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Cannabis Historische Texte

Herba Cannabis – Aus dem „Lehrbuch der Pharmacologie“ (1856) von Carl Damian Ritter von Schroff

Der Wiener Pharmakologe Dr. Carl Damian Ritter von Schroff (1802-1887) berichtete in seinem „Lehrbuch der Pharmacologie“ (1. Auflage 1856), zur damaligen Zeit eines der wegweisenden Werke auf diesem Gebiet, selbstverständlich auch über „Herba Cannabis von Cannabis sativa L.“. Der vorliegende Auszug, der einen interessanten Einblick in die Kenntniswelt der damaligen Zeit vermittelt und einen heroischen Selbstversuch beinhaltet, entstammt der mit Unterstützung seines Sohnes, dem Mediziner und Pharmakologen Dr. Carl Joseph Stephan Ritter von Schroff (1844-1892), verfassten vierten vermehrten Auflage von 1873.

„Vom Hanf sind officinell die blühenden Endzweige und Spitzen der Pflanze…
Wirksame Bestandteile noch wenig sicher ermittelt; vor der Hand nimmt man eine harzige Substanz unter dem Namen Cannabin dafür an.

Physiologische Wirkung
Das Kraut und besonders die bühenden Endtheile der Pflanze haben für den Orient, namentlich für Egypten, Kleinasien, Persien und Indien eine besondere Bedeutung, weil man von denselben, wie vom Opium, als Genussmittel Gebrauch macht, indem das Kraut geraucht und aus den blühenden Zweigen, so wie aus dem ausschwitzenden Harze mancherlei mit verschiedenen Namen belegte Präparate bereitet werden, die für sich oder in Kaffee genossen werden und welche eigenthümliche rauschähnliche, mit sehr angenehmen Gefühlen, namentlich mit einer Steigerung der Geschlechtslust verbundene Zustände erzeugen. Ich habe, um mich zu überzeugen, was es hiemit für eine Bewandtniss habe, mehrere Versuche angestellt sowohl mit dem blühenden Kraute der bei uns gebauten Hanfpflanze, Cannabis sativa, als auch mit der unter dem Namen Herba Guaza zu uns gebrachten Cannabis indica, so wie mit der bei uns cultivirten indischen Hanfpflanze, und zwar nach dem gleichen, eine Vergleichung wohl zulassenden Schema, woraus sich ergeben hat, dass das aus dem Orient bezogene blühende Kraut ungleich wirksamer ist, als das von der einen oder anderen bei uns gebauten Pflanze erhaltene Kraut. Ich habe ferner mit dem Extractum alcoholic. Cannabis indicae und mit mehrereren aus dem Orient bezogenen unter dem Namen Haschisch bekannten Zubereitungen Versuche angestellt und daraus die Ueberzeugung gewonnen, dass die Wirkungen nach Verschiedenheit der Individualität ungemein variiren, und dass es daher sehr schwer ist, den eigentlichen, wesentlichen, physiologischen Charakter rein aufzufassen.“

Es wird der außergewöhnliche Fall eines Probanten beschrieben, der nach Einnahme eines Tees aus 12 Gramm (!) Cannabis indica einen Tobsuchtsanfall bekam. Interessanter ist hier, was folgt:

„Bei 2 anderen Individuen bewirkte dagegen der Aufguss aus Cannabis sativa und aus Cannabis indica und zwar sowohl der aus dem Orient bezogenen als der bei uns gebauten, besonders aber der einheimischen, sehr geringe Erscheinungen, einige Verminderung des Pulses, Eingenommenheit des Kopfes und Schläfrigkeit. Eben so lieferten auch die Versuche nicht nur mit den verschiedenen Sorten von Haschisch, sondern auch mit demselben Stoffe bei verschiedenen Beobachtern, ja sogar bei demselben Beobachter zu verschiedenen Zeiten sehr verschiedene Resultate. Am intensivsten waren die Wirkungen eines von Herrn Professor Sigmund aus Egypten mitgebrachten, in meiner Pharmacognosie näher beschriebenen trockenen Haschisch, das von 7 Individuen in Dosen von 7-58 Centigramm. genommen wurde. Am intensivsten wirkte es gleich in der ersten Zeit; nach längerer Aufbewahrung zeigte es geringere Wirksamkeit.
Ich nahm 7 Centigramm. Abends um 10 Uhr, legte mich zu Bett, las, noch eine Cigarre nach gewohnter Weise rauchend, gleichgiltiges Druckwerk bis 11 Uhr und legte mich dann mit der Idee zur Ruh, dass diese Dosis wohl zu klein gewesen sein mochte, da sie gar keine Erscheinung hervorbrächte und mein Puls gar keine Veränderung zeigte. In demselben Augenblicke fühlte ich ein starkes Rauschen nicht nur in den Ohren, sondern im ganzen Kopfe; es hatte die grösste Ähnlichkeit mit dem Geräusche des siedenden Wassers, gleichzeitig umfloss mich ein wohlthuender Lichtglanz, der den ganzen Körper durchdrang und ihn durchsichtig erscheinen liess. Mit ungewöhnlicher Leichtigkeit durchlief ich ganze Reihen von Vorstellungen bei gesteigertem Selbstbewusstsein und erhöhtem Selbstgefühl; ich bedauerte, keine Schreibmaterialien zur Hand zu haben, um all das Herrliche aufzeichnen zu können; zum Holen derselben wollte ich mich nicht entschliessen, weil ich fürchtete, diesen höchst angenehmen Zustand zu verscheuchen und weil ich die feste Ueberzeugung hatte, dass ich am nächsten Morgen bei der Klarheit der Ideen und der Lebhaftigkeit der Empfindungen die Erinnerung daran ganz frisch im Gedächtnis haben würde. Ich verglich meinen Zustand mit jenem, wie er nach der Einwirkung von Haschisch geschildert wird, und bemerkte, dass er sich in der Abwesenheit erotischer Gefühle unterscheide. Am anderen Morgen war mein erster Gedanke beim Erwachen, die nächtliche Scene im Gedächtniss zu reproduciren; allein von all` den erlebten Herrlichkeiten trat nichts in die Erinnerung, ausser was ich eben berichtet habe.“

Es folgen Beobachtungen, die an anderen Experimentatoren nach oraler Einnahme des obigen Präparates bezüglich Pulsfrequenz, Körpertemperatur, Pupillengröße, Sinnesempfindungen, Befindlichkeit und Erleben gemacht wurden, allesamt bekannte Phänomene wie:

„…bei denselben Steigerung aller Sinnesenergien und ungemeine Lachlust; Schläfrigkeit bei allen, wenn auch nicht in allen Perioden des Versuches; Bewusstsein ungetrübt; beim Einschlafen Hallucinationen besonders des Auges, vorzüglich angenehmes Farbensehen, Verschwinden des Bodens unter den Füssen, nicht unangnehmes Gefühl des Ueberstürzens, des Fliegens durch die weiten Himmelsräume; meistens sehr heitere Gemüthsstimmung, grosse Neigung zum Raufen, Lärmen, Necken bei ungetrübtem Bewusstsein; subjectives Wärmegefühl wechselt mit subjectivem Kältegefühl, öfteres und tiefes Gähnen, Neigung die Augenlider zu schliessen, bei einigen häufigeres Uriniren. Die meisten verglichen den Zustand mit jenem, den ihnen die Aethernarcose erzeugt hatte. Bei allen fester, tiefer Schlaf in der auf den Versuch folgenden Nacht, bei einem einzigen wohllüstige Träume, bei den übrigen entweder keine oder gleichgiltige oder schreckhafte Träume. Bei allen guter Appetit. Nachwirkungen am andern Tage entweder keine oder nur geringe Mattigkeit und etwas Eingenommenheit des Kopfes.
Die Versuche mit einem anderen Haschisch, das die Consistenz einer Latwerge hatte, süss schmeckte und mit kleinen Stückchen Mandeln versetzt war, ergaben bei grösseren Gaben von 0,5 – 1,0 Gramm. ähnliche Resultate, nur fehlte durchaus die erheiternde Wirkung, Lachlust kam nie vor, eben so wenig angenehme Hallucinationen, dagegen grössere Geneigtheit zum Schlaf, zur Trägheit. Extractum Cannabis indicae alcoholicum zu 0,5 und 1,0 Gramm. bewirkte ein stetiges Fallen des Pulses, Eingenommenheit des Kopfes, Kopfschmerz, Mattigkeit, Neigung zum Schlafe, tiefen Schlaf ohne anderweitige Nachwirkung und ohne Einwirkung auf das Sensorium commune. Geschmack unangenehm widrig, hinterher etwas scharf und bitter.“

Das Spektrum der Wirkungen wird ergänzt durch die kurze Erinnerung an den „Fall einer Vergiftung mit Haschisch“ von 1857, bei dem ein Dr. Heinrich 73 Centigramm eines unter dem Namen Birmingi aus dem Orient erhaltenen Haschisch einnahm und mit Todesfurcht und Depression daniederlag. Dann wird zusammengefasst:

„Aus den mitgetheilten Versuchen ergibt sich, dass die blühenden Spitzen des indischen Hanfes aus seinem Vaterlande am wirksamsten sind, dass dagegen das alkoholische Extract und die mit süssen Säften und Mandeln bereiteten Sorten von Haschisch eine geringe und mehr betäubende, aber nicht jene dem Hanf eigenthümliche aufregende, der Erzeugung von Hallucinationen und Lachlust günstige Wirkung äussern; denn das von Prof. Sigmund aus Egypten mitgebrachte trockene Haschisch besteht beinahe allein aus den blühenden Spitzen, indem die von mir vorgenommene mikroskopische Untersuchung deutlich die dem indischen Hanf zukommenden Pollenzellen und Haare nachgewiesen hat und gerade dieses bewirkte ähnliche Erscheinungen wie der heisse Aufguss der blühenden Spitzen. Uebrigens spielt die Individualität eine sehr grosse Rolle dabei und kann man keineswegs mit Sicherheit auf eine bestimmte Wirkung rechnen, was wohl in einem gewissen Grade von allen berauschenden Mitteln mehr weniger gilt. Auf den einen wirkt der Wein deprimirend, macht ihn zum weinenden Krokodil, während er den andern aufregt, erheitert, gesprächig, lach- und raufsüchtig macht. Vom Opium unterscheidet sich der Hanf, dass er einen rauschähnlichen Zustand erzeugt, ohne das Bewusstsein aufzuheben oder zu alteriren, dass er eigenthümliche Hallucinationen und in der Mehrzahl der Fälle Heiterkeit, besonders Lachlust mit dem Triebe zur Aeusserung der Muscularkraft bewirkt, dass er keine nachtheilige Einwirkung auf den Magen äussert, wie diess dem Opium zukommt, dass er öfters die Harnsecretion vermehrt und die Stuhlentleerung nicht zurückhält. Uebrigens übertrifft der indische Hanf alle bisher bekannten Mittel, welche in einer näheren Beziehung zum Hirnleben stehen, an unmittelbarer Einwirkung auf die Phantasie, auf das Vorstellungsvermögen überhaupt. Bei keinem anderen Phrenicum tritt das geistige Selbstbewusstsein, die psychische Cöästhese, das geistige Sichselbstanschauen so frei hervor, wie hier, bei keinem bricht der Strom der inneren Ideenwelt so gewaltsam und in so rasender Eile durch, wie hier, ohne dass die Möglichkeit der Beachtung der Anregungen von Seite der Aussenwelt und die entsprechende Reaction darauf aufgehoben wäre.
In den höheren Graden der Wirkung hat man einerseits furibunde Delirien, Anfälle von Tollheit, andererseits hohe Grade von Depression, catalepsieähnliche Zustände mit vollständiger Bewusstlosigkeit beobachtet.“

Ein bestimmtes Urteil über die Verwendungsmöglichkeiten bei verschiedenen Krankheiten, „namentlich in Geistes- und Nervenkrankheiten“, hielt Schroff damals nicht für zulässig, auch wenn von Tinctura Cannabis indicae und Extractum Cannabis indicae als beruhigenden und schlafmachenden Mitteln im Einzelfall mit Erfolg Gebrauch gemacht wurde und diese in die Pharmacopoaea Germanica 1872 aufgenommen wurden:

„Die Unsicherheit der Wirkung wird der häufigeren Anwendung in so lange entgegenstehen, bis es nicht gelungen sein wird, ein immer gleichförmiges Präparat darzustellen.“

Die Grundlagen hierfür waren erst knapp 100 Jahre später durch die Möglichkeiten der Identifizierung und Isolierung des Wirkstoffes THC gegeben.

 


 

Literatur von oder über Carl Damian Ritter von Schroff bei Amazon suchen:

 

 

 

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Cannabis

Marihuana Mythen – Teil 2: Die Potenz von Marihuana ist über die Jahrzehnte wesentlich angestiegen

Marihuana Mythen

Teil 2

Eine mehrteilige Serie klopft auf das wild wuchernde Gewächs der Marihuana-Mythen. Wie sieht es tatsächlich aus: Welchen Nutzen und welche Schäden kann der Konsument von Cannabis aus den pflanzlichen Wirkstoffen ziehen? Wo liegen Gefahren für Körper und Geist, wo Chancen für ihre Genesung? Dieses mal überprüft das HanfBlatt die Behauptung:

„Die Potenz von Marihuana ist über die Jahrzehnte wesentlich angestiegen“

Ein klassisches Argument der Gegner der Legalisierung. Seit den 70er Jahren sei die Potenz von Gras um das 10-, 20- oder gar 30-fache angestiegen, so wird behauptet. Damit reagieren die Prohibitionisten auf frühe Studien, die die relative Harmlosigkeit der Droge herausgestellt haben. Die Gefahr, von einem konzentrierten Rauschmittel übermannt zu werden, sei erheblich höher. Konsumenten sollen so überzeugt werden, daß Kiffen heute riskanter und unheilschwanger ist.

Die Fakten

Schön, daß in diesem Fall auf Zahlen von offizieller Seite zugegriffen werden kann. Das von der Universität Mississippi seit über 20 Jahren durchgeführte „Potency Monitoring Project“ (PMP) genießt finanzielle Unterstützung von Seiten des Staates. Die Abstinenzapostel erhofften sich einen Beweis für ihre Vermutung, daß die illegalen Bauern immer stärkeren Hanf züchten. Die Forscher untersuchten von der Polizei beschlagnahmtes Marihuana, welches gerade Anfang der 70er Jahre nicht dem auf dem Markt normalen Standard entsprochen haben kann, denn sie fanden nur THC-Werte (Tetrahydrocannabiol, dem mächtigsten Wirkstoff des Rauschhanfs) von unter einem Prozent, 1974 sogar nur 0.4 Prozent. Ganz klar, daß die Generation der Spät-Hippies sich mit solchen Weichspülern nicht zufrieden gegeben hat, zumal im Gras mit einem THC-Gehalt von unter 0.5 Prozent so gut wie keine psychoaktive Wirkung mehr wohnt. Erst als den Sheriffs ein Licht aufging und sie nicht mehr nur die Stengel der Pflanze im Labor ablieferten, sondern auch die Buds (Blütenköpfe), näherten sich die Ergebnisse der Realität des Schwarzmarkts an.

Jede andere Analyse kam zunächst aber zu anderen Ergebnissen. Zum Beispiel enthielten die 59 Proben, welche die „PharmChem Laboratories“ 1973 unter die Lupe nahmen, einen durchschnittlichen THC-Wert von 1.62 Prozent, nur 16 Einheiten des konfiszierten Materials lagen unter einem, mehr als die Hälfte lag über zwei, mehr als ein fünftel über vier Prozent. Eine Analyse von 1975 bestätigte die Forscher. PharmChem überprüfte wiederum Marihuana, dieses mal lag der Gehalt des Wirkstoffes zwischen zwei und fünf Prozent, eine Einheit trumpfte mit satten 14 Prozent auf.

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Seit 1980 stieg die Zahl der Beschlagnahmungen drastisch an. Noch immer griff das PMP aber wahllos auf die Ware zu, repräsentativ waren die untersuchten Gräser und damit auch die Ergebnisse nicht. Wie aus der Tabelle zu entnehmen ist, stieg der THC-Wert über die Jahre hinweg leicht an:

THC-Wert (in Prozent) von in den USA beschlagnahmten Marihuana, 1981-1993, Mississippi Monitoring Project

1981

1982

1983

1984

1985

1986

1987

1988

1989

1990

1991

1992

1993

2.28

3.05

3.23

2.39

2.82

2.30

2.93

3.29

3.06

3.36

3.36

3.00

3.32
Verarbeitete frau früher gerne auch mal Stengel und Blätter oder gar die männliche Pflanze, so fordert der Markt heute nur die weiblichen Dolden. So sei die höhere Potenz nach Meinung einiger „Insider“ zu erklären. Selbst der leichte Anstieg des THC-Gehalts ist nach Ansicht vieler Experten aber kein Grund zur Beunruhigung. Ihr Argument: Die Alkohol-Logik greift zu kurz, denn eine potentere Droge erlaubt es dem Konsumenten, geringere Dosen zu nehmen. Bei der weit verbreiteten Inhalationstechnik habe dies den Vorteil, daß weniger geraucht werden müsse, um den gewünschten Effekt zu erreichen. Dies setzt natürlich den verantwortungsvollen Nutzer voraus. Eben dieser ist auch gefragt, wenn die „automatische Titration“ Erfolg haben soll. Was das ist? Nun, der erfahrene Kiffer raucht nur solange, bis er seinen persönlich erwünschten Effekt erreicht hat – und nicht mehr. Zudem weiß er, daß Sorten unterschiedlichster Stärke auf dem Markt treiben. Neues Dope wird demnach vorsichtig probiert, denn wer einmal „zu stoned“ war, möchte dies nicht wieder erleben.

Bringen wir es auf den Punkt: Hanf ist zunächst einmal eine uralte Pflanze, deren Wirkstoffgehalt nicht innerhalb von Jahren extrem nach oben oder unter fällt. Die Errungenschaften des technischen Zeitalters stoppen allerdings auch nicht vor dem Hanfanbau. Eifrige Züchter bewegen viel (auch die Gene?), um einen maximalen Ertrag bei hoher Potenz zu gewährleisten. „Super Skunk“, zum Beispiel, ist bei maßloser Dosierung ein Garant für einen relativ undifferenzierten, breiten Rausch – in Deutschland sehr beliebt. Es steht zu vermuten, daß in der germanischen Republik und Europa ebenfalls der THC-Gehalt in den Blüten zugenommen hat, denn die holländische Maschinerie arbeitet effektiv. Hier und überhaupt kann nur der verantwortungsvolle Konsument das durch eine potente Droge erhöhte Risiko abfangen.

Jörg Auf dem Hövel

 

Nachtrag 2006:
Die Diskussion um THC-starkes Cannabis ist in eine neue Runde gegangen. Die Ergebnisse konnten hier nicht berücksichtigt werden.

Nachtrag 2008:
Die Züchtung immer potenterer Pflanzen hat sich zur Zeit auf dem Markt durchgesetzt. Der THC-Gehalt ist zur primären Qualitätsbestimmung geworden. Ob hier „viel hilft viel“ tatsächlich gilt, werden die Konsumenten entscheiden müssen. Die Dosierung von Cannabis verlangt inzwischen mehr Wissen als früher.

 

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Cannabis

Marihuana Mythos 10: „Immer mehr Menschen werden wegen Marihuana-Konsum ins Krankenhaus eingeliefert“

Marihuana Mythen

Teil X

Ja, ja, was nehmen wir nicht alles in Kauf für die Aufklärung. Mittlerweile klärt das HanfBlatt in der zehnte Folge über Mythen rund um die Cannabispflanze auf. Und noch ist kein Ende in Sicht! Der Erfolg der Arbeit lohnt die Mühe, denn der wahre Hanf kommt zum Vorschein, entkleidet aller bewußt oder unbewußt gesäten und gewachsenen Behauptungen. Wie sieht es nun tatsächlich aus: Welchen Nutzen und welche Schäden kann der Konsument von Cannabis aus den pflanzlichen Wirkstoffen ziehen? Wo liegen Gefahren für Körper und Geist, wo Chancen für ihre Genesung? Im zehnten Teil der Serie geht es um den Mythos:

„Immer mehr Menschen werden wegen Marihuana-Konsum ins Krankenhaus eingeliefert“

Um zu beweisen, daß Marihuana eine gefährliche Droge ist, führen die Gegner einer Legalisierung aus, daß immer mehr Kiffer ins Krankenhaus eingewiesen werden. Liegen tatsächlich vermehrt verwirrte Gestalten sabbernd in den Betten der Hospitäler? Führt der Genuß von Hanfharz zum delirösen Zustand, der oft den Anruf beim Notarzt zur Folge hat? Schon aus der Polemik wird klar, welche Meinung der Autor hat, aber folgen wir doch lieber brav

 

DEN FAKTEN

 

Der Ursprung dieses Mythos liegt -wie so oft- in den Vereinigten Staaten von Amerika. Hier sammelt das „Drug Abuse Warning Network“ (DAWN) Daten aus den Krankenhäusern. DAWN behauptet nun, daß immer mehr junge Menschen in den neunziger Jahren ein Spital aufsuchten, um Hilfe gegen ihren akuten Marihuana-Rausch zu suchen. Das Personal der Häuser füllt für jeden Patienten einen Fragebogen aus, auf welchem auch nach dem Konsum irgendwelcher Drogen gefragt wird. Eine Auswertung dieser Bögen ergab, daß im Jahre 1990 15.706 Menschen angaben, sie hätten Marihuana geraucht oder gegessen. Das sind 7.1 Personen bei einer Population von 100 Tausend. Dieser Anteil stieg bis 1993 auf 29.166 (immerhin 12.7 per 100 Tausend). Auf Basis dieser Zahlen sprach DAWN von einem Anstieg von 86 Prozent. Die Veröffentlichung sorgte für Aufruhr in den USA und wurde von den Prohibitionisten ausgenutzt, um den „Krieg gegen die Drogen“ weiter zu rechtfertigen. Nimmt man jedoch 1988 als Ausgangsbasis, das Jahr indem die Erfassung der Bögen begann, entsteht ein anderes Bild. Damals wurden 19.962 Konsumenten gezählt, somit stieg die Zahl bis 1993 um „nur“ 42 statt 86 Prozent. Verstanden?

Und noch etwas ist wichtig: Marihuana ist nach wie vor die am wenigsten genannte Drogen unter den illegalen Substanzen. Kokain und/oder Heroin-bedingte Aufenthalte sind öfter zu verzeichen, als die von Kiffern. Und in der Altersgruppe zwischen 6 und 17 Jahren lag der Anteil derjenigen, die Schmerzmittel eingenommen hatten, sogar erheblich höher. 6.4 Prozent gaben an, Marihuana genossen zu haben, bei 47 Prozent schwirrten (legale) Schmerzmittel durch die Blutbahn.

Äußerst selten gelangen Bürger und Bürgerinnen ins Lazarett, die nur gekifft hatten – zumeist spielten andere Substanzen eine Rolle. In mehr als 80 Prozent der Fälle spielen weitere Drogen eine Rolle und bei mehr als 40 Prozent nannten die Berauschten sogar zwei oder mehr „Rauschgifte“, die sie sich zugeführt hatten.

Überhaupt ist es falsch zu behaupten, daß immer mehr verwirrte Kiffer über desinfizierten Gänge irren: 1992 gaben über 430 Tausend Menschen in den USA Drogenkonsum bei ihrer Einlieferung ins Krankenhaus an. Nur etwa 4000 davon -also ein Prozent- hatten nur Marihuana konsumiert.

Nachdem die Zahlen interpretiert wurden, noch ein paar allgemeine Worte: Natürlich gibt es Menschen, die auf die Inhaltsstoffe des Hanfs allergisch reagieren – dies ist aber äußerst selten der Fall. Raucht man dem Hanf, so ist es fast unmöglich ihn dahingehend zu dosieren, daß er einen in Lebensgefahr bringt. Ärzte und Wissenschaftler kenne eine recht genau Richtlinie, wie sicher eine Droge bzw. ein Medikament ist. Die Bezeichnung LD50 gibt an, wieviel von einer Substanz aufgenommen werden muß, daß sie tödlich wirkt. Der Wert von Marihuana ist dort so hoch, daß man schon ein pakistanisches Hanffeld abgrasen müßte, um über den Jordan zu schweben. Gras ist sehr viel sicherer zu nutzen als beispielsweise Alkohol, Tabak oder Koffein. Paul Hager von der ICLU Drug Task Force (Indiana Civil Liberties Union), eine us-amerikanischen Reformbewegung, nimmt an, daß der Faktor zwischen „stoned“ sein und tödlicher Dosis bei 40 Tausend liegt. Um ins Gras zu beißen, anstatt es nur zu genießen, müßte ein Konsument also 40 Tausend mal so viel wie bei einem normalen Rauscherlebnis aufnehmen. Das dürfte selbst für Hardcore-Kiffer aussichtslos sein. Und J.C. Garriott kam schon 1971 zu der Schätzung, daß 800 Joints inhaliert werden müßten, um das Zeitliche zu segnen.

Cannabiskonsum kann in seltensten Fällen eine Psychose auslösen – wohlgemerkt nur bei denjenigen, die ohnehin psychotisch veranlagt sind. Wie Hans-Georg Behr, Autor des Buches „Von Hanf ist die Rede“, in seiner ihm eigenen Art sagt: „Natürlich, wenn jemand schon in einer Psychose ist und glaubt, er kann sich durchs Kiffen heilen, wird das nicht funktionieren.“

Warum, so kann man sich nun fragen, landen Menschen nach Haschisch oder Marihuanakonsum in der Aufnahme eines Hospitals? Die offensichtlichste und sofort eintretende Wirkung von Cannabis ist eine schnelle Steigerung des Herzschlages. Diese läßt zwar innerhalb einer Stunde wieder nach – der sensible Nutzer reagiert unter Umständen aber panisch auf diesen Umstand und liefert sich den Damen und Herren in den weißen Kitteln aus.

