemand nachweislich für den Konsum vertreibt. Eine Nutzung zu Forschungszwecken ist erlaubt. Den so entstandenen Graubereich für Substanzen, die zwar erforscht, aber nicht geschluckt werden durften, nutzten die Online-Drogisten weidlich aus.
RacResearch etwa bot über 20 unterschiedliche Präparate an, gab Gratisproben an Erstkunden ab und warb sogar auf Google. Eine andere Seite, www.pondman.nu, setzte ebenfalls auf Kundenbindung: Saisonangebote, „Nimm 3 für 2“ und Express-Lieferung. Bezahlt wurde mit Kreditkarte oder über Paypal.
Das Geschäft florierte, die Behörden griffen über Jahre nicht ein. Dann der Schock: Ein 18-jähriger Kunde von www.pondman.nu hatte den Beipackzettel für sein Produkt nicht gelesen und verstarb im vergangenen Jahr an einer Überdosis AMT, einem Antidepressivum, das bis in die 60er Jahre hinein in der Sowjetunion erhältlich war. Seine Unachtsamkeit wurde auch James Downs, 22, im letzten Jahr zum Verhängnis. Er verstarb an einer Überdosis 2-CT-21, das er bei der in Las Vegas ansässigen Firma „American Chemical Supply“ bestellt hatte.
In der Operation „Web Tryp“ schloss die DEA daraufhin im Juli 2004 fünf der größten Webseiten und verhaftete zehn Personen. Der Betreiber von pondman.nu, David Linder, 52, wurde im Mai diesen Jahres zu satten 410 Jahren Gefängnis verurteilt. Zudem muss er die 700.000 Dollar, die er mit der Website verdient haben soll, zurückzahlen. Angeklagt ist derzeit auch Michael Burton von American Chemical Supply. Die Staatsanwaltschaft fordert eine lebenslange Haftstrafe.
Mit den auf den Händler-Computern gefundenen Kreditkartennummern tasten sich die Behörden nun weiter vor. In Großbritannien wurden im Mai 22 Personen angeklagt, weil sie über die betreffenden Websites größer Mengen der illegalen Substanzen aus den USA bestellt hatten.
Auf drogenaffinen Webseiten wie www.erowid.org wird derweil vor der Anwendung von „Research Chemical“ gewarnt. Es gäbe keinen guten Grund dafür, so die Vorreiter der alternativen Drogenberatung, dass diese Chemikalien für den Freizeit- oder Entspannungsgebrauch sicher zu nutzen seien.
Rauchen stellt eine Belastung für die Atemwege dar. Aus gesundheitlicher Sicht, und die sollte gerade beim Rauchen nicht ausser Acht gelassen werden, ist ein Rauchgerät dann am ehesten akzeptabel, wenn der Rauch mit einem möglichst hohen Wirkstoff- und einem geringen Schadstoffgehalt über die Atemwege und die Lunge in den Blutkreislauf gelangt. Ein Teil der unerwünschten Stoffe ist in Wasser läslich. Im warmen oder heissen Wasser ist die Läslichkeit erhäht. Die psychoaktiven Wirkstoffe sind dagegen wasserunlöslich. Sie läsen sich aber in Alkohol und Fetten. Deshalb sind hochprozentige Alkoholika und zum Beispiel Milch ungeeignete Filtermittel in Wasserpfeifen und Bhong. Flüssigkeit hält auch Staub-, Aschepartikel und dergleichen zurück. Kalte Flüssigkeit und ein langer Weg führen zum Niederschlag teeriger Substanzen bevor diese die Atemwege erreichen. Allerdings bleiben dabei auch Wirkstoffe auf der Strecke.
Neuerdings verspricht man sich vom Verdampfen der Wirkstoffe eine geringere Belastung als von der beim klassischen Pfeiferauchen auftretenden Mischform von Verbrennung und Verdampfung, wobei beim starken „Ziehen“ oft mehr verbrannt als verdampft wird. Das Cannabis wird bei der neueren Methode nur bis zu der Temperatur erhitzt, bei der die Wirkstoffe in die Gasphase übergehen und inhaliert werden kännen. Was zurückbleibt wird nicht noch mal „übergezündet“ sondern verworfen.
Kommt der Rauch nun gefiltert und gut gekühlt in die Lunge, kann er zweifellos tiefer inhaliert und länger einbehalten werden. Das ist zwar effektiv, was den Tärn anbelangt, aber für die Lunge nicht gerade das Gelbe vom Ei. Deshalb gehen Überlegungen weiter in Richtung auf die Entwicklung eines Cannabis-Aerosols. Dabei ist die Wasserunläslichkeit der Wirkstoffe ein Problem. Eine derartige Zubereitungsform ist deshalb derzeit noch Zukunftsmusik und wird mäglicherweise der Pharmaindustrie vorbehalten bleiben. Solange werden Cannabisliebhaberinnen mit der Atemwegsbelastung leben und auf Warnsignale ihres Körpers achten müssen.
Ein möglichst konzentriertes Cannabisprodukt vorsichtig dosiert und nicht mit anderen Substanzen, insbesondere dem bekanntermassen bedenklichen Tabak, vermengt zu Rauchen, minimiert die gesundheitlichen Risiken. Rauchpausen bieten den Atemwegen die Mäglichkeit sich zu erholen. Bei sich anbahnenden Erkältungen und Infekten sollte das Rauchen auf jeden Fall eingestellt werden.
Rauchtechniken werden üblicherweise im verbreiteten gemeinsamen Konsum und dem damit verbundenen sozialen Austausch entwickelt und erlernt. Ziel ist dabei meistens, durch mäglichst genussvolle Inhalation auf dopesparende Weise optimal high zu werden. Eine genauere Erläuterung an dieser Stelle erübrigt sich.
Wenden wir uns jetzt dem Rauchgerät zu. Es folgt ein Einblick in die unbegrenzte Vielfalt teilweise bizarrer Rauchmethoden und phantasievoller Pfeifen.
Die geliebte Purpfeife – immer am Mann
Bevorzugt die metallische Version, da sich Holzkäpfe bekanntlich schnell in Rauch aufläsen. Muss nicht so häufig gereinigt werden, da edles Metall den Schmand verbirgt. Dennoch, alle Jahre wieder, wenn Dich der Bock überkommt mal wieder richtig rumzusiffen, dann greifst Du sie Dir einfach und fängst an zu reinigen. Als erstes gännst Du Dir den Spass, das verteerte Sieb abzufackeln. Dann werden mit kreisenden Bewegungen die Rohre freigebohrt. Die Einzelteile kriegst Du eh nicht mehr auseinander. Die schwierigste Aufgabe ist es, nachher den ganzen Siff wieder von den Fingern abzukriegen. Und wer jetzt Hustenanfälle bekommt, wird nie ein glühender Verehrer werden.
Die Protopipe
Der Roll«s Royce unter den Purpfeifen. Aber was soll«s? Die Protopipe musst Du täglich reinigen, damit die diversen metallischen Einzelteile nicht total verbacken. Und wer tut das schon? So wird die Protopipe leicht zur Wegwerfpipe. Gepuzzelt wird sowieso nur in den ersten Tagen.
Silver Palm Leaf – Die Designerpfeife
Flach wie eine Scheckkarte und schweineteuer. Der Rauch fährt Slalom und gelangt für eine Purpfeife angenehm gekühlt im Mundraum an. Durch das leider nur an einem simplen Magneten haftende abnehmbare Unterteil leicht zu reinigen. Muss sich in der Praxis noch bewähren.
Die Pickel-Pipe für den kleinen Zug zwischendurch
Diese Menschen wollen keine Freunde haben.
Staubsauger rauchen – nicht sparsam, aber effektiv
Einen Staubsauger rauchen ist mit Sicherheit eine der spendableren Methoden sein Dope unter die Leute zu bringen. Am Ansaugstutzen wird ein Joint, ein Chillum oder hnliches angebracht. Inhaliert wird hinten am Gebläse. Ein Knopfdruck und ab geht die Post.
Der Standarddialog lautet: „Wollen wir «nen Staubsauger rauchen?“ „Mit oder ohne Beutel?“
Die Elektropipe
Eine wesentlich handlichere und praktischere Variante, die inspiriert vom traditionellen Staubsaugerrauchen entwickelt wurde. Bei dieser Pfeife steckt man sich das Mundstück keineswegs direkt in den Schlund, wenn man nicht wie ein Ballon aufgeblasen werden will, sondern versucht, in einer Qualmwolke stehend, soviel als mäglich zu erhaschen. Typische Frage: „Hat hier irgend jemand noch «ne Batterie auf Tasche?“
Das Blubbi
Der Klassiker aus dem Orient. Ziehen will gelernt sein. Wer sich die Qualmsuppe einbrockt, der muss sie auch ausläffeln. Das ist nicht gerade das gelbe vom Ei. Gut kommt die laszive Haltung am Schlauch.
Das Bhong
Eigentlich ein Blubbi mit weiter Inhalationsäffnung. Nicht nur von Pygmäen und thailändischen Bergvälkern gern genossen. Da weiss man, was man macht und blickt den Tatsachen umnebelt in«s Auge. Wann kommt das Bhong in Serie, in das man nur noch seinen Kopf stecken muss, so dass man in seiner Atmosphäre noch ein wenig verweilen kann?
Bauernregel: Ein Kopf ist ein Zug – Kopf zu, es zieht.
