Anmerkungen zur Beleuchtung
Ohne Licht keine Photosynthese, kein Pflanzenwachstum und auch kein Hanf. Zu Beginn aller gärtnerischen Aktivitäten wägt die Bäuerin deshalb ab, welche Lichtquellen sie zu nutzen gedenkt. Wenn alle anderen Bedingungen optimal sind (ausreichende Versorgung mit Kohlendioxid, Wasser und Nährstoffen bei günstigen Temperaturen und fehlenden Schädlingen), setzt nur noch die verfügbare Menge an Licht dem Wachstum seine Grenzen. Hanf kann benötigt vor allem Licht im blauen und im roten Bereich des Spektrums. Rötliches Licht wird während der Blüte mehr genutzt, bläuliches Licht mehr während der Phase des Blattwachstums. Dies gilt es bei der Wahl der Lichtquelle(n) zu bedenken. Wichtiger noch ist die Gesamtmenge des verfügbaren Lichtes.
Die Lichtquelle der ersten Wahl ist natürlich die Sonne. In unseren Breiten sind die Lichtverhältnisse im Sommer von Norden nach Süden zunehmend für eine ganze Reihe von passablen Aussensorten gut. Es könnte also dank Sonne praktisch überall ein Pflänzlein stehen. Leider lassen Wetter- und Lichtverhältnisse gerade in den Blütemonaten September und Oktober oft zu wünschen übrig. Pflanzerinnen nutzen hier die geschützten Verhältnisse, die Fensterbretter, Balkone oder Gewächshäuser bieten, leiten durch künstliche Abdunkelung eine vorzeitige Blüte in den sonnigsten Monaten ein oder setzen zusätzlich Lampen ein, um die Beleuchtunszeit auf die gewünschte Länge auszudehnen oder das Tageslicht zu verstärken. Reflektierende Wände oder bessere Ausnutzung des Lichteinfalls durch Bewegen der Pflanzen in mobilen Pflanzbehältnissen gehören zu den kleinen Tricks der Sonnenanbeterinnen.
Wem die Sonne nicht genügt, sich einen anständigen Vorrat zuzulegen, oder wer gerne exotische Spezialitäten relativ unabhängig von Aussenverhältnissen zu jeder Jahreszeit und mit maximalen Erträgen ziehen will, stellt sich schnell die Lampenfrage. Dabei sind zwei Überlegungen von besonderer Bedeutung:
1. Wie hoch sind Anschaffungskosten und laufende Kosten (Stromverbrauch) im Verhältnis zur Lichtleistung?
2. Wofür ist welche Lampe am besten geeignet?
Normale GLÜHBIRNEN mit ihrem Schwerpunkt im äußersten Rotbereich des Lichtspektrums und hoher Wärmeabstrahlung (90%) werden wegen ihrer geringen Lichtleistung pro Watt (als Maßeinheit für den Stromverbrauch) von ernsthaften Pflanzerinnen nicht benutzt. Auch die sogenannten „Pflanzlichtlampen“, die durch einen speziellen Überzug (zum Beispiel Neodyn) ein ausgewogeneres bläulicheres Licht liefern, taugen nichts. Ihre Lichtleistung ist durch den Filtereffekt des Überzugs sogar noch geringer. Manchmal werden sie zum Wärmen des Bodens beim Keimen oder bei Stecklingen eingesetzt. Wenn sie genutzt werden, dann werden Birnen mit höherer Wattzahl bevorzugt. WOLFRAMHALOGENLAMPEN sind auch nicht besser.
Auch QUECKSILBERDAMPFLAMPEN, wie frau sie vielleicht als Aquariumsbeleuchtung kennt, sind für die Pflanzenzucht nicht sonderlich geeignet, da sie in der Regel nicht allzuviel Licht im für Pflanzen schlecht nutzbaren Bereich des Spektrums liefern. Es soll einige wenige Birnen mit einem günstigeren Spektrum geben. Auch diese werden sehr heiß, bestrahlen nur eine kleine Fläche und sind nicht besonders effizient. Wenn, dann werden Birnen mit integriertem Reflektorüberzug bevorzugt und als Strahler installiert, um natürliches Licht zu verstärken oder die Tageslichtperiode künstlich zu verlängern.
Quecksilberdampflampen benötigen einen passenden Starter oder Transformator, im Englischen auch Ballast genannt.
