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Drogenpolitik

Legalize it? Entkriminalisierung!

Erschienen in „der Freitag“ v. 23.04.2014
Von Jörg Auf dem Hövel

Drogen sind hierzulande verboten. Es wird Zeit, dass sich das ändert, die Gesellschaft ist längst weiter als die Politik. Andere Länder sind da mutiger

Seit langem erzeugt die Diskussion um den Umgang mit Drogen mehr Rauch als Feuer. Diejenigen, die darauf pochen, dass der Besitz von Drogen auch künftig strafbar sein soll, weisen auf den abschreckenden Charakter strenger Gesetze hin. Vater Staat wacht über seine Kinder. Dem gegenüber stehen die Befürworter einer Legalisierung „weicher“ oder sogar aller Drogen. Sie fordern die Freiheit, selbst entscheiden zu können, welche Rauschmittel sie konsumieren, und vergleichen den momentanen Zustand mit den Zeiten der Alkohol-Prohibition in den USA der 20er Jahre.

In dieses Spannungsfeld stieß kürzlich eine Resolution von über 120 deutschen Strafrechtsprofessoren. Sie sehen das geltende Betäubungsmittelrecht von der sozialen Wirklichkeit überholt. Die Drogenpolitik des Verbietens und Strafens sei „gescheitert, sozialschädlich und unökonomisch“. Die Opposition im Bundestag hat bereits angekündigt, sie wolle sich des Themas annehmen. Der Zeitpunkt für eine Wende in der Drogenpolitik ist günstig, die Argumente sind zudem stichhaltig.

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Mixed

Die Weisheit der Informierten

Erschienen in der Telepolis v. 07.05.2014
Von Jörg Auf dem Hövel

Große Gruppen entscheiden nicht unbedingt besser

Die „Weisheit der Vielen“ ist spätesten seit dem Erfolg des gleichnamigen Werkes von James Surowiecki ein Paradigma. Die Masse ist klüger als ihre Mitglieder. Kollektive Entscheidungsprozesse, so die Theorie, führen zu besseren Ergebnissen. Das dafür immer wieder zitierte Experiment wurde bereits vor 100 Jahren durchgeführt. Francis Galton ließ auf einem Jahrmarkt das Gewicht eines Ochsen schätzen. Viele Experten tippten zwar gut, der Durchschnittswert kam dem korrekten Ergebnis aber am nächsten. Zwei Wissenschaftler von der Princeton-Universität haben nun mit Hilfe eines mathematischen Modells geprüft, ob die Überlegenheit des Kollektivs immer gilt.

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Cognitive Enhancement Mixed Übermensch

10 Jahre Neuro-Manifest

Eine Gruppe von Wissenschaftlern hat ein Manifest für eine runderneuerte Hirnforschung veröffentlicht

Erschienen in der Telepolis v. 19.03.2014
Von Jörg Auf dem Hövel

Das Plädoyer ist eine Reaktion auf die Hegemoniebestrebungen von Teilen der Neurowissenschaft bei der Deutung menschlichen Denkens und Verhaltens. An der Diskussion lassen sich gut die Aufgabenfelder einer zukünftigen Erforschung des menschlichen Geistes umreißen.

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Mixed

Impression

Besuch in der Sammlung Falckenberg am 1.3.2014

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Cognitive Enhancement

Wem hilft körperlich-geistiges Kombinationstraining?

In Hamburg eröffnet eine Muckibude für Körper und Geist

Erschienen in der Telepolis v. 24.01.2014
Von Jörg Auf dem Hövel

Fitness ist eine Aufgabe. Die einen mühen sich, ihre Körper in Form zu halten, die anderen bemühen sich, mit immer neuen Geräten und Trainingsmethoden den Beweis des ewigen Fortschritts in ihrem Sektor anzutreten. In Hamburg hat mit mei:do nun ein Fitness-Center eröffnet, das mit einem physisch-psychischen Kombinationstraining wirbt. „Schwitz dich schlau“, heißt es auf den Plakaten der städtischen Bushaltestellen. Geboten werden soll ein Programm, das „mentale Fitness, Bewegung, Entspannung und Ernährung zu einem integralen, effektiven Präventionsprogramm“ vereint.

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Cognitive Enhancement

Das wundersame Fischöl

Omega-3-Fettsäuren sollen gegen viele Beschwerden schützen, nun sogar kognitive Funktionen verbessern. Doch die Forschungslage ist nicht so sicher wie die Werbung

Erschienen in der Telepolis v. 27.11.2013
Von Jörg Auf dem Hövel

Rentner bevölkern die Alterspyramide, Demenz oder ewige Potenz, körperlich wie geistig. Bürger, die sich auf Herbst und Winter des Lebens vorbereiten. Werdende Mütter, die ihre Ernährung umstellen. Hersteller, die ihre Produkte anreichern. Stichworte aus einer Gemengelage.