Das Schlauchboot
Achtung, Trendforscher: Im Sommer 1996 dümpelt Deutschlands Jugend unter umgekippten Schlauchbooten auf dem See. Badespass macht sich breit, wenn die Luftblase zu Cannabisqualm wird und zwei bis drei Lungen kräftig einatmen. Matthias Bröckers setzt noch einen drauf und taucht mit Schnorchel aus Hanfrohr. Wassersportler tauchen von einem Boot zum anderen.
Unter Glas – ein Heidenspass
Man braucht einen Bierdeckel, eine Nadel, einen Bobbel und, wer hätte das gedacht, ein Glas. Schmeckt wie beim Arzt und wirkt wie eine Encountergruppe. „Welcher Arsch ist jetzt schon wieder gegen den Tisch getreten? Und wer hat seine Friseurlehre abgebrochen?“
Die Bierdose – die Doppeldröhnung
Bierchen zischen, Dose zusammendrücken und für den Kawumm-Effekt die Unterseite einstechen. In der Mitte die Dosenoberseite perforieren, Rauchsubstanz draufbräseln und der Rest ist eigentlich klar. Schmeckt nach Bier. Wonach sonst?
Kawumm – und Du fällst um
Eines der am leichtesten selbst zu bastelnden Geräte. Zwecks äkologisch sinnvoller Zweitverwertung von Klopapierrollen empfehlenswert für jeden proletarischen Haushalt. Quasi der Archetyp für den Paranoiker, weil leicht und schnell zu entsorgen.
Ich wollte es verdrängen – Das Chillum
Ja sicher, das Chillum gilt als Inbegriff ritueller Inhalation in eingeweihtem Kreise bei schummrig-sentimentalen Indien-Flashbacks. Aber die Realität sieht oft anders aus:
Stein rein, Lappen rum, ruckzuck geht das Chillum um
Es muffelt und qualmt der ganze Saal
Die Gesichter werden bleich und fahl
Die Gedanken wenden sich zur Toilette hin
In der Mischung war wohl zuviel Tabak drin
Aermel rauchen
Eine ungewähnlich Steigerung des Chillum- Rauchens beschreibt Ralf Arndt 1982 in „Spiegelbilder“: „Es gab jetzt eine neue Rauchart, genannt „rmel“. Das Schilum wurde dabei wie gewohnt angeraucht, dann nahm man eine Lederjacke, steckte das Mundstück in den rmel und zog sich die Jacke über den Kopf. Ein anderer legte ein Tuch über die ffnung des Schilis und blies kräftig rein. Nicht lange danach kam derjenige, der die Lederjacke über seinem Kopf hatte, heraus. Das war die extremste Art, Shit zu rauchen, die ich jemals kennenlernte.“
Obst und Gemüse – die Ökovariante
Die Früchte der Natur, ob Paprika, Gurke, Apfel oder Melone, selbstverständlich aus biologisch-dynamischen Anbau, geben dem Geschmack eine angenehm fruchtige oder gurkige Note. Die Aushälungsarbeiten sorgen für Vitamine und erbauliche Unterhaltung.
Keine Pfeife, aber ein Joint
Was viele nicht wissen: Der Joint muss nicht unbedingt mit einer berdosis Tabak als Nikotinbombe gebaut werden. Er lässt sich von erfahrenen Dreherinnen ohne Umstände immer wieder neu entwerfen und locker in der Runde verhaften. Ein weiterer Vorteil: Die Dopeverteilung kann schnorrerfeindlich reguliert werden (guten Grund lassen). Früh übt sich, was ein Meister werden will. Ein Nachteil: Oft werden nicht mehr Worte gewechselt als „man bin ich stoned“, während man darauf wartet, dass sich endlich jemand erbarmt, den nächsten zu basteln. Der Klassiker von Wolfgang Neuss: „Don«t Biermann that Joint – die Asche ist gefallen.“ Oder anders: Wer den Joint hat, hat das Wort.
Eimer rauchen
Ein Flasche, deren Boden entfernt wurde, wird in einen mit Wasser gefüllten Eimer getaucht. Ein brennender Joint wird in die Trinkäffnung gesteckt, die Flasche angehoben und siehe da: Sie füllt sich mit Rauch. Jetzt den Joint abheben, Mund an die ffnung, Flasche runterdrücken. Bundeswehrerprobt. Nüchtern gesehen sind „einen Klokasten rauchen“, „eine Wanne rauchen“, „einen See rauchen“, „ein Meer rauchen“ usw. nur Abwandlungen des banalen und gemeinen Eimer rauchens.
In der Mutter Erde
Die Gaia-Methode bringt die Konsumentin in innigen Kontakt mit Mutter Erde. Durch einen U-färmigen Tunnel wird urafrikanisch geschmaucht. Kies oder Moos ersetzt das Sieb, gesaugt wird am Loch oder am darin eingeführten Rohr. Die Indoor-Alternative: Der Topf von Muttis Yucca.
Die Grillsaison ist eröffnet!
Nach dem Vorbild der alten Skythen, nur auf dem Balkon, nie in der Wohnung, werden einfach zwei reife Pflanzen auf den gut angeheizten Grill geworfen. Markise runterlassen und die Nachbarn einladen.
Opa«s olle Piep
Haste schon mal Mottenkugeln geraucht? Macht nix, Opa«s Pfeife bringst noch viel härter. Bau« Dir wenigstens aus Alufolie «ne Einlage. Schnack für lange Gesichter: „Blättchen hab« ich nich«, aber ich hab« noch «ne Pfeife.“
Der Vaporizer
Erhebend, belebend. Das Prinzip der verdampfung durch wohldosierte Oberhitze scheint genial.
Alle im Saal werden leiser, jetzt kommt „Eagle Bill“ mit seinem Vaporizer.
Unsichtbare Dämpfe schmecken noch besser als das Gras riecht. Doch es fehlt das Kratzen, der Gestank, das Husten, die Tränen in den Augen. Nostalgie vergangener Tage. Das Ding ist zwar teuer und unhandlich, aber man hat das Gefühl, man tut sich was Gutes. Das ham wer uns verdient.
Da wurde in Teilen der Kiffer-Gemeinde schon aufgejubelt, als das Bundesverfassungsgericht im Januar diesen Jahres entschied, dass ein Wert von unter 1,0 ng/ml THC im Blut nicht auf eine Fahruntüchtigkeit schließen lässt. Im Gespräch mit Martin Krause, Anwalt für Drogenverkehrsrecht, wird deutlich, warum die Entscheidung der höchsten Richter der Republik keinen Anlass zum Jubeln gibt, worauf Cannabis-Konsumenten achten müssen, wenn sie ihrem Hobby und zugleich einer mobilen, kraftfahrzeuggestützten Lebensweise frönen wollen und warum es wahrscheinlich weiterhin keinen THC-Grenzwert wie beim Alkohol geben wird.
Frage: In einer wichtigen Entscheidung hat das Verfassungsgericht jüngst einem Mann Recht gegeben, der gegen einen Führerscheinentzug geklagt hatte: Die Behörden hatte Restspuren von Cannabis-Abbauprodukten in seinem Blut gefunden. Wird es jetzt bald einen Cannabis-Grenzwert wie beim Alkohol geben?
Antwort: Sie meinen das Verfahren wegen einer Ordnungswidrigkeit, bei dem es lediglich um ein Fahrverbot von einem Monat, nicht aber um den Entzug der Fahrerlaubnis ging. Ob der Mann letzt endlich wirklich Recht bekommt steht übrigens noch nicht sicher fest, denn das Verfahren wurde nur an das Amtsgericht Kandel zurückverwiesen. Grenzwerte wie bei Alkohol hat es nie gegeben und wird es wohl auch in absehbarer Zukunft nicht geben, wie der Bundesgerichtshof mehrfach klargestellt hat. Solche Grenzwerte sind generell schwierig, da die Reaktionen der Konsumenten unterschiedlich und oftmals in keinem Zusammenhang zwischen Dosis und Wirkung stehen. Das Gericht hat beispielsweise kein Wort darüber verloren, wann jemand fahruntüchtig, ähnlich 1,1 Promille, ist. Das Gericht hat auch nicht gesagt, welche THC-Konzentration 0,5 Promille entspricht. Das Gericht ist lediglich der Meinung, dass eine THC-Plasmakonzentration im Blut von unter 1,0 ng/ml in der Regel keinen Einfluss auf das Fahrverhalten hätte und bei einem solch geringen Wert daher deshalb möglicherweise keine Ordnungswidrigkeit vorliege.
Frage: Ist denn die Wirkung von Cannabis tatsächlich so unvorhersehbar? Wo sehen die Gerichte den Unterschied zum Alkohol?
Antwort: Cannabis wirkt nicht bei jedem gleich. Die Auswirkungen sind von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Manche vertragen 5 ng/ml, ohne dass sie besondere Auffälligkeiten haben, andere vertragen nicht mal 1,1 oder 1,2 Nanogramm sondern fallen beim Romberg-Test durch. Was die Meinung einiger Richter im Vergleich Cannabis und Alkohol angeht sind mir zwei interessante Entscheidungen in Erinnerung. Das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz hat einmal entschieden, dass Alkohol ein Genussmittel, aber kein Rauschmittel sei und nach Ansicht des Bundesverfassungsgerichts gibt es sachliche Gründe für diese Unterschiede. Sie liegen in der unterschiedlichen Wirkungsweise und im unterschiedlichen Wissen über die Auswirkungen von Drogen. Alkohol führe nicht ohne weiteres zu Rauschzuständen und seine Wirkung sei weithin bekannt.
