Krötenstühle in „Alice im Wunderland“ / Der Fliegenpilz (302)

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„Mittleres Bild:
Eigenhändige Zeichnung eines Pilzes, eines ‚Krötenstuhls‘, von Lewis Carroll in dem Manuskript, das er 1864 der kleinen Alice schenkte. Sein Wissen über die Wirkung des Pilzes, vergrößernd bzw. verkleinernd, dürfte er aus der botanischen Fachliteratur bekommen haben.
Auf dem Pilz sitzt eine, eine Opiumpfeife rauchende Raupe, die aber noch viel Ähnlichkeit mit einer Kröte hat. Vielleicht wollte Carroll dem Mädchen eine Kröte nicht zumuten und wählte deshalb eine Raupe aus.

Erstes Bild:
Umsetzung des Entwurfs von Lewis Carroll (1832 – 1898) durch den Zeichner John Tenniel (1820 – 1914) für die Buchausgabe des Jahres 1865. Die Raupe ist deutlich zu erkennen. Sie raucht eine Hookah (Wasserpfeife), die wohl mehr als nur türkischen Tabak enthält.

Bild am Rand:
Zeichnung in der Zeitschrift ‚Science Gossip‘ im Jahr 1865 von Worthington G. Smith (1835 – 1917). Erstmals wurden hier zwei Toadstools (Krötenstühle) dargestellt, auf denen auch Kröten sitzen. Und zwar Kröten, die sich anscheinend nett miteinander unterhalten. Smith hatte eine solche Szene mit eigenen Augen gesehen. Kröten suchen bei erhöhten Temperaturen gern schleimige, Feuchtigkeit abgebende Pilze auf. Der Mykologe Mordecai Cubitt Cooke (1825 – 1914) druckte die Zeichnung auch in seinem 1865 erschienenen Buch ‚Our Reptiles‘ ab. Smith wie auch Cooke gehörten einem kleinen, aber illustren Kreis von englischen Amateurbotanikern an.“ (Wolfgang Bauer)

(Bilder: Archiv Wolfgang Bauer)

Pilzmännlein / Der Fliegenpilz (301)

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„Dieses wunderschöne Pilzquartett und Schwarzer Peter-Spiel wurde 1951 im Verlag Rudolf Forkel (Pössneck, DDR) gedruckt. Anne Erler-Reichold hat die wundervollen Illustrationen dazu geschaffen. Auf dem Titelblatt sehen wir neben einem heiligen Mistkäfer und einem glückbringenden Junikäfer noch eine Kreuzspinne als Vertreterin der Erdmutter, außerdem eine agitierte Häuschenschnecke und eine Fliege, die gerade den berauschenden Saft von der Oberfläche des Hutes saugt. Die freundliche Pilzmutter schaut voll Gelassenheit auf zwei Fliegenpilzkinder, die einen ersten Kuss versuchen.
Zwei ein wenig schinante Pfifferlinge werfen ein Auge auf die Szene. Frau Erler-Reichold illustrierte noch eine Reihe anderer Quartettausgaben und Kinderbücher auf das Schönste.“ (Wolfgang Bauer)

(Bild: Archiv Wolfgang Bauer)

Bei den Göttern zu Tisch / Der Fliegenpilz (300)

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Wir heben unsere – allerdings ausnahmsweise mit Äbbelwoi gefüllten – Gläser auf Wolfgang Bauer, der in der vergangenen Woche seinen 73. Geburtstag feierte!
Herzlichen Glückwunsch & alles erdenklich Gute, Liebe und Schöne!

Der 300. (!) sowie alle weiteren Beiträge der heutigen Aktualisierung des Fliegenpilz-Museums stammen aus seiner Feder: Vielen lieben Dank!
Und hier nun die Anleitung zur Herstellung eines ebenfalls traditionellen Tranks:

„Mithilfe des blauen Küchentuchs aus Leinen wurden drei Fliegenpilzhüte ausgepresst und der so entstandene goldene Nektar in ein Glas gefüllt. Daneben liegen drei weitere Hüte und warten auf ihre Verwandlung in göttliches Soma. Ein solcher Fliegenpilzsaft könnte im Zusammenhang mit dem berühmten aurum potabile, dem trinkbaren Gold der Alchemisten, das als Lebenselixier angesehen wurde, stehen. Eine Wirkung eines Fliegenpilztrunks kann das Gefühl sein, unsterblich wie die Götter zu sein.“

(Foto und Text: Wolfgang Bauer)

Märchenzauberwelt / Der Fliegenpilz (299)

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„Dieses schöne Märchenbilderbuch wurde in den Graphischen Werkstätten des Engelbert Hofen in Hilden (Nordrhein-Westfalen) aufgelegt. Der Druck erfolgte um 1920. Illustrationen und Reime stammen von Alfred Jahn. Auf dem Cover nimmt ein älterer weiser Fliegenpilzalter mit einer auffällig roten Nase das Zentrum des Bildes ein. Er scheint all die märchenhaften Situationen zu verursachen. Die Hexe links von ihm hat auch eine rote Nase. Trinkt sie beim Zechen mit dem Alten zu viel vom Fliegenpilzsaft? Ein Wolf schlabbert begeistert am Hut des Pilzalten, dieweil über ihm ein Zwerg schnellen Schrittes mit Seinesgleichen seinem Ziel zustrebt. Ruft der Herr der Berge? Muss ein Schatz ausgegraben werden? Ein Täubchen schaut gelassen einer Fledermaus zu, die im Schein des froh blickenden Vollmondes eilends heranfliegt, herbeizitiert von einer resoluten Königin. Der Hirschkäfer macht sich davon. Ihn rufen eigene Geschäfte.“ (Wolfgang Bauer)

(Bild: Archiv Wolfgang Bauer)