NIEDRIGDRUCKNATRIUMLAMPEN (auch LPS- oder Low Pressure Sodium-Lampen) werden manchmal als Ergänzung zu Tageslicht, Neonröhren oder Metallhalogenidlampen (Mhs) montiert. Sie sind zwar sehr effektiv, liefern aber fast nur Licht in einem schmalen gelborangen Streifen des Spektrums. Sie sind deshalb alleine nicht für das Pflanzenwachstum geeignet. Die Pflanzen würden ausgeilen (dünn und spiddelig hochschiessen). Interessant, daß ihre Helligkeit bis zum Totalausfall nach etwa 18.000 Stunden Brenndauer nicht nachläßt. Zur Lampe gehören ein Ballast und eine Halterung, die genau zueinander passen müssen. Die Birne enthält brennbares und ätzendes Natrium!
LEUCHTSTOFF- oder NEONRÖHREN waren in den Siebzigerjahren die meistgenutzte künstliche Lichtquelle. Einige Röhren produzieren ein Lichtspektrum ähnlich der Sonne. Da ihr Licht nicht konzentriert und ihre Effizienz mit um die 30 % (Lichtenergie vom Gesamtverbrauch) nicht hoch genug ist, werden sie heute meist nur noch benutzt, um Stecklinge oder Keimlinge vorzuziehen. Ihr kühles diffuses Licht und ihre geringe Wärmeabstrahlung machen sie hierfür besonders geeignet. Auch Männchen zur Pollengewinnung zwecks Kreuzung zur Samenproduktion läßt frau, da es hier nicht auf Masse ankommt, schon mal unter Röhren spriessen. Um das Licht von Neonröhren voll auszunutzen, müssen sie sehr nahe an die Pflanzen gebracht werden (etwa 5 bis 10 cm). Steht nur wenig Raum zur Verfügung, werden manchmal Anlagen mit Röhren installiert, um viele kleine Pflanzen nebeneinander sehr früh zur Blüte zu bringen, die „IKEA-Bord-Methode“. Da Hanf für ein gesundes Blütenwachstum mindestens die doppelte Lichtmenge dessen benötigt, was für das Blattwachstum noch ausreichend gewesen sein mag, neigen unter Röhren gezogene Blüten, auch wenn die Potenz nicht unbedingt darunter leiden muß, generell dazu, langsamer zu wachsen und dünner auszufallen. Röhrentypen, die mehr Licht abstrahlen (HO-High Output oder VHO-Very High Output) verbrauchen im Verhältnis noch mehr Strom als normale Röhren. Ihr Vorteil ist das konzentriertere Licht. Speziell für Pflanzenwachstum vorgesehene Röhrentypen (GroLux, Agro und dergleichen) liefern zwar ein etwas ausgewogeneres aber dafür im Verhältnis zum Stromverbrauch deutlich weniger Licht!
Üblicherweise werden warm-weisse (rosaweisse) mit kalt-weissen (bläulichweisen) Röhren kombiniert. Meist werden Röhren mit einer Mindestlänge von 120 cm gewählt. Zu den Röhren gehören passende Fassungen mit den entsprechenden meist integrierten Transformatoren und am besten eingebauten Reflektoren. Da die kompletten Halterungen bis zu etwa zehn Jahren halten, können sie auch gebraucht genutzt werden. Standardröhren haben bei täglich 18 Stunden Leuchtzeit eine Lebensdauer von bis zu zweieinhalb Jahren, VHO-Röhren nur etwa die Hälfte. Die Intensität läßt mit der Zeit nach. Nach Ablauf von maximal dreivierteln ihrer angegebenen Lebenserwartung werden sie ausgewechselt. Flackernde Röhren gehen definitiv ihrem Ende zu. Wie bei allen Lampeninstallationen sollte frau sich gerade auch bei Röhren Gedanken über die Aufhängemöglichkeiten machen.
Neonröhren sind relativ preisgünstig in der Anschaffung. Das gilt noch mehr für die kreisförmigen Neonröhren mit integriertem Starter, die sich in normale Lampenfassungen schrauben lassen. Diese Teile werden manchmal bevorzugt mit höchstmöglicher Wattzahl und warmweiß als zusätzliche Lichtquelle angebracht. Ihre Effizienz ist allerdings nicht sonderlich hoch.
METALLHALOGENID-LAMPEN (MHs) und HOCHDRUCKNATRIUMDAMPFLAMPEN (HPS-High Pressure Sodiums) sind die mit Abstand effizientesten künstlichen Lichtquellen und haben sich in den Achtziger Jahren nicht nur bei holländischen Tomatenzüchtern sondern auch bei Hänflingen durchgesetzt. Sie strahlen von einem Punkt intensives und relativ weit reichendes Licht aus.