Frage: Die Gerichte scheinen die Literatur, die den Grenzwert einer THC-Plasmakonzentration bei 10ng/ml festgelegt sehen wollen, nicht heranzuziehen. Warum werden Autoren wie Grotenhermen/Karus (Cannabis, Straßenverkehr und Arbeitswelt, Heidelberg 2002), die sich wiederum auf Heishman (et al., 1997) und Liguori (et al., 1998) beziehen und ein dreiteiliges Grenzwertmodell entworfen haben nicht zur Beurteilung herangezogen?
Antwort: 10 Nanogramm ist viel zu viel. Wir haben die Promillegrenze gerade von 0,8 auf 0,5 beziehungsweise 1,3 auf 1,1 gesenkt, da wird niemand den hohen Wert von Zehn ins Gespräch bringen. Ich schließe aber auf Grund derzeitiger Entwicklungen und Forschungen in Holland und Belgien nicht aus, dass man sich hinsichtlich der Fahruntüchtigkeit bei 5 ng/ml einigen könnte oder die Berechnung des sogenannten CIF-Wertes relevant werden könnte; das dauert aber sicher noch einige Jahre. Es gibt eben auch zahlreiche Gutachter, die sind der Meinung, dass schon 2 ng/ml zu viel sind und dieser Wert Einfluss auf das Fahrverhalten haben kann und beide Gutachter haben auf Ihre Art durchaus Recht. Das Problem ist und bleibt, dass der Konsum von THC im wahrsten Sinne des Wortes unberechenbar ist und von vielen verschiedenen Einzelfaktoren abhängt, nämlich Körpergewicht, Konsumart, Wirkstoffkonzentration, Set und Setting und so weiter und der eine bei 1,1 ng/ml erhebliche Ausfallerscheinungen haben kann und den Rombergtest nicht besteht und andere, die, sicher auch wegen der Gewöhnung und Toleranz, fünf oder auch zehn Nanogramm vertragen und manche sogar noch mehr.
Frage: Wenn schon die Jurisdiktion keinen Grenzwert findet, dann ist ja wohl die Chance auf einen solchen auf politischer Ebene gering. Wird also weiterhin das Verhalten des Verkehrsteilnehmers im Einzelfall entscheiden?
Antwort: Ja, jedenfalls in absehbarer Zeit, trotz der erwähnten Versuche im Ausland und des eventuell wichtiger werdenden CIF-Werts. Ich halte die derzeitige Praxis auch für richtig und gerecht. Es wäre nämlich unfair, dass derjenige, der weniger verträgt anders oder härter bestraft wird, als derjenige, der völlig bekifft am Straßenverkehr teilnimmt, denn es gilt wissenschaftlich als gesichert, dass ein Konsument, der an Cannabis gewohnt ist, auch mehr verträgt und weniger Auffälligkeiten hat. Das ist wie bei Alkohol. Wer nie oder selten Alkohol trinkt verträgt auf Grund der Tolleranzwirkung weniger als derjenige, der als „Gewohnheitssäufer“ eingestuft werden muss. Anders kann man sich auch nicht erklären, dass es Leute gibt, die mit 4 Promille überhaupt noch stehen können und andere, die bei 2 Promille klinisch tot sind.
Frage: Wie sieht das Vorgehen der Polizei konkret aus?
Antwort: Über die Schulungsprogramme der Polizeibeamten zur Drogenerkennung im Straßenverkehr und deren objektive und subjektive Wahrnehmungen könnte man stundenlang diskutieren. Sowohl die berühmten Pupillenerscheinungen als auch der polizeiliche Drogenschnelltest spielen dabei unter anderem eine Rolle. Beides ist aber nicht beweissichernd verwertbar. Große Bedeutung spielt deshalb unter anderem der erwähnte Romberg-Test.
Frage: Der besteht woraus?
Antwort: Beim sogenannten Finger-Finger-Test steht der Betroffene gerade und die Beine sind parallel und direkt nebeneinander zusammenzustellen. Die Augen werden geschlossen und die Arme seitlich ausgestreckt (Schutzmann-Halt). Sodann werden die Zeigefingerspitzen bei gestreckten Armen (Dicker-Bauch-zeigen) langsam vor dem Körper in Nasenhöhe zusammengeführt, um mit den beiden Fingern zusammenzutreffen. Beim Rombergtest, der beschleunigtes oder verlangsamtes Zeitgefühl misst und zudem den Gleichgewichtssinn überprüft, ordnet der Polizeibeamte an, dass der Betroffene die Füße zusammenstellt und die Arme seitlich am Körper hängend anlegt (Normales stehen). Der Kopf wird in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. Der Betroffene zählt nach einem Startzeichen des Beamten der inneren Uhr folgend 30 Sekunden ab. Ist diese Zeitspanne nach seiner Ansicht verstrichen, teilt er dieses dem Beamten mit. Beim Finger-Nase-Test steht der Betroffene mit geschlossenen Augen gerade. Die Arme sind seitlich am Körper hängend angelegt (Normal stehen). Der Kopf wird in den Nacken gelegt und der Betroffene ballt beide Hände zu einer Faust, wobei er die Zeigefinder ausstreckt. Er führt die Zeigefinger mehrfach abwechselnd langsam zur Nasenspitze, um diese zu treffen. Die Augen bleiben bis zur Beendigung des Tests geschlossen.
Frage: Und wie sollte sich der Verkehrsteilnehmer verhalten? Muss er diese Tests überhaupt über sich ergehen lassen?
Antwort: Das kommt darauf an, wen Sie mit Verkehrsteilnehmer meinen und wem ich unter welchen Voraussetzungen etwas raten soll. Aus Sicht der Anwaltschaft ist es zumindest nie falsch, erstmal nichts zu sagen. Gar nichts, außer Name und so weiter und erst recht keine Angaben zum Drogenkonsum zu machen. Wenn der Polizist mich fragt, ob ich Drogen genommen habe, kann die einzig richtige Antwort eigentlich nur „Nein“ lauten und nicht etwa „ja, aber das ist schon länger her“. Man kann sich später immer noch äußern. Wenn der Betroffene allerdings wirklich nichts genommen hat und nur wegen Übermüdung rote Augen hat und er sich auch sonst keiner Schuld bewusst ist sondern er z.B. nur so komisch spricht, weil er gerade vom Zahnarzt kommt, kann man viele Probleme auf einmal erledigen, in dem man einfach den Aufforderungen der Polizei folgt. Sollte der Betroffene allerdings innerhalb der letzten 24 Stunden tatsächlich Haschisch oder Marihuana geraucht haben, wird ihm wohl jeder gute Rechtsanwalt raten müssen, den Romberg-Test auf keinen Fall zu machen. Fällt er nämlich durch diesen Test durch, kann aus der zunächst vorliegenden Ordnungswidrigkeit schnell eine Straftat werden. Die Polizei bzw. das Gericht müssen eine Fahrunfähigkeit beweisen. Es ist, mit einigen Ausnahmen, zwischenzeitlich höchstrichterlich mehrfach entschieden worden, dass eine Fahruntüchtigkeit nicht alleine auf Grund einer Blutuntersuchung oder der Pupillenerscheinung bewiesen ist. Wenn der Betroffene allerdings so dumm war und den Romberg-Test machte und durch diesen dann auch noch durchfällt, muss man sich ernsthaft fragen, wie doof der Betroffene eigentlich ist, denn mit Gewalt wird der Polizeibeamte einen Romberg-Test nämlich nicht durchführen können. Viele Betroffene fühlen sich objektiv sicher und sind auf Grund von vielen Fehlinformationen im Internet der Meinung, dass spätestens einige Stunden nach dem Rauchen eines Joints nichts mehr passieren könne. Das ist ein erheblicher Irrglaube, wie die gerichtliche Praxis zeigt und…
Frage: … einen Moment, gibt es weitere Ratschläge im Umgang mit den Behörden?
Antwort: Ich finde es nicht so gut, den Konsumenten hier Ratschläge zu geben, wie sie die Polizei und Justiz austricksen können, denn deren Arbeit ist sinnvoll und nötig. Besser fände ich, wenn sich der Cannabiskonsument darüber im Klaren ist, dass er bis zu 24 Stunden nach dem Konsum eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer darstellen kann und Drogenwirkstoffe im Blut nachweisbar sind und er sein Auto deshalb einfach stehen lässt. Aber um Ihre Frage juristisch korrekt zu beantworten; nein, der Betroffene kann nicht zum Romberg-Test gezwungen werden. Das sieht Paragraph 81a Abs. 1 der Strafprozessordnung nicht vor. Wie sollte das auch praktisch gehen?
Frage: Nun, der psychische Druck an dem Test teilzunehmen ist je nach Persönlichkeit des Beamten größer oder kleiner, Zwang wäre da nur das letzte Mittel. Aber kommen wir zur Praxis vor Gericht. Die häufigste Frage, die an sie gestellt wird, dürfte ja sein: „Man hat Cannabiskonsum durch einen Blutuntersuchung nachgewiesen. Wie lang ist mein Lappen nun weg?“ Wie wird der Hanfgenuss in diesen Fällen vom Gericht bestraft?
