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Cannabis Psychoaktive Substanzen

Was Drogentests leisten

HanfBlatt, Juni/Juli 2004

Testlabor: Urin, Schweiß und Tränen

Wie gut weisen Chemo-Schnüffler den Konsum von Drogen nach? Wir wollten es genauer wissen und prüften drei handelsübliche Tests.

So recht will es keiner zugeben, aber der Genuss illegaler Drogen ist in Deutschland weit verbreitet. Haschisch und Marihuana werden von den meisten Menschen unter 30 schon gar nicht mehr zu den Drogen gezählt, mehr noch, in einigen Großstädten ist Marokk so normal wie Becks-Bier. Das Lebensgefühl der 90er, mit der symbolträchtigen Love Parade, ist ohne das Berücksichtigen von Ecstasy nur unzureichend beschreibbar, und wer nur ein wenig Erfahrung hat, der sieht aus den gegerbten Party-Fressen, die uns aus Society-Magazinen entgegen lachen, das starre Lachen des Kokain sprechen. Trotz der Mühen der Prohibitions-Armee aus Therapeuten und Politikern ist Deutschland im Dauerrausch.
Das große Tabu heißt: Drogen machen Spaß. Da sind die Spaßbremsen nicht weit, und Betriebe, Polizei und besorgte Eltern suchen nach Möglichkeiten der Substanzrecherche. So erleben Drogentests eine Konjunktur. Wo diese Tests früher aufwendig und kostspielig waren, drängen nun immer mehr Hersteller auf den Markt, die mit erschwingbaren Produkten auf den Endverbraucher zielen. In wie weit sind diese Tests in der Lage Cannabis- oder Ecstasy nachzuweisen? Wir haben den heroischen Praxis-Test durchgeführt und zwei Produkte genauer angeschaut.

Die Firma Diagnostik-Nord hatten wir auch getestet, man bat uns aber, den Test nicht zu veröffentlichten.

Pot-Parcour

Um es den Fabrikaten nicht zu einfach zu machen und eine alltagsnahe Umgebung zu schaffen hatte unser sehr freiwillige Proband genau 72 Stunden (drei Tage) vor dem Test einen Tabakjoint mit rund einem halben Gramm Haschisch geraucht. Der Mann war kein Abstinenzler, aber auch kein Dauerkiffer, damit wollten wir ausschließen, dass sich aufgrund seines Fulltime-Hobbys ohnehin dauerhaft Cannabis-Abbauprodukte im Urin rumtreiben. Er hatte mindestens eine Woche vor dem Versuch kein Cannabis konsumiert. Um die deutschen Behörden nicht zu erregen, führten wir den Test in den Schweizer Alpen durch.
Bei einmaliger Kifferei ist diese von professionellen Labors 2-4 Tage im Urin nachweisbar, bei täglichem Konsum bis zu drei Monate lang. Danach fällt der Wert unter 50 Nanogramm pro Milliliter und ist von den meisten Tests nicht mehr aufzuspüren. Auch die vorliegenden Tests geben 50ng/ml als sogenannten cut-off an. Um diesen niedrigen Wert das zu Verbildlichen: Das enstpricht einem Stück Würfelzucker, aufgelöst in 60000 Litern Flüssigkeit (rund 1,5 Benzin-Tankwagen).

