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Viel THC, aber auch Pilze im Coffee-Shop Cannabis

Hanfblatt, Nr. 106

Viel THC, aber auch Pilze im Coffee-Shop Cannabis

Wissenschaftler der Universität Leiden in den Niederlanden haben Cannabiskraut aus zehn zufällig ausgewählten Coffee-Shops mit zwei Sorten verglichen, die in Apotheken auf Rezept zu erwerben sind.

Zusätzlich wurde eine Sorte einer nicht-offiziellen Initiative für medizinischen Cannabis untersucht. Bei allen elf „halblegalen“ Proben lag der THC-Gehalt in einer Spanne zwischen 11,7 und 19,1 % (Prozentgehalt des Trockengewichtes des Pflanzenmaterials). Der THC-Gehalt der Apotheken-Sorten fiel ebenfalls in diesen Bereich: die Sorte Bedrocan (16,5 % THC) fand sich im mittleren Bereich, während die Sorte Bedrobinol (12,2 % THC) am unteren Ende der Spanne lag.

Neben THC und THCA wurden während der Analyse der Cannabinoid-Zusammensetzung der Proben auch andere Cannabinoide berücksichtigt. Allerdings wurden keine größeren Unterschiede zwischen den Coffee-Shop-Proben beobachtet. Der Autor der Studie, Arno Hazekamp, vermutet, dass dies das Ergebnis von Jahrzehnten der Kreuzung und Selektion von viel THC produzierenden Cannabissorten ist. Hazekamp: „Dieser Prozess hat die Variabilität zwischen den Cannabissorten verringert, mit einer geringfügigen Ausnahme für ihren THC-Gehalt.“

Ein zweites wichtiges Ergebnis der Studie: Alle (sic!) Proben aus den Coffee-Shops enthielten Kontaminationskonzentrationen für Bakterien oder Schimmelpilze oberhalb der Grenzwerte, die im Europäischen Arzneibuches für Präparate zur Inhalation vorgegeben sind. Einige der gefundenen Mikroben können Gifte bilden, die beim Rauchen von Cannabis nicht vollständig zerstört werden. Vor allem Personen mit einem bereits beeinträchtigten Immunsystem, beispielsweise AIDS- oder Krebs-Patienten, können solche Mikroben und Gifte gefährlich werden. Das Vorkommen potenziell gefährlicher Pilze auf nicht legal gezüchteten Cannabis ist wiederholt beschrieben worden, einige diese Pilze gelten als Quelle für neurologische Toxizität oder Infektionen. Die zwei Apothekenprodukte wiesen eine konsistente Stärke auf, potenziell gesundheitsschädliche Verunreinigungen fehlten.

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Psychoaktive Substanzen Specials

Pilze. Ein Special.

HanfBlatt, November 2004

SPASS ATTACKS

Die Invasion der lachenden Pilze

Auf dem Planeten Erde wurden bis dato etwa 1700 Atombomben gezündet, einige davon überirdisch, Atompilze, mit der tausendfachen Sprengkraft von Hiroshima. Ist das lustig? Wohl kaum. Aber Politiker, die für dergleichen verantwortlich sind (,und für noch viel mehr,) erdreisten sich, spezielle Inhaltsstoffe zahlreicher frei und unvorhersagbar in der Natur spriessender Pilze zu verbieten und deren KonsumentInnen damit in die Kriminalität zu drängen. Dabei können diese „Lachenden Pilze“, wie eine Art im Japanischen genannt wird, bei ihren KonsumentInnen nicht nur Lachstürme über die Absurdität des Seins und Glücksgefühle in tiefer Verbundenheit mit dem Körper, sich selbst, der Schönheit und Energie des Natürlichen und Frohsinn im Vorstoß zu den Urgründen der Gemütlichkeit, hervorrufen, sondern auch tiefe persönliche Erfahrungen bis ins poppende spirituelle Mark hinein (erschütternd) katalysieren. In dieser Hinsicht stehen sie dem Lysergsäurediäthylamid nicht nach, auch wenn sie nur gerade mal halb solange wirken, sehr ähnlich, aber doch irgendwie ganz anders. Pilze