Antwort: Kann eine Fahruntüchtigkeit bewiesen werden, liegt eine Straftat vor. Unter Umständen kommt sogar noch Straßenverkehrsgefährdung dazu. Nach Paragraph 69a Strafgesetzbuch kann das bedeuten, dass die Fahrerlaubnis zwischen 6 Monaten und einem Jahr entzogen wird, manchmal auch länger, je nach dem, wie sich der Betroffene hinterher verhält. Liegt nur eine Ordnungswidrigkeit vor und kann eine Fahruntüchtigkeit, also eine Straftat, nicht bewiesen werden, wird neben einer Geldbuße und Punkten in Flensburg in der Regel ein Fahrverbot von ein bis drei Monaten angeordnet, je nach dem, ob man Wiederholungstäter ist oder nicht. Viele Betroffene glauben dann in einem solchen Fall aber, dass die Sache erledigt ist und sie noch mal glimpflich davongekommen sind und kiffen weiter. Doch da haben sie sich gewaltig getäuscht, denn nun wird die Fahrerlaubnisbehörde, also das Landratsamt, auf den Fahrer zukommen und versuchen, den Führerschein zu entziehen. Weil Sie übrigens fragen, wie Hanfgenuss bestraft wird: Man darf auch nicht vergessen, dass Cannabis illegal ist. Da kann also auch noch ein weiteres Strafverfahren wegen Haschischbesitz kommen und wenn der Betroffene Cannabis während der Fahrt im Auto dabei hat sind die Probleme erst recht perfekt.
Frage: Will dann jemand seine Fahrerlaubnis wiedererlangen muss er meist zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU), auch Idiotentest genannt. Nach welchen Vergehensarten muss man zur MPU und unter welchen Umständen erhält man den Führerschein tatsächlich zurück?
Antwort: Diese Frage kann ich Ihnen unmöglich in Kurzform beantworten, weil das von ganz vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist. Ich könnte drei Stunden drüber referieren. Die Fahrerlaubnisverordnung ist viel zu umfangreich. Über dieses Thema schreibe ich gerade ein Buch und bin schon bei Seite 300. Wichtig scheint mir zu sein, schon vorher dafür zu Sorgen, dass der Betroffene nicht zur MPU muss. Es gibt durchaus zahlreiche Möglichkeiten und nicht jeder muss den Idiotentest? machen. Bei manchen scheint er mir allerdings sogar sinnvoll. Wer völlig bekifft am Straßenverkehr teilnimmt oder sich jeden Tag volldröhnt solle meines Erachtens sein Verhalten überdenken.
Frage: Sicher. Auf der anderen Seite steht das Problem, dass bei der heutigen Rechtslage eben auch die moderaten Raucher, die sich ein bis zwei Mal die Woche einen schwachen Feierabend-Joint genehmigen, mit Führerscheinentzug zu rechnen haben.
Antwort: Das sehe ich anders. Der bloße gelegentliche Cannabiskonsum, ohne das Vorliegen eines in Ziffer 9.2.2 der Anlage 4 zu Paragrafen 11 bis 14 Fahrerlaubnisverordnung genannten Zusatzelementes oder einer nach Paragraf 14 Absatz 1 Satz 4 Fahrerlaubnisverordnung vorliegenden sogenannten weiteren Tatsache rechtfertigt keine hinreichend konkreten Verdachtsmomente für einen Fahreignungsmangel, mit der Folge, dass die Anordnung einer medizinisch-psychologischen Untersuchung rechtswidrig wäre. Wer also zu Hause tatsächlich nur zwei mal pro Woche einen Joint raucht muss nicht zur MPU. Wichtig ist aber, dass der Betroffene nicht mit Haschisch angetroffen wird, weil die Verwaltungsgerichte ansonsten mathematische Konsumeinheiten berechnen und behaupten, dass man mit so und so viel Gramm viel mehr rauchen könnte und die Behauptung, dass man ja nur gelegentlich Haschisch rauche, damit widerlegt werden könnte.
Frage: Es wird beklagt, dass seit den Lockerungen bei Urteilen im Cannabis-Strafrecht manche Straßenverkehrsbehörden und manche Verwaltungsgerichte ihr Vorgehen gegenüber Cannabis-Konsumenten verschärft haben. Können sie das aus ihrer Praxis bestätigen?
Antwort: Mir ist von angeblichen Lockerungen der Strafgerichte nichts bekannt. Der Bundesgerichtshof hat schon im Jahr 1995 entschieden, was eine sogenannte geringe Menge ist und das Bundesverfassungsgericht hat im Jahr 1994 klargestellt, dass Ermittlungsverfahren wegen des sogenannten Eigenkonsums eingestellt werden können. Daran hat sich nichts verändert. Im Gegenteil. Erst im Sommer letzten Jahres hat das Verfassungsgericht nochmals ausgeführt, dass Ermittlungsverfahren eingestellt werden können, so dass sich auch keiner wegen der Ungleichbehandlung zu Alkohol beschweren muss. Und auch die Rechtsprechung der Verwaltungsgerichte hat sich nicht verändert. Seit dem 5. Juli 2001 und dem 20. Juni 2002 wissen die Richter sehr genau, wie sie mit Cannabiskonsumenten umzugehen haben. Das Bundesverwaltungsgericht und das Bundesverfassungsgericht haben klare Rechtsgrundsätze getroffen. Wenn man die Rechtsprechung richtig verfolgt und die Gesetze korrekt anwendet, bestehen hinsichtlich der Frage, wann jemand zur MPU muss, eigentlich keine großen Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten. Dazu gehört zum Beispiel die Tatsache, dass jemand mit mehr als 1,0 ng/ml THC am Straßenverkehr teilnimmt, wobei das auch den Führerschein kosten kann. Nur in Bayern ist die Rechtslage und Praxis etwas anders.
Frage: Nämlich wie?
Antwort: Normalerweise kann die Behörde den Führerschein sofort einziehen. Nach Paragraf 14 Absatz 4 und Paragraf 11 Absatz 7 Fahrerlaubnisverordnung muss die Behörde keine MPU anordnen, wenn jemand unter dem Einfluss von Cannabis ein Kraftfahrzeug führt. In dem sonst für so streng geltenden Bundesland Bayern kommt der unmittelbare Entzug nach einem Urteil des Verwaltungsgerichtshof aber erst ab 2 ng/ml infrage. Blutwerte darunter führen zur MPU.
Frage: Zum Abschluss interessiert uns natürlich ihre persönliche Meinung zu Cannabis.
Antwort: Wie wahrscheinlich zum Ausdruck gekommen ist, ergreife ich in der Öffentlichkeit keinerlei Partei für oder wider Cannabis. Das ist auch nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe sehe ich in der reinen Information durch klare Fakten, ob sie mir oder anderen nun passen oder nicht. Wie ich ganz persönlich zu der Sache stehe ist deshalb auch irrelevant. Ich bin Jurist und kein Sozialarbeiter.
Zur Person: Martin Krause, 35, ist seit über drei Jahren als Anwalt für Drogenverkehrsrecht in München tätig. Er verteidigt Klienten, die wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz angeklagt sind. Einen Großteil davon steht wegen des Verdachts von Cannabis-Konsum im Straßenverkehr im vor Gericht. Krause ist als Autor für das Handbuch Straßenverkehrsrecht und die Zeitschrift SVR (Straßenverkehrsrecht) und der JWO-VerkehrsR (Juristische Wochenzeitung Verkehrsrecht) tätig. Ende 2005 erscheint im ein Buch von Martin Krause, das dieser zur Zeit zusammen mit dem Pharmazeuten Patrick Lehmann und dem Biologen Andreas Stangl schreibt. Der knackige Titel: Drogenverkehrsrecht.
In einer geclusterten Linux-Umgebung mit Oracle-Datenbank verwaltet Amazon.com seinen gigantischen Datenbestand.
Was dem Online-Versandhändler Amazon heute einen Verlust von Hunderttausenden Euro bringen würde, war 1995 kein Problem: Die Web-Seite war für eine halbe Stunde offline. Amazons Chefprogrammierer schleppte im Gründungsjahr der Firma den einzigen Sun-Server noch persönlich in seinen Honda, um ihn in die neuen Geschäftsräume zu transportieren. Damals wie heute setzte der Katalog auf einer Oracle-Datenbank auf.
Über die Jahre wuchs mit den Anforderungen auch die Kapazität der Maschinen. Wo zunächst Alpha Server von Digital Equipment die Bestellungen sortierten, setzte CEO Jeffrey Bezos drei Jahre nach der Firmengründung auf einen Sun-Starfire mit Solaris-Betriebssystem. Die Firma war innerhalb der kurzen Zeit von elf auf über 1000 Mitarbeiter angewachsen, vier Millionen Kunden bestellten regelmäßig bei Amazon. Die Freude an der Sun-Hardware währte jedoch nicht lange, schon ein Jahr später ging Amazon eine Kooperation mit Hewlett-Packard ein. Seit dieser Zeit stattet HP Amazon mit Hardwarelösungen aus. Auf den Servern läuft seither Linux. Für jeden Dollar, so CIO Rick Dalzell, den Amazon in neue Hardware stecke, spare es zehn Dollar an Instandhaltungs- und Lizenzgebühren.
Das Volumen der Suchanfragen und der Datenbank verdoppelte sich bis 2002 jedes Jahr. Damals umfasste Letztere 10 Terabyte und zählte bereits zu den fünf weltgrößten Datenbanken. Sie ist das Herz von Amazon, an diesem Kulminationspunkt laufen alle Bemühungen zusammen. Bestellungen, Kundendaten, Produktbestandsdaten: Das Data Warehouse ist mit fast jedem System innerhalb des Unternehmens verbunden. Zu Spitzenzeiten greifen über 1000 Mitarbeiter auf die Daten zu.