.Das Licht der MHs ist blauweiß und ähnelt dem Sonnenlicht. MHs setzen etwa 40 % der Stromenergie in Licht um. SUPER-MHs produzieren noch etwa 25 % mehr Licht und sind etwas teurer. Phosphorüberzogene MHs geben ein diffuseres Licht und weniger UV-Strahlung ab und sind deshalb für die Augen etwas weniger bedenklich. Ihre Lichtleistung ist allerdings vermindert. HPS leuchten mehr gelb-rosa ähnlich der Spätsommersonne und sind noch effizienter. Auf Grund der verschiedenen Spektren werden MHs bevorzugt für das Blattwachstum, also die vegetative Phase und HPS für die Blüte eingesetzt. Da meist für die verschiedenen Phasen getrennte Räumlichkeiten eingerichtet werden, stellt dies kein sonderliches Problem dar. Nicht selten werden beide Lampentypen miteinander kombiniert.
MHs bieten für das System, daß mit einer Lampe auskommen soll, das hellste und ausgewogenste Licht für ALLE Wachstumsstadien.
HPS sind für Keimlinge und Stecklinge weniger geeignet, da diese unter dem einseitig rötlichen Licht dazu neigen sich dem Licht zu stark zuzustrecken. Die Blüte unter solch einer Lampe kann aber kompakter werden und fällt wohl auch oft etwas reichlicher aus (bis zu 20%). Die Blütedauer verlängert sich bis zu einer Woche.
HPS-Lampen haben sich den Ruf erworben, die sichersten, effizientesten und letztlich preisgünstigsten Lampen zu sein. Übrigens ziehen sie wegen ihrem geringen Blauanteil kaum Nachtinsekten an, was im Sommer in offenen Anlagen (zum Beispiel Gewächshäusern) von Vorteil sein kann.
Die SON-T-Agro wird von Einigen als eine HPS-Birne gepriesen, die bei erhöhtem Blauanteil und gleichzeitig leicht erhöhter Gesamtlichtabstrahlung für alle Wachstumsphasen geeignet sei.
MHs und HPS werden bei täglich etwa 18 Stunden Betriebszeit alle 12 bis 18 Monate durch neue Birnen ersetzt. HPS-Birnen halten etwa ein Drittel länger als MHs. Die Lampen benötigen mehrere Minuten Anlauf, bis sie richtig hell werden. Ein leichtes Flackern während der Betriebszeit ist normal. Werden die Lampen gelöscht, können sie erst nach einer bis zu 15minütigen Erholungsphase wieder anspringen. Da dies an der Lebensdauer der Lampen zehrt, sollten sie nicht mehr als einmal am Tag gestartet werden. Es empfiehlt sich ein passendes Zeitschaltrelais.
Beim Erwerb der Birnen wird darauf geachtet, daß zu jeder Birne die passende Fassung oder Armatur und der richtige Transformator oder Ballast (, der übrigens während des Betriebs ein mehr oder weniger summendes Geräusch macht,) erstanden werden müssen. MHs und HPS benötigen verschiedene Transformatoren und Fassungen. Das gilt auch für Birnen mit unterschiedlicher Wattzahl!
Höherwattige Anlagen bis zu 1000 Watt sind im Verhältnis preisgünstiger. Aber im Kleinen und für eine gleichmässigere Ausleuchtung (bei Nutzung der sich überlappenden Lichtkegel) sind 400 Watt-Anlagen in Europa zur Zeit am beliebtesten. Eine 400-Watt-Anlage sollte für ein bis einandhalb Quadratmeter Beleuchtungsfläche ausreichen.
Beim Lampenkauf muß auch an passende Reflektoren gedacht werden. Die waagerechte Ausrichtung der Birnen mit umfassenden Reflektoren gilt als die Technik, die das zur Verfügung stehende Licht am umfassendsten auf die Pflanzen richtet. 20 bis 45 % mehr Licht soll so die Pflanzen erreichen als bei senkrecht in großen runden trichterförmigen Reflektoren aufgehängten Birnen. Für die horizontale Aufhängung dürfen im Falle der MH-Birnen nur hierfür geeignete Birnen (HOR) verwendet werden! MH-Birnen werden ansonsten senkrecht aufgehängt. Falsch ausgerichtete Birnen können durchbrennen. HPS-Birnen können in jeder Position eingeschaltet werden.