Pilze, die die Wirkstoffe Psilocybin und Psilocin enthalten, erfreuen sich eines außerordentlich guten Rufes. Ihr Konsum erlebt seit einigen Jahren einen enormen Boom. Vielleicht handelt es sich mittlerweile um die verbreitetste psychedelische Droge noch vor dem halbsynthetischen LSD. Pilze stehen für Natur. Viele KonsumentInnen entwickeln zu ihnen eine ganz persönliche Beziehung. Es ist schwer zuoft Pilze zu nehmen. Sie weisen selbst ein individuelles Limit. Man merkt, wann erst einmal wieder genug ist. Psychisch unvorbereitet eingenommene Pilze sind nicht unbedingt ein gelungener Partygag. Sind Cannabisspeisen schon bedenklich, weil schwer einzuschätzen und nicht für jederman gleichermaßen gut verträglich, kann eine ahnungslos verspachtelte Pilz(über)dosis zu einem Horrortrip mit panischen Ängsten werden und aus Verzweiflung im Krankenhaus enden, dem denkbar ungünstigsten Ort für den Ausklang einer danebengegangenen Seelenreise.

Psilocybin
Psilocybin

Körperlich sind Psiloc(yb)inpilze im allgemeinen gut verträglich. Es kann bei einigen Leuten zu Magenbeschwerden und Übelkeit kommen. In Einzelfällen wurde auch von Kreislaufproblemen berichtet. Man kann aber davon ausgehen, daß von den richtig identifizierten gängigen Psilos (, wie sie liebvoll genannt werden,) selbst in höheren Dosierungen keine gesundheitlichen Risiken für den Körper ausgehen. Die verspeisten Mengen wildgewachsener Pilze sind üblicherweise so gering, daß selbst Umweltschadstoffe kaum zur Geltung kommen dürften. Der Rahmen für die Einnahme der Psilos muß stimmen. In Mexiko werden sie rituell in Heilungszeremonien unter Anleitung einer Schamanin oder eines Schamanen eingenommen. Das sollte uns zu denken geben. Ungestörter Freiraum mit Selbstentfaltungsmöglichkeiten, freundliche natürliche Umgebung bei gutem Wetter, vertraute erfahrene Freunde usw. sind eine gute Basis für eine Pilzreise, auf der sich die Seele öffnen soll. Dann klappt´s nicht nur mit dem Nachbarn, dann kommt vielleicht auch der Spaß nicht zu kurz.

Allseits bekannt ist mittlerweile das alljährliche herbstliche Erscheinen der kleinen Spitzkegeligen Kahlköpfe (botanisch Psilocybe semilanceata) auf unseren Wiesen und Weiden. Selbst an städtischen Strassenrändern, auf Heuballen, an Bundeswehrschießbahnen und dergleichen mehr wurden sie gesichtet und gesammelt, versteht sich von selbst. Typischerweise aber sondiert der meist städtische Pilzjäger vom Auto aus das Terrain, während er im Schleichtempo durch wenig befahrene Seitenwege in der stadtnahen ländlichen Provinz tuckert. Diese Wiese, etwas geschützt am Waldesrand mit kurzem, teils verrottendem und büschelweise wachsendem Gras, leicht uneben, von friedlichen Kühen oder gar Pferden beweidet, ja, die könnte in Frage kommen. Einmal als spitzkegelhöffig entdeckte Biotope werden dann regelmäßig wieder aufgesucht, bis die Grundstücksbesitzer an jeder Seite der Koppel Verbotsschilder anbringen. So erging es zumindest einer beschaulichen verschachtelten stadtnahen Weide, der Heimstatt eines neugierigen Pferdes. Sie wurde Anfang der Achtziger Jahre, beim Besuch zweier an ihrem Rande gedeihender Hanfpflanzen mit einem grüneheckeguerillagrowenden Freund durch Zufall entdeckt und erlebte im nächsten Jahr, durch Mund zu Mund-Propaganda in der Vorstadt populär geworden und zum Volkspilzsammelplatz aufgestiegen, ihren Count down. Dabei hatten wir längst ein paar Feldwege weiter rund um einen Pfadfindergrillplatz eine bei weitem ergiebigere Wiese entdeckt. Und in Zukunft radelten wir mit eingezogenen Köpfen an dem gutbesuchten Ausflugsziel vorbei, auf daß uns keiner erkenne und etwa heimlich die Verfolgung aufnehme. Denn es ist ein Geschenk, eine besondere Ehre, wenn Dir jemand seine ganz spezielle Wiese zeigt. Aber man weiß ja nur zu gut, daß sowas gern mit gierigen Füssen getreten wird.