Amazon mauserte sich vom virtuellen Buchhändler zum Allround-Spezialisten für jedes erdenkliche Produkt. Im Januar 2004 kündigte Manager Tom Killalea das „14-Terabyte-Plus“-Warehouse an. Der Online-Händler zählt seither nicht nur über 37 Millionen Kunden, sondern auch 550 000 Verkäufer, die über die Amazon-Plattform ihre eigenen Produkte vertreiben. Der Online-Store der US-Basketballliga NBA läuft ebenso darüber wie der des Spielzeughändlers Toysrus. Im Weihnachtsgeschäft 2004 erzielte Amazon erstmals mehr Umsatz mit Elektronikartikeln als mit Büchern.
Zugleich erwarteten die Nutzer von Amazon wie von allen Online-Läden, dass sie so zuverlässig funktionieren wie das Telefon: (Ein-) Wählen und loslegen. Die Seite muss nicht nur ständig erreichbar sein, sie muss zudem schnell laden und alle Informationen zügig ausliefern. Ein Kunde will innerhalb einer Minute wissen, wie lange es brauchen wird, bis eine Bestellung bei ihm ankommt, und ob die einzelnen Waren in nur einem Paket oder separat versandt werden.
Umstrukturierung beendet
Heute ist die Umstrukturierung von Amazons IT-Architektur abgeschlossen. Das System setzt auf Linux-Servern auf und läuft mit der Software „Real Application Clusters“ (RAC) von Oracle auf Proliant-Server von HP. Oracle RAC ist eine Datenbank, die das Clustering unterstützt. In jedem Proliant-DL-380-Servern gibt ein Intel-Xeon-Prozessor mit 3,4 Gigahertz den Takt an. HP empfiehlt für diese Proliant-Familie das modulare Speichersystem „Smart Array 1000“ (MSA 1000). Die Besonderheit bei Amazon: Die Architektur ist zweigeteilt und verrichtet ihre Aufgaben an unterschiedlichen Orten, die über ein Hochgeschwindigkeits-Glasfaser-WAN miteinander verbunden sind. Ein Teil des Real-Application-Clusters steht in an der Ostküste der USA, ein Teil an der Westküste.
Ein System beherbergt das eigentliche Data Warehouse, das zweite dient als „staging area“. Hier wird neue Software installiert, um bei einem Update einfach zwischen der normalen Umgebung und der Staging-Umgebung umschalten zu können. So lassen sich Software-Updates ohne Downtime fahren. Jedes System besteht aus mindestens vier Nodes, auf welchen jeweils Oracle auf Linux läuft. Die Nodes sind über 2-GB-Glasfaser mit SAN-Switches verbunden, die die Daten an die diversen MSA-1000-Speichereinheiten verteilten. Mit dem Application- und Cluster-Network sind die Nodes über 1-GB- und 100- MB-Ethernet verknüpft.
Die Software von Amazon ist eine über die Jahre gewachsene Eigenentwicklung, „100 Prozent homegrown“, wie der frühere Geschäftsführer Joe Galli einmal bemerkte. Die Site kam zunächst ohne Anwendungs-Server aus, erst später setzte man auf Web-Logic von Bea. Um das immer weiter wachsende Datenvolumen zu bewältigen, verbindet seither dieser J2EE-kompatible Web-Server die WebClients mit den verteilten Datenbanken.
Die geclusterte Architektur hat Vorteile: So ist die Kapazität nicht auf einen einzelnen Server beschränkt. Wird neue Rechen-Power benötigt, ist kein komplizierter Neuaufbau notwendig – ein neuer Server wird einfach an das bestehende Netzwerk angeschlossen. Zum anderen erhöht sich die Verfügbarkeit. Fällt ein Knotenrechner aus, übernehmen andere Einheiten seine Aufgaben. Zudem verfügt Bea Weblogic über Plugins für den Open-Source-Web-Server „Apache“. Amazon nutzt eine von der Firma Red Hat modifizierte Version von Apache mit Namen „Stronghold“, die den Apache-Server um SSL-Unterstützung erweitert.
Der Apache-Web-Server leistet hier das, was bei Ebay Microsofts IIS übernimt: Er kapselt das Internet aus Sicherheits- und Performance-Gründen von der Bea-Sphäre ab. Apache liefert beispielsweise JPG-Dateien schneller und preiswerter aus, als der lizenzpflichtige Bea-Server das kann.
Überhaupt profitiert das Online-Versandhaus von der Open-Source-Bewegung. Seit 2002 nutzt Amazon das Website Templating System „Mason“, ein bekanntes Perl-Tool zur Generierung von HTML-Code, das ebenfalls gut mit Apache zusammenarbeitet. Die Shop-Entwickler von Amazon stellen ihre Arbeit zum Teil auch der Programmierer-Gemeinde zur Verfügung. Über die Hälfte der Änderungen an Mason von Version 1.21 auf 1.22 gehen auf Amazon-Mitarbeiter zurück.
Der E-Commerce-Riese nutzt eine Reihe von Tools, um das Geschäft mit Käufern und Lieferanten am Laufen zu halten. So spürt ein Analyse-Tool der Firma SAS dem Käuferverhalten nach. Damit werden nicht nur Präferenzen erforscht, sondern auch Kreditkarten-Betrugsfälle verringert. Durch das Tool, so Jaya Kolhatkar, Leiterin der Betrugsaufklärung bei Amazon, seien 2001 die Betrugsfälle um 50 Prozent zurückgegangen.
Personalisierte Angebote
Neben der IT-Architektur ist auch Amazons Personalisierungs-Software ein gut gehütetes Geheimnis. Das System erkennt einen wiederkehrenden Besucher auf der Web-Seite und macht ihm auf Grundlage der bisher getätigten Einkäufe Vorschläge für die neue Shopping-Tour. Die Kunden sehen dann immer speziell für sie modifizierte Seiten. Amazons Lust am Data Mining verführte das Unternehmen 2000 sogar dazu, unterschiedliche Preise für das gleiche Produkt zu verlangen. Als die Käufer mitbekamen, dass sie als Versuchskaninchen benutzt wurden, stoppte Amazon das Experiment.
Die B-to-B-Strategie ist ähnlich ausgereift. Excelons „B2B Integration Server“ verbindet die Warenbestandsdatenbank von Amazon mit den großen Lieferanten.
Eine Software von Manugistics kontrolliert den globalen Warenfluss durch die Lager und legt auch fest, welche Produkte in welchem Lager in welcher Menge stets vorrätig sein sollten. Split-Orders, also Warenlieferungen, die von unterschiedlichen Lagerhäusern aus den Kunden erreichen, will Amazon unbedingt vermeiden. Zudem müssen länderspezifische Transport-, Zoll- und Steuerkosten berücksichtigt werden. Ein Großteil der versendeten Produkte kommt daher heute aus nahe liegenden Distributionszentren zu den Kunden.
Amazon als Plattformanbieter
Wie Ebay auch, öffnet Amazon seine Tore nun vermehrt für Entwickler. Mit dem „Amazon Simple Queue Service“ steht die Betaversion eines E-Mail-Dienstes für Softwareanwendungen bereit. Beide Unternehmen bieten damit ihre Infrastruktur, die sie ursprünglich für sich entwickelt haben, nun anderen Unternehmen an.
In einer geclusterten Linux-Umgebung mit Oracle-Datenbank verwaltet Amazon.com seinen gigantischen Datenbestand.
Was dem Online-Versandhändler Amazon heute einen Verlust von Hunderttausenden Euro bringen würde, war 1995 kein Problem: Die Web-Seite war für eine halbe Stunde offline. Amazons Chefprogrammierer schleppte im Gründungsjahr der Firma den einzigen Sun-Server noch persönlich in seinen Honda, um ihn in die neuen Geschäftsräume zu transportieren. Damals wie heute setzte der Katalog auf einer Oracle-Datenbank auf.
Über die Jahre wuchs mit den Anforderungen auch die Kapazität der Maschinen. Wo zunächst Alpha Server von Digital Equipment die Bestellungen sortierten, setzte CEO Jeffrey Bezos drei Jahre nach der Firmengründung auf einen Sun-Starfire mit Solaris-Betriebssystem. Die Firma war innerhalb der kurzen Zeit von elf auf über 1000 Mitarbeiter angewachsen, vier Millionen Kunden bestellten regelmäßig bei Amazon. Die Freude an der Sun-Hardware währte jedoch nicht lange, schon ein Jahr später ging Amazon eine Kooperation mit Hewlett-Packard ein. Seit dieser Zeit stattet HP Amazon mit Hardwarelösungen aus. Auf den Servern läuft seither Linux. Für jeden Dollar, so CIO Rick Dalzell, den Amazon in neue Hardware stecke, spare es zehn Dollar an Instandhaltungs- und Lizenzgebühren.
Das Volumen der Suchanfragen und der Datenbank verdoppelte sich bis 2002 jedes Jahr. Damals umfasste Letztere 10 Terabyte und zählte bereits zu den fünf weltgrößten Datenbanken. Sie ist das Herz von Amazon, an diesem Kulminationspunkt laufen alle Bemühungen zusammen. Bestellungen, Kundendaten, Produktbestandsdaten: Das Data Warehouse ist mit fast jedem System innerhalb des Unternehmens verbunden. Zu Spitzenzeiten greifen über 1000 Mitarbeiter auf die Daten zu.