Beeindruckender als die körperlichen werden im allgemeinen die psychischen Veränderungen empfunden. Im Marihuana-Rausch kann es unter anderem zu einer Depersonalisation kommen. Was das ist? Das Lexikon beschreibt dies als

„Zustand der Entfremdung gegenüber dem eigenen Ich und seiner Umwelt.“ Die Handlungen und Erlebnisse des Ich werden wie aus einer Zuschauerrolle beobachtet. Diese Auflösung des Ich kann als angenehm empfunden, aber auch als unerwünschte Wirkung interpretiert werden. Traumartige Sequenzen nehmen bösartige Formen an, Mann oder Frau fühlt sich unwohl, konfus, desorientiert, ja teilweise panisch. Angst (…immer ein schlechter Berater…) schleicht sich in die Psyche ein und vorbei ist es mit den Freuden des Rausches; die Grenzen zur Paranoia sind fließend. Wenn dann kein guter Freund in der Nähe ist, der für eine Stimmungsaufhellung sorgt, hofft man auf professionelle Hilfe. Ob die Neon-Beleuchtung einer Notaufnahme allerdings das richtige Ambiente für ein „Runterkommen“ bietet, wird mit Recht bezweifelt. Es wird vermutet, daß gerade Erstbenutzer des Rauschhanfs mit den ungewohnten Effekten des Krauts nicht umzugehen wissen und eine eher schlechte Abfahrt erleben können. Innere Einstellung (Set) und äußere Einflüsse (Setting) müssen halt stimmen. Die momentan noch immer herrschende Illegalität der Genußsituation beeinflußt Set wie Setting eher negativ.

Jörg Auf dem Hövel

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Cannabis

Das kleine Haschischsorten-Lexikon

Aktualisierte Version April 2019. Eine alte Version schwirrt im Netz herum. Eine bitte an die vielen Kopierfreudigen: Bitte kopiert diesen neuen Text nicht und setzt ihn bitte nicht auf eure oder irgendeine Webseite. Eine Verlinkung soll reichen. Wer ihn abdrucken oder anderweitig veröffentlichen will, der wende sich bitte an mich, ich leite das dann weiter. Danke.

2001 publiziert, updated 2019, copyright nach wie vor by Achim Zubke (az)

Theoretisch kann überall auf der Welt, wo psychoaktiver Hanf gedeiht, auch Haschisch (Cannabisharz) gewonnen werden. In bestimmten Ländern hatte sich allerdings traditionell oder in Folge internationaler Nachfrage eine Hanfanbaukultur speziell zum Zwecke der Haschischgewinnung etabliert. Dementspechend bestimmten ihre Produkte den Markt. Allein in der Bundesrepublik Deutschland wurde der Umsatz von Cannabisprodukten, das hieß bis Ende des 20. Jahrhunderts noch vor allem Haschisch, auf jährlich 400 bis zu 900 Tonnen geschätzt. In Folge des Anfang der 1990er Jahre beginnenden Anbau-Booms hochpotenter Hybrid-Keuzungen vor Allem indoors unter Kunstlicht und kontrollierten Bedingungen zunächst in Holland, vorübergehend in der Schweiz, schließlich auch in Deutschland, Österreich, Tschechien und Belgien dominieren Sinsemilla-Hanfblüten mittlerweile den Markt. Aus bei deren Produktion anfallenden noch harzreichen Blüten- und Blattresten werden durch Siebung wie z.B. mit dem automatischen Trommelsieb („Pollinator“), durch Eiswasserfilterung („Ice-o-later-Bags“, „Bubble-Bags“), Trockeneis-Siebung und dergleichen auch begehrte Haschisch-Produkte gewonnen. In den letzten Jahren erlebt allerdings die nicht ungefährliche Gewinnung von zum Inhalieren mittels Verdampfung („Dabben“) geeigneten konzentrierten Extrakten, insbesondere mit Hilfe von Flüssig-Butangas („Honeybee-Extraction“, „BHO“) und Flüssig-Dimethyläther („DME“) aber auch anderen Lösungsmitteln (professionell analog zur Hopfen-Extraktion mit Flüssig-Kohlendioxid) einen Boom. Wo Überfluss herrscht, werden auch die Blüten selbst zur Haschisch- und Extraktgewinnung eingesetzt. Dennoch gibt es unter Cannasseuren immer noch eine Nachfrage nach exotischem importiertem „Oldschool“-Haschisch. In den Anbauländern reagiert man auf die veränderte Nachfrage durch Einführung ertragreicherer und potenterer internationaler Hybrid-Kreuzungssorten und die Einführung neuerer Haschisch-Gewinnungstechniken (Siebungsmethoden, Ice-O-later-Technik) und Ölextraktionen. Weil Haschisch ein Naturprodukt ist, gab und gibt es ähnlich wie bei Wein eine unbegrenzte Vielfalt schwankender Qualitäten.

Da leider keine flächendeckenden zuverlässigen wissenschaftlich fundierten Produktanalysen und Herstellungsbeschreibungen für die Verbraucher vorliegen, soll sich dieser Artikel sozusagen spielerisch, auszugsweise und ohne jede Verbindlichkeit der Produktvielfalt in Form eines kleinen, eher anekdotisch zu verstehenden Lexikons annähern. Namensdeklarationen bieten unter Schwarzmarktbedingungen keinerlei Gewähr, dass das angepriesene Produkt auch den Phantasievorstellungen des Käufers entspricht. Um die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, sei hier nochmals eine auf Qualitätskontrolle beruhende Verbraucherberatung in punkto psychoaktiver Hanfprodukte gefordert und Legalisierung, versteht sich von selbst.

Diese Liste soll auf keinen Fall als Anregung zum Kauf oder Konsum von nach wie vor verbotenen Cannabisprodukten missverstanden werden. Es handelt sich lediglich um ein im Kern auf zahlreichen anonymen Quellen basierendes journalistisches Zeugnis realer oder imaginierter Verhältnisse.

MAROKKO

Trotz Konkurrenz durch den in Europa mittlerweile weit verbreiteten Indoor-Marijuana-Anbau von Hybrid-Kreuzungen unter künstlichen Bedingungen ist Marokko immer noch der Hauptlieferant von großen Haschisch-Mengen für den westeuropäischen Markt. Auf Grund der Größe der Anbauregionen, der Vielfalt der Anbauflächen und -techniken, zusätzlich eingebrachten Saatguts und neuer Produktionsmethoden ist das Land mit einer kaum überschaubaren Produktpalette am Start. Typischerweise kam und kommt Marokkaner als durch Siebung gewonnene und mechanisch gepresste harte gelblichbraune Platten („Grüner“, „Platte“, „Brick“) in Westeuropa auf den Markt. Seit einigen Jahren werden auch runde 100 Gramm-Platten und 200 Gramm-Bälle gehandelt. In Großbritannien ist bis heute der ca. 250 Gramm schwere „Soap-Bar“ in Seifenform beliebt. Kleinschmuggler bringen oft Verdauungstrakt-kompatible 10 Gramm-Pellets aus hochwertigem Haschisch mit. Hatte man früher „Ki(e)f“ (Fruchtstände) für das traditionelle Rauchen in langstieligen Sebsi-Pfeifen angebaut, begann man in den 1960er-Jahren mit der Haschisch-Gewinnung für den internationalen Markt. Die Produktion hatte sich seit Ende der Sechziger Jahre bis ins 21. Jahrhundert kontinuierlich gesteigert. 2003 erreichte sie ein Anbauflächen- und Produktionsmaximum. Aus dem traditionellen Anbaugebiet im zentralen Rif-Gebirge (Chefchaouen-Provinz mit dem Zentrum Ketama und Teilen von Al Hoceima) hatte sie sich in die Nachbarprovinzen Larache und Taounate ausgedehnt. Dort erfolgten in Folge von UN-Berichten 2005 staatliche Repressionsmaßnahmen. Das Haschisch aus diesen Regionen galt ohnehin als minderwertiger. Die Produktion in den zentralen Anbaugebieten wurde darauf hin durch die massive Einführung internationaler Hybrid-Kreuzungen und den Ausbau künstlicher Bewässerung in Menge und Qualität erheblich gesteigert und soll nach wie vor insgesamt im vierstelligen Tonnenbereich liegen.

„Zero Zero“(sprich „Siero Siero“), „00“ oder „Double-0“
ist reines Haschisch aus dem Harzdrüsenkopfpulver der feinen und vorsichtig durchgeführten ersten Siebung. Seine Potenz ist hoch, intensiv stimulierend bis psychedelisch, nicht allzu lange anhaltend, ohne zu sehr zu ermüden. „Zero Zero“ ist oft nur leicht gepresst, aber dennoch kompakt, geht gut auf, lecker aromatisch, ein echtes Naturprodukt. Es brennt relativ schnell weg. „Zero Zero“ hat sich in Kifferkreisen einen guten Ruf erworben. Der Name kommt vom Feinheitsgrad des verwendeten Siebes aus Seidentuch, das über eine Schüssel gespannt wird und durch das das feine Harzdrüsenkopf-Pulver bei nur leichter Erschütterung rieseln muss. Das goldbraune ungepresste „Zero Zero“-Pulver lässt sich auch ungepresst gut rauchen, ist wegen seines Volumens und der Schwierigkeit, es zu schmuggeln, aber nur sehr selten im Handel. Die ungepressten Drüsenköpfe konservieren Wirk- und Aromastoffe übrigens oft besser als das daraus gepresste Haschisch. Deshalb lagern viele Produzenten Haschisch-Pulver und pressen es erst für den Versand in die gewünschte Form. Dies bietet auch die Option auf die Kundschaft angepasste Mischungen oder Streckungen vorzunehmen.

„Tblisa Hash“
auch Twesla, Twizla, Tbizla, Tibizla, Tbizla, Tabizla usw. wird ein exzellentes Haschisch vom Typ „Zero Zero“ genannt, bei dem theoretisch nur das Harzpulver verwendet werden soll, das bei der ersten Siebung auf ein in die Mitte der unter dem Siebtuch befindlichen Schüssel gelegtes kleines Brett gerieselt sei. Diese Bezeichnung wird generell für fein gesiebtes Kleinschmugglerhasch hoher Qualität verwendet und verbreitete sich in den 1990er Jahren.

„Double Zero Zero“, „Double 00“ oder „0000“
ist die Bezeichnung für eine goldgelbe Sondersiebung, die nur in sehr kleinen Mengen auf Nachfrage in Marokko angefertigt wird. Ausgewählte Pflanzen werden extrem vorsichtig gesiebt, so dass wirklich möglichst nur noch die harzhaltigen Drüsenköpfe und kaum Zystolithenhaare, Pflanzenteile und Staub durchrieseln. Dieses exzellente Haschisch ist erheblich teurer und erreicht fast nie den offenen (Schwarz-)Markt. Um besonders hohe bzw. feine Siebungsgrade und Qualitäten anzudeuten wird bei der Vermarktung gern mit Nullen gespielt. So wird auch „Triple Zero“ angeboten.

„Zero“ oder „0“
bezeichnet die 2. Siebung durch ein etwas grober gewebtes Stoffsieb der Maschengrösse „0“. Es enthält deutlich auch nicht psychoaktive Blütenteile, insbesondere Zystolithenhaare und ist nicht ganz so potent. Da es aber nicht gestreckt worden ist, bietet es die von vielen Kiffern als positiv eingeschätzten Eigenschaften eines natürlichen konzentrierten marokkanischen Hanfproduktes zu einem verhältnismässig günstigen Preis. „Zero“ ist schon stärker gepresst, angeblich durch Schlagpressung, kann aber meist schon von Hand gebröselt werden.

„Casablanca“
benannt nach der größten Stadt Marokkos, handelt es sich um einen guten Marokkaner vom Typ „Zero“ mit klarer anregender psychedelisch-euphorisierender Wirkung, der in Tee gebröselt ein scharfes ingwerartiges Aroma aufweist. Die Cannabinoide und Terpene in den Hanfblütenständen und im Haschisch haben im Übrigen ohnehin intensive aromatische Gewürzeigenschaften und werden deshalb seit vielen Jahrhunderten auch aus kulinarischen Gründen in diversen Getränken, Süßigkeiten und Speisen genutzt. Casablanca ist eine moderne Hafenstadt, ein Geldwäschezentrum für den Haschisch-Großhandel und steht atmosphärisch für einen schwülstigen Spionagefilm mit Humphrey Bogart.

„Special Casablanca“
soll ein erstklassiger Marokk vom Typ „Casablanca“ genannt werden, der nach Eukalyptusbäumen und Pinien riecht.

„Sputnik“
steht für Haschisch von ausgezeichneter Qualität, das Anfang der 1980er Jahre Berühmtheit erlangte. Leider entspricht ebenso wie bei anderen Sorten nicht alles, was auf dem Schwarzmarkt unter einem wohlklingenden Namen angeboten wird auch dem, als was es angepriesen wird. „Sputnik“ ist dunkelbraun, sehr drüsenhaltig und entsprechend harzig, wirkt dabei dennoch etwas grob und schwer. Die Potenz ist sehr hoch, das High tief, anhaltend und psychedelisch, abgerundet mit einer ausgeprägten körperlichen Note. Es soll aus der ersten Siebung von ausgewählten in höheren felsigen und wilden Lagen des Rifgebirges gewachsenen Pflanzen gepresst sein. Der Name kommt vielleicht daher, dass es abgeht wie eine Sputnikrakete.

„Chocolata“
ist die Bezeichnung für eine Spezialität, die so begehrt und exklusiv ist, dass sie zum Grossteil schon in Marokko verbraucht wird. Es handelt sich um grünschwarzes von Hand verarbeitetes und nicht nachgepresstes Haschisch, das angeblich noch vor der eigentlichen Ernte von noch auf dem Feld stehenden Pflanzen gewonnen wird. In den Handel kommt dieses Leckerli in Mengen von maximal 20 bis 50 Gramm in typischen kleinen runden Dosen. Hier gilt die Regel, je kleiner die Handelsmenge, desto besser und edler das Haschisch. „Chocolata“ hat einen Ruf als delikates und hochpotentes „Guten Abend-Dope“.

„Black Maroc“ oder „Schwarzer Marokk“
ist üblicherweise ein sehr potentes Haschisch, das den Sorten aus dem mittleren Osten ähnelt. Es riecht minzig-ungewöhnlich. Seine Wirkung kommt mit Verzögerungseffekt, „hinterhältig“, ziemlich psychedelisch, was auch immer man darunter versteht. Es erreicht gelegentlich den spanischen oder gar den mitteleuropäischen Markt, aber immer nur in geringen Mengen. „Black Maroc“ und andere herausragende marokkanische Sorten können unter Mühen von Hand umgepresst werden. Spätestens dann nimmt das Haschisch eine braunschwarze Farbe an. Dunkle Farben allein sind allerdings keine Gewähr für Qualität. Sie können auch von Zusatzstoffen herrühren. Der „Schwarze Marokk“ soll von Pflanzen mit afghanischem oder pakistanischem Erbgut (der Himalaya-Raum war gerüchteweise auch im Gespräch) gewonnen werden, deren Blütenstände vor der Weiterverarbeitung fermentiert wurden. Wahrscheinlich wurde das Haschisch von Hand vor- und dann maschinell nachgepresst. Wie dem auch sei, gerade auch in Marokko verändert sich die Palette des hergestellten Haschisch mittlerweile laufend durch neues von Händlern eingebrachtes internationales Saatgut und „neue“ Verarbeitungsmethoden.

„Gardella“
Offensichtlich in verschiedenen Qualitätsstufen (wahrscheinlich Siebungen) vorkommender eher durchschnittlicher heller („wie gelber Libanese“) bis dunkler „schwarzer“ Maroc, deren Ausgangspflanzen von Saatgut abstammen sollen, das aus Pakistan, wahlweise Afghanistan (dagegen spricht ein für Maroc durchschnittlicher CBD-Gehalt in analysiserten Proben) oder (auf Grund der dortigen tendenziell wenig buschigen hochwüchsigen Pflanzen eher unwahrscheinlich) Nordindien (Manali) eingeführt worden sei. Eventuell soll es sich um Hybriden dieser Pflanzen mit traditionellem marokkanischen Haschischpflanzen handeln.

„Afghane“, „Pakistani“, „Araber“, „Jamaicaner“, „Mexikaner“, „Kashmiri“ und so weiter
Tatsächlich wurde im Rif-Gebirge seit Anfang der 1990er Jahre zunehmend und in großem Stil Haschisch aus Hanfpflanzen mit einer Genetik pakistanisch-afghanischer Herkunft angebaut. Es ist unklar, ob das Saatgut für diese Pflanzen tatsächlich aus dieser Region oder Europa (Schweiz?) stammte. Während die traditionellen Haschisch-Sorten von marokkanischer Kif-Hanf-Genetik je nach Höhenlage und Bewässerung meistens bereits ab Juli bis August geerntet werden können, folgten die neuen in der Regel künstlich bewässerten „Indicas“ oft erst später, bis September oder gar Oktober mit entsprechenden Problemen bei der Trocknung. Das Haschisch, das traditionell erst in der kalten Jahreszeit im Herbst und Winter gesiebt („getrommelt“) wird, war aus diesen Pflanzen gewonnen tendenziell dunkler, harziger, knetbarer, weniger stimulierend und erhebend wie nun schon klassischer THC-dominanter Maroc, aber potent. Man sprach von „Afghane“ oder „Pakistani“. Zunehmend kam es durch Kreuzung oder Pollenflug zu genetischen Mischbeständen, die nun eine neue Vielfalt von Produkten mit entsprechenden Fantasienamen wie zum Beispiel „Scheherazade“ und vielen anderen liefern.
Auch aus anderen Ländern bzw. von der genetischen Herkunft auf diese bezogen, sollen große Mengen Saatguts für neue experimentelle Felder angeschafft worden sein. Bezüglich des daraus gewonnenen Haschisch sprach man von „Jamaikaner“ (vermutlich von Hybrid-Kreuzungen auf Basis der international anerkannten und begehrten Skunk-Haze-etc.-Richtung), „Mexikaner“ (soll „sativa“-dominant sein), „Araber“ (vermutlich Saatgut aus dem Libanon, dass auch schon in der Vergangenheit in den regionalen Kif-Pflanzen-Bestand eingebracht worden sein soll), das keinen besonderen Ruf genießt (zwar harzhaltig, aber wenig potent und CBD-dominant), und „Kaschmir“ (soll „indica“-dominant sein).
In den letzten Jahren hat es einen erneuten drastischen Wechsel gegeben. Verschiedene aus Europa eingeführte internationale Hybrid-Sorten werden mit Hilfe künstlicher Bewässerung großräumig angebaut. Hier ist in Zukunft mehr Produktvielfalt zu erwarten. In den Laboranalysen der Verfolgungsbehörden spiegelt sich die Entwicklung in häufig recht hohen THC-Gehalten von um die 16 bis 20 % und mit Spitzenwerten noch weit darüber hinaus. Während bei Massenware lediglich im Schnitt 8 % gemessen wurden.

Gesiebtes Haschisch von in Marokko outdoors gezogenen internationalen Hybrid-Kreuzungen wird unter wohlklingenden Namen wie zum Beispiel „Shiraz“ angeboten.

„Bubble Marokk“ bezeichnet mit der „Ice-o-later“-Technik gewonnenes Haschisch, welches zunehmend Freunde findet. Der „Ice Marokk“ findet sich mittlerweile regelmäßig auf Amsterdamer Coffeeshop-Menues am oberen Ende der Preisskala für Marokk, in der Regel (aber nicht notwendigerweise) günstiger als die hochpreisigen „lokal“ produzierten niederländischen „Ice-O-lator“-Produkte.

Bei „Triple X“ soll es sich ebenfalls um ein mit dieser Technik gewonnenes Produkt handeln.

„Rifman-Haschisch“, und „Block-Haschisch“. Von holländischen Hybrid-Kreuzungen unter holländischer Anleitung mit nach eigenen Angaben höheren Qualitätsstandards als vor Ort üblich in Marokko auf traditionellen Outdoor-Anbauflächen gewonnene Haschisch-Sorten vom Typ „Zero Zero“ in auf Grund der Ausgangspflanzen und des Anbauortes (Terroir) interessanten unterschiedlichen Qualitäten werden unter diversen Namen von professionellen Anbietern über niederländische Coffeeshops vertrieben. Typisch sind relativ hoher THC bei niedrigem CBD-Gehalt. „Rifman“ (mit Sortennamen wie „Noor“, „Malika“, „Habibi“, „Nadira“, „Laila“ etc.) und „Block“ (von „Amsterdam Genetics“/“The Block Doc“ mit jeweils nach der Ausgangs-Gras-Sorte benanntem „Block“-Hasch) sind Markennamen ihrer Händler die die Qualität ihrer Produkte garantieren sollen.

Hier besteht aktuell auf vielen Ebenen erhebliches Veränderungspotential. Mehr Grower werden in Zukunft unter dem Druck der Konkurrenz ihre Erträge und die Potenz und Qualität ihrer Produkte deutlich steigern wollen, ebenso durch zusätzliche Varianten bei der Methodik der Harzgewinnung und der in Marokko ohnehin schon lange praktizierten Extraktion zur Gewinnung von Ölkonzentraten, die wiederum zur Mischung neuer Haschischprodukte geeignet sind. Allerdings kommen auch weiterhin minderwertige z.B. mit (Hanf-)Pflanzenpulver gestreckte „locker aufgehende“ und mit flüssigen Zuckerkonzentraten und anderen Streckmitteln vermischte „blubbernde“ Produkte auf den Markt.

„Agadir“
Benannt nach der Hafenstadt, die auch ein Touristen- und Export-Zentrum ist. Hierbei soll es sich um dunkles Haschisch mit einer fast afghanischen Geschmeidigkeit, gutem Geschmack und von guter Potenz handeln. „Etwas für Marokkliebhaber. Alles wird interessant.“

„Kugeln“, in Holland „Echte puntjes“
ist ein potentes, sehr dröhniges Haschisch, das in bei Wärme mit der Hand knetbaren Kugeln kommt; eine Spezialität, die angeblich nur von einer (Gross-)Familie hergestellt wird. Ein ähnliches Produkt aus gesiebtem Haschisch wird in Holland auf Grund der Knetbarkeit unter der Bezeichnung „Warme Oor“ („Warm Ears“) gehandelt.

„Sahara-Sand“ oder „Sahara“
ist ein sehr gutes „leichtes Tageshasch“, das high macht, ohne zu sehr zu erschöpfen. Es ist voluminös, da es nur ganz leicht gepresst ist, angeblich durch Eigengewicht, sogenannte Lagerpressung. Es kann ohne Erhitzen zerbröselt werden, fühlt sich sandig an und hat auch eine Farbe gelb wie heller Wüstensand. Keine Streckmittel verderben den relativ milden Geschmack. „Sahara“ ist ein Haschisch vom Typ „Polle“, das von Kennern gern als „königlich“ bezeichnet wird.

„Polle“, „Pollen“ oder „Polm“
ist eine Bezeichnung, die ursprünglich von Europäern für ein ungepresstes Haschischpulver so fein wie die männlichen Pollen benutzt wurde. Es besteht NICHT aus den unwirksamen Pollen, sondern wie auch die anderen Haschischsorten vornehmlich aus den Harzdrüsen, die hauptsächlich von den weiblichen Blüten und den sie umgebenden Blättern stammen. „Pollen“ ist meist nicht allzu stark gepresst. Es gibt dieses Haschisch in diversen Qualitäten von „commercial“ aufwärts bis zum „Super Pollen“. Die besten Sorten sind den Zero-Qualitäten durchaus ebenbürtig.“ Besonders gutes Haschisch vom Typ „Pollen“ kommt zum Beispiel als „Kissenpolle“, gepresst zu kissenfärmigen 100 Gramm-Blöcken, oder noch besser als sogenannte „A-Qualität“ zu etwa 50 Gramm in den Handel. Hier gilt die je kleiner – je feiner – Regel (, muss aber nicht).
Als „Berber-Pollen“ wurde relativ dunkles hart gepresstes Haschisch aus dem Rif-Gebirge verkauft.
In welcher Form „Wurstpollen“ auf den Markt gelangt, darf geraten werden.

„Kif“ oder „Kief“ wird seit einigen Jahren als Bezeichnung für durch Siebung hergestelltes ungepresstes Haschischpulver unbestimmter Herkunft verwendet. In Marokko bezeichnete es ursprünglich geschnittene von Samen, Blättern und Stängeln befreite weibliche Hanffruchtstände, die vermischt mit klein geschnittenem Tabak traditionell in der kleinköpfigen und langstieligen Sebsi-Pfeife geraucht werden. THC-dominante Kif-Hanfpflanzen wurden erst ab den 1960ern zur Haschischgewinnung eingesetzt, möglicherweise (teilweise) hybridisiert mit importiertem Haschisch-Hanf-Saatgut aus dem Libanon. Heute bezeichnet Kif manchmal auch gepresstes Haschisch. Von Kif leiten sich die geläufigen Begriffe „kiffen“ und „Kiffer*in“ ab. „Keif“ bezeichnet in Nordafrika einen entspannten „gechillten“ Zustand.