Wer einmal ausgiebig Spitzkegelige Kahlköpfe gemeinsam mit einem erfahrenen „Fachmann“ gesammelt hat, wird keine allzu großen Schwierigkeiten mehr bei der Identifikation dieser charakteristischen Zipfelmützen haben. Alle Pilze, bei denen auch nur der leiseste Zweifel an ihrer Identität besteht, werden selbstverständlich verworfen. Die spitzkegeligen Kahlköpfe gelten als relativ gleichbleibend hochpotent. Kleine Pilze sollen etwas potenter sein als die größeren. Bei Analysen getrockneter Pilze wurden Psilocybingehalte um die 1% ermittelt. Da Psilocybin verhältnismäßig beständig ist, lassen sich die Pilze getrocknet, luft- und lichtabgeschlossen zu 1 Gramm-Päckchen verpackt und tiefgefroren ohne allzu großen Wirkungsverlust bis zur nächsten Sammelsaison aufbewahren. Auf nüchternen Magen genommen ist eine Dosis von 0,2 bis 0,4 Gramm der getrockneten Pilze bereits emotional spürbar. Ab einer Dosis von etwa 1 Gramm werden die Effekte bereits recht intensiv und „farbig“. 2 bis 3 Gramm gelten als volle Dosis.

Darüberhinausgehend kann der Trip recht anstrengend werden. Die Kahlköpfe enthalten noch andere dem Psilocybin nahestehende Substanzen, wie Baeocystin und Norbaeocystin, die wahrscheinlich an ihrer spezifischen Wirkung beteiligt sind. Psilocybe semilanceata ist der wahre „King of the Koppel“. Aber paß auf, er kann dich zum „Fool on the Hill“ machen. Ein weiterer kleiner „Psilo“ unserer Grünflächen ist der Panaeolus subalteatus, zu deutsch Dunkelrandiger Düngerling. Sein Wirkstoffgehalt ist vergleichsweise gering. Die Vermutung, er würde „auch törnen“, führt bisweilen dazu, daß Laiensammler alle möglichen ähnlichen Düngerlinge oder irgendwie glockenförmig wachsenden Kleinpilze einsammeln und womöglich auch noch schlucken. Da empfiehlt das Männlein aus dem Walde: Finger weg, es lohnt sich nicht, Übelkeit und dergleichen zu riskieren, wenn man von Pilzen (noch) keine Ahnung hat. Andererseits steht der „Dunkelrandige“ im Ruf ruhiger und noch erotisierender als die durchgeknallten Kahlköppe zu wirken. Dosierungen ab 2,7 Gramm getrocknet auf leeren Magen sollen für einen entsprechenden Törn notwendig sein.

„MEXIKANISCHE PILZE“!

Psilocybin
Psilocybin

Mittlerweile werden auf manchen Goa-Openair-Parties psiloc(yb)in-haltige Pilze offen angeboten. Außerhalb dieser „Temporär Autonomen Zonen“ ist man auf Grund der unklaren Rechtslage noch nicht ganz so mutig wie in den Niederlanden. Der Inhaber des Amsterdamer Smartdrugshops „Conscious Dreams“ wagten es im Sommer 1994 als erstes, offen über den Ladentisch, gezüchtete Psiloc(yb)inpilze vom Typ Psilocybe cubensis zu verkaufen. Die Polizei ließ nicht lange auf sich warten. Die Sache ging vor Gericht. Dort wie hier sind die nahezu identisch wirkenden Inhaltsstoffe der Pilze Psilocin und Psilocybin nach dem Opium- bzw. Betäubungsmittelgesetz verboten, nicht aber ausdrücklich die Pilze. Dem Gerichtsurteil zufolge, werde der Wirkstoffgehalt der Pilze aber erst durch Trocknen so hoch konzentriert (, nämlich etwa um den Faktor 10 gegenüber frischen Pilzen), daß es sich um eine verbotene Ware handle. Prompt wurden nur noch die frischen Pilze verkauft. Gerade Freitags herrschte Hochbetrieb im Laden. Dezente braune Papiertüten beherbergten eine gute Portion von 30 Gramm frischen Psilocybe cubensis zu 25 Gulden, auf daß es ein beschwingtes Wochenende würde. Die auf Touristen orientierten Headshops der Amsterdamer Innenstadt zogen nach. Sie boten allen Unkenrufen zum Trotz getrocknete Pilze an. Ein unglaublicher Boom setzte ein. Mittlerweile hat fast jede holländische Kleinstadt Shops, bei denen ethnobotanische Kräuter und energetisierende Aminosäurepräparate im Vergleich zum Pilzumsatz eher eine untergeordnete Rolle spielen. Viele Leute kamen auf die Idee sich selbst zu versorgen. So nahmen zahlreiche Growshops Pilzzuchtzubehör mit in ihr Programm auf. Es entstanden auch ausschließlich auf Pilzzuchtzubehör spezialisierte Läden. Ungeduldige können sich dann die frischen und mittlerweile auch wieder die getrockneten Pilze gleich mitnehmen. In der Schweiz hat es nun vor kurzem ein Gerichtsurteil gegeben, demnach dort Psilos in keiner Form illegal seien. Ja, in der Schweiz, in der Schweiz, tausche Psilos gegen Nazi-Gold. Traut man sich dagegen in der BRD aus Angst vor der Konfrontation mit den Justizbehörden (noch?) nicht die Pilze selbst zu verkaufen, so handeln doch zahlreiche deutsche Growshops und Händler ethnobotanischer Spezialitäten bereits mit dem entsprechenden Zubehör und schon von Mycel durchwachsenen Anzuchtboxen, bei denen nicht mehr ganz so viel schief gehen kann. Der Anbau von Psilos ist nämlich nicht gerade einfach und muß unter kontrollierten hygienischen Bedingungen erfolgen.