Amazon mauserte sich vom virtuellen Buchhändler zum Allround-Spezialisten für jedes erdenkliche Produkt. Im Januar 2004 kündigte Manager Tom Killalea das „14-Terabyte-Plus“-Warehouse an. Der Online-Händler zählt seither nicht nur über 37 Millionen Kunden, sondern auch 550 000 Verkäufer, die über die Amazon-Plattform ihre eigenen Produkte vertreiben. Der Online-Store der US-Basketballliga NBA läuft ebenso darüber wie der des Spielzeughändlers Toysrus. Im Weihnachtsgeschäft 2004 erzielte Amazon erstmals mehr Umsatz mit Elektronikartikeln als mit Büchern.
Zugleich erwarteten die Nutzer von Amazon wie von allen Online-Läden, dass sie so zuverlässig funktionieren wie das Telefon: (Ein-) Wählen und loslegen. Die Seite muss nicht nur ständig erreichbar sein, sie muss zudem schnell laden und alle Informationen zügig ausliefern. Ein Kunde will innerhalb einer Minute wissen, wie lange es brauchen wird, bis eine Bestellung bei ihm ankommt, und ob die einzelnen Waren in nur einem Paket oder separat versandt werden.
Umstrukturierung beendet
Heute ist die Umstrukturierung von Amazons IT-Architektur abgeschlossen. Das System setzt auf Linux-Servern auf und läuft mit der Software „Real Application Clusters“ (RAC) von Oracle auf Proliant-Server von HP. Oracle RAC ist eine Datenbank, die das Clustering unterstützt. In jedem Proliant-DL-380-Servern gibt ein Intel-Xeon-Prozessor mit 3,4 Gigahertz den Takt an. HP empfiehlt für diese Proliant-Familie das modulare Speichersystem „Smart Array 1000“ (MSA 1000). Die Besonderheit bei Amazon: Die Architektur ist zweigeteilt und verrichtet ihre Aufgaben an unterschiedlichen Orten, die über ein Hochgeschwindigkeits-Glasfaser-WAN miteinander verbunden sind. Ein Teil des Real-Application-Clusters steht in an der Ostküste der USA, ein Teil an der Westküste.
Ein System beherbergt das eigentliche Data Warehouse, das zweite dient als „staging area“. Hier wird neue Software installiert, um bei einem Update einfach zwischen der normalen Umgebung und der Staging-Umgebung umschalten zu können. So lassen sich Software-Updates ohne Downtime fahren. Jedes System besteht aus mindestens vier Nodes, auf welchen jeweils Oracle auf Linux läuft. Die Nodes sind über 2-GB-Glasfaser mit SAN-Switches verbunden, die die Daten an die diversen MSA-1000-Speichereinheiten verteilten. Mit dem Application- und Cluster-Network sind die Nodes über 1-GB- und 100- MB-Ethernet verknüpft.
Die Software von Amazon ist eine über die Jahre gewachsene Eigenentwicklung, „100 Prozent homegrown“, wie der frühere Geschäftsführer Joe Galli einmal bemerkte. Die Site kam zunächst ohne Anwendungs-Server aus, erst später setzte man auf Web-Logic von Bea. Um das immer weiter wachsende Datenvolumen zu bewältigen, verbindet seither dieser J2EE-kompatible Web-Server die WebClients mit den verteilten Datenbanken.
Die geclusterte Architektur hat Vorteile: So ist die Kapazität nicht auf einen einzelnen Server beschränkt. Wird neue Rechen-Power benötigt, ist kein komplizierter Neuaufbau notwendig – ein neuer Server wird einfach an das bestehende Netzwerk angeschlossen. Zum anderen erhöht sich die Verfügbarkeit. Fällt ein Knotenrechner aus, übernehmen andere Einheiten seine Aufgaben. Zudem verfügt Bea Weblogic über Plugins für den Open-Source-Web-Server „Apache“. Amazon nutzt eine von der Firma Red Hat modifizierte Version von Apache mit Namen „Stronghold“, die den Apache-Server um SSL-Unterstützung erweitert.
Der Apache-Web-Server leistet hier das, was bei Ebay Microsofts IIS übernimt: Er kapselt das Internet aus Sicherheits- und Performance-Gründen von der Bea-Sphäre ab. Apache liefert beispielsweise JPG-Dateien schneller und preiswerter aus, als der lizenzpflichtige Bea-Server das kann.
Überhaupt profitiert das Online-Versandhaus von der Open-Source-Bewegung. Seit 2002 nutzt Amazon das Website Templating System „Mason“, ein bekanntes Perl-Tool zur Generierung von HTML-Code, das ebenfalls gut mit Apache zusammenarbeitet. Die Shop-Entwickler von Amazon stellen ihre Arbeit zum Teil auch der Programmierer-Gemeinde zur Verfügung. Über die Hälfte der Änderungen an Mason von Version 1.21 auf 1.22 gehen auf Amazon-Mitarbeiter zurück.
Der E-Commerce-Riese nutzt eine Reihe von Tools, um das Geschäft mit Käufern und Lieferanten am Laufen zu halten. So spürt ein Analyse-Tool der Firma SAS dem Käuferverhalten nach. Damit werden nicht nur Präferenzen erforscht, sondern auch Kreditkarten-Betrugsfälle verringert. Durch das Tool, so Jaya Kolhatkar, Leiterin der Betrugsaufklärung bei Amazon, seien 2001 die Betrugsfälle um 50 Prozent zurückgegangen.
Personalisierte Angebote
Neben der IT-Architektur ist auch Amazons Personalisierungs-Software ein gut gehütetes Geheimnis. Das System erkennt einen wiederkehrenden Besucher auf der Web-Seite und macht ihm auf Grundlage der bisher getätigten Einkäufe Vorschläge für die neue Shopping-Tour. Die Kunden sehen dann immer speziell für sie modifizierte Seiten. Amazons Lust am Data Mining verführte das Unternehmen 2000 sogar dazu, unterschiedliche Preise für das gleiche Produkt zu verlangen. Als die Käufer mitbekamen, dass sie als Versuchskaninchen benutzt wurden, stoppte Amazon das Experiment.
Die B-to-B-Strategie ist ähnlich ausgereift. Excelons „B2B Integration Server“ verbindet die Warenbestandsdatenbank von Amazon mit den großen Lieferanten.
Eine Software von Manugistics kontrolliert den globalen Warenfluss durch die Lager und legt auch fest, welche Produkte in welchem Lager in welcher Menge stets vorrätig sein sollten. Split-Orders, also Warenlieferungen, die von unterschiedlichen Lagerhäusern aus den Kunden erreichen, will Amazon unbedingt vermeiden. Zudem müssen länderspezifische Transport-, Zoll- und Steuerkosten berücksichtigt werden. Ein Großteil der versendeten Produkte kommt daher heute aus nahe liegenden Distributionszentren zu den Kunden.
Amazon als Plattformanbieter
Wie Ebay auch, öffnet Amazon seine Tore nun vermehrt für Entwickler. Mit dem „Amazon Simple Queue Service“ steht die Betaversion eines E-Mail-Dienstes für Softwareanwendungen bereit. Beide Unternehmen bieten damit ihre Infrastruktur, die sie ursprünglich für sich entwickelt haben, nun anderen Unternehmen an.
Riesige Datenbestände, Millionen von Seitenaufrufen, kurze Antwortzeiten: Drei der erfolgreichsten Internet-Unternehmen Amazon, Ebay und Google sind auf die unbedingte Performance und Ausfallsicherheit ihrer IT-Systeme angewiesen. Geht es um ihre IT-Architektur, hüllen sich die Unternehmen in Schweigen. Die Eckpfeiler lassen sich gleichwohl orten. Eine dreiteilige Artikelserie der computerwoche beleuchtet, mit welchen IT-Strategien die Gewinner des Internet-Booms das enorme Wachstum der vergangenen Jahre meisterten.
Den Anfang macht das Internet-Auktionshaus Ebay. Dessen Zahlen sind beeindruckend: Weltweit stehen ständig etwa 44 Millionen Artikel zum Verkauf, etwa vier Millionen Artikel werden jeden Tag neu eingestellt. Zu Spitzenzeiten verzeichnen die Seiten am Tag 889 Millionen Aufrufe, 270 Millionen Suchanfragen und 15 Millionen Gebote. Pro Sekunde werden dabei Datenmengen von bis zu 12 Gigabit versandt. Zum Vergleich: Am deutschen Knotenpunkt des Internets, dem DeCIX in Frankfurt am Main, laufen im Durchschnitt 20 Gbit pro Sekunde, in Spitzenzeiten bis 30 Gbit/s, zwischen den verschiedenen Teilnetzen hin und her. Für Ebay ist die Koordination dieser Daten und die ständige Erreichbarkeit der Web-Seiten überlebenswichtig, die technische Architektur muss dementsprechend solide sein.
Die Datenbank der Online-Auktionsplattform ist auf drei Standorte in den USA verteilt. Zwei der vier Datenzentren stehen in Santa Clara, eines in Sacramento und ein weiteres in Denver. Alle weltweiten Anfragen an die Datenbank landen an einem dieser vier Orte. Jedes Data Center beherbergt rund 50 Sun-Server. Schon die Kapazität eines Orts reicht aus, um das Auktionsgeschäft am Laufen zu halten – sieht man von den leistungshungrigen Suchanfragen der Nutzer ab. Die Datenzentren spiegeln ihre Informationen untereinander jedoch nicht, sondern dienen der Lastverteilung.
