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Gesundheitssystem Übermensch

Länger leben durch Vitaminzusatz?

Hilft die Einnahme von Antioxidantien?

Vom Mitentdecker der DNA, James Watson, ist der Satz überliefert, dass Antioxidantien in Nahrungsergänzungsmittel wahrscheinlich mehr Krebs verursacht als verhindert haben. Mit dieser Meinung steht Watson in einer Reihe mit den meisten wissenschaftlichen Studien, die sich mit der Wirkung von Antioxidantien bei gesunden Menschen beschäftigt haben. Warum aber gelten in der öffentlichen Meinung Wirkstoffe wie Vitamin A, Vitamin C und Beta-Karotin als gesundheitsfördernd, krankheitsvorbeugend oder gar lebensverlängernd? Neben der Studienlage ist das kulturelle Phänomen interessant. Warum haben die bunten Pillen einen so guten Ruf?

Die schnelle Antwort: Antioxidantien profitieren vom Nimbus, den der regelmäßige Verzehr von Obst und Gemüse umgibt. Denn diese verringern das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs zu erkranken. Und da Obst und Gemüse viele Antioxidantien beinhalten, ging man lange Zeit davon aus, dass genau diese zur Gesundheit beitragen.

Um dies zu prüfen, vergab man in diversen Langzeitstudien Antioxidantien wie Beta-Karotin in Reinform als Nahrungsergänzungsmittel. Die Ergebnisse waren überraschend: Bis auf wenige Ausnahmen (Vitamin C bei Spitzensportlern, aber nicht bei Normalmenschen) gab es keine positiven Auswirkungen auf Therapie oder Krankheitsprävention. Nicht anders sieht es beim klinischen Einsatz aus. Hier war man darüber gestolpert, dass bei diversen Krankheiten der körpereigene Spiegel von Antioxidantien abfällt. Im Umkehrschluss hoffte man durch die Beigabe der Substanzen auf Besserung. Weithin Fehlanzeige. Im Gegenteil: Oft zeigten Nahrungsergänzungsmittel sogar negative Effekte.

Trotz dieses Wissenstands fördert die allgegenwärtige Werbung den Mythos von der Heilkraft der Antioxidantien. Sie trifft mit ihrer Nachricht auf eine (Pillen-)Einwurfgesellschaft, in der Gesundheit einen enormen Stellenwert gewonnen und gefälligst, wie vieles anders auch, auf Knopfdruck zu funktionieren hat. Optimierte Nahrung, optimiertes Lieben, optimiertes Leben.

Damit kein Missverständnis entsteht: Viele Antioxidantien (wie bspw. Vitamin C, Vitamin E, die Polyphenole und Flavonoide) müssen durch die Nahrung aufgenommen werden. In bestimmten Konzentrationen schützen sie den Körper von oxidativen Schäden, verhindern also, dass zu viele hochreaktive Sauerstoffverbindungen gebildet werden, die andere Moleküle strukturell verändern können. Denn das nennt sich dann „oxidativer Stress“ und ist ebenfalls ein beliebtes Wortgebilde in der Werbung.

Trotz vieler Bemühungen ist es allerdings noch nicht gelungen, einen kausalen Zusammenhang zwischen diesem „Stress“, der auch im menschlichen Alterungsprozess eine Rolle spielt, und Herzinfarkten, Rheuma oder Krebs nachzuweisen. Gleichwohl ist aber davon auszugehen, dass man zuviel „oxidativen Stress“ vermeiden sollte, wenn man eher krankheitsfrei leben möchte. Wie? So wie es aussieht, reicht für die meisten Menschen dazu das, was man gemeinhin einen „ausgewogenen Lebensstil“ nennt. Regelmäßige Bewegung an frischer Luft, eher Obst und Gemüse als Burger und Zucker und gesunde soziale Beziehungen.

Erschienen in der Telepolis unter http://www.heise.de/tp/blogs/3/153602

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Bananenschalen rauchen? High werden?

„DER GROSSE BANANEN-SCHABERNACK“

oder „The Great Banana Hoax“ wurde das erfolgreiche in die Welt setzen eines Gerüchtes genannt, das sich bis heute in gewöhnlich schlecht informierten Kreisen erhalten hat. Die Zeitungsente wurde am 3. März 1967 von der revolutionären Studentenpostille Berkeley Barb im Hippie-San Francisco verbreitet. Sie griff die „Story“ von der Rockband Country Joe and the Fish auf, die damit hausieren ging. Die Jungs hatten gehört, daß die Bananenschale geringe Mengen von Substanzen enthalten solle, die im menschlichen Gehirn als Botenstoffe eine Rolle spielen (aber wie man heute weiß, auch in größerer Menge, gegessen oder geraucht, nicht ins Gehirn gelangen und damit wirksam werden können). Man folgerte nun großzügig, daß sie sich vielleicht irgendwie in psychedelische Drogen verwandeln könnten, weil diese ja so ähnlich aufgebaut seien. Es wurde mit dem Rauchen getrockneter Bananenschalen herumexperimentiert, und man befand sie für irgendwie wirksam. Aber eigentlich war man sowieso ständig breit von LSD und Marijuana, aber egal, man gönnte sich den Spaß, das Zeug sogar auf Konzerten zu verteilen. Allein die Vorstellung von den törnenden Bananen war wohl schon lustig genug. Die spleenige Idee wurde im Barb durch Beiträge untermauert, die die Bananenschale wie die neueste, aber irgendwo auf der Welt auch schon von alten Kulturen gebrauchte Superdroge erscheinen liessen, auf die alles, was Rang und Namen in der Hippie-Protestler-Szene hatte, gerade abfuhr. Selbst der aus dem Jahre 1966 stammende Donovan-Song „Mellow Yellow“ mit seiner „electric banana“-Anspielung schien jetzt eine klare Botschaft zu enthalten: Nächster Schritt – Bananen. Im Grunde wurden Drogen-Hype und spiessige Drogenangst gleichzeitig vorgeführt. Rauschgiftfahnder beim Bespitzeln von Bananenkäufern, während sich die Acidbande ins Fäustchen lacht. Schon zwei Tage später bezweifelte die Mainstream-Presse Wahrheit und E rnsthaftigkeit der Bananen-Meldung, aber in Haight Ashbury waren alle Bananen ausverkauft. Die amerikanische „Food and Drug Administration“-Behörde ließ noch im selben Jahr Bananenschalen auf psychoaktive oder gar psychedelische Inhaltsstoffe testen, ohne Erfolg versteht sich. Doch das Gerücht von den psychedelischen Bananen sollte noch Jahre danach seine Kreise um den Erdball ziehen. Deutsche Vorstadt-Kids auf „Bananadin“ würden sich von „Tunneleffekten“ berichten, so wie sich Hinterwäldler von ihren Erlebnissen mit dem Rauchen von Kuhfladen erzählen. Placebo sei Dank.