PSILOCYBIN

Die für die Zucht beliebteste, in subtropischen und tropischen Gebieten der ganzen Welt auf Rinder- und Büffelkacke gedeihende (und zum Beispiel Thailand-Reisenden von den Inseln Koh Samui und Koh Phangan bekannte) Art ist die oben erwähnte Psilocybe cubensis (früher auch Stropharia cubensis genannt). Obwohl die hier gehandelten Pilze dieser Art so gut wie nie aus der freien Wildbahn, geschweige denn aus Mexiko stammen, sondern praktisch immer laborartig gezüchtet wurden, werden sie häufig als „mexikanische“ angepriesen und verkauft. Sie hatten lange Zeit den Ruf besonders potent zu sein. Dies stimmt jedoch so nicht. Ihr Wirkstoffgehalt kann starken Schwankungen unterworfen sein, selbst von Pilz zu Pilz. Es gibt diverse Zuchtlinien. Die meisten sind nicht allzu potent. Auch liegt ein Teil der Wirkstoffe als leicht zerfallendes Psilocin vor. Das bedeutet meist einen deutlichen Potenzverlust durch Trocknung und Lagerung. Wer die erforderlichen hygienischen Voraussetzungen einer Cubensis-Zucht meistert, kann große Mengen dieser zu ziemlichen Größen heranspriessenden Pilze ernten. Sie dominieren deshalb den Markt, zumal sie auch geschmacklich und magentechnisch als recht verträglich gelten. Cubensis wird üblicherweise höher dosiert als die Kahlköpfe. In den Niederlanden gelten 3 Gramm getrocknete, entsprechend etwa 30 Gramm frischen Pilzen als eine gute Dosis. 5 bis 6,5 Gramm der getrockneten „Superburschis“ sollen für einen extremen Abflug garantieren.

„HAWAIIANISCHE PILZE!“

Psilocin
Psilocin

Eine weitere gezüchtete Pilzart ist seit einiger Zeit in den Niederlanden recht beliebt: Panaeolus cyanescens, früher auch Copelandia cyanescens genannt. Es handelt sich um eine kleine blauende Pilzart vom Typ der Düngerlinge, deren natürliches Verbreitungsgebiet sich keineswegs nur auf Hawaii beschränkt, sondern über weite Gebiete der Tropen und Subtropen erstreckt und mit dem des Cubensis überschneidet. Auf Bali wurde sie Touristen in psychedelischen Omelettes serviert. Sie gilt als besonders potent, was nicht unbedingt von allen veröffentlichten Analysen bestätigt wird. In den Niederlanden werden 20 Gramm der frischen Pilze als volle Dosis veranschlagt, für die dann meist dasselbe wie für das 30 Gramm-Cubensis-Äquivalent bezahlt werden muss. Immer neue teilweise in der Natur sehr seltene Arten erobern das Herz der Züchter. Zum letzten Schrei gehört die aus den USA stammende Psilocybe azurescens. In einzelnen Exemplaren wurden laut einer aktuellen Analyse ein Wirkstoffgehalt von insgesamt über 2 % auf die Trockenmasse ermittelt. Dies würde die obigen Sorten im Schnitt um mindestens das Doppelte übertreffen. Die Amis nennen sie „Flying Saucers“, „Fliegende Untertassen“. Vielleicht wird der Tag, an dem Du sie nimmst, „der Tag, an dem sie Kontakt aufnahmen“.
PSILOCIN