„King Mohammed“ (V)
Als „King Mohammed“ wird ein hochwertiges helleres Haschisch vom Typ Super Pollen genannt. Es ehrt den Herrscher, von dem die Hanfbauern im zentralen Rif-Gebirge behaupten, er hätte ihnen zu Beginn der marokkanischen Unabhängigkeit 1954 den Cannabis-Anbau zumindest mündlich erlaubt. Bei Königs hielt man sich dazu in der Öffentlichkeit allerdings stets vornehm bedeckt.

„King Hassan“ (II)
Als „King Hassan“ wird ein den 1999 verstorbenen diktatorisch herrschenden König von Marokko im Namen ehrendes dunkleres Haschisch vom Typ Superpollen verkauft. Der König habe zwar 1992 auch in Marokko den weltweit zu Verbrechen, Gewalt, Ungerechtigkeit und Gesundheitsschäden beitragenden „war on drugs“ erklärt, tatsächlich aber an der Praxis der Haschisch-Gewinnung im Rif-Gebirge nichts groß geändert. Im Gegenteil, die Geschäfte hätten in seiner Zeit geboomt.

„King Mohammed (VI) Twisla“ oder „Royal Twisla“
Der gegenwärtige König gelte bei den Berbern im Rif als cannabisfreundlich und produziere gar sein eigenes royales Haschisch. Da er nicht alles selbst rauchen könne, gelange manchmal auch etwas davon auf den europäischen Markt. Wenn die Qualität nicht stimmen sollte, hätte man hier zumindest jemanden mit Kompetenz, an den man sich mit seiner Reklamation diskret wenden könnte.

„French newspapers“, „Paper“, „French“ oder holländisch „Franse krant“
ist die gängige Bezeichnung für ein Haschisch, das in relativ dünnen Platten zu etwa 100 Gramm gehandelt wird, von denen jeweils zehn mit Zwischenlagen französischsprachigen marokkanischen Zeitungspapiers zu einem Einkilopaket zusammengepresst werden. Diese Handelsform gibt es auch mit Zwischenlagen aus Löschpapier. Wirkt dann nicht ganz so billig. Grossschmugglerhasch. In den Augen der KundInnen stimmt bei dieser Sorte in der Regel das Preis-Leistungsverhältnis und wäre von ihnen als Standard für ein „Commercial Dope“ erwünscht. Die Qualität der „Grünen Platte“ oder gar des „Eurogrünen“ ist jedoch noch erheblich geringer! (Oh Haschisch – mir graut`s vor dir!) French ist hart, relativ „fett“, bröselt leicht, wirkt entspannend und lässt sich auch über längere Zeiträume konsumieren (, wenn es denn sein muss). Wird bevorzugt im Tabak-Joint geraucht, sofern diese Unsitte nicht sowieso gängige Praxis ist.

„Puck“
hat einen eher schlechten Ruf. Es wird gemunkelt, es werde aus den am Fussboden anfallenden und zusammengekehrten pulvrigen Siebungs- und Pressresten hergestellt. Dementsprechend schwankt seine Potenz erheblich. Es handelt sich um ein dunkelbraunes Haschisch, hart und plattgedrückt wie ein Eishockeypuck, das mehr zerbröselt, als dass es aufgeht, langsam brennt und einen rauhen bis kratzigen Geschmack aufweist. „Puck“ ist mehr oder weniger übel gestreckt und wird durch Bindemittel zusammengehalten. Er kommt in dicken länglichen Blöcken um die 250 Gramm, die an den Seiten stark abgerundet sind. „Puck“ kann manchmal überraschenderweise recht potent sein. Dann wirkt er jedoch eher dröhnig, nicht gerade inspirierend oder das, was man kreativ nennen kännte, auf jeden Fall kein soziales Dope, eher der Letzte am Abend, aber auch dann kopfschmerzverdächtig (spätestens am nächsten Morgen), kurz gesagt, sein Geld nicht wert.

„Soap Bar“ und „Europlatte“
Meist in 250 Gramm-Blöcken wird nach wie vor für den britischen Markt sogenanntes „Soap Bar“-Haschisch produziert. Das Äquivalent dazu ist auf dem deutschen Markt die „Euro-“ oder „Punkerplatte“. Dieses hart gepresste, außen glänzend-dunkle, innen meist deutlich hellere, trockene oder verdächtig klebrige unter Hitze und hohem Druck gepresste Haschisch besteht im besten Fall noch aus drittklassigen Siebungen mit Zuschlag von natürlichen Färbemitteln und wird durch Bindemittel wie Baumharz zusammengehalten. Doch nicht einmal hierfür gibt es eine Garantie. Schlimmer geht immer. Hier geht es auf jeden Fall schon nicht mehr nur um Haschisch, sondern um Gesundheitsgefährdung. Die Potenz ist gering bis zu vernachlässigen. Für eine positive UK langt es allerdings meist noch. Interessant für Trinker, die als Fingerakrobaten für kleines Geld gerne rituell bröseln und beim Rauchen glühende Kohlen rieseln sehen wollen. Als Nächstes auf dem Weg nach ganz unten kommen nur noch faktische Fälschungen, manche würden sagen post-faktisches Haschisch.

„Sierra Ketama“
hiess das erste noch relativ „wilde“ Haschisch, das in den Sechziger Jahren aus Marokko auf den mitteleuropäischen Markt gelangte. Die typische Form sind flache Platten. Es wirkt ähnlich wie klassischer Türke „leicht“, psychedelisch und stimulierend. Eine Spezialität für Nostalgiker. Ketama ist der zentrale Handelsort im Zentrum der gleichnamigen Provinz und des marokkanischen Hauptanbaugebietes für Hanf zur Haschischgewinnung, welches sich über weite Teile des Rifgebirges, spanisch kurz Sierra genannt, ausdehnt.

„Ketama Gold“ oder „Dahab Ketama“
steht für eine relativ feine Siebung, aber nicht so gut wie „Zero Zero“ aus derselben Gegend. Dahab ist arabisch für „Gold“.

„Ketama“
bezeichnet ein leicht gewürztes „akzeptables Gebrauchshasch“ aus groberen Siebungen. Oft sind Schichten erkennbar. „Schichtmarokk“. Wird als anregend und aphrodisisch beschrieben.

„Azila(h)“
Kleinschmuggler, die sich vor Ort mit möglichst hochwertigem Haschisch versorgen, reisen traditionell in kleine Dörfer im Rif-Gebirge in der Umgebung vom exponierten Ketama. Azila (in der Sprache der Berberbevölkerung „Immazzouzane“) ist Eines der Bekanntesten davon. Herkunftsnamen stehen ähnlich wie beim Wein für lokale Qualitäten. Lagenangaben, Sortenkennzeichnungen, Anbaumethoden (Bio?), Erntezeitpunkte und Infos über Verarbeitunsgverfahren wären denkbar und wünschenswert. Aber welche Verbraucherzentrale wird sie zuverlässig kontrollieren?!

„Hia Hia“, „Hya“ oder „Heya“
(marokkanisch für „Leben“, ein Frauenname) riecht altertümlich nach frühen Haschischerfahrungen. Ein Hasch, von dem man still wird. Hochwertig, aber meist etwas überteuert, wenn angeboten.

„Bani“
soll auch so ein nostalgisches, in Holland bei älteren Kunden beliebtes Dope sein. Geruch und Geschmack sollen an alte Zeiten denken lassen. Ein dunkler Marokk, der ziemlich stoned macht. „Tütendope, um den Bodenkontakt wiederherzustellen.“

„Eiermarokk“ oder „Eierdope“
kam Mitte der Achtziger Jahre auf den europäischen Markt. Es handelt sich um „künstliches“ Haschisch, das in Präparierungen unterschiedlicher Konzentration aus Haschischäl (vornehmlich) marokkanischer Herkunft, und wenn man Glück hat, nur mit pflanzlichen Füllstoffen (darunter angeblich auch Hanfblattpulver) hergestellt und in verschiedenen Preislagen entsprechend der Potenz angeboten wird. Leider wird von Verunreinigungen berichtet (z.B. von Plastikfolie). Als Herstellungsorte werden Spanien („Almeria“), Holland und Deutschland genannt. Das Öl wird möglicherweise zum Teil aus beschlagnahmtem Haschisch extrahiert und erst dann exportiert, so hiess es. Das beste „Eierdope“ ist dunkel, fast schwarz, innen grünlich, und schwer, cremig, geschmeidig durch hohen Ölgehalt und verblüffend potent. Die Wirkung ist heftig, „ölig“, „Typ Sockenauszieher“ oder „Hinsetzer“. „Eiermarokk“ geht oft erstaunlich gut auf. Niedere Qualitäten sind trocken, hart und fest, können aber auch noch recht stark sein. Richtige Fans haben früher eigentlich weder Haschöl noch „Eiermarokk“ gewinnen können. Die Wirkung ist vielleicht zu „raffiniert“. Der Name bezieht sich auf eine typische Handelsform, also Pressung in Eiform.

„Caramellos“
ist eine weitere meist hochpotente Zubereitungsform mit „öligem“ Geschmack und High. Es handelt sich dabei um runde längliche Stäbchen von aussen dunkelbrauner bis ölig-schwarzer und im Schnitt grünlichbrauner Farbe mit cremiger karamellartiger Konsistenz. Es wird gesagt, dass es sich bei diesem als typischem Kleinschmugglerhasch verhältnismässig überteuert angebotenem Produkt um handgerolltes „echtes“ marokkanisches Haschisch handle, das eine Zeit lang in Haschischöl eingelegt und erst dann abgepackt wurde.
Die zylindrische kötelartige Form der „Caramellos“ ist mittlerweile seit Jahren eine Standardform für feines harziges sehr fest gepresstes Haschisch in der Regel guter bis sehr guter Qualität („Blubberhasch“), das in Plastikfolie eingewickelt und von ambitionierten Kleinschmugglern geschluckt durch den Magendarmtrakt wandern muss, bevor es den Verbraucher erreicht. Waren Verpackung und Flug-Diät suboptimal, spricht man anlässlich des angenommenen Skatol-Geruchs wie einst die Spezis vom Rauschgiftdezi von „Shit“, was schon immer Alarmsignale ausgelöst hat.

„Commercial“
meint diverse in harte, trockene Platten gepresste Mischungen der groben Siebungsgrade, meist ab dritter Siebung abwärts, mit hohem Anteil an Pflanzenteilen, oft mit Zusatzstoffen (Füll- und Farbstoffen, Gewürzen, Konsistenzverbesserern, Trieb- und Bindemitteln) vermengt; schwer zu rauchen, kratzig mit schwachem nicht besonders ausgeprägtem Törn; fällt unter die Kategorie dessen, was verächtlich „Grüne Platte“ oder „Europlatte“ genannt wird; dominierte den bundesdeutschen Markt Mitte bis Ende der Achtziger Jahre; wird angeblich zum Teil erst z.B. in den Niederlanden aus importiertem Haschpulver verschiedener Provinienzen (Marokko, Libanon) auf Nachfrage zubereitet und geliefert. Hierbei ist zu bedenken, dass Haschisch aus dem Libanon mittlerweile Raritätenstatus genießt.
In der traditionellen kommerziellen Haschischgewinnung für den Großhandel unterschied man in Marokko im Übrigen nur grob drei Siebungsqualitäten. Das nicht besonders THC-haltige getrocknete Pflanzenmaterial der traditionellen Sorten nannte man dabei „Kif“, das daraus gesiebte goldbraune Pulver der ersten Siebung „Sigirma“, das Grünliche aus der deutlich schwächeren 2. Siebung „Hamda“. Die 3. Siebung wurde zum Strecken verwendet. Der Ertrag lag im Schnitt bei jeweils 1 Kilogramm pro 100kg „Kif“.

Weitere Bezeichnungen für marokkanisches Haschisch bezogen auf die Qualität sind „Normal“, „Medium“, „Mittelklasse“, „Specialklasse“, „Superklasse“, „Primo“ und „Premier“. Bezeichnungen wie „Honigmarock“ oder „Blümchenmarock“ heben auf Eigenschaften wie Farbe, Konsistenz und Geruch ab und deuten teure und potente Qualitäten an.
„Madelaine“ hiess eine kommerzielle Sorte, die in Verpackungsfolien für französische Kleinkuchen (einer pleitegegangenen Firma) auf den Markt kam.

„Chirac Royal“ ist zwar ein ironischer Name für ein Haschisch. Es soll aber nicht so explosiv wie die Atombomben dieses beschränkten Hardliners gewesen sein.

„Golden Soles“ soll seinen Namen von der (Schuh-) Sohlenform haben, in die das Haschisch (eventuell zum Schmuggel) gepresst wurde.

„Nogaa“ („der Kern“) oder auch „Fatima“, „Malika“, „Leila“, „Noor“ „Shera“ und viele viele mehr sind marokkanisch anmutende Namen, wie sie einem in holländischen Coffeshops über den Weg laufen können (siehe auch „Rifman-Haschsich“). Jeder Händler denkt sich für seine Produkte eigene Namen aus. Wenn sie tatsächlich zuverlässig für ein wiederkehrendes Produkt gleichbleinbender Qualität stehen würden, wäre dieses „Branding“ für die Kunden interessant. Manche versammeln gar ganze Produktpaletten unter einem „Brand“-Namen um Qualitäten wie Streckmittel- und Verunreinigungsfreiheit, Sortenreinheit und Herkunft zu garantieren. Beispiele aus Amsterdam sind die „Rifman“-Serie und die „Block“-Serie. Was fehlt, ist unter Prohibtionsbedingungen ein echter Verbraucherschutz, der solche Postulate auch zuverlässig und unabhängig mittels Analysen und Herkunftsüberwachung laufend kontrolliert.

So bleibt immer noch festzuhalten: Die Vielfalt der Namen ist gross, die der Waren nicht ganz so. Nicht alles, was blumig angepriesen wird, lässt sich auch gut rauchen und verschafft den imaginierten Törn.

Exkurs: Der Begriff Haschisch
Mit Haschisch bezeichnete man im 19. Jahrhundert und noch weit ins 20. Jahrhundert hinein praktisch alle psychoaktiven Hanfprodukte zum Rauchen oder Essen, also nicht nur wie heute, durch Siebungsmethoden oder Abrieb konzentrierte Hanfharzprodukte der weiblichen Blüten- bzw. Fruchtstände. „Haschisch“ ist arabisch für Gras im Sinne von Heu. Der Begriff „Haschisch“ (Gras) für psychoaktiven Hanf ist schon viele hundert Jahre alt.

TÜRKEI

„Grüner Türke“, „Türke“, „Gypsy“
sind Bezeichnungen für Haschisch aus der Türkei. Türkisches Haschisch kam in den Siebzigern bis Anfang der Achtziger Jahre noch öfters auf den deutschen Markt. Heroin ist aber schon lange ein wesentlich einfacher zu schmuggelndes und profitableres Exportgut. Damit ist „Türke“ fast Legende. Er kam früher in grünlichbraunen, sehr dünnen, sehr hart (und heiss) gepressten flachen „knackigen“ Platten mit einem gewissen Gehalt an pulvrigen blättrigen Bestandteilen. Seine Qualität reichte von „gutes mildes Gebrauchsdope“ bis hin zu würzigen excellenten „ziehenden“ psychedelischen Qualitäten, vergleichbar mit potentem Marokk. Sehr guter „Türke“ hatte eine gewisse Eigendynamik. Ein Kenner nannte es mal „New Wave-Dope“.
„Antonia Hasch“ galt in den Siebzigern (in der Türkei) als das Beste.
„Türke“ wurde nicht selten als Pulver nach Deutschland importiert, um dieses, hier zusätzlich mit Streckmitteln (z.B. Henna) versetzt und gepresst, gewinnbringend zu verkaufen. Die Folge: „Türke“ konnte seinem legendären Ruf meist nicht gerecht werden.
Wenn er in den vergangenen Jahren überhaupt einmal erhältlich war („Super Turkey“), dann meist in mäßiger bis mittlerer Qualität.

Relativ neu ist in der Türkei der klandestine Anbau potenten Grases aus importierten Hybrid-Sorten, womit sich die Chance für ein Revival von potentem „Türken“ ergibt, dann allerdings in neuem Gewand.

„Kurde“
Seit einigen Jahren blüht in der südost-türkischen Provinz Diyarbakir der Cannabisanbau. Der
Lice Distrikt gilt als ein Anbau-Zentrum. Neben getrockneten Blütenständen soll daneben zu
hellbraunen Platten gepresstes Haschisch produziert werden. In den Kurdengebieten auf der irakischen Seite soll in jüngster Zeit der Hanfanbau zur Haschisch-Gewinnung eingeführt worden sein. Die Region ist in Folge der Politik gegenüber der lokalen (kurdischen) Bevölkerung und der Nähe zu den Bürgerkriegsschauplätzen in Syrien und dem Irak (2017) instabil.

LIBANON

„Libanese“
Libanon war viele Jahrzehnte lang einer der Grossproduzenten von Haschisch. Der erste Boom begann in den 1920er Jahren als der Anbau in Griechenland zum Erliegen kam. Nirgendwo sonst wurde die Haschischherstellung in so professionellem Massstab betrieben: Anbau in riesigen Feldern, Abtransport der Ernte mit Traktoren und LKWs, seit den Achtziger Jahren Sieben mit vollautomatischen Rüttelsieben, Pressen mit grossen Hydraulikpressen, Ölextraktion mit Enklaven, Schmuggel und Profitverteilung straff über Klans organisiert. Dementsprechend gibt es keine allzugrosse Produktvielfalt, wenn auch an Stempeln für die Leinensäckchen kein Mangel herrscht(e). („Welchen Stempel hättens gern?“) Wirklich gute Qualitäten aus dem Libanon wurden in den Achtziger Jahren ab der Ernte 1983, wohl auf Grund der lieblosen industriellen Grossproduktion nach dem Motto „Masse statt Klasse“ auch zur Finanzierung der Bürgerkriegsfraktionen, selten. Stattdessen beherrschte, besonders Ende der Achtziger, kratziger mit üblen Bindemitteln gestreckter (von Motoröl, Paraffin und Wachs war die Rede) „Libanese“ den Markt („Platte“). Seine Wirkung war schwach, kraftlos, stumpf, „zufrieden machend“, ermüdend und vergänglich; das passende drömelige Hasch zum Joint (oder zur Purpfeife) zum Bier zum Punkkonzert. Teilweise handelte es sich vielleicht auch um ein ausserhalb des Libanons zusammengemengtes Produkt. Dieses Hasch war von Anfang der 1990er Jahre an in Folge einschneidender polizeilicher und militärischer Massnahmen im Hauptanbaugebiet (Bekaatal bei Baalbek) praktisch verschwunden.
Es wurde auch aus der Hoch-Zeit des Anbaus berichtet, dass im Libanon selbst nur vier Qualitäten unterschieden würden. In den Siebzigern hiess es, der erste Siebungsgrad sei doppelt so stark wie der erheblich grobere vierte Grad; Haschöl sei sogar etwa zehn mal so potent.
Analysen ergaben, dass der Gehalt an dem Wirkstoff THC in libanesischem Haschisch früher allgemein oft erstaunlich hoch war. Er ist bei heutigen Analysen jedoch eher niedrig. Charakteristisch war jedoch früher wie heute ein mindestens doppelt so hoher Gehalt an dem die THC-Wirkung blockierenden und verändernden Cannabidiol (CBD). Dies erklärt vielleicht die typische eher körperlich empfundene Wirkung auch bei hohem Harzgehalt im Vergleich zu der oft eher knisternden Wirkung von marokkanischem Haschisch, bei dem der THC-Gehalt typischerweise doppelt so hoch ist wie der des CBDs (bei einem insgesamt sehr breiten Spektrum an THC-Gehalt von ganz gering bei gestrecktem Haschisch bis sehr hoch bei reinen Spitzenqualitäten). Bei tropischen Rauschhanfblüten findet sich dagegen nur ganz wenig CBD, bei mehr oder weniger hohem THC-Gehalt. Das könnte erklären, warum manche Leute, stimulierenden bis psychedelischen tropischen Grassorten (zu bestimmten Gelegenheiten) den Vorzug geben und Andere sedierendere oder weniger trippige Haschischsorten bevorzugen.
Das spezielle THC-/CBD-Spektrum des klassischen „Libanesen“ könnte für medizinische Cannabis-Nutzer von Interesse sein.
Zur „roten“ Färbung ist noch anzumerken, dass das aus dem Pulver gepresste Haschisch bei grösserem Druck und Hitze gepresst, oder gar von Hand verarbeitet, generell eine dunklere Farbe annimmt. (Dies kann allerdings auch von Farb- und Bindemitteln herrühren.)

„Roter Libanese“, „Roter“ oder „Red Leb“
verdient dennoch einen eigenen Absatz, denn in seiner ursprünglichen Form hat(te) er das Zeug zum „Apothekenhasch“. Als spezielle Sorte setzte er in gewisser Weise Massstäbe. Typischerweise kam er in dicken rechteckigen, an den Seiten abgerundeten Platten (200g oder 500g), in mit Stempelaufdruck versehenen Leinensäckchen. Seine Farbe war aussen deutlich rötlichbraun, im Inneren eher heller olivbraun. Die rote Farbe wird auf die Ernte vollreifer auf dem Feld verdorrter „gerö(s)teter“ Pflanzen, auf heisse und starke Pressung oder Verarbeitung mit der Hand zurückgeführt. Das Haschisch roch charakteristisch würzig medizinisch (wohl auch nach den mit Kalk bestäubten Leinensäcken). Der Ölgehalt war relativ hoch, die Konsistenz cremig. Der Törn war ausgeprägt euphorisch, erhebend, ohne die Gedanken zu verwirren, angenehm körperlich, bisweilen aphrodisisch, enthemmend und humorig, aber kontrollierbar nach Bedarf. Die Potenz war gut, allerdings nicht sensationell. „Roter“ dieser legendären Qualität ist in Folge des Libanonkrieges von 1982 schon seit 1983 praktisch verschwunden. Danach wurde bis Anfang der 1990er Jahre Massenware niedriger Qualität produziert. Saisonal, so von 2005 bis 2007 und ab 2013 wurde trotz schwieriger Verhältnisse und Auseinandersetzungen vor Ort (z.B. Yammoune) immer wieder oder weiter produziert. In holländischen Coffeeshops wieder verbreitet, sind die typischerweise meist mäßigen bis mittleren Qualitäten auf Grund der Konkurrenz potenten Grases und guten Marokks auf dem deutschen Markt eine Rarität geblieben.

„Red Bird“
steht für gute Qualität „Roter Libanese“, sehr ölig, ursprünglich angeblich mit Steinen gepresst.

„Red Gold“
hiess eine klebrige, bei Wärme von Hand knetbare, würzige, in „fetten“ Stücken Anfang der Achtziger Jahre verkaufte Sorte, die von aussen dunkel rotschwarz, von Innen tief rotbraun war und alle Eigenschaften eines leckeren „Libanesen“ (bei günstigem Preis) aufwies. Die Bezeichnung wurde auch allgemein für guten „Roten“ gebraucht.
Unter Wärme knetbarer „Roter“ der neuen Generation (2018) biete „nicht nur ein interessantes charakteristisches Oldschool-Geschmackserlebnis an klassisches harziges Wasserpfeifenhaschisch erinnernd“, sondern auch „einen typischen körperlich wie eine freundschaftliche Umarmung angenehmen psychisch anregenden aber auch ruhig einhüllenden Törn wie eine heilende Beschäftigungstherapie“. Soviel der blumigen Worte eines Cannasseurs. Für dieses qualitativ hochwertige eher kürzer wirkende Produkt mittlerer Potenz besteht auf Grund der spezifischen Charakteristika Potential.

„Gelber Libanese“, „Gelber“, „Yellow Leb“, „Blonde Leb“ oder „Blonde“
hat den Ruf gehabt, schwächer als „Roter“ zu sein. Wahr ist, dass er nie sonderlich stark war. Dafür war er seltener gestreckt und hat den schlechten „Roten“ Ende der Achtziger meist locker übertrumpft, was allerdings keine schwere Übung war. Seine Farbe ist sandig-gelbbraun, seine Konsistenz bröckelig, aber harzig. Dies soll auf früher geerntete Pflanzen (es wird auch behauptet dieses Haschisch käme aus einem anderen im Spätsommer regnerischen Gebiet im Libanon nordöstlich von Beirut, wo meist früher geerntet würde), eine schwächere kalte Pressung oder eine grobere Siebung zurückzuführen sein. Der Törn ähnelt dem von gutem „Roten“, ist aber deutlich milder. Geruch und Geschmack sind nicht so charakteristisch, heller und kratziger. Er taucht in den letzten Jahren in Deutschland wieder auf, aber ebenso selten wie „Roter“.

„Yellow Bird“
soll der Name für einen mit dem „Red Bird“ vom Ausgangspulver her identischen, aber kaltgepressten „Gelben“ sein.

SYRIEN

-der direkte Nachbar vom Libanon und der libanesischen Anbaugebiete, hat in der Vergangenheit vereinzelt Haschisch vom Typ „Gelber“ geliefert, zum Beispiel hellgelbes, bröseliges, aber knetbares, grobes, aber harziges, scharf kratziges, gut aufgehendes, beim Abkühlen verklumpendes, in grosse Kugeln(!) gepresstes Haschisch, in Geruch und Wirkung ähnlich passablem „Gelben Libanesen“. Es ist denkbar, dass im Rahmen des Bürgerkrieges auch zu dessen Finanzierung, wieder vermehrt Hanf zur Haschischgewinnung angebaut wird. So wurde es zum Beispiel von kurdischen Regionen behauptet.