Beim Kauf von Lampen sollte unbedingt darauf geachtet werden, daß sie fabrikneu sind, und nicht aus Beschlagnahmeaktionen der niederländischen Polizei mit anschliessender Versteigerung oder Diebstählen stammen. Frau weiß in diesem Falle einfach nicht, wie lange das Ganze schon in Betrieb war.
Vor der Aufhängung wird auch darauf geachtet, daß entsprechende Möglichkeiten vorhanden sind. In der Armatur integrierte Transformatoren erhöhen das Aufhängegewicht erheblich und bedeuten eine zusätzliche Hitzequelle.
Für eine gleichmäßigere Beleuchtung und um Schattierungen zu vermeiden, spielt nicht nur die Pflanzenanordnung und die Nähe zum Licht eine Rolle. Es können auch Systeme installiert werden, die die Lichtquelle über den Pflanzen linear oder kreisförmig bewegen.
Im Pflanzraum werden außerdem reflektierende Anstriche oder dergleichen gewählt, um die Lichtausnutzung zusätzlich zu erhöhen.
Mit der Entscheidung für eine Lichtanlage beginnt meist erst die Investitionsspirale. Ventilation, Klimaanlage, Kohlendioxidzufuhr und so weiter, alles schreit nach Verbesserung. Ein nicht ganz billiges „Hobby“.
Wer genau weiß, was sie will kann sich die gewünschten Lampen unter Pseudonym im Lampenfachhandel aus Katalogen ordern. Für den Kleinkunden sollte die hoffentlich fachkundige Beratung im Growshop um die Ecke bei der Entscheidungsfindung und allen auftauchenden Fragen die kundigste Hilfe sein.
Und nicht zuletzt nochmal ein paar Sicherheitsregeln:
-Die gesamte Anlage darf in keinem Fall mit Feuchtigkeit in Kontakt kommen oder auch nur kommen können! Kurzschluß-, Brand- und Explosionsgefahr!
-Alle elektrischen Kabel und Geräte müssen kurzschluß- und stromschlagsicher verlegt sein!
-Die Sicherungssysteme müssen den Belastungen durch eine Anlage gewachsen sein!
-Es muß für eine gute Wärmeableitung an Lampe und Ballast gesorgt sein. Der Ballast sollte einen Griff haben, um seine Position eventuell unproblematischer verändern zu können.
-MH- oder HPS-Lampe niemals anfassen, auch nicht mit einem Tuch, solange sie noch heiß ist! Explosionsgefahr.
-Nie am Lampensystem arbeiten, solange es an den Stromkreislauf angeschlossen ist!
-Ausrangierte Lampen (insbesondere MH und HPS) sind Sondermüll! Ihre Inhaltsstoffe sind giftig, teilweise brennbar und explosiv! Am besten zur Entsorgung dort wieder abgeben, wo sie herkommen.
-Benutzte Lampen so wenig wie möglich bewegen! Sie sind stoßempfindlich und können leicht kaputt gehen.
-Wird eine Lampe beschädigt, muß sie sofort ausgeschaltet, abkühlen gelassen und vorsichtig entsorgt werden
-Haut und vor allem Augen durch Schutzgläser (keine modische Plastiksonnenbrille!) vor den UV-Strahlen schützen, die von den MH- und HPS-Lampen ausgestrahlt werden. Der Pflanzenraum ist kein Wohnraum! Nie ohne Schutz direkt in brennende MH- und HPS-Lampen sehen!
STROMVERBRAUCH
Strom wird, wenn er nicht durch einen kostspieligen, lauten und abgasintensiven Diesel-Generator oder ökologisch akzeptablere private Energiequellen geliefert wird, vom örtlichen Elektrizitätzwerk zu Preisen pro Kilo(=1000)wattstunde (kW/h) verkauft.
Eine simple Rechnung gibt eine Ahnung von den zu erwartenden Stromkosten:
Wattzahl der Birne (der Transformator verbraucht nur wenige Watt) mal Stunden täglicher Betriebsdauer ergibt den täglichen Stromverbrauch.
Eine 400 Watt-Lampe, die 50 Tage lang täglich 18 Stunden brennt (Blattwachstumsphase), und dann 50 Tage lang täglich 12 Stunden (Blütephase), verbraucht demnach insgesamt 400 x 18 x 50 plus 400 x 12 x 50 = 560.000 Watt beziehungsweise 560 kW . Dies multipliziert mit dem örtlichen (Atom-) Strompreis pro kW/h ergibt die zu kalkulierenden Stromkosten (allein für diese eine Lampe) für einen typischen Zyklus.