Gibt es eine einfach zu ziehende, fast von selbst, womöglich noch auf Holzspänen im eigenen Garten spriessende und reichlich fruchtende Art, die den Laborgezüchteten auch in der Potenz nicht allzusehr nachsteht? Naja, wer so fragt… Natürlich, die gibt es! Gestatten, Psilocybe cyanescens (, früher auch Hypholoma cyanescens genannt). Sie gedeiht gut auf allem möglichen verwesenden pflanzlichen Material, zum Beispiel an Flußufern und selbst auf früheren Müllhalden oder auf Holzstückchen in Rhododendronparks. Möglicherweise wurde sie irgendwann einmal aus den USA eingeschleppt. Sie kann praktisch guerillaartig an unauffällige Standorte in der Natur verbracht werden. Aber ein kleiner Dämpfer muß sein: Pilze sind schwer berechenbar, ihr Wachstum von vielen Umweltfaktoren abhängig, so daß es sein kann, daß vielleicht in einem Jahr fast überhaupt keine, in einem anderen Jahr Unmengen Pilze aus dem Boden schiessen. Vielleicht geht das Mycel (,der faserige unterirdische Teil, der den eigentlichen „Pilz“ darstellt,) auf Grund irgendwelcher Bedingungen zu Grunde oder der Wirkstoffgehalt der als Fruchtkörper sich aus dem Mycel entwickelnden Pilze ist plötzlich nur verschwindend gering. Je kontrollierter die Bedingungen ausfallen unter denen Mycel und Pilze wachsen, desto abschätzbarer und vor allem steigerbarer werden sowohl Potenz als auch möglicher Ertrag. Aber es kann gerade im Freien vieles dazwischen kommen. Das weiß auch jeder, der regelmässig einen bestimmten Pilzstandort in der Natur aufsucht. Bei den „Psilocyanos“ erweist sich auch, wie abhängig der Wirkstoffgehalt von der gewählten Sorte ist. Spezielle aus den USA stammende Zuchtsorten sollen zu den stärksten Psilos überhaupt gehören. 1 Gramm dieser getrockneten Powerpakete entspräche etwa 5 bis 6 Gramm durchschnittlicher Psilocybe cubensis! Wildwachsende einheimische Psilocyanos fallen, so sie denn überhaupt mal in der freien Flur entdeckt werden, lange nicht so extrem aus. Wie problematisch es sein kann, bestimmte wildwachsende Psilos von ihren unwirksamen oder gar toxischen Verwandten zu unterscheiden, zeigt die recht seltene, sich aber bei uns immer weiter in Richtung Westen ausbreitende, potente Art Inocybe aeruginascens, von der vor nicht allzu langer Zeit voller Begeisterung die Rede war, da ein Trip mit ihr aufgrund eines zusätzlichen Wirkstoffes („Aeruginascin“) von einer besonders euphorischen Note geprägt sein sollte. Sie ähnelt leider einer Reihe anderer giftiger Inocyben, die selbst vom Fachmann nur schwer zu unterscheiden sind. Wer also kein unnötiges Risko eingehen will, sollte sich sowieso generell vor und nach dem Sammeln ausführlich in der Fachliteratur informieren und sich von Kennern beraten lassen. Besser isses.

AZ

P.S.
Anne Stephanos vom Zauberpilzblog hat mich auf eine schöne Ergänzung zum Artikel aufmerksam gemacht. Sie weist darauf hin: „Hauptsächlich überliefert ist der Gebrauch psychogener Pilze von Mittel- und Südamerikanischen Schamanen. Für diese indigenen Kulturen waren die Zauberpilze das „Fleisch der Götter“ und eine hochheilige Angelegenheit – man berauschte sich damit nicht zu hedonistischen Zwecken wie heute junge Menschen im Westen. Die Sakraldroge wurde gezielt eingesetzt, um Visionen oder Heilungen zu ermöglichen.“ Quelle: http://zauberpilzblog.net/blog/2016/10/24/kulturgeschichte-psychogener-pilze-zusammenfassung-bisheriger-forschung/  Wer regelmäßig mehr über Zauberpilze erfahren möchte, dem kann ich Annes Blog nur ans Herz legen.