ÄGYPTEN

Auch in anderen nordafrikanischen (in Tunesien und Algerien für lokalen Bedarf) und nahöstlichen Ländern (in „Kurdistan“ und dem Iran besonders in den Siebzigern) wurde und wird vermutlich in eher bescheidenem Umfang gutes Haschisch hergestellt. Ein Urlauber aus Ägypten berichtete vom Sinai, dass dort von den Beduinen nicht nur Gras (Rauschhanf) angebaut wurde, sondern ein äusserlich dem „Roten“ ähnliches, aber anders schmeckendes, belebendes inspiratives Haschisch hergestellt würde. Er sprach von „Blubbidope“, „Erfinderdope“.

AFGHANISTAN

„Schwarzer Afghane“, „Afghan“ oder „Schwarzer“ (unbestimmter Herkunft)
wirklich guter Qualität verschwand mit Beginn des Guerillakrieges gegen die sowjetischen Besatzer Anfang der Achtziger vom Markt. Man verlagerte die landwirtschaftlichen Aktivitäten auf den profitableren Anbau von Schlafmohn zur Opiumgewinnung. Dennoch hat es „Schwarzen“ auch weiterhin immer gegeben, zum Grossteil allerdings aus Pakistan stammend, teilweise vielleicht auch aus Öl und/oder Pulvern marokkanischer und libanesischer Herkunft zubereitet.
Die afghanischen Indica-Hanfpflanzen wachsen im Land auch wild und werden überall in den Tälern der bergigen Regionen in kleinen Pflanzungen, Mischkulturen und auf teilweise riesigen Feldern angebaut. Haschisch aus den nördlichen Berg-Provinzen gilt als besonders gut (z.B. „Mazar-I-Sharif“).
Typischerweise ist „Afghane“ aussen mehr oder weniger glänzend-schwarz und innen grünlich-, tiefbräunlich-(bei den besten Qualitäten) oder grauschwarz gefärbt. Er läuft schnell dunkler an. „Afghane“ ist weich bis sehr weich und lässt sich sehr gut kneten. Er kommt in allen mäglichen Formen in den Handel, als Platten, Sticks, Würste oder Kugeln. Beim Erhitzen wird er backsig. Typisch ist ein scharfer würzig-animalischer Geruch bei mit tierischem Fett (Ziege, Schaf) zur Konsistenzverbesserung versetzten Stücken. Ohne Zusatz riecht er kräftig süsslich-würzig schwer, eventuell mit einer rauchigen Note von der traditionellen Pressung am Holzfeuer. Afghane brennt schwer und langsam mit süssem qualmigen Rauch, sehr anheimelnd, klischeehaft. Der bisweilen kratzige Qualm ist besonders bei dem häufigen „Ersatz-Schwarzen“ nicht leicht zu inhalieren. Der Rausch ist geprägt von einem tiefen wohlig-eingelullten Stonedsein, das ich nicht psychedelisch nennen würde; kann aber sehr introspektiv sein. Leider macht der gängige „Afghane“ meist recht müde, Typ „Schlappmacher“; kein Dope für die Anforderungen des Alltags, eher als Schlafmittel geeignet. Exzellente Qualitäten ermüden nicht so. Die Potenz kann hervorragend sein, soll heissen, ein, zwei Züge langen schon. Derartige Leckerlis sind aber selten.
In Folge der Besetzung Afghanistans durch westliche Truppen, erlebte nicht nur der Opiumanbau einen erneuten Boom, sondern auch die Haschischgewinnung ein Revival. Seitdem gibt es auch wieder qualitativ hochwertigeres Haschisch gewonnen durch den Anbau charakteristischer lokaler „Indica“-Sorten. Bei der heutigen Produktion unterscheidet man nach Qualität drei Siebungsgrade des durch Ausklopfen der weiblichen Fruchtstände über mit einem Siebungstuch bespannten Schüsseln gewonnenen Haschischpulvers (First, Second und Third Garda). Diese Pulver werden nach Belieben gemischt. Der Wert richtet sich nach dem Harzgehalt. Manchmal bezeichnet man auch die lokale Herkunft des Haschisch in dessen Namen. Dieses Haschisch weist in der Regel einen zu den marokkanischen und europäischen Qualitäten vergleichsweise niedrigen THC- und einen deutlich höheren CBD-Gehalt auf. Auch der Gehalt an durch Alterung und schlechte Lagerung entstandenem CBN (Cannabinol) kann hoch sein und trägt zu seinen meist wenig trippigen oder stimulierenden, sondern eher einhüllenden und (evtl. medizinisch nutzbaren) ermüdenden Qualitäten bei. Nicht allzu viele an klassischen relativ frisch importierten unverschmutzten Top-Qualitäten mit hohem THC-Gehalt orientierte Ausnahmen bestätigen die Regel. Diese Qualiäten sind nach wie vor so selten, wie sie auf Grund ihres außergewöhnlichen Geschmacks und ihres spezifischen Cannabinoidspektrums mit körperlichem glockig-narkotischem Törn bei Oldschool-Cannasseuren gefragt sind.
Auch hier gibt es insbesondere in niederländischen Coffeeshops mitunter eine Explosion an Namensbezeichnungen, deren reale Grundlagen schwer zu eruieren sind. „Sarasa-Pollen“ ist so ein Name, der mittels einer russischen Bezeichnung zaristische Qualität suggerieren soll.

„Sheerik“
soll der Name für in kleinen Platten handgepresstes afghanisches Haschisch bester Qualität gewesen sein, wie es in den 1970er Jahren noch Teilnehmern an Buzkashi-Veranstaltungen als Prämie überreicht worden sei.

„Schimmelafghane“
wurde ein von weissem Schimmel durchzogener „Schwarzer“ genannt, um ihn Ahnungslosen als Besonderheit anzudrehen. Wahr ist, dass Schimmelbildung auf nachlässige schlechte Knetung unter Zufügung von zuviel Wasser und falsche Lagerung hinweist. Auch, wenn das Haschisch trotzdem nicht allzuviel von seiner Potenz verloren haben mag, ist aus gesundheitlichen Gründen generell vom Konsum verschimmelten Haschischs abzuraten. Kauft keine verschimmelten oder auf andere Weise verunreinigten Cannabisprodukte! Auf Schimmel und Fäulnisprozesse entweder schon an den verarbeiteten Pflanzen oder erst im Haschisch selbst, weißt auch schon ein typischer stechend-ammoniakalischer Geruch der Ware hin.

„Border Afghan“
wurde der seit dem Bürgerkrieg erhältliche meist über die Grenze nach Pakistan geschmuggelte „Afghane“ genannt. Manchmal meint man damit auch Haschisch aus der pakistanisch-afghanischen Grenzregion. Wie dem auch sei, seine Qualität erinnerte nur sehr selten an die des „klassischen Afghanen“.

PAKISTAN
Der im Osten an Afghanistan grenzende Nachbar war trotz des Schlafmohnanbaubooms zu Beginn der Achtziger Jahre nach wie vor (und seit Ende der Achtziger auch bei uns auf dem Markt bemerkbar) einer der grössten Haschischproduzenten und -exporteure der Welt. Hanf wird zwar hauptsächlich angebaut (besonders im Nordwesten), wächst aber auch in weiten Teilen des Landes wild. Es handelt sich um Pflanzen vom Typ „Indica“ sowie Mischformen mehr in Richtung der im indischen Himalaya gedeihenden hochwüchsigen „Sativas“ (deren High aber noch dem „Indica-High“ nahesteht). Das Haschisch wird ähnlich wie „Afghane“ hergestellt, aber in großem Massstab und unter Zuhilfenahme von grossen Pressen. Leider ist Pakistani ebenso wie Afghane oft schon über ein Jahr alt, wenn er bei uns den Markt erreicht. Das typische Verhältnis von THC zu CBD (siehe oben) wird übrigens mit 1 zu 1 angegeben, bei wechselnden, aber meist eher höheren Wirkstoffgehalten. Trotz recht schwankender Potenz werden bei uns im Handel kaum Sorten unterschieden. Man darf schon froh sein, wenn man mehr erfährt, als dass es sich um „Schwarzen“ handelt, nämlich um

„Schwarzer“ oder „Dunkelbrauner Pakistani“, „Pakistani“ oder „Paki“
„Paki“ ähnelt „Afghanem“, ist allerdings meist härter, aber noch knetbar, und kommt typischerweise in grosse mitteldicke Platten (500 g oder 1kg) gepresst, gut schneidbar. Aussen ist er schwarz oder schwarzgrau glänzend, innen meist dunkelbraun, manchmal grünlichschwarz. Der Geruch ist würzig ähnlich „Afghanem“. Der Qualm kommt auch ähnlich, manchmal allerdings harscher, irgendwie an nicht so guten, etwas kratzigen „Libanesen“ erinnernd. Seine Potenz liegt eher im (oberen) Mittelfeld, selten überraschend gut. Das High erinnert auch an „Afghanen“, ruhig, tief, euphorisch, in der Regel nicht ganz so ermüdend, aber irgendwie charakterlos. In Ausnahmefällen handelt es sich um beglückende, wirklich feine, starke Qualitäten. Diese kommen vereinzelt aus dem Pathanengebiet (Khaiberpass) in der Grenzregion zu Afghanistan oder besser noch aus den Hochgebirgstälern (des Hindu Kush), von denen „Chitral“ („Chitral Hash“) und „Swat“ die bekanntesten sein dürften.

„Morgentau“
Eine herausragende pakistanische Sorte von Anfang der Achtziger Jahre wurde hier unter dem Namen „Morgentau“ vertrieben. „Und ich sah die Sonne aufgehen!“

„Garda“
ist (wie auch in Afghanistan) die Bezeichnung für durch Siebung durch ein Tuch gewonnenes Haschisch-Pulver. Im Paschtunen-Gebiet (den Tribal Areas der Nordwest-Provinz) wird die beste Siebung „Awal Namber Garda“ genannt. Lokal geschätzt wird Haschisch, dass durch Einnähen von 6-10 kg Garda in Ziegen- oder Schaffelle und mindestens 3-monatige Lagerung bei nicht zu großer Wärme gewonnen wird. Als Lieferant von hochwertigem Haschisch („Black Gold“) gilt die Bergregion Tirah Maidan bzw. das Tal von Tirah. Der Ort Jamrud ist eine Haschisch-Handelszentrale. In Folge von Stammeskonflikten kam es 2013 zu Ernteausfällen. Die ganze Region gilt als gefährliches Krisengebiet (2016).

Exkurs: Analysedaten
Eine kleine Anmerkung zu Analysedaten sei gestattet. Sie können sicher sehr hilfreich sein und sind besonders für die Gesundheitsvorsorge interessant (deshalb her damit). Aber werden wir den Geist eines exquisiten Weines an seinem Alkoholgehalt und an der Öchslezahl erkennen?! Ganz ähnlich verhält es sich mit Cannabis. Die Seele des Hanfes erschliesst sich nicht im Labor, sondern im Genuss.

INDIEN

das Land des psychoaktiven Hanfes schlechthin. Cannabis ist eine, wenn nicht die heilige Pflanze Shivas und anderer Gottheiten. Hier sind orale Zubereitungen aus den Blättern (Bhang) quasi legal, aber außer in religiösen Kontexten nicht die weiblichen Blütenstände (Ganja) oder das von den Blütenständen gewonnene Haschischharz (Charas), was der Präsenz und Erhältlichkeit aber keinen Abbruch tut.
Haschisch wird zwar mittlerweile auch durch Siebung getrockneter Pflanzeen gewonnen, im Indischen Himalaya aber traditionell nach wie vor zwischen den Händen an frischen Pflanzen oder von frisch abgezupften Blütenständen gerieben. Pro Tag könnten gerade einmal 4-5 Gramm Spitzenqualität, maximal 1 Tola (ca. 10 Gramm) guter Qualität gerieben werden. Wenn die einzelnen Reibungen gleichmässig miteinander vermengt und sorgfältig durchgeknetet werden, ergibt sich ein einheitliches Produkt. Eine andere Möglichkeit ist, dass der Ertrag jeder einzelnen Reibung sichtbar getrennt von den anderen gehandelt wird. Wer nicht direkt beim Hersteller etwas grössere Mengen kauft, erhält in Indien aber leider bisweilen Haschisch, das aus verschiedenen Reibungen und Herstellungen (auch grobe Siebungen) zusammengewürfelt oder so zu einem Brocken zusammengepresst ist, dass die Trennung der zum Teil völlig unterschiedlichen Qualitäten schwer, wenn nicht unmöglich ist. Die Qualität handgeriebenen Haschischs ist von vielen Faktoren abhängig. Hinzu kommt die in Indien verbreitete Praxis des Streckens. Die Folge: Grosse Qualitätsschwankungen innerhalb der überwiegend von Kleinschmugglern importierten Mengen (im Bereich von mehreren hundert Gramm bis einige Kilogramm). So kann man kaum von Sorten sprechen und auch Herkunftsangaben bieten keine Gewähr für die mit ihnen assoziierte Qualität. Sie geben allerdings einen Hinweis darauf, wo mit excellenten Qualitäten gerechnet werden kann.

Durch den seit den 1990er Jahren boomenden Massentourismus in die Anbau- und Haschischgewinnungsgebiete des Himachal Pradesh überstieg die Nachfrage vor Ort, das, was gewonnen werden kann, so dass in Touristen-Hotspots wie Kasol sogar minderwertiges Haschisch aus Afghanistan und vor Allem Nepal und Mischungen daraus als lokale Spezialität verkauft wird. Auch bei den regionalen Spezialitäten kann man sich ohne etablierte Verbindungen nicht auf mit Qualität assoziierte Herkunftsangaben verlassen. Nepalesische Wanderarbeiter im Parvati-Valley reiben bis zu 50 Gramm minderer Qualität am Tag.

Die überstürzte Anlage von neuen großen Hanfplantagen zur Haschischgewinnung aus minderwertigem Saatgut soll nicht nur zur Produktion von schlechtem THC-armen Haschisch, sondern durch Pollenflug in manchen Gegenden zu einer deutlichen Verschlechterung der lokalen genetischen Basis geführt haben. Auf der anderen Seite haben Freaks hier wie anderen Orts hochwertiges internationales Saatgut eingebracht, das in den Höhenlagen des Parvati-Valleys (bis über 3000 m) mittlerweile verbreitet angebaut wird, aber auch die speziellen lokalen Genetiken nachhaltig verändern kann. Neu sind auch andere Methoden der Haschischgewinnung, zum Beispiel mit Hilfe der Ice-o-later-Bags. Auch die neuen Öl-Extraktions-Methoden werden hier wahrscheinlich eingesetzt werden.

Die Gesamt-Haschisch-Produktion in Himachal Pradesh wird auf einen höheren zweistelligen Tonnenbereich geschätzt.
Analysen ergaben ein weites Spektrum von THC- ebenso wie CBD-Gehalten in diversen Haschisch-Proben. Dies bestätigt die Vielfalt der bereits lokal heiß begehrten und verehrten Produkte aus der heiligen Pflanze Shivas.

„Charas“, „Charras“
ist der indische Name für Haschisch. Bei uns wird damit meist Haschisch vom Typ „Schwarzer“ aus Indien („Inder“) bezeichnet, dessen genaue Herkunft unbekannt ist. Die Qualitäten sind wie gesagt stark schwankend. Aber meist schmeckt und riecht es dafür bei der Verbrennung irgendwie nostalgisch süsslich nach indischen Räucherstäbchen. Dies tröstet auch bei den reichlich vorhandenen mittleren bis schlechten „Charas“-Stücken, deren Harzanteil nur gering ist. Es können sich reichlich Pflanzenteile oder gar Samenbruchstücke finden. Streck-, Binde- und Würzmittel sind verbreitet. Auch ist das Produkt nicht selten überaltert. Manchmal ist es recht verwunderlich, was da aus der Heimat einiger der besten Haschischqualitäten der Welt unter hohem persönlichen Risiko geschmuggelt und unter grossem Brimborium unter die Leute gebracht wird. „Charas“ kommt typischerweise in Stangenform (hart bis steinhart) oder in dünnen zähen Streifen, aussen schwarzglänzend und innen braun- oder grünschwarz. Weicher „Charas“ präsentiert sich daneben auch in allen möglichen anderen klumpigen Formen. Weiches Haschisch („Finger“, „Balls“, „Cream“) ist meist besser als die harte Stangenform („Sticks“). Diese kann aber auch recht gut sein. Für gutes indisches Haschisch ist eine ausgesprochen euphorische, ruhige Note charakteristisch, mit einer den Geist beflügelnden Komponente bei den besseren Qualitäten. Indisches Haschisch ermüdet nicht allzusehr und kann über einen längeren Zeitraum geraucht werden.
Schlechte Qualitäten sind ziemlich kratzig und lungenbelastend. Es gibt Sorten, die in Potenz und High kaum über Tabak hinauskommen (von wirkungslosen Imitaten ganz zu schweigen), minzig riechendes hartes trockenes und überlagertes, hauptsächlich auf den Körper hauendes Zeug, ein fauler Kompromiss für jede anständige Kifferin.
Spitzenqualitäten stammen aus dem indischen Himalaya. Hier gilt die Regel, je höher und abgelegener die Gegend der Haschischgewinnung, desto besser die zu erwartende Qualität. Im Himalaya wird Haschisch sowohl von den überall wildwachsenden teilweise bis zu mehrere Meter hoch werdenden, als auch von auf eigenen Feldern oder zwischen Obstbäumen gezogenen Hanfpflanzen gerieben.

„Kaschmiri“ oder „Dunkelbrauner Kaschmir“,
steht für handgeriebenes Haschisch aus der seit Langem in einer Art Bürgerkrieg mit der Zentralregierung befindlichen, moslemischen Himalaya-Provinz „Kaschmir“ an der Grenze zu Pakistan. Noch heute zehrt Kaschmir von einem lange zurückliegenden Ruf, wahrscheinlich, weil es noch vor Manali einer der ersten Lieferanten für besonders gutes indisches Haschisch war. Leider war „Kaschmiri“, wenn er unsere Breiten erreichte, meist kaum so gut, dass die für ihn geforderten Preise gerechtfertigt waren. Er war oft „weich“, klebrig, aber unelastisch durch Zufügung von Butterschmalz, fettig glänzend, braunschwarz gefärbt, und enthielt nicht selten grobere Pflanzenteile (z.B. Samenschalen). Er war nicht unbedingt schlecht (rundes tiefes High), aber er erfüllte selten, die in ihn gesetzten Erwartungen. Da die Handelsmentalität der Kaschmiris berüchtigt war, wundert es nicht, dass die sicherlich auch vorhandenen liebevoll geriebenen, excellenten Qualitäten bei uns nur in seltenen Ausnahmefällen auf den Tisch gekommen sein sollen. Es soll auch gesiebtes Haschisch aus Kaschmir geben. Auch heute soll noch insbesondere für den lokalen und den indischen Markt Haschisch hergestellt werden.

„Jammu“
die benachbarte Provinz liefert potentiell ebenfalls hochwertiges handgeriebenes schwarzes Haschisch.

Exkurs:
Satellitenaufklärung
Dank Satellitenaufklärung, Luftüberwachung und Drohneneinsatz gerät der Outdoor-Hanfanbau inklusive dem Guerilla-Anbau in der Wildnis mittlerweile weltweit ins Visier der Überwachungsbehörden. In manchen klimatisch für den Freilandanbau von Rauschhanf eigentlich gut geeigneten Regionen findet man deshalb, wo Strom oder Generatoren vorhanden sind, den Wechsel zum besser kontrollierbaren vor Entdeckung zunächst sichereren ökologisch-klimatisch bedenklichen Indoor-Anbau. Ob dieses in vielen (auch Tropen-)Ländern beobachtete Phänomen in Indien für Grower bereits eine Option ist, sei dahin gestellt.

2012 wurden allein in der indischen Himalaya-Provinz Himachal Pradesh an Hand von Satellitenbildern 52 Regionen und etwa 2500 Dörfer ausgemacht, in denen unabhängig voneinander Hanfanbau bzw. die Gewinnung von Haschisch eine wichtige Lebensgrundlage darstellen. Die indische Haschischproduktion liege demnach im dreistelligen Tonnenbereich. Außerdem werden Blätter und Blütenstände (traditionell) zu Bhang und Ganja getrocknet.

„Manali“
ist der Name eines im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh auf etwa 2000 Meter Höhe gelegenen Ortes, in dessen Umgebung seit den Siebziger Jahren unter Einfluss zugeströmter Drogentouristen vom Typ „Hippie“ und „Traveller“ von wilden und angebauten Beständen reichlich Haschisch gerieben wird. Das schwarzbraune bis schwarze, charakteristisch süsslich stechend riechende, hochelastische und gut knetbare Haschisch galt lange Zeit als das Beste, was Indien zu bieten hatte. Seit Längerem ist allerdings auf Grund der hohen Nachfrage die Herstellung meist nicht mehr ganz so sorgfältig. Es wird eiliger und grober gerieben. Auch hat der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln in den Obstplantagen zu einer Belastung dazwischen oder in der Nähe gedeihender Hanfpflanzen geführt. So wird „Manali“ von echten Kennern schon länger nicht mehr so sehr geschätzt. Hinzu kommt, dass der Name nicht gerade urheberrechtlich geschützt ist. Alle möglichen Haschischqualitäten bis hin zu Imitaten wurden Indientouristen schon als „Manali“ angedreht. Grünlichschwarze, pflanzenmaterialhaltige, trockene, harte, alte Stangen vom Typ „Charas“ (siehe oben) verdienen den Namen „Manali“ nicht, selbst dann nicht, wenn sie in dieser Gegend entstanden sein sollten. Rauschhanf wächst im ganzen weitläufigen Tal und auch noch in höheren Lagen in Richtung Rohtang-Paß bis ca. 3000 Meter Höhe. Mancheiner hegt dort einfach liebevoll zum Eigenbedarf ein (paar) „Weihnachts“-Bäumchen von bis zu 4 Metern Höhe neben seinem Häuschen.

„Kulu“ oder „Kullu“
heisst ein im selben Tal (Beas-River) noch vor Manali gelegener, aber nur etwa 1000 Meter hoch angesiedelter Ort mit subtropischem Klima und das dort hauptsächlich von wilden Pflanzen geriebene Haschisch. Es ist zwar auch ziemlich guter Qualität, wird aber aufgrund des heisseren Klimas und der niedrigeren Lage als nicht ganz so begehrenswert eingestuft. Wild wachsende Hanfpflanzen werden hier von 30 cm bis über 6 Meter hoch.

„Jungle“, „Jungly“ und „Begji“
Handgeriebenes schwarzes Haschisch von wildwachsenden Pflanzen aus niederen dschungeligeren Lagen des Himalaya-Gebirges von guter Qualiät wird auch als „Jungle“ oder „Jungly“ bezeichnet. Man benutzt diese Bezeichnung auch um Haschisch von wildwachsenden Pflanzen generell von Haschisch, das von angebauten Pflanzen gerieben wurde, zu unterscheiden. Dieses nennt man dann „Begji“ oder „Baguidjah“.

„Parvati“
heisst das Haschisch aus dem um die Ecke gelegenen gleichnamigen Parvati-Valley (Tal). Das sich sehr lang hinziehende und mittlerweile sehr beliebte wilde Tal ist Lieferant eines handgeriebenen Haschischs, das schon Anfang der 1990er Jahre dem „Manali“ den Rang abgelaufen hatte. Auch hier war der Einfluss von westlichen „Freaks“ massgebend.

„Malana“, „Charas Malana“ oder auch „Malana Cream“
setzte dieser Region die Krone auf. Es bezeichnet ein ursprünglich abgeschiedenes und sich bis über 3000 Meter hochziehendes Tal, das hauptsächlich von dem gleichnamigen Haschisch und den an diesem interessierten, zu Fuss vom Parvati-Valley aus angereisten und ausserhalb des zentralen Dorfes Malana zeltenden Freaks lebte. Hier wird Hanf in grosser Höhe angebaut und sehr sorgfältig gerieben. Kenner unterschieden das Haschisch nach Feld, Höhenlage, Jahrgang und reibender Person. Es gab und gibt kommerzielle Qualitäten, die bereits zur Oberklasse dessen gehören, was den mitteleuropäischen Markt zu stolzen Preisen erreicht. Und für regelmässige Gäste erschlossen sich hier unter Umständen sowohl in Indien als auch weltweit unzweifelhaft an die Spitze gehörende, ölige, elastische, hochpotente, reine, süssliche, euphorisierende und inspirierende Qualitäten, allerdings nur in so kleinen Mengen, dass sich erfolgreiche Schmuggler damit, daheim angekommen, gerademal eine Zeit lang selbst belohnen konnten. In den Niederlanden gab und gibt es einen Markt für derartige Spezialitäten, für die dann Preise bis zu 45 Gulden (40 DM) pro Gramm gefordert wurden. Es handelt sich dabei aber nicht um die rare in nur wenigen Gramm ausgetauschte Top-Qualität, die praktisch nicht gehandelt wird, und die tatsächlich noch einmal deutlich reiner und potenter ist. Pro Tag können von frischen weiblichen Blütenständen nur wenige Gramm Spitzenqualität gerieben werden. Die gesammte eigene Jahres-Ernte des ca. 2000-Einwohner-Dorfes Malana soll nur im dreistelligen Kilogrammbereich liegen, in den Hoch-Zeiten aber 1000 Kilogramm überschritten haben. Dazu gehört allerdings nicht nur „Cream“, sondern auch durchschnittliche „Business“-Qualität.
In Malana hat es mittlerweile massive Veränderungen gegeben: Ein Staudamm im Tal mit einem grossen Wasserkraftwerk sowie eine Strasse wurden gebaut. Polizeiliche Grossrazzien von 2003 bis 2006 und auch danach (z.B. 2011) reduzierten die lokale Haschischgewinnung und verdrängten, ökologisch problematisch, den Anbau in höhere und nur über lange Märsche schwer erreichbare Lagen. 2006 wurden entgegen dem bis dahin herrschenden Kontakt-Tabu Häuser der Einheimischen für Touristen als Guesthouses geöffnet. Eine Grossbrand im Januar 2008 vernichtete den antiken Tempel der lokalen Gottheit Jamlu und viele alte Holzhäuser. Man versucht außerdem die Haschischbauern zum wenig lukrativen alternativen Kräuteranbau zu überreden.