Inzwischen hat jeder einen jüngeren oder älteren, aktiven Optimierer im Bekanntenkreis, dem Sport und gesunde Ernährung nicht mehr ausreichen, um in Würde zu altern oder schon dem Fötus perfekte Bedingungen zu bieten. Nahrungsergänzungmitteldöschen in der Tür des Kühlschranks. Wieder einmal soll die Chemie es richten. Brain-Food, gibt es das? Alle Jahre wieder wird ein anderes Mittelchen durch die Gazetten gejagt, das dem werdenden oder alternden Geist auf die Sprünge helfen soll.

Seit neuestem gelten die Omega-3-Fettsäuren als Heilsbringer. Sie sind für den gesunden Körper essenziell und kommen unter anderem in Pflanzenölen, Fischen und Algen vor.

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Gesundheitssystem Psychopharmakologie

Pharmaindustrie im Umbruch: Schaltkreise statt Neurotransmitter

Die herkömmliche Psychopharmakologie ist im Umbruch, Wissenschaft und Industrie setzen auf Nervenschaltkreise und Hirnstimulation

Erschienen in der Telepolis v. 13.11.2013
Von Jörg Auf dem Hövel

Über Jahrzehnte wurde den Neurotransmittern die primäre Rolle bei allen neuronal-psychischen Prozessen zugeschrieben. Die Botenstoffe standen im Zentrum der Psychopharmakologie, bei jeder mentalen Krankheit wurde zuerst geschaut ob der Neurotransmitter-Haushalt beeinträchtigt war. So entstanden Theorien chemischer Imbalancen. Für Depressionen ist noch heute die Serotoninmangel-Hypothese etabliert, obwohl schon lange bekannt ist, dass fehlendes Serotonin nicht automatisch zu Depressionen führt. Ein anderer Botenstoff, Dopamin, gilt als „Belohnungsmolekül“, und wird bis heute in kausalen Zusammenhang mit Suchterscheinungen gebracht. In der Konsequenz besteht Psychopharmakologie noch heute oft und vereinfacht gesprochen darin, eine psychoaktive Substanz in den großen Topf „Gehirn-Körper“ zu werfen, kräftig umzurühren und zu testen, ob die Synapsen reagieren.

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Cognitive Enhancement Gesundheitssystem

Erhöht Musizieren die körperliche Fitness?

Zumindest macht es physische Anstrengung weniger strapaziös

Erschienen in der Telepolis v. 31.10.2013
Von Jörg Auf dem Hövel

Max-Planck-Forscher haben für eine Studie verschiedene Fitnessgeräte so umgebaut, dass Trainierende ihnen Rhythmen oder harmonische Töne entlocken konnten. Das Training wurde daraufhin nicht nur als weniger anstrengend empfunden, da der Ausstoß von Glückshormonen höher war, die Analysen zeigten zudem eine effizientere Muskelaktivität. Sowohl subjektiv wie objektiv gab es Unterschiede gegenüber der üblichen Musikberieselung in Sportstudios. Bislang war man davon ausgegangen, dass das Hören von Musik von der Eigenwahrnehmung des Körpers ablenkt und etwaige Anstrengungen weniger wahrgenommen werden. Die Studie mit gleich zehn Autoren wurde in den anerkannten „Proceedings“ veröffentlicht.

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Cognitive Enhancement Elektronische Kultur

Der prothetische Körper

Noch funktioniert die aktive Prothesentechnik über Muskelströme, an den Schnittstellen zum Nervensystem wird geforscht

Erschienen in der Telepolis v. 10.10.2013
Von Jörg Auf dem Hövel

Der Fortschritt der Prothesen-Technik ist spätestens seit den sportlichen Erfolgen von Kurzstreckenläufer Oscar Pistorius deutlich. Beim Rennen verbrauchen seine Unterbeinprothesen weniger Energie als natürliche Beine. Über kurz oder lang könnten solche passiven, mehr noch aber aktive Prothesen vielen menschlichen Extremitäten und Organen überlegen sein. Wie weit ist die Technik schon jetzt? Und welche kulturellen Körperbilder entstehen?

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Elektronische Kultur Übermensch

Google will das Leben verlängern

Der Konzern gründet ein Biotech-Unternehmen, um das Altern zu verhindern

Erschienen in der Telepolis v. 09.10.2013
Von Jörg Auf dem Hövel

Es hört sich ein wenig an wie die Zusammenfassung eines klassischen Dramas: Die Geschichte vom mächtigen Herrscher, der es schafft, alle Kräfte um sich herum zu besiegen – bis als letzter Feind nur die eigene Sterblichkeit bleibt. Der Herrscher ist in diesem Fall Google. In nur 15 Jahren hat es das amerikanische Unternehmen auf den zweiten Platz der wertvollsten Marken der Welt geschafft, wie das US-Beratungsunternehmen Interbrand für seine vergangen Woche veröffentlichten Rangliste errechnet hat. Auf Platz 1 vor Google liegt laut der aktuellesten Analyse nun nur noch Apple.

Google-Chef und -Mitgründer Sergey Brin hat nun nicht weniger als die Evolution des menschlichen Daseins als sein neuestes Business-Projekt ausgeguckt. Google investiert in die in die Erforschung von Möglichkeiten, das Sterben auf später zu verschieben. Und zwar auf viel später.