 

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Drogenpolitik Interviews Psychoaktive Substanzen

Interview mit Roger Liggenstorfer

Pilzmänchen und Freiheitskappen

Interview mit Roger Liggenstorfer zum Thema Psilos

In den letzten Jahren hat sich die Einnahme von psiloc(yb)inhaltigen Pilzen zu einem Phänomen entwickelt, bei dem nicht mehr von einem vorübergehenden Hype gesprochen werden kann. Pilze sind wahrscheinlich noch vor LSD das am häufigsten gebrauchte Psychedelikum unserer Breiten. In den Niederlanden stellen sie die umsatzstärkste Basis eines jeden sogenannten „Smartshops“ dar, von denen es allein in Amsterdam etwa 50 Stück gibt. Diverse professionell gezüchtete Sorten sind dort frisch und getrocknet im Angebot. In Deutschland konnte man bis vor kurzem Anzuchtmaterialien kaufen bis hin zu mit Mycelien durchwachsenen Boxen, in denen die Pilze nur noch zur Fruktifizierung gebracht werden müssen. Vom Versandhandel, der in den einschlägigen Zeitschriften oder im Internet inserierte, liessen sich ausserdem sogenannte „Duftkissen“ oder „Raumaromatisierer“ bestellen, die einige Gramm der getrockneten Pilze enthalten. So hoffte man den Strafverfolgungsbehörden ein Schnippchen zu schlagen, denn die Wirkstoffe der Pilze sind wie auch in den Niederlanden explizit dem Betäubungsmittelgesetz (BtmG) unterstellt. Natürlich darf man die Behältnisse nicht öffnen oder gar den Inhalt verspeisen, denn das verstosse gegen das Gesetz, aber jeder weiss, wozu die relativ teuren Dinger wirklich gut sind. Manch ein Headshop oder ethnobotanischer Spezialitätenhändler (Smart-Shop) in den Städten liess die einträglichen Pilze in dieser Aufmachung über oder unter dem Ladentisch seinem erlauchten Kundenkreis zukommen. Aber im Grunde herrscht eine grosse Rechtsunsicherheit, was im Umgang mit den „Psilos“ oder „Zauberpilzen“ denn nun wirklich legal ist, und was mit Bestrafung bedroht wird. Mit einer von der Rot-Grünen Regierung durchgesetzten BtmG-Änderung wurden die „Psilos“ nun mit Wirkung zum 1.Juli 2001 entgültig „verboten“ und Ihre Freunde der Strafverfolgung anheimgestellt.

Als einer der wenigen Verleger geistbewegender Schriften zum Thema psychoaktiver Pflanzen und Substanzen ist Roger Liggenstorfer vom Nachtschatten Verlag über Stadt und Land allen Fraggles wohlbekannt. Er hat sich eingehend mit den Pilzen beschäftigt und plant die Veröffentlichung eines neuen Buches dazu. Also freuen wir uns ihm ein paar Fragen zum Thema stellen zu dürfen.

HB: Woher kommt deine Liebe zu den Psiloc(yb)inpilzen?

RL: Diese Symbiose mit den Pilzen hat bei mir schon früh angefangen: In den Siebziger Jahren, als ich anfing psychoaktive Substanzen zu konsumieren, war die Auswahl noch relativ klein, nebst Haschisch/Gras gab es hauptsächlich LSD und vereinzelt Pilze. Die ersten Pilze wurden dazumal noch von Wales/England importiert. Ich hatte das Glück, dass ich damals als Marktfahrer in der Schweiz von einem Pilzmännchen aus England besucht wurde, der einen riesigen Sack voll getrockneter ‚Spitzkegeliger Kahlköpfe‘ bei sich hatte. Wir probierten die natürlich gleich aus – und der Marktschirm flog fast davon, so high waren wir. Durch diese nun in grösserem Rahmen auftauchenden ‚Liberty Caps‘ mutmaßte man, dass diese Pilze eigentlich auch hierzulande wachsen könnten. Und sie wurden dann tatsächlich zahlreich gefunden – hauptsächlich in den Jurahöhen, die wiederum ‚Freiberge‘ heissen. Macht auch Sinn: Liberty Caps auf den Freibergen!

HB: Es gibt bereits einige wertvolle Bücher über Psilos, an deren Publikation du zum Teil maßgeblich beteiligt warst. Wie bist du auf die Idee gekommen, ein weiteres Buch zum Thema Psilos zu machen?