„Jari“
das auf dem Weg nach Malana liegt, wird als Herkunftsbezeichnung für lokales Haschisch benutzt.

„Rasol“
heißt ein etwa 3000 Meter hoch gelegenes Dorf in der Region, das den Ruf hat ein dem „Malana“ nahezu ebenbürtiges Haschisch zu liefern. Es ist vom Traveller-Hotspot Kasol aus erreichbar.

„Tosh Balls“
werden kleine Kugeln hochwertigen handgeriebenen Haschischs aus dem Tosh Village im Tosh Valley genannt. Das Tal ist ebenfalls von Kasol aus erreichbar. Lokal würden 2/3 bis 5 Jahre in Tongefäßen in der Erde eingelagerte ausgetrocknete mildere „Old Balls“ von alten Rauchern sogar höher bewertet als die frische Ware.

„Rajasthani“
heisst Haschisch aus der in die Wüste Thar übergehenden Provinz Rajasthan im Nordwesten Indiens. Viele Regionen Indiens haben eine kleinere ländliche Haschischherstellung für den lokalen Bedarf. „Rajasthani“ aus Jaipur war zum Beispiel bröckelig, grob mit vielen Pflanzenteilen, kaum aufgehend, backsig und potenzmässig eher im Mittelfeld.

„Indian Gold“ oder „Black Gold“
Unter dieser Bezeichnung werden mit Blattgoldaufdruck veredelte kompakte Blöcke und Platten weichen, gräulichschwarzen, gut knetbaren Haschischs mit blumig-parfümiertem Geruch von einheitlicher Konsistenz gehandelt. Die Potenz war ziemlich gut, die Wirkung euphorisch einhüllend. Dieses Haschisch soll repräsentativ für gute auch in grösseren Einheiten professionell exportierte Qualitäten sein, wie sie von Haschischgrosshändlern in Indien auf Lager gehalten werden. Blattgoldstempel allein sind allerdings in Indien keine Garantie für Qualität.

„Bombay Black“
Hierbei soll es sich um ein sehr potentes im Bombay der Siebziger Jahre erhältlich gewesenes, in dicke Würste gepresstes schwarzes Haschisch gehandelt haben. Die Gerüchteküche behauptete, es sei mit Opium versetzt gewesen oder habe Morphin enthalten. Dies ist zwar möglich, aber aufgrund des deutlich höheren Preises für Opium und Morphin unwahrscheinlich. Mit Opium in wirksamer Menge versetztes Haschisch ist kaum rauchbar, es sei denn es wird wie Opium geraucht. Es muss praktisch „verkocht“ werden, schlägt beim Erhitzen Blasen und hinterlässt eine Schlacke mit reichlich unverbrannten Resten. Geruch und Geschmack sind charakteristisch süsslich-chemisch für Opium, beziehungsweise dessen Morphingehalt. Jeder Cannabisraucher würde den Unterschied sofort erkennen. Bei allen als „opiumhaltig“ zur Analyse gebrachten Proben in unseren Breiten, stellte sich heraus, dass es sich dabei um Haschisch mit besonders hohem Gehalt an psychoaktivem THC und/oder der dämpfenden Komponente CBD handelte! Nur sehr selten vermengen KonsumentInnen bei uns absichtlich, getrennt erworbenes Opium mit Haschisch um es gemeinsam zu rauchen. Allerdings ist die Mischung von Opium und Cannabis bei oralen Zubereitungen nicht ganz so ungewöhnlich. In Indien hat sie eine lange Tradition. Meist werden bei derartigen Rezepturen noch andere Drogen (z.B. Stechapfel, Brechnuss, Betel) und Gewürze hinzugefügt.

„Kerala“
Ist ein tropischer Bundesstaat an der Südwestspitze Indiens, in dessen Bergen (Idukki-District) seit Jahren das berühmte Kerala-Gras angebaut wird, aus dem für den Export auch potentes Grasöl extrahiert wird. Angeblich soll von diesem Gras vor Ort auch Haschisch gewonnen werden. Das dürfte interessant sein. In anderen südindischen Bergregionen (z.B. Palani-Hills und Kalyaran Hills in Tamil Nadu) wird ebenfalls ähnlicher Rauschhanf mit „Sativa“-Optik angebaut, seitdem die Anbaugebiete in Kerala immer wieder unter polizeilichen Druck geraten sind. Der Anbau wird in abgelegenere Regionen wie z.B. Naturschutzgebiete verlagert, eine weitere fatale Konsequenz der irrationalen Hanf-Prohibition. Gesiebtes Haschisch von indischen Pflanzen des Kerala-Typus in dünner Platte war hellbraun, trocken, milde aber potent und bot einen erhellenden stimulierenden Törn.

NEPAL

Das Königreich des Haschisch lieferte mit dem zunehmenden Kleinschmuggel in den Neunziger Jahren auch wieder vermehrt in unsere Breiten. „Nepalese“ zehrt immer noch zu Recht von dem positiven Image, das er seit Anfang der „völlig ausgeflippten“ Siebziger Jahre hat. Das Haschisch wird in abgelegenen Gebieten immer noch von Hand gerieben, zunehmend aber auch durch Siebung hergestellt. In vielen Tälern wächst der Hanf überaus reichlich wild zu meterhohen Bäumen heran. Hanf wird aber auch angepflanzt. Es gilt allgemein die Regel, je höher und abgelegener das Herkunftsgebiet, desto vorsichtiger wird gerieben und umso sorgfältiger erfolgt die Weiterverarbeitung (gleichmässiges Durchkneten). Die kommunistische Regierung hat in den letzten Jahren, nachdem sie den Guerillakrieg gegen den diktatorisch herrschenden König auch durch Haschischsteuern finanziert hatte, dem heimischen Hanf den Krieg erklärt. Auf Grund der Armut des von Naturkatastrophen und Mißwirtschaft gebeutelten Landes heißt dies, dass der einst relativ offene Hanfanbau und Haschischhandel noch weiter in abgelegene Regionen und den Untergrund gedrängt wird.

„Nepalese“ oder klassisch „Nepal Shit“
kommt in dicken Platten, Würsten, Kugeln oder anderen Formen, in die er sich pressen oder kneten lässt. Es ist nicht alles erstklassiger „Nepalese“, was verführerisch schwarz und ölig glänzt. Aber typisch für Nepalesen ist sein harziger öliger Eindruck, seine aussen schwarzglänzende und innen dunkelbraun bis braunschwarze Farbe, seine sehr gute Knetbarkeit in der Hand bei einer gewissen Festigkeit im Stück. Bei den besten innen gleichmässig dunkelbraunen kompakten Qualitäten erkennt man, unter dem Binokular vergrössert, nahezu ausschliesslich dicht an dicht gepackte Harzdrüsenköpfe. Der Geruch von gutem „Nepalesen“ ist charakteristsich „voll“ süsslich-aromatisch. Feiner „Nepalese“ ist hochpotent (ein bis zwei Züge langen schon), wirkt phantasieanregend, geradezu orientalisch halluzinogen, sich der inneren Welt zuwendend, die Seele mit kosmischem Gelächter erfüllend und dabei wohlig-euphorisch und recht lange anhaltend, „far out“. „Nepalese“ dieser Qualität ist in Mitteleuropa nur sehr selten erhältlich, aber es soll ihn noch geben. Auf der anderen Seite tauchen gelegentlich vom äusseren Erscheinungsbild her noch öligere nahezu schwarze Sorten „Nepalese“ auf, die zwar ziemlich stark sind, aber leider die Tendenz haben, innerhalb vielleicht einer halben Stunde in einen narkotischen Tiefschlaf zu geleiten oder bestenfalls eine Art wohligen Stupor am Rande des Schlafes hervorzurufen.

„Temple Balls“, „Temple Shit“ oder „Nepal Balls“
stand für sehr guten gleichmässig durchgekneteten aussen schwarzen, innen dunkelbraunen „Nepalesen“ excellenter Qualität, wie er oben beschrieben wurde. Typisch ist, dass er zumindest zu einem Zeitpunkt seiner Herstellung, nämlich nach Abschluss des Knetens Kugelform hatte. Er kann aber auch nachträglich umgeformt worden sein. Eigentlich soll die Bezeichnung darauf hinweisen, dass es sich mit um das Edelste handelte, was Nepal an Haschisch zu bieten hatte, mit solcher Inbrunst hergestellt, dass es auch für Tempelrituale geeignet ist. Auch „Royal Nepal“ ist ein Name für eine klassische handgeriebene Spitzenqualität zu einem Spitzenpreis. In Holland wurden für ein Gramm eines solchen von aussen pechschwarzen, öligen, supergeschmeidigen und leckeren „Königsdope“ Preise bis 45 Gulden (40 DM) verlangt. Auf dem Schwarzmarkt sind verlockende Namen allerdings immer auch mit Vorsicht zu geniessen.

„Himalaya“ und „Super Himalaya“
Mittlerweile sind die royalen Zeiten in Nepal vorbei. Bei nepalesischem handgeriebenen Haschisch unterscheidet man grob in „Himalaya“ und besser „Super Himalaya“. Wenn es auch noch würzig riecht, nennt man es z.B. „Black Spice“.

„Tantopani hash“ und „Gosainkund hash“
sind Herkunftsbezeichnungen für Haschisch, das in den Siebziger Jahren einen sehr guten Ruf hatte. „Gurkha hash“, „Mustang hash“ (auch nach dem Ort „Jomsom“) usw. sind weitere Namen. Das gängige Haschisch aus dem Touristenzentrum „Pokhara“ galt als nicht so gut. Hier haben sich die lokal favoritisierten Regionen mittlerweile möglicherweise geändert. Manchmal werden jetzt auch Herkunftsorte wie „Thaweng“ und „Rolpa“ genannt.

„Charras“
Stefan Haag („Hanfkultur Weltweit“) berichtete („Hanf“ Januar 1996) aus Nepal von grob-gesiebtem Haschisch schwankender Qualität unter der Bezeichnung „Charras“, das gegenwärtig das Standard-Hasch des nepalesischen Schwarzmarktes sei. Dafür gebe es selten eine feine hellgrüne Siebung vom Typ „Pollen“.

„Nepal Pollen“
Immer noch relativ dunkles, aber eher grünlich oder rötlich-brauner trockener mehr stoned machender gesiebter „Nepal Polm“ (holländisch) ist mittlerweile auch auf dem europäischen Markt angelangt.
Durch die internationalen Entwicklungen und Kontakte können sich auch in Nepal Hanfanbau und Haschisch-Gewinnung weiter verändern. Vielleicht bleibt das Geheimnis der sorgfältigen Herstellung erstklassigen handgeriebenen „Nepalesen“ in abgelegenen Regionen noch eine Zeit lang bewahrt, immerhin ist es ein schützenswertes Kulturgut – eigentlich ein Fall für die UNESCO, falls sie sich erleuchten lassen würde.

ZENTRALASIEN

Es wird auch in anderen Gegenden dieser Region Haschisch gewonnen, wenn auch in bescheidenerem Umfang, erstens, weil der Hanf in einem grossen Bogen in den Bergtälern vom Himalaya über den Hindu Kush bis zum Pamirgebirge, Tien Shan, Altai und darüber hinaus z.B. in die zentralasiatischen Steppengebiete wild wächst, und zweitens weil Haschischgewinnung und -gebrauch hier eine lange Tradition haben. Vielleicht werden diese Gebiete mit zunehmender Erkundung durch westliche Reisende und HanfliebhaberInnen in Zukunft Produkte liefern, die dann die Palette auf dem mitteleuropäischen Markt erweitern.

BHUTAN

„Bhutani“
So wird von unter dem Einfluss des zunehmenden Tourismus handgeriebenem Haschisch aus dem buddhistisch beherrschten Königreich Bhutan (Himalaya) berichtet. Es werde dort vereinzelt in kleinen Mengen von harzreichen und potenten schmalblättrigen wild wachsenden Pflanzen im Hauptstadt-Distrikt „Thimpu“ oder im nördlichen Zentrum von Bhutan im „Bumthang“ Distrikt gerieben. Von staatlicher Seite aus gehe man dagegen vor.

CHINA

„Tibeter“
Auch aus den von China kontrollierten tibetischen Himalayatälern wird von Haschischgewinnung berichtet. In den Niederlanden war sehr selten tibetisches Haschisch, zum Beispiel unter dem Phantasienamen „Abominable Snowman“, auf dem Markt gelandet. Tibetisches Haschisch wird als hell, gesiebtem Marokkaner bester Qualität ähnlich beschrieben und ist nicht gerade preisgünstig.

„Yunnani“
Im unter Travellern beliebten Yunnan wächst THC-haltiger Hanf wild. Unter deren Einfluss wird Haschisch wohl gelegentlich mit der Hand gerieben und gelangt selten auch auf den europäischen Markt. Ein solches Produkt war dünnplattig, schwarz mit grünlich-brauner Note, trocken, milde und erinnerte vom Törn her an stimulierendes Importgras mäßiger Potenz. THC-armer Hanf wird seit einigen Jahren vermehrt zur Faser- und Samengewinnung angebaut und könnte die Wildpflanzen-Population genetisch verändern, die von den lokalen Behörden mittlerweile bekämpft wird.

„Yarkandi“
Das heute chinesische Ostturkestan hat schon vor hundert Jahren begehrtes gesiebtes Haschisch nach Indien (!) exportiert. Möglicherweise ist diese Region sogar historischer Ausgangsort für diese Technik. Feines, hellgelbes, gesiebtes Haschisch, nach seinem Herkunftsort „Yarkandi“ genannt, fand in einer kurzen Hochphase ab Anfang der 1990er Jahre mit der Ankunft von Travellern aus dem Westen Interesse und gelangte so außer Landes. Trotz folgender ständig steigender Repression schien es diese Spezialität auch weiterhin noch zu geben. Kashgar („Kashi“) wurde als weiterer Herstellungsort genannt.

ZENTRALASIEN (ehemals sowjetisch)

Auf der vormals sowjetischen Seite Zentralasiens, wo der Hanf in Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan und Sibirien in großen Beständen wild gedeiht, ist die Herstellung von Haschisch („Gashish“) von THC-haltigem Hanf („Anasha“) nicht unbekannt. Schon in den Siebziger Jahren wusste „High Times“ von „Irkutsk Hash“(Sibirien) und „Tashkent Hash“(Kasachstan) guter Qualität zu berichten.

KIRGISISTAN

„Chocolate“
Cannabisraucher („Nashakur“) und kleine Geschäftsleute reisen bis heute teilweise trotz brutaler staatlicher Kontrollen von weit her an, um im August und September von Wildbeständen mit genügend hohem THC-Gehalt (2-4 % wurden in den getrockneten weiblichen Buds gemessen) zum Beispiel im Chu(y)-Tal zwischen Kasachstan und Kirgisistan und rund um den Yssyk-köl oder Issyk-Kul (See) in Kirgisistan Blütenstände zu ernten und/oder Haschisch zwischen den Händen zu reiben, das „Ruchnik“ genannt wird. Seit Mitte der 1990er Jahre reibt auch die einheimische Bevölkerung für einen Nebenerwerb das lukrative „Kara koi“(“Schwarzes Schaf“). Dabei wird wohl recht hektisch und grob gerieben, wenn man bedenkt, dass 15 bis 25 Gramm dieses schwarzen Haschisch-Produktes mit sichtbarem Pflanzenanteil, das auch „Chocolate“ genannt wird, und als kleine Blöcke in Streichholzschachteln („Korobochka“) gehandelt wird, angeblich schon in zwei Stunden gewonnen werden sollen.
„Tyupskyi ruchnik“
ist von der einheimischen Bevölkerung der Tyup Region im Issyk-Kul Oblat zwischen den Händen in Wildhanffeldern („Kumtor“) geriebenes Haschisch, das einen besonders guten Ruf hat.

KAUKASUS

Den Kaukasus mit seinen wilden in manchen Regionen in der Nähe von Flüssen und Bewässerungsgräben und auf aufgelassen Feldern, sowie manchmal auch in Ortschaften gedeihenden ruderalen Hanfbeständen (z.B. in Nord-Armenien, Berg-Karabach und Südwest-Georgien) sollte man als gut geeignetes potentielles Hanfanbau- und Haschgewinnungsgebiet erwähnen.

TROPEN

Tropische Länder haben traditionell hauptsächlich Hanfblüten, also Marihuana geliefert. Die Haschischherstellung war bis in die Siebziger Jahre weitgehend unbekannt. Folgende Gründe erschweren die Haschischgewinnung: 1. sind die tropischen Hanfsorten zwar oft recht potent, aber dennoch nicht sehr harzig. 2. sind die vorhandenen Harzdrüsen meist viel kleiner als die der Haschischhanfsorten, was die Siebung wie auch das Reiben erheblich erschwert. 3. beeinträchtigt das heisse feuchte Klima die Haschischgewinnung, a. weil Harzdrüsen mit dünnflüssigem Harz leicht platzen und die Siebe verkleistern, b. weil sich die Wirkstoffe relativ schnell abbauen und die Qualität stark leidet. 4. Fehlende Nachfrage und Wege zu den Absatzmärkten, eine Vorraussetzung dafür, dass das Geschäft überhaupt in Gange kommt.

Nun reisten Rauschhanfunternehmer in den Siebziger Jahren in die Länder, die vor allem den US-Markt mit Marihuana überschwemmten. Sie brachten nicht nur eine Nachfrage nach besonderem samenlosen Gras (Sinsemilla) sondern auch nach exotischen Spezialitäten, namentlich Haschisch mit. Gleichzeitig brachten sie von Reisen in die traditionellen Haschischländer Know How mit. Bei grosser Konkurrenz und vorübergehend nahezu gesättigtem Markt, begann man also auch in klassischen Marihuanaanbauländern auf Nachfrage hin Haschisch herzustellen.

Mit gekühlten „Pollinatoren“ oder bei Unterbringung der Siebungsgerätschaften in Kühlräumen oder der Anwendung von Ice-o-lator-Siebungs-Säcken lässt sich auch in heißen tropischen Gegenden wie z.B. in Westafrika Haschisch gewinnen. So wurden schon in den 1990er Jahren (in der Schweiz) „Pollinatoren“ gebaut, in die der Hanf mit dem Gabelstapler gefahren wurde. Außerdem herrscht mittlerweile ein weltweiter Austausch an Saatgut, der die Märkte weiterhin in Bewegung halten wird.

MEXIKO

„Emerald Hash“ aus Mexiko
stellte eine seltene grüne gesiebte Spezialität dar, die wohl nur von wenigen Amis gekostet wurde. Die Herstellung dieses Exotikums (hier aus Oaxaca) der Siebziger Jahre zeigt Michael Starks anhand von Fotos in seinem Buch „Marihuana Potenz“.

KOLUMBIEN

„Chicle Hash“ aus Kolumbien
soll laut „High Times“ in der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre von den Spitzen ausgewählter Marihuana-Pflanzen aus dem Llanos-Valley gerieben und als ausgesprochene Spezialität in kleinen Mengen in die USA geschmuggelt worden sein, wahrscheinlich „Dealers Stuff Only“, ein schwarzgrünes Haschisch mit sichtbarem Pflanzenanteil.
In Kolumbien wurden in dieser Zeit auch grössere Mengen „Columbian Hash“ hergestellt und in die USA exportiert. Dieses war allerdings so nachlässig hergestellt (eher ein Haschisch-Imitat), dass es einen sehr schlechten Ruf genoss und als „Besonderheit“ zu Beginn der Achtziger Jahre vom Markt verschwand.
Mittlerweile wird in Kolumbien hochprofessionell Sinsemilla aus lokalem und internationalem Saatgut angebaut. Nebenbei werden nach modernen Methoden Haschisch und Ölextraktprodukte hergestellt. Dabei werden auch Gewächshäuser, Indoor-Locations und Kunstlicht verwendet. Das ist ökonomisch und von Qualitätsstandards aus betrachtet wahrscheinlich vernünftig, allerdings für Nostalgiker traurig: Gehen so doch nicht nur die Besonderheiten lokaler Genetiken („Landrassen“), traditioneller Anbaumethoden und des Terroirs flöten, auch die Ökobilanz dürfte meist erheblich schlechter ausfallen.

JAMAICA

„Jamaican Black“
wurde ein Produkt genannt, das in den Achtzigern in Grossbritannien auftauchte. Es wies einen THC-Gehalt nicht höher als durchschnittliches Jamaika-Gras auf, törnte auch so und sah aus wie roh gemachtes Haschisch. Es wurde vermutlich aus zu Brei zermahlenen Pflanzenteilen gepresst. Gutes originales „Sativa“-Jamaika-Gras wirkte damals kräftig, stimulierend mit sinnlicher Körperlichkeit.

„King of the Jungle“
Liebevolle Bezeichnung für Haschisch aus Eigenproduktion, korrekter wäre wohl „Queen of the Jungle“. In Jamaika werden mittlerweile von ambitionierten Growern potenter Graspflanzen meist internationaler Provenienz allerdings auf Kosten von deren Gras-Qualität durchaus bemerkenswerte Mengen unterschiedlich gefärbtes handgeriebenes Haschisch grober bis begehrter ausgezeichneter Qualität hergestellt. Auch durch Siebung gewonnenes Haschisch unterschiedlicher Färbung und Potenz gehört zum Repertoir mancher Grower: „Blond“, „Red“, „Black“. Durch die Nähe zu den USA und internationale Kontakte hat man seit Langem und laufend Zugang zu diversen Genetiken und Techniken und ist mit neuen Nachfragen konfrontiert. Hier ist bei landestypischem tropischem Outdoor-Grow erhebliches Potential für interessante Produktvielfalt, die in kleinen Spezialitäten-Mengen als original „Jamaican Hashish“ auch schon die internationalen Märkte erreicht hat. Eine Probe dieser kommerziellen Export-Ware zeigte sich braun, unter Wärme und Druck knetbar, eine ziemlich reine einheitliche Siebung von Drüsenköpfen, milde rauchbar, geschmacklich erinnernd an das Outdoor-Gras der gleichen Provenienz in Harz konzentriert, ebenso das potente energetische THC-High voller „positive vibrations, sweet-smart rocket-start, a true jamaican project“.

PARAGUAY

„Cera Paraguaya“
Paraguay ist ein großer Gras-Produzent und versorgt seine Nachbarländer. Als Nebenprodukt werden braunschwarze mit den Händen gewonnene Haschisch-Kügelchen von ca. 3 Gramm Gewicht hergestellt, die „Cer(it)a Paraguaya“ (Paraguayanisches Wachs) genannt werden. Wenn sie mit zuviel Feuchtigkeit hergestellt wurden, neigen sie zum verschimmeln.

SENEGAL

Auch hier wurde aus dem einheimischen Marihuana „Jamba“ ein helles gelbliches Haschischpulver gesiebt, vermutlich um exklusiven Kundenwünschen zu entsprechen. Wegen dem hohen THC-Gehalt tropischer Grassorten, dürfte sorgfältig zubereitetes und aufbewahrtes Haschisch eine delikate Variante mit einem potenten stimulierenden bis psychedelischen High sein. Die politisch instabile Casamance ist das traditionelle Hauptanbaugebiet für Marihuana. Im von Senegal umschlossenen Gambia ist besonders die (Halb-)Insel „Gunja-Island“ im Gambia-Fluss berühmt.

PHILIPPINEN

„Headhunter Hash“ oder „Philippine Hash“
wurde seit den Siebziger Jahren nicht nur für Ami-Soldaten, sondern auch für den lukrativen japanischen Markt hergestellt. Tauchte nur sehr selten bei uns auf. Eine Probe roch minzig und rauchig-„kautschukartig“, mitteldicke harte Platte von hellbrauner Farbe, relativ feine Siebung, trocken, pulvrig, Potenz schwach, aber bei genügender Menge, verwirrendes High, „nüchtern und gleichzeitig ziemlich albern und strange neben sich sein“, war wahrscheinlich überlagert, keine Konkurrenz zu dem gängigen teilweise sehr guten THC-reichem traditionellen Gras der gleichen Provenienz.
Mittlerweile werden in dem traditionellen Cannabis-Anbaugebiet in den Reisterrassen-Bergen der Igorot um den Ort Sagada im Norden der Hauptinsel Luzon zunehmend internationale Top-Hybrid-Kreuzungen angebaut. Daraus wird auch Haschisch zum Beispiel durch Siebung gewonnen. Es kann optisch hell ausfallen („Pollen“) oder dunkel-schwarz wie Pakistani aussehen („Chocolate“, „Charas“) und soll beachtliche Qualität und Potenz aufweisen können.