Die wichtige Basis von Ebay ist hauptsächlich auf Hardware von Sun und dessen Betriebssystem Solaris implementiert. Ein Blick auf die Kosten lässt die Dimensionen des „Projekts Ebay“ erahnen: Die „V880“-Server von Sun kosten mit Anschaffung und Support um die 100000 Euro pro Stück, die ebenfalls bei Ebay eingesetzten „V480″er um die 50000 Euro. Um den Benutzern das schnelle Suchen und Finden von Produkten zu ermöglichen, stellt die Firma zudem rund 130 Server anderer Hersteller mit insgesamt 1100 CPUs zu Verfügung. Dazu kommen weitere 280 Server für den E-Mail-Verkehr zwischen Ebay und Kunden. War früher die Zuverlässigkeit der Hardware das Problem, ist heute das Zusammenspiel der komplexen Computerstruktur die Kunst.
Seit einigen Totalausfällen vor etwa sechs Jahren hat Ebay die Systemarchitektur komplett überarbeitet. Im Juni 1999 war die Seite für 22 Stunden nicht erreichbar. Selbst der damals schon massive Hardwareeinsatz konnte das schnelle Wachstum der Seite nicht abfedern. Das Grundproblem lag in der monolithischen Struktur: Eine einzige Applikation beherbergte alle Funktionen von Ebay, alle Transaktionen auf der Seite trafen auf eine gigantische Datenbank. Fiel das System aus, begann stets eine zeitaufwändige Fehlersuche.
Für die Probleme, die das alte, proprietäre, schwer wartbare und schlecht skalierbare System bereitete, suchte Ebay die Lösung in einer lose gekoppelten, schichtweise und modular aufgebauten Struktur, die auf offenen Standards basiert. Ohne es so zu nennen, entwickelte Ebay mit der neuen Gesamtarchitektur ein Beispiel für Grid Computing: Aufgaben werden an verschiedene CPUs verteilt, die sogar an unterschiedlichen Orten stehen können.
Die Architektur, an der Ebay bis heute arbeitet, sieht folgendermaßen aus: Da der Ausfall eines Servers nicht die gesamte Site zum Einsturz bringen darf, werden die Datensätze und Aufgaben auf verschiedene Maschinen verteilt. So entstand eines der größten Storage Area Networks der Welt, ein Netz aus Festplatten, das, über Glasfaser verbunden, effizient zu steuern, enorm schnell ansprechbar und vor allem gegen Ausfälle gefeit ist.
]]>
Auch die Software wurde komplett ausgetauscht. Lief Ebay früher komplett unter dem Internet Information Services (IIS) von Microsoft, baut die Architektur heute größtenteils auf einer J2EE-Basis auf. Die Enterprise Edition der Java 2 Platform stellt einen allgemein akzeptierten Rahmen zur Verfügung, um mit modularen Komponenten verteilte, mehrschichtige Anwendungen zu entwickeln. Ein weiterer Vorteil: Die Anwendungen sind auf verschiedenen Servern lauffähig. Arbeitsaufwändig wird dafür der gesamte Code der Ebay-Web-Seite von C++ in die plattformunabhängige Programmiersprache Java umgeschrieben. Mittlerweile sind 80 Prozent der Seite neu programmiert.
Heute: dreischichtige Architektur
Der Java-Code läuft auf dem „Websphere Application Server“ von IBM. Die J2EE-Architektur erlaubt es, die Anwendungen in mehrere Schichten zu unterteilen: die Präsentationsschicht, die Geschäftslogik und die Datenhaltung. In J2EE-Anwendungen sind verschiedene Komponenten für diese Aufgaben zuständig. Die Präsentationskomponenten, die die Web-Seiten erzeugen, werden als „Java-Servlets“ oder „JSP-Seiten“ bezeichnet, die Geschäftskomponenten als „Session-Beans“ und die Datenhaltungskomponenten als „Persistence-Beans“. Letztere verwendet Ebay allerdings nicht, sondern setzt ein eigenes Framework ein, um mit der Datenbank zu kommunizieren. Die allgemeine Implementierung dieser Schicht in J2EE beziehungsweise Websphere würde den Anforderungen von über 800 Millionen Anfragen am Tag nicht standhalten.
Insgesamt ergibt sich somit ein dreiteiliger Aufbau der IT-Architektur: eine Oracle-Datenbank auf Sun, die mit der J2EE-Websphere-Middleware kommuniziert, welche wiederum das IIS-Frontend bedient. Die weltweiten Nutzer bekommen von diesem Zusammenspiel nur die vom IIS gelieferten Web-Seiten zu sehen.
Ebay lässt keine Informationen aus dem sensiblen Bereich des IT-Aufbaus nach außen dringen; zu oft haben Hacker schon versucht, die Web-Seite zu manipulieren oder den Zugriff mit Denial-of-Service-Attacken zu verhindern. Dass Ebay in den Jahren zwischen 2000 und 2002 immer wieder einmal für Stunden nicht zu erreichen war, lag aber nicht an Angriffen von außen, sondern an dem ungünstigen Systemaufbau, der die immer größeren Datenmengen nicht bewältigen konnte.
Experimente mit Linux-Servern
Seit dem Umbau hat die Seite hier keine nennenswerten Probleme mehr, wohl aber woanders. Nicht nur, dass über einfaches Javascript lange Zeit ein Passwortklau möglich war, auch die Betrugsfälle haben sich gemehrt: Nach wie vor besteht Ebay nicht auf der korrekten Identifizierung seiner Nutzer, Identitätsdiebstähle führen zu illegalen Auktionen. Unbekannte ersteigerten so beispielsweise im Namen des Bundestagsabgeordneten Uwe Göllner ein Solarium im Wert von 30000 Euro.
Nahezu alle Länderseiten laufen weiterhin auf Microsofts IIS in der Version 6.0. Dass Ebay trotz der notorischen Unsicherheit des Web-Servers weiterhin IIS nutzt, stößt in Sicherheitskreisen auf Unverständnis. Nicht nur deshalb experimentiert das Auktionshaus auch auf AMD-basierenden Sun-Servern mit einer Linux-Variante.
Statische Inhalte lagern lokal
Deutschland ist nach den USA der wichtigste Umschlagplatz für Ebay. Rund die Hälfte des internationalen Umsatzes von 759 Millionen Dollar wird hierzulande erzielt. Waren es 2000 noch 1,1 Millionen registrierte Nutzer, sind heute mehr als 16 Millionen Deutsche bei Ebay eingetragen.
Bei einem Aufruf einer regionalen Ebay-Seite wird nur ein sehr kleiner Teil der Anfrage an eines der Datencenter in den USA weitergeleitet. Der Großteil der angeforderten Seite wird von einem Server in der Nähe des Nutzers bereitgestellt. Ebay hat bei dem Hosting-Dienstleister Akamai, der in 65 Ländern über 14000 Server betreibt, reichlich Volumen angemietet. Hier liegt unter anderem auch der statische Inhalt der Ebay-Website. Logos, andere Bilder und der HTML-Code müssen somit nicht aus den USA in die Welt verschickt werden. So landen nur rund fünf Prozent einer Anfrage überhaupt in den USA, der große Rest kommt jeweils aus den 28 Ländern, in denen der Konzern eine eigene Domain angemeldet hat. So lädt sich die Ebay-Web-Seite in Frankreich, Deutschland oder auf den Philippinen genauso schnell wie in den USA.
Die stete Erreichbarkeit der Seiten lässt Ebay von gleich zwei Unternehmen kontrollieren. Die Firma Gomez überprüft die Performanz beim Heimanwender, indem sie auf die Ebay-Seiten von über 50 Orten in aller Welt aus zugreift, während Keynote an den großen Backbones im Internet kontrolliert, wie schnell und sicher die großen Internet-Service-Provider in der Lage sind, Daten auszuliefern. Zusätzlich betreibt Ebay selbst ein internes System, das in mehr als 40 auf dem Globus verteilten Städten die Zugriffs-Fehlerraten überprüft und zugleich Hacker-Angriffe registriert.
Eine immer wichtigere Rolle spielen die Powerseller, die über Ebay ihren Lebensunterhalt erwirtschaften. Weltweit sollen dies an die 450 000 Menschen sein. Sie sind vom Funktionieren der Ebay-Site genauso abhängig wie der Konzern selbst. In Zukunft wird Ebay diesen Powersellern mehr Einblick in die hauseigene Datenbank geben. Jeder von ihnen soll dann in der Lage sein, mittels Analyse-Tools seine Geschäfte zu verbessern.
Wichtige Regeln für das hanfgerechte Surfen und Posten im Internet
Das Internet hat sich zum Tummelplatz für allerhand Angebote rund um Cannabis gemausert. Growtipps, Samenkauf, Rechtsberatung, Info-Newsletter: es existieren Angebote zu Hauf, um sich um sein Hobby oder Geschäft zu kümmern. Als Liebhaber der Hanfpflanze gilt es allerdings aufmerksam zu bleiben, obwohl der im Netz übliche flotte Umgang mit dem Thema Normalität vorgaukelt. Diese steht allerdings auf rechtlich schwammigen Boden. Im Surfalltag heißt es für den Kiffer: Holzauge, sei wachsam, aber werde nicht paranoid.
Es ist schon kurios: In den deutsch- und englischsprachigen Grower-Foren diskutieren weltweit zehntausende von Menschen die Zucht und Hege einer Pflanze, deren Kultivierung meistens illegal ist. Das ist der Vorteil der Informationsfreiheit, über Illegales Reden darf man, nur es tun halt nicht. Gerade von den Grower-Foren kann angenommen werden, dass sie von gelangweilte Staatsbedienstete in unregelmäßigen Abständen nach Hinweisen auf Zuchtanlagen durchforstet werden.