RL: Die Idee zu diesem Buch kam mir als ich im Zusammenhang mit Gerichtsfällen in der Schweiz auf ein Rechtsgutachten aufmerksam wurde, das im Namen des Bundesamtes für Gesundheit bei einem bekannten Juristen in Auftrag gegeben wurde. Dieses Gutachten beschreibt auf eindrückliche juristische Weise, dass a) getrocknete Pilze kein Präparat im Sinne des BTM sind (ein Präparat ist es erst im Sinne des BTM, wenn die Inhaltstoffe extrahiert werden), und b) diese psilocybinhaltigen Pilze nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, wohl aber unter das Lebensmittelgesetz. Da sie aber als Lebensmittel nicht deklariert sind, kann bei einem nachgewiesenen Handel eine Strafe diesem Gesetz entspechend ausgesprochen werden, das aber weitaus humaner ist als eben das Betäubungsmittelgesetz. Dieses Gutachten inspirierte mich ein Buch mit dem Titel ‚Legalitätsbetrachtungen zu psilocybinhaltigen Pilzen‘ herauszugeben.

Wie weit ist dieses Buch gediehen?

Zuerst wollte ich nur dieses ’nackte‘ Gutachten (dessen Abdruckbewilligung ich vom Bundesamt für Gesundheit ausdrücklich bekam) herausgeben, mit einem kleinen Vorwort meinerseits. Dann dachte ich, wenn schon so ein Buch, dann sollten noch weitere Aspekte drin enthalten sein, so u.a. eine Legalitätsbetrachtung aus naturwissenschaftlicher Sicht (die Jochen Gartz beisteuert), aus einer kulturhistorischen/evolutionären Sicht und weitere Aspekte. Leider hatte ich mir da etwas zu viel vorgenommen, und dann blieb das Buch ‚auf der Strecke‘ liegen und viele andere Arbeiten haben mich überhäuft. Nun sind wir, ein Jurist der mir dabei noch hilft, dabei, das Buch fertigzustellen und hoffe, dass die Erscheinung noch dieses Jahr erfolgen wird.

HB: In welchen Kontexten werden Psilos genommen?

RL: Ursprünglich wurden die Pilze in einem schamanistischen/heilenden Kontext (siehe Maria Sabina) eingenommen. Heute werden sie hauptsächlich zum Spass, aber auch zur Selbsterkenntnis (die ja auch Spass machen kann!) verwendet. Als Partydroge sind die Pilze nicht wirklich geeignet, wenn überhaupt, dann in kleineren Dosierungen. Um einen wirlich intensiven Trip zu erleben, um eine Begegnug mit dem Pilzgott (oder der Pilzgöttin) zu erlangen, sollte man sich gut darauf vorbereiten und eine Umgebung wählen, in der man ungestört seine Reise durchleben kann. Vorteilhaft ist natürlich ein Platz in der Natur, da wohl keine andere Substanz eine so starke Symbiose Mensch-Natur erzeugen kann und ein Bewusstsein für unsere ‚Umwelt‘ wie auch für unsere ‚Innenwelt‘ entwickeln kann.

HB: Wo liegen die Risiken bei der Einnahme von Psiloc(yb)inpilzen?

Wie oben bereits beschrieben, ist es enorm wichtig sich Zeit zu nehmen und sich vorgängig Gedanken zu machen, wieso man diesen Pilztrip will (Set & Setting). Und genau hier liegen die Risiken: Schlechte Vorbereitung, Einflüsse von Aussen an die man nicht gedacht hat, selbst einen Haufen ungelöster Probleme in sich usw. können einen Pilztrip ins Gegenteil verwandeln – und plötzlich liegt man völlig verstört am Boden, weiss nicht mehr was oben und unten ist, was das alles soll – und die Kontrolle geht verloren und man wünscht sich, der Trip würde endlich aufhören. Und dies kann nicht der Sinn sein. Schön ist es, wenn man nach dem Pilztrip sagen kann: Wow, war das geil, das hätte ich nie gedacht, dass es so was Schönes gibt. Weil nach einer solchen Erfahrung ist man auch nicht gleich wieder geil auf den nächsten Trip: Zuerst verarbeiten, integrieren – und sich dann auf den nächsten Trip wieder freuen!

HB: Wer sollte keine Psilos zu sich nehmen?

RL: Wer psychisch labil ist, in einer persönlichen Krise steckt, sonst „viel um die Ohren hat“, sollte vorsichtig sein im Umgang mit (allen) psychoaktiven Substanzen. Auf keinen Fall sollte jemand, der unsicher ist, alleine auf einen Pilztrip gehen. Angst ist auch eine ganz schlechte Voraussetzung, dies heisst aber nicht, dass der nötige Respekt vor den Pilzen fehlen darf. Nicht jede (legale oder illegalisierte) Substanz ist für jede Person geeignet – das muss schlussendlich jede/r selbst herausfinden, ob und welche Substanzen für ihn/sie verträglich sind. Und dann gibt es bekanntlich auch noch einschlägige Literatur um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Unser Verlagsmotto heisst schliesslich nicht umsonst: Mehr Wissen – mehr Spass!