KAMBODSCHA

Das sogennnate „Thai-Gras“ mit legendärem psychedelischem Ruf, aber meist eher mäßig potent und chrakterlos, kam schon seit den 1980er Jahren oft nicht mehr direkt aus Thailand sondern aus dem benachbarten Laos, in dem Rauschhanf als Gewürz, zum Beispel für die „Happy Soup“ auf dem Markt bei Tabakhändlerinnen relativ frei verkäuflich war. So war es auch in Kambodscha, wo seit den 1990er Jahren Gras-Speisen in sogenannten „Happy Pizza“-Restaurants speziell an Touristen verkauft wurden. Selten gewinnen diese gesiebtes Haschisch in dünnen Platten aus ungepresstem harzigen Gras, das dann eine rare potente Spezialität darstellt, die den Charakter des Grases, auch wenn es selbst nicht ganz so stark ausfiel, in konzentrierter Form spiritifiziert.

SÜDAFRIKA, TRANSKEI, LESOTHO UND SWAZILAND

Aus dem in den südafrikanischen Ländern aus Sativa-Pflanzen mit manchmal recht hohem THC-Gehalt und interessanten Wirkungsprofilen (man erinnere sich an „Durban Poison“, „Swazi Gold“ und die südafrikanische Genetik mitbringende äußerst erfolgreiche „Power Plant“) und eingeführten internationalen Sorten gewonnenem Gras („Dagga“) wird mittlerweile manchmal auch Haschisch gewonnen. Die aktuelle Legalisierung des Konsums hat schon zu einem zusätzlichen Anbauboom geführt. Haschisch gelangt unter Bezeichnungen wie „Zulu Hash“ vereinzelt nach Europa.

Diese Liste lässt sich wahrscheinlich noch unendlich fortsetzen, aber kehren wir zurück in europäische Gefilde.

Exkurs: Vergessene Haschisch-Länder
Manche Länder spielten einst in der Haschisch-Produktion eine bedeutende Rolle. Dazu zählt Griechenland. Vom 19. Jahrhundert bis noch in die 1920er Jahre stellte das Hochland auf der Peleponnes-Halbinsel um das Städtchen Tripolis herum trotz Anbauverbots von 1890 ein Zentrum des Hanfanbaus zur Haschischgewinnung durch Siebung dar. Das Produkt wurde im Nahen Osten meist über dort lebende Griechen gehandelt und war besonders in Ägypten neben Haschisch aus dem Libanon und Präparaten vom indischen Subkontinent (besonders aber aus Ost-Turkestan) beliebt. Überhaupt war Ägypten ein Hauptabnehmer für meist in der Wasserpfeife gerauchtes Haschisch. Da Haschisch auch in Ägypten verboten war, musste es abenteuerlich geschmuggelt werden. In Alexandria gab es damals sogar ein Haschisch-Schmuggelmuseum. Es wäre interessant, dessen über 100 Jahre alten Präparate, sofern noch irgendwo vorhanden, heute einmal untersuchen zu lassen.
Der Iran, einst Residenz der legendären „Assassinen“, der angeblichen ismaelitischen „Haschischesser“-Sekte, um die sich seit Kreuzfahrer-Zeiten und Marco Polo Legenden ranken, lieferte einst Haschisch, das in Europa wissenschaftlich analysiert wurde.
Ost-Turkestan (heute China) exportierte noch Anfang des 20. Jahrhunderts große Mengen Haschisch (mehrere hundert Tonnen jährlich), vor Allem nach West-Turkestan (Russland) und Indien.

NIEDERLANDE

In den innovationsfreudigen Niederlanden wurde ab den 1990er Jahren zunächst aus den Ernteabfällen (dem Blütenschnitt) professionell Haschisch hergestellt. Dazu haben die weitgehende Sättigung des Sinsemillamarktes mit einheimischen Hanfblüten und die Entwicklung arbeitssparender Maschinen und Methoden (sprich „Pollinator“ und der „Ice-o-lator-Bag“-Siebungstechnik) massgeblich beigetragen. Zunächst wurden vereinzelt Blüten auf über Plastikschüsseln gespannten Seidentüchern gerieben oder gedroschen, so wie man es aus den traditionellen Haschischländern wie Marokko kannte. Dann kamen mit aus der Siebdruckerei stammenden Stoffen bespannte Alurahmen hinzu. Schließlich konnte zwischen den weniger effektiven automatischen Vibrationssieben und einer Art Waschtrommel mit Siebung nach dem Schleuderprinzip (dem „Pollinator“) gewählt werden. Da die Siebung am besten bei niedrigen Temperaturen (bis etwa minus 5 Grad Celsius) erfolgt, wurde an Kühlsystemen getüftelt. Das erhaltene Pulver wird oft nochmal von Hand nachgesiebt. Gepresst wird das in Cellophanpapier dünn ausgebreitete Pulver mit hydraulischen Pressen. Das Ergebnis: Ein ansehnliches professionell gewonnenes und einheitliches Produkt.

Ein Nachteil der Pollinatorsiebung ist die gängige Verwendung von bei der Beschneidung der Sinsemillablütenstände anfallenden blättrigen Teilen. Das Aroma von derartigem Haschisch ist meist recht grasig, selbst wenn die Potenz abhängig vom verwendeten Ausgangsmaterial schon recht hoch ist. Besser noch sind sorgfältig von ohnehin hervorragenden Sinsemillablütenständen (ruhig auch von Hand) gesiebte Qualitäten. Aus zehn Gramm aussengewachsenen Sinsemillablüten der Sorten Skunk oder Northern Lights soll sich etwa ein Gramm excellentes Haschisch sieben lassen. Hier reichen ein bis zwei Züge um die geballte Energie der Ausgangspflanzen kennenzulernen. Derartiges Haschisch zählte zunächst zum Besten, was der Markt hergab. Die verlangten Preise waren allerdings bereits exorbitant bis ausverschämt.

„Nederstuff“ oder „Nederhash“
Typischerweise gelblichbraun oder grünlichbraun, manchmal grünlichschwarz und in dünne Streifen geschnitten an die Frau gebracht, schliesst diese Bezeichnung alles an in den Niederlanden gewonnenem Haschisch ein.

„Skuff“
zusammengezogen aus „Skunk“ und „Stuff“ (Hasch), stand diese Bezeichnung ursprünglich für hochpotentes Haschisch von holländischen Pflanzen der Sorte „Skunk“. Ein anderer auf die Wirkung anspielender Name für solch ein hochpotentes „Skunk-Hasch“ lautet „Flower Power“. Als „Skuff“ werden von manchen auch (zur Haschischgewinnung evtl. noch geeignete) Schnittreste bezeichnet.

„Aurora borealis“
war ein Phantasiename für Haschisch, gewonnen von „Northern Lights-Aurora borealis“-Blüten, konzentrierte Kraft vom Indica-Typ.

„Super Haze Hash“
ist ein aussergewöhnliches Haschisch, insofern es von einer reinen tropischen Sativa (Sortenname „Haze“) stammt. Der Ertrag ist gering, aber wenn es von ausgereiften Blüten gewonnen wurde und noch frisch geraucht wird, ist es von enormer stimulierender Sativa-Potenz, „guten Flug“.

„Orange Hash“
von der Kreuzung „California Orange“. „Zwei Stunden Power auf einem interessanten Level zwischen Indica und Sativa.“ †berhaupt wirkt sorgfältig gesiebtes Haschisch von potenten frischen Grassorten ausgesprochen intensiv und anhaltend. Generell kann der „Geist“ jeder Grassorte auch in Haschisch geballt werden. Erste und zweite Siebung sind möglich, ebenso wie klare, fast psychedelische, exotische Spezialitäten a la „Central Mexican Sativa Hash“.

„Bubble-Hash“
Eine weitere Revolution war die „Ice-o-lator“-Siebungstechnik (mit Hilfe von Kunststoff-Siebbeuteln oder kompletten Geräten, Wasser und Eis). Über sie kann man aus Schnittresten, oder besser noch den Blüten selbst, die nicht einmal getrocknet worden sein müssen, hochkonzentrierte allerdings auf Grund des Einsatzes von Wasser tendenziell weniger aromatische und schimmelgefährdete Haschisch-Konzentrate ausgewählter (Sinsemilla-) Pflanzen gewinnen, die so harzig sind, dass sie beim Erhitzen schmelzen, blubbern und verdampfen. Das nennt man „Full Melt“. Hier nehmen die Phantasie-Namen für die Produkte Bezug auf die Ausgangspflanzen, den Hersteller, die vermeintliche oder echte Qualität und/oder die Wirkungen. Während in ersten niederländischen Siebungs-Haschsorten bereits beachtliche über 20 % THC gemessen wurden, trumpfte vor Allem das Bubble-Hash des 21. Jahrhunderts mit bis zu 40 % THC-Gehalt und noch deutlich darüber hinaus auf. Die „Ice-O-Later-Bags“ lassen sich leicht transportieren. So produzieren manche Kleinschmuggler entsprechendes Haschisch in traditionellen Cannabis-Anbauländern vor Ort. Das sind dann außergewöhnliche Spezialitäten für Freunde lokaler Cannabinoid-Profile. Mittlerweile benutzen auch professionelle Produzenten vor Ort (z.B. in Marokko und Indien) die Ice-o-lator-Technik und bringen so überraschend potente Produkte zustande, die den Markt bereichern.

„Rosin-Öl“
ist ein Übergangsprodukt zwischen Haschisch und Öl. Es wird durch Pressen von besonders harzreichen Cannabisblüten, aber auch von Haschisch unter Einsatz von Hitze und Druck zum Beispiel mit Hilfe von Plätt- und Bügeleisen hergestellt. Das ablaufende Harz stellt das nach einem Verbreiter dieser Technik (im Kleinformat) benannte Öl dar. Von so einem unter Druck und Hitze abgepressten Harz berichteten Jamaika-Reisende schon in den 1980er-Jahren. Zur Gewinnung des „Rosin“-Pressharzes gibt es mittlerweile extra Gerätschaften.

„Öl“, „710“, „Budder“, „Wax“, „Glas“, „Shatter“
Abgelöst wurde der letzte Haschisch-Hype um das „Bubble-Hash“ in den vergangenen Jahren durch die Verbreitung von mittels diversen Lösungsmitteln hergestellten Extrakten, schlicht „Öl“ (englisch „Oil“ oder verdreht „710“) genannt. Extrahiert wurden sie bereits im 19. Jahrhundert, also sozusagen traditionell, mittels Alkohol. Später kamen Isopropylalkohol, Petroläther, Wundbenzin, Hexan etc. pp. als gesundheitlich bedenkliche Lösungsmittel hinzu. Eine explosionsgefährdete „BHO“-Extraktion mittels flüssigem möglichst reinem Butangas über den sogenannten „Honeybee-Extractor“, eine Röhre aus Kunststoff, Glas oder Metall erfreut sich seit einigen Jahren bei Kleinproduzenten zunehmender Beliebtheit. Verflüssigter reiner Dimethyläther ist das Mittel der Wahl bei dessen aktuellen Nachfolgegeräten. „Budder“, „Wax“, „Glas“, „Shatter“ sind Namen für teilweise von wasserlöslichen Stoffen, Farbstoffen, Terpenen, Wachsen, Fetten und nicht erwünschten Cannabinoiden vor- oder nachgereinigte Produkte, die auf verschiedenen Wegen, wie sie im Internet gezeigt werden, hergestellt werden. Neuerdings werden in den quasi-legalisierten US-Bundesstaaten mittels Flüssig-CO 2-Extraktion im geschlossenen System analog zur Hopfen- oder Heilpflanzen- und Duftpflanzen-Extraktion High-Tech-Extrakte hergestellt und teilweise sogar wieder gemischt oder mit Terpen-Destillaten (die zu Aromen und möglicherweise auch Wirkungsvarianten beitragen) zu synthetischen Wunschprodukten zusammengeführt. Dabei werden nicht nur getrocknete Schnittabfälle, Blütenstände oder gar Haschischpulver, sondern auch frische tiefgefrorene Blütenstände als Ausgangsmaterial eingesetzt. Genutzt werden alle Extrakte, wenn sie inhaliert werden sollen, zum Verdampfen, bevorzugt dem „Vaporisieren“ mit entsprechenden Geräten oder dem „Dabben“ mit entsprechendem Pfeifenzubehör. Öl-Extrakte wurden auch zum Aufwerten von Haschisch-Produkten oder zur Kreation künstlicher Haschisch-Imitationen verwendet. Die Chemisierung der Cannabis-Produkte und deren immer höherer THC-Gehalt (über 60 % sollen keine Seltenheit sein, bei 100 % glasklarem bei kühlen Temperaturen festem „Dronabinol“/THC wäre bei dieser Entwicklung dann theoretisch und praktisch Schluss) sind eine medizinisch-pharmazeutisch sehr interessante, im Bereich des Genusskonsums aber durchaus umstrittene Entwicklung, die ähnlich kontrovers diskutiert wird, wie beim Alkohol der Konsum von Wein und/oder Schnaps. Die Einen loben die Reinheit und Potenz der Produkte, die Anderen bedauern einen Genuss- und Kulturverlust und warnen vor Überdosierungsrisiken bei gelegentlichem Konsum und einem Hochdosierungsrisiko beim Dauergebrauch solcher THC-Konzentrate. Die Entwicklungen werden aber auf Grund ihrer zahlreichen begeisterten Protagonisten nicht aufzuhalten sein, noch interessante Erkenntnisse zum Zusammenspiel der diversen Cannabis-Komponenten und weitere Produktkreationen bringen.

SCHWEIZ

Während den liberalen 1990er Jahren wurde in der Schweiz insbesondere sehr viel Freiland-Hanf für Duft-Kisslis angebaut. Der Gras-Markt war zeitweilig so gesättigt, dass auch durch Siebung gewonnenes Haschisch produziert und exportiert wurde. Die in Deutschland und den Niederlanden in dieser Zeit angebotenen Qualitäten reichten von muffig-ammoniakalischen Platten von der Optik einer Euro-Platte, die Keiner haben wollte, bis zu kleinen hellen, recht trockenen 20-Gramm-Täfelchen mit eigenen Logos und angenehm stimulierendem High an der oberen Preisgrenze dessen, was damals für gute Qualitäten bezahlt wurde (20 DM/g). Vor Ort bei den Produzenten gab es diverse Qualitäten. Nachdem es in der Schweiz rechtlich eng wurde, zogen sich Avantgarde-Grower entweder in den Untergrund zurück oder mit der Karawane weiter in liberalere Länder wie Spanien.

ALBANIEN

Lazarat(in) heißt ein kleiner Ort im Süden Albaniens, der sich vollkommen dem Rauschhanfanbau verschrieben hatte, wie sich 2012 jeder auf Youtube ansehen konnte. Dort soll aus niederländischem Hybrid-Kreuzungs-Saatgut in Zusammenarbeit mit italienischen Mafiosi 2013 eine Jahresproduktion von 900 t Hanfblüten erreicht worden sein. Exportiert wurden sie hauptsächlich nach Italien und Griechenland. Inwieweit auch Haschisch hergestellt wurde, ist unbekannt. Am 16. Juni 2014 erfolgte eine 3-tägige Razzia, bei der sich die schwer bewaffneten Dorfbewohner zur Wehr setzten und 102 t Marihuana, sowie 530.000 Cannabispflanzen beschlagnahmt wurden.
Seitdem (2015/2016) hat sich der Anbau in unbewohnte Bergregionen (wie die Dukagjin-Berge in Nord-Albanien) verlagert, in denen immer noch teilweise beachtliche Plantagen angelegt werden. Im Süden werden Terpelene und Lushnje (Kadiaj) als neue Anbauzentren genannt. ISIS-Propagandisten sollen in der Region aktiv sein.

Exkurs: Fair-Haschisch

Nur unter den Bedingungen einer Legalisierung lässt sich verhindern, dass Organisiertes Verbrechen (überall), Terroristen (z.B. Marokko, Türkei, Libanon), Warlords (z.B. Afghanistan, Pakistan), Rebellen (z.B.Nepal), korrupte Regierungsvertreter, Militärs und Polizisten (überall) von Hanfanbau, der Gewinnung von und dem Handel mit Hanfprodukten profitieren. Nur so lässt sich einrichten, dass der Hanf ökologisch korrekt, ohne Umweltzerstörung und Einsatz gesundheitsschädlicher Hilfsmittel angebaut und verarbeitet wird. Nur so können letztlich glaubwürdige Prävention und Konsumentenschutz geleistet, aber auch faire Arbeitsbedingungen für alle in der Industrie Beschäftigten geschaffen werden. Unter den Bedingungen der Illegalität bietet die vom Kleinstbauern selbst kontrollierte Eigenproduktion bei entsprechenden Kenntnissen diesem die einzige halbwegs zuverlässige Gewähr dafür, was hier produziert wird.

DEUTSCHLAND

1995 kam erstmalig von in Deutschland gewachsenen Pflanzen mit dem „Pollinator“ kommerziell getrommeltes Haschisch zu hohen Preisen auf den Markt. Die deutschen Rauschhanfbauern folgen den Trends ihrer internationalen Kollegen. Der Kleinbäuerin erschliessen sich mit „Fingerhasch“ oder „Scherenhasch“ (bei der Ernte und Verarbietung anfallend) und dem „Pollenshaker“ vom Typ „Haschmacher“ auf simple Weise die Freuden selbstgewonnenene oder geschüttelten Harzdrüsenpulvers, nach wie vor der natürlich gewonnenen „Creme de la Creme“ des Hanfes.

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Cannabis

Marihuana Mythos 7: „Marihuana-Konsum während der Schwangerschaft schadet dem Fötus“

Marihuana Mythen – Marihuana Fakten

Teil VII

Noch lange nicht am Ende ist dieses Serie, die sich mit der Aufklärung der Mythen rund um den Hanf befaßt. Schon schimmert aber das wahre Wesen der Pflanze durch die wild wuchernden Gerüchte durch, Klarheiten, aber keine endgültigen Wahrheiten kommen zum Vorschein, denn davon gibt es nur wenige. Wie schaut es tatsächlich aus: Welchen Nutzen und welche Schäden kann der Konsument von Cannabis aus den pflanzlichen Wirkstoffen ziehen? Wo liegen Gefahren für Körper und Geist, wo Chancen für ihre Genesung? Froh darüber, endlich einmal in erster Linie den weiblichen Leser anzuschreiben, beschäftigt sich das HanfBlatt dieses mal mit dem Vorwurf:

„Marihuana-Konsum während der Schwangerschaft schadet dem Fötus“

Ein mächtiger Vorwurf schwebt im Raum: Sollte der Hanf dafür verantwortlich sein, daß mißgebildete Kinder auf die Welt kommen? So wie für den Alkohol feststeht, daß er dem Fötus schadet, so beeinflusse auch Cannabis das werdende Leben, behaupten eine Reihe von Forschern.

 

DIE FAKTEN

Mehrere wissenschaftliche Studien berichten von geringen Geburtsgewicht und körperlichen Abnormalitäten unter Babys, die im Uterus THC ausgesetzt waren. Zog man zum Vergleich allerdings anderen Faktoren heran, die bekanntlich das Säuglingswachstum beeinflussen, wie etwa das Alter der Mutter, die soziale Herkunft und -wichtig- den Konsum von Alkohol und Tabak, schrumpfte der Zusammenhang zwischen Marihuana und widrigen Fötalentwicklungen erheblich. Diverse Untersuchungen fanden keine negative Effekte von Cannabis. Ein Sturz in die Literatur:

Jonathan Buckley ermittelte in einer vielzitierten Fallstudie, bei der Embryos in der Gebärmutter Cannabis ausgesetzt waren, eine möglichen Zusammenhang zwischen dem Genuß des Hanfs vor und während der Schwangerschaft und einem erhöhten Risiko einer akuten (nicht-lymphatischen) Leukämie (ANLL) bei den Kindern. Er schreibt: „Obwohl die Verbindung zwischen Marihuana und der anschließenden Entstehung von ANLL bei den Kindern nicht 100prozentig hergestellt wurde, sind die Beweise so stark, daß sie weitere Untersuchungen rechtfertigen.“ Die Basis der Annahmen Buckleys waren die Aussagen von Müttern, deren Babys mit Leukämie zur Welt kamen. Fünf Prozent dieser Mütter gaben an, vor oder während ihrer trächtigen Zeit gekifft zu haben. Eine „Kontrollgruppe“ von Müttern mit „normalen“ Kindern wurde daraufhin kreiert und über das Telefon nach ihrem Drogengebrauch gefragt. Das von dieser Gruppe ebenfalls fünf Prozent Marihuana rauchten, gereichte dem Forscher zu der Aussage, daß Marihuana-Konsumentinnen ein zehnmal so hohes Risiko eingehen würden, daß ihr Kind Leukämie bekommt. Geht man mit den meisten Umfragen in den USA davon aus, daß Cannabis bei mindestens zehn Prozent der weiblichen Bevölkerung verbreitet ist, müssen einige „Kontrollgruppen“-Mütter höchstwahrscheinlich ihre Vorliebe für das Kraut verschwiegen haben.

Solche Verfahrensfehler sind noch die kleineren Übel, die sich durch die Studien zur Erforschung von Föten ziehen. Peter Fried beispielsweise, Doktor an der Carlton-Universität in Ottawa, versteifte sich zu der Behauptung, daß das „schrille, katzenähnliche Schreien“ von Neugeborenen, deren Mütter Marihuana-Konsumentinnen waren, dem Kreischen von Babys heroinsüchtiger Mütter ähneln würde.

Laufend zitiert wird die Studie von Ralph Hingson, die 1982 erhebliche Schäden bei Babys nachwies, deren Mütter Marihuana während der Schwangerschaft geraucht hatten. Die Untersuchung wurde 1992 von Susan J. Astley wiederholt. Die Frau Doktor konnte die Ergebnisse von Hingson nicht bestätigen und dies obwohl die ausgewählten Probandinnen heftig Gras inhalierten.

Das Relman-Komitee kommt in seinem Bericht „Marihuana and Health“ zu dem Schluß, daß es trotz des weitverbreiteten Gebrauchs von Hanf bei jungen Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter, noch keine Beweise für irgendwelche häufig oder beständig auftretenden mißbildenenden Wirkungen der Droge gibt.

Eine Forschergruppe (Braunstein/Buster/Soares/Gross) veröffentlichte 1983 ihren Bericht, der stolze 12424 Damen befragte – elf Prozent davon waren Kifferinnen. Bei ihren Nachkommen wurden ein geringeres Gewicht bei der Geburt wie eine kürzere Schwangerschaft festgestellt. Ansonsten waren die Werte im Vergleich zu abstinenten Frauen gleich.

Auch Langzeitstudien konnten keine nennenswerten Unterschiede zwischen Liebhaberinnen des berauschenden Grases und anderen Frauen feststellen. Einen kleinen Unterschied gab es doch: Im Alter von drei Jahren hatten die Babys von „moderaten“ Kifferinnen bessere motorische Fähigkeiten vorzuweisen. Die sprachliche Entwicklung von Kleinkindern im Alter von vier Jahren, deren Mütter viel Hanf geraucht hatten (etwa 18 Joints pro Woche), lag etwas tiefer als bei der Kontrollgruppe. Mit sechs wurde bei denselben Kindern eine Unterentwicklung der „Wachsamkeit“ ermittelt. Ein allen anderen getesteten Punkten (IQ) schnitten die Erben stark kiffender Ahnen nicht anders ab.

Einige Mütter nutzen den Hanf, um gegen die morgendliche Übelkeit in der Schwangerschaft anzukämpfen, anderen bauen damit Streß ab. Gerade in nach westlichen Maßstäben unterentwickelten Ländern ist Ganja Ersatz für Medikamente: Auf Jamaika rauchen die Damen gerne – aktuelle Studien konnten nicht nachweisen, daß es ihren Babys schlechter geht. Nebenbei sei bemerkt, daß dies natürlich eine Frage ist, die auch den Mann etwas angeht.

Insgesamt verursacht Marihuana keine reversiblen Schäden am Fötus, Kifferkindern entwickeln sich so gut oder so schlecht wie andere auch. Doch Vorsicht ist trotzdem geboten, denn fast jede Substanz durchdringt die Plazenta (Mutterkuchen) der Frau und landet damit beim Fötus. Und annähernd jede Substanz kann, wenn sie nur hoch und lange dosiert wird, dem werdenen Leben schaden. Für das THC ist nachgewiesen, daß es die Plazenta überwindet, welche genauen Wirkungen es im Fötus hat, ist noch nicht ausreichend erforscht. Föten bilden allerdings keine THC-Metaboliten, so wie es der Mutterkörper tut und die von der Mutter gebildeten Metaboliten überwinden die Plazenta nicht.

Obwohl es so scheint, daß Mißbildungen selten sind, raten alle Wissenschaftler zu einer gewisse Prüderie gegenüber dem Hanf in den berühmten neun Monaten. Gerade in den ersten drei Monaten ist der wachsende Fötus äußerst verwundbar und empfindlich gegenüber jedweden schädlichen Einflüssen. Die nachgewiesenen Auswirkungen von Tabak und Alkohol auf das Baby lassen die Vermutung zu, daß einige Umsicht auch im Umgang mit Cannabis weise ist.

Jörg Auf dem Hövel

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Cannabis Drogenpolitik

Cannabis-Politik in den USA

Seltene Einigkeit: Clinton, Bush, Carter wie Ford wollen kein Marihuana für Todkranke.

