„Fliegenpilz-Museum“

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„Der Fliegenpilz, der Flugpilz der Schamanen, unser Glückspilz, der die Fliegen berauschende Pilz, das Zwergenhaus, das Zwergenmobiliar, der Hexenbecher, das Hexenei, das kosmische Ei, das Rabenbrot, der Stein der Weisen, der Weltenbaum, mit seinen weißen Tupfen, die wie Sternlein prangen, der Himmel und Erde verbindet, der Donnersohn der Griechen und Römer, Leibspeise der Rentiere und Glücksschweine, aus Speichel gewachsen, den Funken des göttlichen Schmieds, des schmiedenden Zwerges, der Pilz, der den Weihnachtsbaum zur Wintersonnenwende schmückt und das neue Jahr beglückt und Pfingsten und Ostern und Geburtstage, der Phallus, von dem niemand weiss, dass er Rumpelstilzchen heißt, das Soma der Veden, Brücke zum Tod, kaum einmal wirklich tödlich, doch der Giftpilz schlechthin, so schön, so offensichtlich, weil er nicht wie die kleinen Kahlköpfe sagt, du musst mich kennen, wenn du mich nehmen willst, sondern, nimm mich, wenn du mich wirklich nehmen willst, denn er kann dich hinabgeleiten in die Unterwelt zu den kleinen Wesen, die dir mal griesgrämig Verachtung zeigen, dich taumeln und im Schwindel kreiseln und göbeln lassen, oder dir zu Ehren eine Orgie feiern, auf der du dann gerade zum richtigen Zeitpunkt als Stargast erscheinst.

Oder er führt dich wie ein Schornsteinfeger die Himmelsleiter hinauf auf das Dach der Welt zu den Himmelskindern, den brummselnden Glückskäfern und den schrillen Meisen, damit du allen ein glückliches neues Jahr zuprosten kannst, bevor du mit Wotan und dem Rest der Bande auf die wilde verwegene Jagd gehst. Dieser einzigartige Lamellenpilz hat die Menschheit und die Tierwelt schon sehr lange begleitet und wurde in Religionen als kultisches Sakrament verehrt und von nordischen Schamanen als Heilpilz verzehrt. Dieser botanisch Amanita muscaria Genannte ist in jedem Falle eine Ausstellung wert. Fängt man erst einmal an, sich mit dem Fliegenpilz zu beschäftigen, dann taucht er plötzlich überall auf. Dabei verrät er Einem ganz nebenbei, dass es nicht nur darum geht, der Natur der Dinge zu lauschen, sondern mit der Natur zu plauschen. […]“

Mit diesen Worten beginnt Achim Zubke einen HanfBlatt-Artikel, der anlässlich eines Besuchs der Ausstellung „Märchenhaft, giftig, heilsam – alles unter einem Hut – der Fliegenpilz“, die im Jahre 2006 im Dreieich-Museum zu Dreieichenhain stattfand, verfasst wurde.
Und in der Tat ist dieses geheimnisvolle und doch allgegenwärtige Wesen zwischen Pflanze und Tier eine Ausstellung wert: Mich jedenfalls hat der Fliegenpilz seit ich vor bald zwanzig Jahren im Hertener Schlosspark unter Birken erstmals bewusst auf ihn stieß, ihn langsam kennen und schätzen lernte, nicht mehr losgelassen.
Zu einem „universal verbreiteten Symbol“ (Christian Rätsch) ist der Gepunktete sicher nicht nur seiner Schönheit wegen geworden. Oft als vermeintlich tödlicher Giftpilz geschmäht, gilt er wohl mehr noch als Glücksbringer – und taucht, wie oben erwähnt, überall auf – hat man seine Sinne erst einmal für die Symbolik geschärft.
Gründe genug, auf diesen Seiten ein kleines „Fliegenpilz-Museum“ entstehen zu lassen, welches geneigte Besucherinnen und Besucher, Waldläufer und Weltenreisende echter Paradiese vielleicht neugierig zu machen oder zu inspirieren vermag und das ein wenig die Begeisterung für das Rabenbrot und seine kulturgeschichtliche Bedeutung vermitteln möchte.

Ergänzend zu der von Wolfgang Bauer, „dem bekanntesten deutschen Fliegenpilz-Kenner“, mitinitiierten begehbaren Ausstellung, sollen hier nun Fotos von Artefakten, Büchern, von Kunst und Kitsch mit dem Motiv des Fliegenpilzes zusammengetragen werden und ein Archiv bilden, eine dauerhafte Ausstellung im Netz ermöglichen.
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Wolfgang Bauer

Beratung beim Pilzalten: Dieses Bild von Wolfgang Bauer entstand 1991 bei einem Besuch auf der Krim im dortigen Märchenpark. Der Fliegenpilz als Pilzalter gilt im russischen Volksglauben als Kaiser des Waldes.

(Foto: Katja Redemann, Archiv Wolfgang Bauer)

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Freuen würde ich mich darüber hinaus über Ihre Zusendung besonders origineller Bilder – eine Publikation von Gastbeiträgen wird auf diesen Seiten durchaus möglich sein!

Wohlan, die Ausstellung ist eröffnet!
Viel Freude beim Besuch des „Fliegenpilz-Museums“!