Und da werden sie schnell fündig: Im Forum von grower.de sind über 15.000 Benutzer registriert, aktiv davon sind über 4.000. Bei hanfburg. de waren am 4. November 2005 über 1.300 User gleichzeitig online, zusammen mit den Unterforen sind seit der Eröffnung hunderttausende von Beiträgen über alle möglichen Cannabis-Themen aufgelaufen. Natürlich hinterlässt hier kein Grower seinen Realnamen und die Anschrift, aber es kursieren diverse Bilder und Beschreibungen von Growrooms.
Es stellt sich zwangsläufig die Frage nach der Sicherheit.
Die Betreiber der Foren distanzieren sich in ihren Disclaimern von eventuellen rechtswidrigen Inhalten und Postings und sind daher mehr oder weniger aus dem Schneider. Sie müssen erst aktiv werden, wenn sie Kenntnis von illegalen Verhalten in ihrem Forum erlangen. Dann sind sie verpflichtet, die entsprechenden Mails zu löschen.
Für die User stellt sich die Rechtslage weitaus komplizierter da. Beschreibt und illustriert er seine Anlage zu deutlich, dann könnte mancher Leser nervös werden, bei einigen fetten Buds dürfte es den Fahndern logischerweise in den Fingern jucken mal rauszukriegen, wo denn sowas Schönes wächst. Noch unklüger dürfte es sein Stecklinge anzubieten. Darauf reagieren nicht nur Beamte, sondern auch Forenbetreiber.
Wer 60 qm aufblühen lässt und damit im Forum hausieren geht handelt grob fahrlässig. Denn sollte einem Beamten das Treiben zu bunt werden ist folgendes Szenario denkbar: Auf den Computern eines Forenbetreibers lagern zusammen mit den Beiträgen auch die IP-Adressen der Verfasser. Haben die Beamten nun richtig Druck auf der Pumpe müssen sie ein Gericht finden, das den Internet-Provider, aus dessen Fundus diese IP-Adresse stammt, dazu verdonnert, die Kontaktdaten des zur IP-Adresse gehörigen Menschen rauszurücken. Anders formuliert: Wer meint, sich über seinen AOL-Zugang an einer munteren Diskussion über die großflächigen Anbau von Orange Bud beteiligen zu müssen ist blauäugig, um nicht zu sagen: beschränkt.
Es gilt sich zu merken: Im Internet ist man nicht anonym, mehr noch, jede Aktion hinterlässt Datenspuren auf dem eigenen Rechner und auf den weltweiten Servern, die die Anfragen des eigenen Rechners beantworten. Jede E-Mail liegt auf irgendeinem Zwischenrechner im Klartext, zu dem zum einen Techniker, zum anderen auf gerichtliche Anordnung aber auch Staatsorgane Zugriff haben. Will man wirklich nervös werden, muss man nur an Abhörsysteme wie das sagenumwobene „Echelon“ der Geheimdienste denken, dass in dem Ruf steht, im Bedarfsfall und jederzeit auch ohne richterliche Erlaubnis die Internet-Kommunikation abzuhören. Der neueste Schrei auf dem Paranoikermarkt dürfte der BKA-Trojaner werden, der, hat er sich erst einmal auf dem heimischen Rechner eingenistet, jeden Aktion am Rechner nach Wiesbaden meldet.
Natürlich sind NSA, die anderen Schlapphüte und das BKA nicht an der 2-qm Box in Delmenhorst interessiert, erwähnt wird das aber hier, um die technischen Möglichkeiten der vernetzten Welt aufzuzeigen.
Bisher kam es zu keiner Hausdurchsuchung nur wegen eines Forumsbeitrags. Daher wird sich in den Foren oft damit beruhigt, dass „die Grünen“ keinen Aufwand treiben werden, wenn es sich nur um Growing für den Eigenbedarf handelt. Das ist eine zu laxe Einstellung, gerade in den momentanen Zeiten, die eher einer Verschärfung der Drogengesetze entgegeneilen. Die Forenbetreiber haben das erkannt und rufen ihre Mitglieder zu mehr Sicherheitsbewusstsein auf.
Das HanfBlatt wäre nicht das HanfBlatt würde e s nicht eine Lösung anbieten. Sie lautet: Ein abgestuftes Sicherheitskonzept entwickeln.
Stufe 1 Zunächst gilt es selbst bei Anfragen wie „Ich habe hier ein kleines Stück Haschisch, welche Sorte ist das wohl?“, vor allem aber bei Growing-Erlebnissen und Tipps anonym zu bleiben. Es gibt technische Möglichkeiten, die verräterische IP-Adresse zu verschleiern und damit sicher in Foren zu posten. Unter http://meineipadresse.de/ stehen diverse Links zu Programmen bereit, die ein anonymes Surfen ermöglichen. Eine Testsektion zeigt Vor- und Nachteile gewisser Verfahren. Die Grundregel sollte lauten: Je höher das persönliche Risiko, umso besser sollten die Sicherheitsmaßnahmen sein. Einfache Proxies reichen dann nicht mehr, selbst JAP, der anonyme Weiterleitungs-Server der TU Dresden, muss im Zweifelsfall seine Daten rausrücken. Klüger ist es da auf Verfahren wie TOR (tor.eff.org) zu setzen. Das verlangsamt zwar die Surfgeschwindigkeit etwas, aber das ist der Preis der Sicherheit. Wer eine Zucht sein Eigen nennt, der sollte sich mit solchen im Grund nur mit solchen Anonymisierungstools in den einschlägigen Ecken im Netz wagen. Sollten ein-zwei fürsprechende Leserbriefe eingehen, beschreiben wir in einem Artikel gerne näher und für den Computerlaien verständlich, wie diese Tools funktionieren.
Die Weitergabe der eigenen E-Mail-Adresse ist nur an vertrauenswürdige Personen und Institutionen vorzunehmen. Und wer ist schon vertrauenswürdig, außer Mutti? Inzwischen versuchen leider diverse Anbieter bei jeder Gelegenheit, die E-Mail-Adresse des Nutzers oder Kunden einzusammeln. Mit Pech bedeutet das: SPAM. Es ist ein Fehler in einem Forum seinen GMX- oder Freenet-Account zu benutzen, vor allem, wenn bei diesem bei der Registrierung die korrekte eigene Heimatadresse mit Postleitzahl und Telefonnummer angegeben wurde. Apropos: Einige Anbieter bestehen bei der Registrierung auf eine gültige E-Mail-Adresse, an die eine Bestätigungsmail geschickt wird. Für diesen Fall gibt es herrlich sinnvolle Dienste im Netz, die E-Mail-Adressen zum Wegwerfen anbieten, beispielsweise spamgourmet.com oder spambog.com. Von dort wird nur eine genau bestimmbare Anzahl von Mails an den Original-Account weitergeleitet, alle weiteren versanden im Datennirvana.
Stufe 2
Wer tatsächlich heikle Daten und Bilder auf seinem Rechner hortet, wie beispielsweise das Bild der nackten Oma neben der blühenden Sativa, der sollte die Festplatte gegen unbefugten Zugriff verschlüsseln. E-Mail-Kommunikation mit Gesinnungsgenossen sollte ebenfalls nur verschlüsselt über die Kanäle rauschen. Die meisten E-Mail Programme wie das schlechte, aber häufig benutzte Outlook, das bessere Eudora oder The Bat, bieten mittlerweile Plugins an, um das Alles relativ unkompliziert zu gestalten. Für beide Vorgänge, die Festplatten- wie die E-Mail-Verschlüsselung, stehen der Klassiker PGP oder das quelloffene GNU-PGP zu Verfügung.
Danach hilft es sich noch tiefer mit dem Rechner anzufreunden. Im Klartext: Nutze Firefox statt dem Internet Explorer, schalte den Empfang von Cookies ab. Aktiviere eine Firewall, notfalls reicht die interne von Windows. In einem nächsten Schritt migriere auf Linux oder OS X.
Stufe 3
Was aber tun, wenn Realkontakt nötig ist, beispielsweise bei einer Samenbestellung? In großen Abständen werden ausländische Samenhändler hochgenommen, bei denen im Zweifelsfall deine Adresse lagert. Im Zusammenhang mit einem Händler in Österreich kam es 2005 zu massiven Problemen, die deutsche Polizei lud einige Besteller vor, es kaum zu Durchsuchungen. Inoffizielle Quellen sprechen von mindestens 30 Vorladungen und 80 Hausdurchsuchungen in den deutschen Bundesländern. Das sollte als Warnung ausreichen.
Wie einige Forenbetreiber die IP-Adressen ihrer Nutzer zügig entsorgen, so gibt es mittlerweile auch Samenhändler, die mit Kundendaten vernünftig umgehen und diese ebenso vor Zugriff schützen. Hierüber gilt es sich zu informieren, bevor man säckeweise Samen oder Zubehör anliefern lässt.
Insgesamt ist Sicherheit im Internet eine persönliche Angelegenheit, sich dabei auf andere verlassen reicht nicht aus. Die Anforderung an das kluge Verhalten im Netz steigt mit dem Wert des zu pflegenden Rechtsguts. Gerade bei Mengen- und Quadratmeterangaben sollte Zurückhaltung herrschen. Wer ist noch nicht wusste: Beamte sind auch Menschen. Sie beobachten die weiterhin wachsende Cannabis-Szene und ihr variabler Schwellenwert ist sowohl von objektiven Rechtsgrundlagen wie von subjektiven Schmerzgrenzen abhängig.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.