Trotzdem: Cannabis ist als Medizin in den USA weit verbreitet

AIDS-Patienten schwören darauf, Epileptiker auch. In Amerika lindern Zehntausende ihre Schmerzen mit Cannabis – illegal. Präsident Bill Clinton wie Kandidat Bob Dole lehnen die Verschreibung durch Ärzte ab. Ihr Untergrund dagegen, das Volk, brodelt und pocht auf eine Legalisierung. Und in einigen Bundesstaaten kündigt sich ein Kurswechsel in der Drogenpolitik an.

Der Zeitpunkt war klug gewählt, denn eine wichtige Entscheidung stand bevor. Am Tag der Präsidentschaftswahl sollten die Bürger Kaliforniens zugleich darüber abstimmen, ob in ihrem sonnigen Staat Ärzte zukünftig Marihuana verschreiben dürfen. Diese Volksabstimmung saß den Drogenbehörden seit geraumer Zeit als Dorn im Auge, nur waren ihre Mittel gegen das Plebiszit, genannt „Proposition 215“, begrenzt. Also richtete sich ihr Zorn gegen eine Einrichtung, die seit fünf Jahren in San Francisco besteht und nach eigenen Angaben über 12 Tausend Menschen mit Marihuana versorgt. Richtig gehört, der „Cannabis Buyers Club“ (CBC) organisiert seit 1991 den Verkauf von psychoaktiven Hanf an Personen mit AIDS, Krebs und anderen Krankeiten. Freilich illegal war dieses Treiben, doch trotzdem von offizieller Seite geduldet. Aber nur bis jetzt, denn eine 100 Mann starke Spezialeinheit stürmte den Club, nahm zwei Computer, die Kartei mit allen Patienten, 18 Kilo Marihuana und die Kasse mit. Der Grund für das Vorgehen liegt nach Meinung der Legalisierungsbefürworter auf der Hand: Um zu verhindern, daß sich eine Mehrheit für Proposition 215 findet, sollte dem Bürger noch einmal deutlich vor Augen gehalten werden, wohin eine auch nur auf kleine Gruppen beschränkte Legalisierung führt. Die Aktionisten im CBC beteiligte sich zudem maßgeblich am Aufbau der Initiative, die zur Volksabstimmung über medizinisches Marihuana führte.

Der Sprecher des verantwortlichen „California Nureau of Narcotic Enforcment“, Steve Telliano, gab an, man habe auch Waffen und halluzinoge Pilze in den Räumen des Clubs gefunden. Der Einsatz sei erfolgt, weil der Verkauf von Gras mittlerweile weit über medizinische Zwecke hinausginge. Im CBC beteuerte man dagegen, daß nur diejenigen Marihuana erhielten, die eine Verschreibung eines Arztes vorweisen. Eine Aussage, die Joe Doane, Chef der Drogenbehörde, streng zurückweist. „Hier war ein Ring entstanden, welcher unter dem Deckmantel einer karitativen Organisation Marihuana im gesamten Bereich der San Francisco Bucht vertrieben hat.“ Agenten der Behörde hätten Videos gedreht, auf welchen Minderjährige beim Graskauf zu sehen sind – in den Räumen des Vereins. Hier soll es auch gewesen sein, wo ein Beamter nur vom passiven Einatmen des Rauches so „stoned“ gewesen sei, daß er orientierungslos aus dem Haus getorkelt sei und sein Agentenauto nicht mehr fahren konnte. Eine veröffentlichten Videoaufnahme zeigte den Clubgründer Dennis Peron beim Verkauf von Marihuana an einen Agenten, der vorgab AIDS zu haben, aber keine ärztliche Verschreibung vorweisen konnte. Die Polizei verhaftete Peron jetzt.

Der Club selbst stellt sich als Non-Profit Unternehmen dar. Er will denjenigen helfen, denen die Wirkstoffe des Hanfs bei ihren Krankheiten helfen. Dies sind vor allem AIDS- und Krebs-Patienten, Menschen mit grünem Star und multipler Sklerose (siehe „Marihuana Mythen“ in diesem HanfBlatt). 75 Prozent der Mitglieder leiden an AIDS. Ohne Verschreibung durch einen Arzt würde man kein Gramm der Droge rausgeben, heißt es. Seit seiner Eröffnung hat der CBC nie ein Geheimnis daraus gemacht, daß er eine illegale Substanz verkauft. Vor einem Jahr zog man von der relativ obskuren Adresse im unteren Haight-Ashbury Distrikt -einer alten Freak-Kommune- in die zur Straße gelegenen Räume einer der Haupteinkaufsstraßen San Franciscos. Die Gesetzeshüter ignorierten den Kifferverein weiterhin. 1994 trug die Arbeit Früchte, denn der damalige Bürgermeister Frank Jordan unterstützte eine Gesetz, welches vorsah, Marihuana an unheilbar Kranke zu verabreichen. Erst Gouverneur Pete Wilson stoppte die Vorlage.

Seit bekannt ist, das die Bürger über die Zukunft von Marihuana in Ärztehänden entscheiden soll, versuchen Gegner wie Anhänger Volkes Stimme(n) zu gewinnen. Der Sheriff von Orange Country gründete die Initiative „Bürger für ein drogenfreies Kalifornien“ und behauptete fälschlicherweise, daß Proposition 215 die Legalisierung von Marihuana beinhaltet. Und Generalstaatsanwalt Dan Lundgren -ein erklärter Gegner der Abstimmung- war es, der die Durchsuchung im CBC genehmigte. Sein Kollege im Bezirk, Terence Hallilan, sieht die Dinge pragmatisch: „Die Verfolgung von Menschen, die Marihuana aus medizinischen Gründen nehmen, hat bei uns eine äußerst geringe Priorität.“ Überhaupt war die Reaktion auf das restriktive Vorgehen geteilt. Der Polizeichef der Stadt, Michael Hennessy, gab in einer ersten Stellungsnahme an, daß er ein eventuelles gerichtliches Verbot des Clubs nicht duchsetzen würde. Quasi eine Arbeitsverweigerung. Und der Bürgermeister der Stadt, wie sein Sheriff ein Befürworter der Proposition 215, war entsetzt über die Razzia. „Ich bin über die Gestapo-Methoden des Generalstaatsanwalts entsetzt“, sagte Willie Brown wörtlich.

Zu allem Überfluß schalteten sich kurz vor der Abstimmung im November auch noch die beiden Kandidaten um das Präsidentenamt, Bill Clinton und sein Herausforderer Bob Dole, in die Diskussion mitein. Durch die Brille beider Politiker gesehen, ist die Volksabstimmung der Versuch, duch die Hintertür Marihuana völlig zu legalisieren. Clintons Chef-Drogenjäger, Barry McCaffrey, legte zudem noch einen Brief vor, in welchem sich die früheren Präsidenten George Bush, Jimmy Carter wie Gerald Ford gegen die Proposition 215 aussprachen. Aber der sogenannte „Drogen-Zar“ ging noch einen Schritt weiter: „Ein Arzt, welcher versucht eine nach Bundesgesetz illegale Droge zu verschreiben, wird von uns strafrechtlich verfolgt werden, mit oder ohne dieses Referendum.“ Er bezeichnete das Plebiszit als „schlechten Scherz“, welcher Marihuana allen Menschen zugänglich mache, eingeschlossen Kinder. „Und das ohne wissenschaftliche Nachweise für seine Wirksamkeit.“

Die Razzia beim CBC war Auftakt einer Reihe von Aktionen, die der erstarkten Kiffer-Bewegung ihre Grenzen aufzeigen sollte, denn inzwischen vertreiben etwa 30 mehr oder minder straff organisierte Vereine in den 50 Bundesstaaten des Landes Marihuana. Immer nur an Kranke, wie versichert wird. Niemand weiß genau, warum und wie lange die illegalen Clubs vom Staat toleriert werden, sie und ihre oft todkranken Mitglieder leben in der ständigen Furcht verfolgt und bestraft zu werden. Seit August diesen Jahres wurde aus der Angst Realität: In kurzen Abständen schloß die Polizei die Türen der Vereine in Los Angeles, Washington, New York und Key West (Florida). Der Koordinator des New Yorker Vereins, Johann Moore, wurde verhaftet und wartet auf seinen Prozeß. In Key West ist Clubgründer Zvi Baranoff angeklagt, weil er einige Gramm Marihuana vertrieb. Der Verein in Florida bstand erst seit einem Jahr und versorgte knapp 90 Mitglieder mit ihrem Medikament. Ein AIDS-Patient des Clubs äußerte seine Verzweiflung. „Diese Menschen liefern Medizin an Kranke, die ohne diese nicht Schlafen und Essen, ja nicht einmal aufgenommene Nahrung im Magen halten können. Das Ganze ist eine inhumane Hexenjagd.“

In den USA versuchen Hanf-Aktivisten seit langem, kranken Personen den Zugang zu Marihuana zu verschaffen. Offiziell genehmigt erhalten nur 23 Menschen Menschen das hightere Gras als Medikament.

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Cannabis

Marihuana Mythos 1: „Der Konsum von Cannabis unter Jugendlichen hat sich stetig erhöht“

Marihuana Mythen

Teil 1

 „Der Konsum von Cannabis unter Jugendlichen hat sich stetig erhöht“

Der Cannabispflanze wird viel nachgesagt. Behaupten die Einen, sie sei verantwortlich für Gedächnisstörungen, fehlende Motivation und spätere Drogenkarrieren, sprechen ihr Andere Heilungskräfte bei Krebs, ungefährliche Räusche oder gar bewußtseinserweiternde Eigenschaften zu. Wie sieht es tatsächlich aus: Welchen Nutzen und welche Schäden kann der Konsument von Cannabis aus den pflanzlichen Wirkstoffen ziehen? Wo liegen Gefahren für Körper und Geist, wo Chancen für ihre Genesung? Eine mehrteilige Serie gibt Aufschluß über die wichtigsten Fragen. 

Seit den 20er Jahren dieses Jahrhunderts weisen die Befürworter der Cannabis-Prohibition auf Gefahren hin, die der Konsum der Pflanzenteile des Hanfs in sich birgt. In den folgenden Jahrzehnten erlangten unterschiedlichste Vorwürfe Prominenz, nur weniger dieser wurden später wieder relativiert oder gar von offizieller Seite zurückgenommen. Tatsächlich zog vor allem die us-amerikanische Regierung viele der „reefer madness“ Märchen heran, um ihre Gesetzgebung zu gestalten. Das damals gepflanzte Unkraut des Unwissens gedeiht noch heute in manchen Stellungnahmen und den Berichten der Medien.

In den 70er schien es für eine Zeit, als daß neue wissenschaftliche Erkenntnisse die Drogenpolitik beeinflusst, einige Staaten spielten mit der Idee einer Dekriminalisierung von Pot. Drei große Feldstudien in Griechenland, Costa Rica und Jamaica erforschten Wirkung und Auswirkungen von Marihuana auf die Konsumenten in ihrem natürlichen Umfeld. Effekte auf Gehirn, Lungen, Immunsystem, Persönlichkeit und Motivation nahm man genauso unter die Forscherlupe wie das Suchtpotential. Nicht alle Fragen konnten beantwortet werden, übereinstimmend stuften die Wissenschaftler Marihuana aber als eine relativ sichere Droge ein – nicht völlig frei von potentiellen Risiken, aber meist unfähig, ernsthafte Schäden für Konsumenten oder die Gesellschaft zu verursachen. In den USA setzte das neu gegründete „National Intitute on Drug Abuse“ (NIDA) und andere Forschungseinrichtungen an diese Untersuchungen an und suchten mit neuen Methoden dem Wesen von Marihuana näher zu kommen. Seit dieser Zeit besteht ein Problem, welches sich durch die Hanfforschung zieht: In fast allen Fällen war das Untersuchungsdesign oder die Durchführung fehlerhaft, somit konnte die Ergebnisse von anderen Wissenschaftlern nicht bestätigt werden. Da Verifikation als eine der Grundvoraussetzungen für ein ordentlichen Wissenschaftsbetrieb gilt, wurden die Resultate -egal ob positiv oder negativ- von anderen Experten bestritten. Besonders seit den 80er Jahren, als in den USA wie auf internationaler Ebene der „war on cannabis“ erneut verschäft wurde, politisierte sich die finanzielle Unterstützung der Marihuana-Forschung ebenso wie die Verbreitung ihrer Schlußfolgerungen. Gerade die NIDA wuchs so in eine nur als unglücklich zu bezeichnende Rolle hinein. In ihren Archiven schlummern tausende von Analysen, welche die Gefährlichkeit von Hanf „beweisen“, dagegen werden Studie, die das Gegenteil „beweisen“, völlig ig noriert.

Diese Vorbemerkungen sollen darauf hinweisen, daß auch die Wissenschaft keine von politischen und moralischen Einflüssen freie Institution ist, die wertfreie Resultate garantiert. Auch sie ist in einen sozialen Kontext eingebunden, der Ergebnisse vorherbestimmen kann. Und um es deutlich zu sagen: Der Autor selbst sähe es lieber, wenn sich herausstellt, daß die Chance des Schadens durch Cannabis gering ist. Trotz dieses Vorurteils wird die folgende Reihe versuchen, unterschiedlichste wissenschaftliche Ergebnisse fair darzustellen, so daß der zentralen Frage näher gerückt wird: Ist es ein Mythos, oder ist es Wahrheit?

Behauptung 1: Der Konsum von Cannabis UNTER JUGENDLICHEN hat sich stetig erhöht

Um auf die Gefahr und das Suchtpotential von Cannabis hinzuweisen und damit die Mobilisierung humaner und finanzieller Ressourcen für die Anti-Cannabis Kampagnen zu rechtfertigen, wird immer wieder auf den Anstieg der Marihuana- und Haschisch Konsumenten verwiesen. Nur eine restriktive Drogenpolitik kann, so die herrschende Meinung in den meisten Ländern dieser Welt, eine epidemische Ausbreitung der Sucht verhindern.

 

DIE FAKTEN

Das als konservativ geltende „Institut für Therapieforschung“ in München führte 1990 im Auftrag der Bundesregierung eine Befragung unter Jugendliche und Erwachsenen durch. Danach hatten 16,3 Prozent der Befragten im Alter zwischen 12 und 39 Jahren schon einmal Erfahrungen mit Drogen gemacht, von diesen über 89 Prozent mit Cannabis. In den neuen Bundesländern waren dies 1990 1,4 Prozent, 1992 bereits 3,4 Prozent. Diese Ergebnisse werden in einer anderen Umfrage bestätigt: Als das „Institut für Jugendforschung“ 1993 die Gruppe der 12-25jährigen befragte, gaben 21 Prozent an, überhaupt schon einmal (illegale) Drogen konsumiert zu haben. Auch hier lag der Anteil der Kiffer hoch: 96 Prozent der jemals Droguierten hatten dabei Kontakt mit Marihuana oder Haschisch. Regelmäßig greifen nur aber nur 4 Prozent zu psychoaktiven Substanzen. „Angst vor gesundheitlichen Schäden“, war das Hauptargument, warum sich dem Rausch nicht öfter hingegeben wird. Interessant: Die Angst vor der harten Hand der Gesetzeshüter spielt kaum eine Rolle bei der Vermeidung regelmäßiger Ekstase, die Strafgesetzgebung erfüllt demnach ihren Abschreckungsauftrag nicht oder nur ungenügend.

In Deutschland ist damit der Anteil der kiffenden Bürger über die letzten zwanzig Jahre relativ stabil geblieben, nachdem er in den 70er Jahren kurzzeitig angestiegen war.

Dies gilt für andere Länder ebenso: In den USA genossen 1992 8.0 Prozent der 12-17jährigen Marihuana, im Jahre 1979 waren dies noch 24.1 Prozent. In der Gruppe der 18-25 Jahre alten Einwohner konsumierten 23 Prozent Kiff, im Gegensatz zu 1979, dort waren es noch 46.6 Prozent. Glaubt man diesen Zahlen, verringerte sich im Clinton-Land der Anteil der Hanf-Liebhaber erheblich. Schaut man auf die Gewohnheiten ältere Mitmenschen, fällt auf, daß diese kaum zur Pfeife greifen. Cannabiskonsum beschränkt sich somit meist nur auf eine Phase, einen Lebensabschnitt. Die Zeit der Jugend ist noch immer die Zeit der Experimente – mit Drogen und anderen Aktivitäten. Der weitaus größte Teil der jugendlichen „Hascher“ beendet der Konsum nach einigen Jahren. In den 70er Jahren avancierte Cannabis zur Droge der Aussteiger aus der „Normal-Gesellschaft“ (die dies oft auch mit politischem Engagement verbanden), heute spielen eher genußorientierte und gruppenkohäsive Gründe eine Rolle, wenn der Joint kreist. Damals wie heute folgen viele einer Modeerscheinung, die auch wieder abklingt. Insgesamt läßt sich sagen: Weniger das Potential von Cannabis, als vielmehr die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflussen Einstieg in den Konsum und dessen Regelmäßigkeit.

 

 

 

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Cannabis Grower Area

Warnung, Tarnung, Mimikry – Indoor-Anlagen

HanfBlatt 9-10/2000

Warnung, Tarnung, Mimikry

Gegenwart und Zukunft von kleinen und mittleren Indoor-Anlagen

Der Entschluss steht, Tomaten sollen im Haus gezüchtet werden. Einige Tipps für den Start in die Karriere als Gemüsebauer unter besonderer Berücksichtigung der Energieversorgung, der Tarnung und des Internet.

Klein anfangen ist immer besser als groß enttäuscht werden, also schnappt man sich zunächst die Abstellkammer, die zwischen 1 und 2 m/2 bietet, bevor man die Carrera-Bahn aus dem Weg räumt um auf 4 m/2 sein Glück zu versuchen. Da bietet sich entweder eine 400 oder 600 Watt Lampe an, um die Lieblinge gen Decke streben zu lassen. Die Birne einer 400er Funzel ist aber schon nach der zweiten Ernte so abgenutzt, dass sie nicht mehr die nötigen Lumen (etwa 50.000) pro m/2 abstrahlt. Also lieber gleich in eine 600er Lampe investieren. Weder der Raum noch der Betreiber der Anlage sollten unter Strom stehen, wenn die Energieversorgung geplant und gelegt wird.

Wichtig ist, dass eine Sicherung im Haus- bzw. Wohnungskasten frei ist. An diese hängt man die gesamte Growanlage und nix anderes. An eine gängige 16 Ampere Sicherung können maximal 3600 Watt angeschlossen werden. Betreibt man später 4 Lampen mit 600 Watt und dazu Pumpen, Ablüfter und Wasserpumpen wird dieser Wert annähernd erreicht. Dazu kommen die Spannungspitzen beim Anschalten der Lampen, die ohnehin zeitversetzt angeworfen werden sollten. Entgegen aller Angaben ist die normale Haussteckdose nur in der Lage maximal 10 Ampere (2200 Watt) zu liefern. Darüber schmurgeln die Stecker. Als Bahilge bieten sich blaue Campingsstecker an, die im Fachhandel zu bekommen sind.

Im Grow-Raum läuft neben Strom auch Wasser: Hier heißt es sauber arbeiten, billige Kabel und Zeitschaltuhren gehören zum Aquarium, nicht in diesen Raum! Physik, 7. Klasse: Je größer der Durchmesser einer Kupferader, desto geringer ihr Widerstand gegenüber dem Strom. Ergo: Möglichst dicke, steife Kabel und nicht die von der 40 Watt Schreibtischlampe übrig gebliebenen verwenden. 2-Wege-Digital-Zeitschaltuhren sind zwar teuer, im Elektrofachhandel aber oft im Angebot. Ein FI-Schutzschalter schützt vor tödlichen Stromschlägen, sollte aber auf der anderen Seite nicht zu empfindlich sein, damit er nicht ständig die Lichter ausfallen. Ein 25A/0.01 FI-Schutzschalter beispielsweise setzt schon mal gerne aus, wenn ein Hund an die Laterne vorm Haus pinkelt.

Klug ist das setzen eines Nachtstromzählers. Dies kostet neben einem Anruf beim Elektrizitätswerk etwa 100 Mark, die sich aber schnell amortisieren. Ein paar Tage später kommt der freundliche Mann vom E-Werk und stellt den Zähler um, der sich zumeist im Hausflur und nicht in der Wohnung befindet. Stromdiebstahl und Wasserklau sind äußerst unklug bei einer so heiklen Angelegenheit wie der Tomatenzucht. Denn dann geht es auch noch um Diebstahl.

Unter Strom

Der erhöhte Stromverbrauch fällt bei den voll automatisierten Abrechnungssystemen der E-Werke kaum noch auf. Trotzdem ist es klug, langsam den Verbrauch zu erhöhen und nicht gleich mit einer 20 Lampen Anlage ans Netz zu gehen. Falls jemand dumm fragt – immer einen lockeren Spruch auf den Lippen parat halten. Wäschetrockner, Radiatoren, Halogenfluter und Scheinwerfer für Fotostudios verbrauchen ebenfalls viel Strom. Ein weiterer Tipp: Für die monatlichen Abschlagszahlungen sollte man vorher den Stromverbrauch errechnen und sich dann gleich hoch einstufen lassen. Dann ist der Puffer größer, falls man eine zweite und dritte Lampe hinzunimmt. Spätestens jetzt gilt es mal zusammen zu rechnen, was sonst noch so an Strom im Haus verbraucht wird. Alte Waschmaschinen brauchen ebenfalls viel Strom – wenn dann noch Computerbildschirm und Staubsauer laufen bretzeln die Leitungen. Vorsicht!

Der Growraum ist im Keller meist besser aufgehoben als unter dem Dach, denn hier wird es im Sommer meist zu warm. Ab 28 Grad geht es abwärts mit den Lieblingen, sich stauende Wärme mögen sie überhaupt nicht. So oder so sollte man mit dem Ablüfter großzügig sein. Zu präferieren sind Schneckenhauslüfter – diese sind robuster und leiser als Axiallüfter. Der Durchmesser der Flatter- bzw. Ventilklappe für die Zuluft muss unbedingt größer als der Durchmesser für die Abluft sein, sonst pfeift es.

Nach einiger Zeit der sorgsamen Beäugung der Pflanzen und der erfolgreichen Ernten wächst meist der Wunsch nach Vergrößerung und Automatisierung der Anlage. Hierzu folgendes: Bei einem gut ausgestatteten Raum mit rund vier m/2 kommen schnell 4000-5000 Mark Anschaffungskosten zusammen – das will gut überlegt sein für eine einfache Tomatenzucht. Beliebt sind und bewährt haben sich die Poot HS-2000 600 Watt HPS für die vegetative Phase und die 600 Watt PHILIPS SON-T Plus HPS für die Blütephase. Dazu das Hygro/Thermostat der Firma EBERLE und man ist ganz vorne dabei. Mit dieser Steuerungseinheit können vier verschiedene Geräte kontrolliert werden: Lüfter, Heizsystem, Befeuchtungssystem und Entfeuchtungssystem. Wichtig: Für die Kontrolle einen Halogendimmer verwenden.

Auf gute Nachbarschaft

Die Planung fängt allerdings bei einem sauberen An- und Abtransport der Anlage an. Es ist unreif Nährboden (am besten Kokos-Perlit oder Seramis), Lüfter und Lampen offen über die Straße zu tragen. Die Geräte gehören in Kartons verpackt. Das selbe gilt für den Abtransport von Müll und den etwaigen Umzug der Anlage. Von Anfang an gilt es darauf zu achten nicht zum Freak in der Straße zu werden. Nachbarschaft will gepflegt werden und der „Künstlertyp, der anscheinend nur Nachts arbeitet“ erregt schnell Aufsehen. Und: Auf dem Land wird man noch schneller zum Sonderling, vor allem wenn man viel zu Hause arbeitet. Also nicht nur Nachts vorfahren, um die Schätzchen ins Bett zu bringen.

Duft-, Licht- und Geräuschaufälligkeiten müssen vollkommen vermieden werden. Gummiabdichtungen im Türrahmen sind Pflicht, das helle Licht der Anlage gilt es vollkommen abzuschirmen. Bei Räumen mit Fenstern zur Straße oder dem Hinterhof bietet sich die Konstruktion eines zweiten Fensterrahmens an, in welchen man eine Schreibtischlampe stellt, die per Zeitschaltuhr an- und ausgeschaltet wird. Wechselnde Designs (Blumen, Bilder usw.) täuschen zudem hervorragend Leben vor. Die Wasserpumpe muss gedämpft aufgestellt werden. Wer hat nicht schon einmal Nachts wach gelegen und auf die vielen Geräusche im Haus geachtete. Wenn dann die Pumpen dröhnen klappt es nicht mehr mit dem Nachbarn. Alle Vibrationen sind gut abzufedern. Benutzt man ein Holzgestell für die „Sea of Green“ sollte dieses nicht an die Wand gebohrt werden. Den Lüfter kann man beispielsweise an dünne, aber starke Segelseile hängen.

Für die Zukunft bietet sich die verstärkte Einbeziehung des Internet an: Flatrates kosten heute wenig, der PC oder Mac kann über 24 Stunden am Netz gehalten werden. Eine alter Computer reicht vollkommen aus, um dann die Daten der Grow-Anlage aufzunehmen und verschlüsselt ins Internet zu senden. Vier Messwerte reichen aus, um einen reibungslosen Lauf der Anlage zu gewährleisten: Luftfeuchtigkeit, Temperatur, EC- und PH-Wert. Wer es ganz besonders sicher machen will, lässt auch noch etwaiges Klingeln an der Haustür speichern. Schon heute gibt es die Möglichkeit, eine Webcam vor den Instrumenten aufzustellen und den PC zu festgesetzten Zeiten eine Netzverbindung etablieren zu lassen. Über eine „geheime“ Adresse im WWW lassen sich dann die Instrumente ablesen: Der Stand der Dinge ist stets überprüfbar – und das ohne den Raum persönlich besuchen zu müssen.