Den vollständigen HanfBlatt-Artikel „Der Fliegenpilz – Ein Ausstellungsbesuch mit Wolfgang Bauer“ von Achim Zubke finden Sie auf der Internetseite des freien Journalisten Dr. Jörg Auf dem Hövel. Eine faszinierende, spannende Lektüre! Bitte klicken Sie hier!
Die Wiedergabe der Zitate erfolgt in Absprache und mit freundlicher Genehmigung des Autors.

In eigener Sache

regenbogen

Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Abonnentinnen und Abonnenten von „Buer en blog“!

Wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, hat sich der Titel dieser Seite geändert.

Zuletzt wurde ich gefragt: „Wohnst Du überhaupt noch in Buer?“
Ja, knapp drei Kilometer vom Ortskern entfernt – in Gelsenkirchen-Buer-Hassel!

Allerdings bin ich in letzter Vergangenheit selten meinem Anspruch gerecht geworden, zeitnah Lokalnachrichten aus dem nördlichen Gelsenkirchen zu präsentieren. Es fehlte schlichtweg die Zeit.

Mit einem Kopf voller Ideen und dem Mut der Verzweiflung über Nacht gestartet als die „Zeitung aus dem Netz“ verschwand, war ich meist aus beruflichen Gründen doch zum sporadischen Publizieren gezwungen.

Selbstverständlich schreibe, fotografiere und denke ich weiter! Und freue mich noch über Verlinkungen! So wird auch zukünftig an dieser Stelle einiges erscheinen. Mitunter: Lokales!

Doch verweise ich heute gern auf Dennis´ „Gelsenkirchen-Blog“ und „buerpott.de“ des Instituts für Journalismus und Public Relations an der Fachhochschule Gelsenkirchen.

Liebe Grüße & bis bald!

Löwenzahnblütenhonig

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Den ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Frühjahrs folgt die Notwendigkeit des Rasenmähens: Doch in diesen Tagen nahm ich erstmals mit allen Sinnen wahr, im erwachenden Garten von zart-duftender, gelber Blütenpracht begrüßt zu werden.

Da Teile meines Gartens durch das Jahr sich selbst überlassen bleiben, fanden „Fallschirmsamen“ oft die Möglichkeit zu keimen. Hätte ich – wo möglich – die Pflanzen einfach mit dem Rasenmäher geköpft, so wäre der anpassungsfähige Löwenzahn schon am nächsten Tag in Bodennähe neu erblüht.

Könnte das ausdauernde Kraut auch in der Küche Verwendung finden, nicht nur als Salat?

Ich beschloss die Zubereitung eines Blüten-Honigs.

Tatsächlich lassen sich im Internet zahlreiche Rezepte finden, die offenbar nicht alle wirklich ausprobiert wurden:

Angegebene Kochzeiten sind teils mit Vorsicht zu genießen!

Es dauert!

Doch erfüllte das ganze Haus schnell ein süßlich-herber Duft, der allein schon die Mühe lohnt!

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Hier mein Rezept für Löwenzahnhonig:

4 gehäufte Hand voll Löwenzahnblüten

1,5 kg Zucker

3 (Bio-)Zitronen

Die Blüten in einem guten Liter Wasser langsam zum Sieden bringen. Kurz kochen, anschließend zwei Stunden ziehen lassen. Abseihen. Zucker und den Saft zweier Zitronen sowie eine gewürfelte Zitrone in den Sud geben. Auf kleiner Flamme etwa zwei Stunden eindicken.

Die Konsistenz lässt sich zwischendurch gut überprüfen, indem man eine kleine Menge auf eine kalte Untertasse gibt! Durch ein Sieb in ausgekochte Gläser füllen!

Lecker, besonders – so meine ersten Erfahrungen – auf mit Butter bestrichenen Mohnbrötchen!

Übrigens: Nach noch immer weit verbreitetem Irrglauben sollen zumindest Teile des Löwenzahns giftig sein.

Dazu schreibt der international anerkannte Ethnobotaniker und Kulturanthropologe Wolf-Dieter Storl in seinem im wahrsten Sinne wundervollen Buch „Heilkräuter und Zauberpflanzen zwischen Haustür und Gartentor“:

„Viele Eltern erschrecken, wenn die Kleinen auf der blühenden Wiese die Löwenzahnstängel als Blasrohre oder Strohhalme verwenden. Die weiße Milch der Pflanze sei giftig, heißt es sogar in einigen Kräuterbüchern. Das stimmt aber absolut nicht! Die Milch ist nicht giftig. ‚Das haben wahrscheinlich unsere Mütter erfunden‘, erklärt der Kräuterexperte Sepp Ott seinen Zuhörern bei Kräuterführungen durch die Stadt München, ‚weil die Milch Flecken auf die Kleidung macht, die schlecht wieder rausgehen‘.“

Zur „Pusteblume“ zitiert Storl zudem ergänzend Verse des Dichters Joachim Ringelnatz:

„Der ist so leicht wie Luft

und sinnreich rund umgeben von Faserstrahlen,

zart wie Spinneweben,

und er entweicht luftglücklich leicht.

Flöge doch unser aller Zukunftsdenken

so frei aus und so zart.“

Einige Pflänzlein sollten also bei der Ernte unberührt bleiben – schon im Herbst wird eine neue Blüte folgen, wenn es nicht mehr länger als zwölf Stunden hell ist.

Dann bietet sich die letzte Chance des Jahres: für selbst gemachten „Honig“ für den Wintertee…

Bilder und Schriften zum heiligen Pilz | © Niels Hallerberg (RIP)