HB: Wie geht man in der Schweiz mit den Pilzen um? Wird der Genuß dieser putzigen kleinen Gesellen in der Öffentlichkeit wahrgenommen oder diskutiert? Wie sieht man ihn im Verhältnis zu anderen Genussmitteln, wie´z.B. Hanf?

RL: Zur Zeit haben Pilze in der Schweiz noch ein sogenanntes Schattendasein. Sie werden zwar wahrgenommen, zur Saison im Herbst gibt es dementsprechende Zeitungsartikel, in den Medien werden sie hauptsächlich positiv und auch mit dem den Pilzen typischen Schalk umschrieben. Sie werden eher als weiche Droge beschrieben, stärker als der Hanf, aber trotzdem weitaus weniger gefährlich als viele andere Substanzen. Und es herrscht natürlich hinsichtlich der Legalität eine grosse Unsicherheit. Ähnliche Diskussionen wie die neueste Betäubungsmittelverordnung in Deutschland sind hierzulande auch im Gange, das BAG (Bundesamt für Gesundheit) ist etwas in diese Richtung am Vorbereiten. Andererseits stehen wir in der Schweiz vor einer Revision des Betäubungsmittelgesetzes, bei der weiche Substanzen eigentlich eher liberalisiert werden sollten. Und es wäre ja Blödsinn pur, in einer Zeit der Liberalisierung nun eine weiche Substanz wie die Pilze auf den Index zu setzen – dies würde bekanntlicherweise wiederum ganz andere prohibitionsbedingte Probleme erzeugen.

HB: Was ist dir über den verschiedentlich postulierten traditionellen Gebrauch in der Schweiz z.B. unter Almhirten bekannt?

RL: Ein richtig traditioneller Gebrauch ist nicht bekannt. Es ist nicht erwiesen, dass die alten Eidgenossen dank der Pilze diese Schlauheit erlangten um sich von den Vögten zu befreien – aber ausgeschlossen ist es auch nicht. Sergius Golowin berichtet von Nachfahren alpenländischer Nomaden, die Kenntnisse von Pilzen haben, die aber sehr zurückhaltend sind mit Informationen. Aus anderen Quellen ist zu erfahren, dass Pilzkreise in den 60er und 70er Jahren im Berner Oberland in einem stark rituellen Kontext stattfanden (mit Schwitzhütten, Fasten, Gebeten, Räucherungen etc.). In der Neuzeit werden wieder vermehrt Pilz-Kreisrituale, wie ich sie im Buch ‚Maria Sabina‘ beschrieben habe, abgehalten.

HB: Was hälst Du von einem Psilotourismus? Man kennt ihn ja von vielen Orten auf der ganzen Welt. RL: Den gab es natürlich schon seit man von Pilzen weiss. Dieser Tourismus dürfte aber im Zuge der zunehmenden Verbote wieder steigen.

B: Wie wird sich der Umgang mit Psiloc(yb)inpilzen entwickeln?

RL: Ich denke, dass der Irrsinn mit dem Verbot psychoaktiver Pflanzen einmal ein Ende haben wird. Es ist die einzige Chance, uns und unseren Planeten zu retten. Hirnvitamine, wie sie Albert Hofmann auch nennt, sind genau so wichtig für unser Bewusstsein wie Mineralien, Vitamine und Spurenelemente für unseren Körper. Und Substanzen, die unser Bewusstsein verändern, waren schon immer ein evolutionärer Motor, d.h. Drogen haben schon immer gesellschaftliche Entwicklungen eingeleitet. Und so wie Kaffee das Industriezeitalter miteingeläutet hat, die psychedelischen Drogen wie LSD, Pilze etc. die Flower Power-Zeit ausgelöst und damit auch die spirituelle Auseinandersetzung beeinflusst haben, werden Drogen auch – oder erst recht – in Zukunft eine grosse Bedeutung haben. Hanf wird nach und nach wieder normalisiert, als nächstes werden die Pilze drankommen bis hin zu einer integrierten Rauschkultur – dass wir davon noch weit weg sind, ist mir bewusst, aber es ist wie gesagt, der einzige Weg um die Spaltung Geist/Materie durchbrechen zu können und wieder den Einklang mit uns und dadurch mit unserer (Um)-Welt zu erreichen.