Wasserschäden sind der häufigste Grund für Auffliegen von Zuchträumen. Teichfolie im Raum schützt, vor allem aber ein Rückschlagventil und ein Kapilar, welches am höchsten Punkt der Anlage bei Unterdruck im Kreislaufsystem das Wasser in die Tonne zurück laufen lässt (s. Zeichnung). Hier hilft der Fachhandel gerne weiter. Und der wichtigste Tipp zum Schluss: Immer etwas Gaffa-Band in der Hosentasche haben.

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Cannabis Psychoaktive Substanzen

Zu Besuch bei THC-Pharm

HanfBlatt Nr. 102

Hier wird das THC gemacht

Im beschaulichen Frankfurter Stadtteil Oberrad am Main, wo Gartenbaubetriebe die Kräuter für „Grüne Soße“ sprießen lassen, feiert ein außergewöhnliches mittelständisches Unternehmen sein 10jähriges Bestehen: Die THC-Pharm (The Health Concept) GmbH. Fünf befreundete Gesellschafter hatten das Unternehmen 1996 aus einer Patienteninitiative heraus gegründet um Schwerkranken, insbesondere als austherapiert geltenden Schmerzpatienten Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) auf legale Weise verfügbar zu machen. Durch die Änderung des Betäubungsmittelgesetzes (BtmG) im Jahre 1998 wurde es Ärzten möglich Delta-9-THC als Medikament zu verschreiben. Im gleichen Jahr konnte Christian Steup, der Hauschemiker von THC-Pharm, erstmals in einer Apotheke Delta-9-THC als Rezeptursubstanz herstellen. Dank anhaltendem Engagement und guter Öffentlichkeitsarbeit, der Geschäftsführer Holger Rönitz arbeitete einst als Sprecher für Greenpeace, hat THC-Pharm heute 17 MitarbeiterInnen, macht einen Umsatz im Millionenbereich und versorgt durch den Großhandel über etwa 2000 Apotheken mehrere Tausend Patienten mit Medikamenten auf Hanfbasis.

Dronabinol Packung

Das mittlerweile zu bemerkenswerten 99,5% reine Delta-9-THC, das hier in Oberrad im Labor teilsynthetisch hergestellt wird, wird unter dem Namen „Dronabinol“ als Rezeptursubstanz vertrieben. Als Ausgangsmaterial für die Synthese wird in Hessen biologisch angebauter Hanf zugelassener Faserhanfsorten verwendet. Die getrockneten Blütenstände inklusive Samen und Stengeln werden mit einem lipophilen Lösungsmittel extrahiert. Aus diesem Extrakt wird als weiße kristallinische Substanz Cannabidiol (CBD) abgeschieden. Die Ausbeute liegt dabei bezogen auf das allerdings relativ kostengünstige Ausgangsmaterial im Promillebereich. Das CBD wird nun auf chemischem Wege mittels Isomerisierung in das bei Zimmertemperatur feste und im Idealfall wasserklare Delta-9-THC umgewandelt.

Es muss vor Zersetzung im Kontakt mit der Luft geschützt werden. Deshalb wird es im erwärmten Zustand auf Spritzen aufgezogen und zur Sicherheit im dunklen Kühlschrank aufbewahrt. So ist es relativ lange haltbar. Durch Luftkontakt verfärbt es sich an der Kontaktfläche erst rosaviolett, dann hin zu braun. Bei der Zersetzung entsteht das in reinem Zustand als weiße Kristalle dem CBD optisch ähnliche Cannabinol (CBN). CBN weist keine nennenswerte mit dem Delta-9-THC vergleichbare Psychoaktivität mehr auf, wurde aber in Zusammenhang mit leicht unangenehmen Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen gebracht. Interessanterweise ist das Delta-9-THC auch in äthanolischer Lösung luftabgeschlossen aufbewahrt ohne allzu große Verluste lange haltbar. Wird es jedoch in Ölen gelöst, beschränkt sich die Haltbarkeit auf einige Monate bei schließlich vollständiger Zersetzung.

Man mag sich fragen, warum THC-Pharm diesen kompliziert anmutenden Weg zur Gewinnung des nach allen bisherigen Kenntnissen mit Abstand bedeutenden Hanfwirkstoffes, dem Delta-9-THC, geht. Dieses erklärt sich aus der komplizierten Rechtslage unter den Bedingungen des real existierenden BtmGs. Das gestattet den Anbau THC-reichen Hanfes nämlich allenfalls für wissenschaftliche Zwecke, nicht jedoch zur Herstellung pharmazeutischer Präparate. Nebenbei bemerkt, wäre die Gewinnung reinen Delta-9-THCs aus an diesem reichen Hanf, wie er beispielsweise für pharmazeutische Zwecke staatlich kontrolliert in den Niederlanden angebaut wird, bei der dortigen Preislage gegenwärtig nicht wesentlich günstiger. In der Schweiz ist gar nur die Verwendung vollsynthetischen Delta-9-THC`s (wie im US-Präparat „Marinol“) gestattet.
Immer wieder wird kritisch ins Feld geführt, warum man nicht einfach einen standardisierten Extrakt aus psychoaktivem Delta-9-THC-reichem Hanf mit dem gesamten Spektrum der Inhaltsstoffe herstellt. Dies hat neben den erwähnten rechtlichen Gründen noch den, dass die meisten wissenschaftlichen Studien im medizinischen Bereich mit der Reinsubstanz erfolgt sind. Diese wird auch für das Gros der erwünschten Wirkungen verantwortlich gemacht. Die Dronabinol-Patienten legen in erster Linie wert auf ein legal verschriebenes Präparat zur Linderung ihres Leids und sind nicht unbedingt genussmittelerfahren und so vielleicht auf Hanf fixiert. In Zukunft wäre sicherlich ein breiteres Spektrum an Präparaten wünschenswert.
Ein weiterer die Vermarktung erschwerender Punkt ist, dass nur den Apothekern die Weiterverarbeitung des Delta-9-THCs zu pharmazeutischen Präparaten für den Endverbraucher gestattet ist. Aus diesem Grunde verschickt THC-Pharm seit 2003 Dronabinol-Sets an die Apotheker, die diesen erlauben, den Wirkstoff mit Kakaobutter zu verschmelzen und in Kapseln zu füllen, ihn in Öle (wie Sesamöl) einzubringen oder aufgelöst in 97%igem Alkohol zu einem Inhalat zu verarbeiten. Das bringt zwar den Apotheker im klassischen Sinne wieder auf Trab und gewährt ein frisches Präparat, erhöht aber die Kosten für die Endabgabe erheblich.

Für den Patienten ist der Weg zum Dronabinol immer noch kompliziert. Leider ist es THC-Pharm auf Grund des BtmGs nämlich nicht gestattet potentielle Patienten über das medizinische Potential von Delta-9-THC direkt zu informieren. Wer meint, sein Leiden könne eventuell durch Delta-9-THC gelindert werden, sollte sich deshalb an den Arzt seines Vertrauens wenden, denn nur Ärzte und Apotheker können entsprechendes Material anfordern. Sie sollten sich nicht scheuen, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen, zumal THC-Pharm über ein umfangreiches gut sortiertes Archiv verfügt und obendrein seine Homepage laufend mit Daten wissenschaftlicher Studien aktualisiert.

Die Hauptindikationen, bei denen Delta-9-THC auf Grund seiner entspannenden, entkrampfenden, schmerzlindernden, appetitanregenden, übelkeitvertreibenden etc. Wirkungen zur Anwendung gelangt, sind schwerwiegende Krankheitsbilder, wie Spastiken, Querschnittslähmung, neuropathische Schmerzen und Tumorkachexie. Weitere Indikationsfelder sind der Einsatz als Anti-Emetikum bei der Tumortherapie (hier nur über wenige Tage), bei therapieresistenten Schmerzen, auch in Co-Medikation mit Opioiden, bei MS, bei Dystonien und Tourette-Syndrom. Unter anderem bei ALS, COPD, Parkinson und Alzheimer scheint es Potentiale zu geben. Durch die Entdeckung des körpereigenen Cannabinoid-Systems haben sich hier ganz neue wissenschaftliche Perspektiven eröffnet.
Bei regelmäßiger Medikation muss ein Patient, der Dronabinol-Zubereitungen über seinen Arzt per Btm-Rezept verschrieben und von seinem Apotheker zubereitet bekommt, mit monatlichen Kosten von 200-500 Euro rechnen. Theoretisch sollten die Krankenkassen diese Kosten im Einzelfall in den erwähnten schweren Krankheitsfällen übernehmen. Hierfür gibt es aber leider immer noch keine verbindliche Regelung, so dass in der Praxis immer noch mehr als die Hälfte der Patienten die Kosten selbst tragen müssen. Generell würden die Kosten deutlich sinken, wenn sich die in vielen Fällen sinnvolle Anwendung von Delta-9-THC als wertvolles Medikament auf breiterer Ebene durchsetzen würde und auch Fertigpräparate ausgeliefert werden könnten. Dann ist allerdings zu vermuten, dass sich auch größere weniger enthusiastische Unternehmen für diesen Markt interessieren werden.

Dronabinol ist zweifellos das wichtigste Produkt von THC-Pharm. Gelegentlich bestellen Apotheker auch CBD, um es allein oder in Kombination mit Dronabinol einzusetzen. Selbst kaum psychoaktiv, soll es das Wirkspektrum von Delta-9-THC variieren können. Eine medizinisch hochinteressante Substanz ist das im Kolben glasartig erstarrte vollsynthetisch hergestellte Propyl-delta-9-THC (THCV), das mir der Chemiker zeigt. Es wurde verschiedentlich aus Rauschhanfproben isoliert und stand einst fälschlich im Ruf eines Super-THCs. Jetzt hat man herausgefunden, dass es als starker Antagonist für das körpereigene Cannabinoid Anandamid (nicht aber für THC!) wirkt. Ein anderes für die Forschung attraktives synthetisches Cannabinoid ist das Heptyl-delta-9-THC. Eine einzige Dosis soll bis zu einer Woche lang wirken können.

Ein Standbein jüngeren Datums in der Firmengeschichte ist die Synthese von möglichst reinen Researchchemikalien für wissenschaftliche Forschungsarbeiten und als Referenzsubstanzen für die Analysen der Landeskriminalämter. Bei den Btm-Substanzen sind extrem hohe Auflagen der Bundesopiumstelle zu erfüllen. Dementsprechend ist der dick gepanzerte Tresorraum des Labors von THC-Pharm a la Fort Knox mit Bewegungsmeldern und einem direktem Draht zur lokalen Polizei gesichert. Hier glitzern hinter Türen, die sich für den neugierigen Journalisten wie einst „Sesam“ öffnen, in Erlenmeyerkolben fluffig rosig Lysergid-Kriställchen und schimmern schneeweiße DMT- und gräulich-weiße Psilocybin-Kristalle in kleinen Glasphiolen. Allein der Anblick hat schon was. Einen sinnvollen Einsatz dieser Steinchen der Weisen bei einer entspannteren Gesetzgebung kann man sich da für die Zukunft nur wünschen.

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Homepage: www.thc-pharm.de

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Cannabis Reisen

Hanf im Reisfeld

HanfBlatt, Nr. 65, Mai/Juni 2000

Hanf im Reisfeld

Marihuana rauchen bringt auch in Vietnam mächtig Spaß – selbst wenn das Kraut nicht wirkt

Die Propellermaschine durchstößt brummelnd den grauen, vietnamesischen Himmel. Unter uns liegt Saigon, vor uns der Urlaub an der Küste von Vietnam. Seit Tagen ist Whiskey fester Bestandteil unserer Ernährung – natürlich nur, um den Magen resistent gegen die ungewohnte Schmarotzer zu machen. So sitzen mein Freund und ich genauso duhn wie degeneriert im wackelnden Flieger der Vietnam Airlines. Liegt es daran, dass sich bei mir alles dreht? Auf alle Fälle wundert mich mal wieder diese merkwürdige Erfindung des rechten Winkels: Häuser, Felder, Strassen – von oben sehen Landschaft und Leben so wohlgeordnet aus. Wo die Natur unbeackert ihrem Dasein nachgeht, wird es runder. Am Boden mäandernde Flüsse, an Bord rosa Damen, die hier Stewardessen von Beruf werden. In den Reihen vor mir nur schwarze Pilze, die wie die asiatischen Beatles auf Tour aus den Kopfstützen wachsen. Ein Fallschirmsprung wäre jetzt geil: Unsere Jungs da unten vor den Schlitzaugen in Sicherheit bringen. Missing in Action VI. Raushauen aus ihren Wasserkäfigen und dann Richtung Kambodscha durchschlagen. Ich beruhige mich wieder von meinem Military-TV-Overdrive. Lieber mal an Jasmin-Blüten denken. Aber neben mir saust der Propeller, zerschneidet Blüte um Blüte. Was ist mit dem Wiskey an Bord? Die Nachschubroute scheint vermint. Egal, O-Saft von rosa Plüschhasen bringt es auch. Ich hoffe sehr, dass diese Gewänder keine Erotikneurosen symbolisieren. Schade, die Wirkung des Alkohols lässt nach. Landung.

küste bei nha trang

Flugabwehrgeschütze am Rollfeld und eine Stadt fast ohne Langnasen, wie die Vietnamesen die hellhäutigen Erdbewohner nennen. An der Strandpromenade wird der Tourismus geprobt: Coca Cola, Langnese, Kioske, Massagen, Maniküre, aber Marihuana? Kein Stress, wir sind ja im Urlaub. Wir ziehen in eine kleine Herberge an der Promenade. Leicht verfallen, die Zimmer muffeln. Ist das der Geruch des asiatischen Sozialismus? Wie auch immer, die Menschen sind neugierig und freundlich. „Where do you come from?“, „How old are you?“ und „What is your Name?“, werden für die nächsten Tage die Einführungssätze in Gespräche, die sich 10 bis 15 mal am Tag wiederholen.

Es wird Abend und damit leider kühl. Am Strand hat es sich eine Gruppe von fünf Typen trotzdem im Kreis gemütlich gemacht. Mein kontaktfreudiger Freund steuert auf die Männer zu und es beginnt ein Austausch von englischen Brocken. Ich sitze etwas schüchtern daneben. Der Koch aus unserem Etablissement gesellt sich dazu und nach ein paar Schlücken eines vietnamesischen Extremalkohols wird die Runde lockerer. Zeichensprache hilft, ein Typ mit Baseballmütze führt Taschenspielertricks vor. Irgendwie biegen wir das Gespräch in Richtung Rauschhanf. „Marihuana, you know, for smoking“, sagt mein Freund, spitzt die Lippen und deutet tiefe Inhalationszüge an. Die Jungs lachen, was in Asien bekanntlich gar nix heisst. „Heroin?“, fragt einer und wir schütteln entgeistert den Kopf. „No, Marihuana!“, antworten wir. Einem der Männer geht ein Licht auf, „Ahh, Malihuana…“, ruft er und redet auf seine Freunde ein. Plötzlich grinsen alle wissend. „No have“, sagt der Eine, bietet sich aber an welches zu besorgen. Wir sind kurz unsicher, denn das geht ja fast zu glatt. Gleich am ersten Abend sollten wir auf die sprudelnde Quelle der lokalen Psychoköstlichkeiten gestoßen sein? Und was ist, wenn der Typ nicht mit Hanf, sondern Haftbefehl zurück kommt? Egal, wir sind heiß.

Ohne ein gewisses Vertrauen in die Menschen lebt es sich verkehrt und unsere Männer vom Strand wirken einfach sympathisch. Der freundliche Vietnamese dampft mit seinem Moped los, während wir fröhlich weiterquatschen. Geld wollte er nicht haben, er verspricht uns beste Ware für umgerechnet 15 Mark. Zwei Stunden später schlurfen wir zurück ins Hotel. Der Koch schließt hinter uns das Tor zu – von dem Gras keine Spur. Das ist uns mittlerweile auch egal, wir haben uns trotzdem mit den Jungs zum Fußball verabredet. Von riesigen Joints träumend reisst mich das Telefon auf dem Nachttisch aus dem Nickerchen. „Your Cigarettes are here“, sagt eine Stimme zu mir. Schlaftrunken stolpere ich ans Hoteltor, vor dem der Vietnamese mit seinen Freunden lächelnd steht. Etwas spät für einen gemeinsamen Joint vertrösten wir uns auf den nächsten Tag. Ich bedanke mich für die Aktion bei ihm und falle zurück in die Heia.

Das Tageslicht enthüllt das ganze Desaster: Das Kraut, welches sich in dem Beutel befindet, überhaupt mit dem wohlklingenden Namen „Marihuana“ zu beschönigen, wäre eine Beleidigung für jeden berauschenden Hanf in der Welt. Zwar handelt es sich um weibliche Blütenstände, diese hängen aber traurig und in ihrer Mickrigkeit völlig vertrocknet an dünnen Stengelchen. Der Haufen verblüfft durch einen dezenten Braunton, von Harz keine Spur. Die Geruchsprobe lässt auf eine unabsichtliche Fermentierung schließen. Aus den Hüllkapseln rieseln immerhin Samen. Um gar nicht erst in postkoloniale Pöbeleien zu verfallen machen wir die Probe aufs Exempel. Die mitgelieferten Blättchen sind so dick wie Zeitungspapier und natürlich ohne Klebefläche. Die daraus gebastelte Tüte gleicht einem männlichen Geschlechtsorgan nach drei Tagen Daueraufenthalt in der Badewanne. Der Geschmack ist ohne Charakter und erinnert schwer an „Deutsche Hecke“ Jahre vor 1994. Eine erheiternde Stimmung setzt nach dem Genuss des Joints ein, aber das hat definitiv nichts mit dem Gras zu tun. Wir amüsieren uns vielmehr über uns selbst und das Knistern der unzähligen Samen. Und komischerweise ist uns klar, dass wir hier nicht übers Ohr gehauen wurden, sondern das dies die normale vietnamesische Qualität darstellt.

Über den Genuss und die medizinische Anwendung von Marihuana in Vietnam ist wenig bekannt. Es wird aber vermutet, dass im Zuge der chinesischen Herrschaft über das Land auch der Hanf Einzug in die Kultur und die Medizin des Landes gehalten hat. Die chinesische Han-Dynastie eroberte schon rund 100 Jahre vor Christus weite Teile Asiens und auch das heutige Vietnam. Kaum ein Volk war so vielseitig in der Nutzung der Hanfpflanze wie die Chinesen: Hanf diente schon vor der Einverleibung Vietnams seit mindestens zwei Jahrtausenden (sic!) als Nahrung, zur Produktion von Seilen, Kleidung und Fischernetzen und zur Gesundung des Körpergeistes. Im heutigen Vietnam ist der Cannabis-Konsum unter Jugendlichen durchaus verbreitet. Ein Bericht im Auftrag der Europäischen Union spricht (eher anekdotisch) von „jungen Menschen, die in den öffentlichen Parks von Hanoi Cannabis rauchen und Mahjong spielen“. Das klingt doch nett! Der Report spricht weiter von „kleinen Läden“, in denen eine Zigarettenschachtel voll Cannabis für einen halben Dollar zu kaufen ist. Wir haben jedenfalls einen recht unkomplizierten und unglorifizierenden Umgang der Jugend mit Marihuana erlebt. Was nicht heißen, soll, dass die Polizei dem Treiben arglos zusieht. Wer mit Cannabis erwischt wird, sieht zumindest einer saftigen Geldstrafe entgegen, vom durchaus möglichen Aufenthalt im Gefängnis mal ganz abgesehen.

Glaubt man den spärlichen Informationen ist Vietnam in erster Linie Transit-Land für einen regen Verkehr mit Drogen aller Art. Im benachbarten Kambodscha wird Hanf in großer Menge angebaut – allein 1996 wurden weltweit 56 Tonnen Cannabis konfisziert, die aus Kambodscha stammten. Tatsächlich stammt das zweite Beutelchen Gras, welches wir erstehen, aus Kambodscha, aber dazu später mehr. Die Probleme mit Cannabis konsumierenden Jugendlichen werden von der vietnamesischen Regierung selbst als gering eingestuft. Kein Wunder, konzentriert man sich doch im „Kampf gegen die Drogen“ in erster Linie auf Opium und Heroin. Vietnam fungiert auch hier als Transitstrecke: Die lange Küste des Landes, das verwirrenden Mekong-Delta mit seinen rund 25 Tausend Fischerbooten und die grüne Grenze zu Kambodscha machen eine Kontrolle des Warenaustausches nahezu unmöglich. Über die seit 1991 offene Grenze zu China soll sich ebenfalls ein bunter Handel mit Produkten aller Art etabliert haben. Anfang der 90er Jahre kam zudem ans Licht, dass hohe Polizeibeamte und Militärs am Geschäft mit Heroin kräftig mitverdient hatten. Bis Ende der 80er Jahre hatte die Regierung (in guter sozialistische Tradition) bestritten, überhaupt drogennutzende Einwohner zu haben. Heute sieht das anders aus: 1996 sollen schon 240 Tausend Menschen heroinabhängig gewesen sein. Das Problem ist virulent: Über der Eingangstür zur örtlichen Diskothek hängt ein großes Schild mit dem Aufdruck „No Heroin please“ und in den Stadt stehen Schilder, die mit an die Volksgesundheit appellieren.

schilder in nha trang

Nach dem dem Frühstück schwingen wir uns aufs Moped und fahren aus der Stadt heraus. Kurz darauf landen wir auf der N1, der Nationalstrasse des Landes. Hier fließt der gesamte Verkehr des Landes von Norden nach Süden und zurück. Alte sowjetische LKWs, Hühnertransporte, Busse, Mopeds, Fahrräder und Fußgänger teilen sich die schmale Straße. Armut herrscht abseits der Vorzeigestrassen der Stadt. Wellblechhütten, die Kinder spielen und leben fröhlich im Dreck. Ein zähes Volk tut sich auf, zum Teil noch körperlich durch den Krieg mit den USA und den Agent Orange-Einsatz gezeichnet. Verkrüppelte Beine, Arme, ein deformiertes Rückgrat bei einem vielleicht achtjährigen Kind, ein Kropf am Hals eines alten Mannes. Um den Irrsinn des Krieges zu ertragen, rauchten sich die US-Soldaten reichlich mit Marihuana dicht, kaum ein Amerikaner, der den Vietnam-Krieg ohne „Dope“ überstand. Der Heroinkonsum soll allerdings auch beträchtlich gewesen sein und hat amßgeblich zu seiner späteren Ausbreitung beigetragen. Offiziell starben zwischen 1964 und 1975 58.183 amerikanische Krieger. Süd-Vietnam hatte 223.748 Tote zu beklagen, für Nord-Vietnam wird die Zahl auf über eine Million geschätzt. 10 Prozent der Zivilbevölkerung (rund vier Millionen Menschen) starben, die meisten bei den Bombardements der US-Truppen im Norden des Landes.

Angesichts dieses, erst 25 Jahre zurückliegenden Krieges, verwundert es schon, dass die Jugend die westlichen Konsumgüter ohne Vorbehalte in ihre Lebenswelt integriert hat. Ob Nike-Baseballmützen und Turnschuhe, Levis-Jeans oder Fast-Food-Ketten. Fernseher und Touristenstrom bringen die heilsversprechende Nachricht von Coca Cola und MTV in das entfernteste Bergdorf. Und ob die sich gerne im Dreck wälzende Traveller-Kultur eine besseren Eindruck der westlichen Kulturerrungenschaften hinterlässt, wird selbst von den Einheimischen bestritten. Aber ob Traveller oder Tourist – jeder Reisende ist Medium dieser Nachricht und damit Teil eines Problems, welches mit den soziologischen Begriffen vom „gravierenden Wertewandel in traditionellen Gesellschaften“ nur unzureichend beschrieben ist.

Unsere Freunde vom Strand haben uns als verträgliche Menschen und wohl auch gute Einnahmequelle schätzen gelernt. Ein paar Tage später besorgen sie uns ein Beutelchen Gras, welches aus Kambodscha stammen soll. Um es kurz zu machen: Auch dieses Killergras lässt uns höchstens müde werden, die Wirkung von Tabak und Marihuana sind nicht eindeutig aus einander zu halten. Zwar sieht es etwas besser aus als die erste Ladung, Geruch und Geschmack sind aber wieder vollkommen indifferent. Aber irgendwie bringt es trotzdem Spaß kiffend auf dem Balkon zu sitzen und durch Palmen aufs südchinesische Meer zu schauen. Im Urlaub in fernen Ländern ist das Bewusstsein eh schon so sensibilisiert und von taufrischen Eindrücken umschmeichelt, dass schon der Qualm einer Sportzigarette den letzten Schubser ins Reich der Wohlfühligkeit gibt.

kinder

Kurz vor Ende unseres Aufenthalts in der Stadt finden wir eher zufällig heraus, aus welcher Quelle die Beutelchen mit dem Gras stammten. Ich will der Information kaum trauen, versuche es aber trotzdem: Am Straßenrand steht einer kleiner Stand auf Rädern, Zigaretten und Tabak werden verkauft. Hinter dem Wägelchen liegt eine Oma und schläft. Ich warte bis sie die Augen aufschlägt, dann frage ich nach Marihuana. Sie lacht, greift unter ihren Stand und zieht eine Plastiktüte hervor. In dieser warten viele Beutelchen auf Kundschaft. Nachdem ich ihr das Geld überreicht habe, legt sie sich wieder schlafen.