Drogendetektive

Der „Drogendetektiv“ musste sich zuerst beweisen. Die Packung wirbt mit dem Satz „Schlüssel zum Dialog“. Auf telefonische Nachfrage bestätigte Jörg Engler von der Firma „Drogendetektive“, dass das Produkt primär als unterstützende Maßnahme in der problematischen Kommunikation zwischen Eltern und Kind dienen soll. „Ich plädiere eher für eine Erziehung zum vernünftigen Drogengenuss als dazu, den Hammer zu schwingen“, sagte Engler. Aha. Der Detektiv ist ein Schwestersystem der „DrugWipe“ der Firma Securetec, die seit einigen Jahren erfolgreich von der Polizei eingesetzt wird und immer mehr Verbreitung in Streifenwagen findet. Der kleine Schnüffler ist tatsächlich so narrensicher zu bedienen wie beschrieben: Zunächst trennt man den stiftartigen Tester in zwei Teile, dann wischt man einen verdächtigen Gegenstand mit dem integrierten Wischvlies ab. Das schafft auch Mutti. Wir nahmen das Handy unseres Propanden, welches dieser regelmäßig nach dem kurzen Jointfestival genutzt hatte, um seiner Freundin in Deutschland mitzutielen, dass er noch lebt. Dann drückten wir das Flies zurück ins Gehäuse, etwas Wasser dazu und nach 10 Minuten waren die Kontrolllinien rot, wir hatten den Test also korrekt ausgeführt, nur stand bei „CA“ (für Cannabis) kein Ergebnis auf der Skala.
Drogendetektiv Test
In einem zweiten Anlauf wurden wir direkter: Wir wischten erneut das Handy, dazu noch die Computer-Tastatur und den Haustürschlüssel des Probanden ab. Und siehe da: Der Drogendetektiv schlug an und zeigte eine rote Linie bei CA. Weil wir gerade so eifrig bei der Sache waren, hantierten mit ein wenig Ecstasy (MDMA aus Zürich) und telefonierten danach wieder mit dem bereits mit THC kontamierten Handy. Der Drogendetektiv machte auch dieses mal „Wuff“ und zeigte neben CA nun auch einen roten Streifen bei „AM“ an. „AM“ steht hier für Amphetamine und Methamphetamine und dessen Derivate wie MDMA. Um endlich klare Ergebisse zu erhalten führten wir einen dritten Testlauf durch. Wir wischten ein Feuerzeug, das unser Proband am Vorabend (17 Stunden später) für eine Haschisch-Bröselaktion genutzt hatte, gründlich ab. Aber der Schnüffler zeigte kein THC an, der Detektiv blieb stumm. Obwohl das Feuerzeug nicht mehr benutzt und auch nicht gesäubert wurde, war die Nachweisgrenze für den Test offenbar erreicht.

Gecko-Pharma

Gecko Drogentest
Gecko Drogentest

Als zweiter im Feld startete das Produkt der Firma Gecko-Pharma. Der Vorteil des Gecko ist, dass sowohl Gegenstände als auch Urin untersucht werden können. Der Packung sind Handschuhe und Fließmittel für das Abtupfen von Gegenständen beigelegt. Krankenhaus-Atmosphäre machte sich breit, nur befand sich leider die angekündigte Pipette nicht nicht in der Packung. Nach dem Tränken des Teststreifens mit Kifferurin zeigte keines der Anzeigenfenster eine Reaktion. Entweder ist der Test zu unsensibel oder die Cannabis-Abbauprodukte hatten sich bereits nach drei Tagen unter die Nachweisgrenze verkrümelt. In der Gebrauchsanweisung fand sich kein Hinweis darauf, innerhalb welches Zeitraums Test überhaupt positiv anschlagen kann – ein unbedingtes Manko des Gecko. Ebenfalls fehlte ein Hinweis auf die Nachweisgrenzen, selbst auf der Website der Firma war hierzu nichts zu finden. Erst in einem pdf-Dokument auf der Internetseite des „Schwesterprodukts“ der Firma Gabmed wurden wir fündig. Im Urin soll der cut-off Wert bei 50 ng/ml THC-Metaboliten (den Abbauprodukten des Rauschhanfs) liegen und zwischen 3-5 Tagen, „nach Langzeitkonsum mehrer Wochen“ nachweisbar sein. Unser Elchtest konnte dieses optimistischen Angaben nicht bestätigen. Ein zweiter Durchlauf sollte dem Gecko eine bessere Chance geben. Diese Mal genoss unser Proband eine Purpfeife mit rund einem halben Gramm hochwertigen, afghanischen Haschisch. Der anschließende Kino-Besuch verlief für alle Beteiligten gut, nicht aber der Test am nächsten Abend, genau 24 Stunden nach dem Konsum. Das Urin des Probanden zeigte nach Aussage des Gecko-Test keine Spuren von THC. Nach den Statuten des Gecko war er also ein sauberer Kandidat.

Freundlicherweise hatte uns die Firma weitere Geckos zur Verfügung gestellt, so das wir noch einen Oberflächentest durchführen konnten. Die Nachweisgrenze ist auch hier in der beiliegenden Broschüre nicht erwähnt, sie liegt für THC laut pdf-Dokument bei 15000 ng/ml. Dies ist wahrscheinlich zu unsensibel, um THC auf Gegenständen von Kiffern nachzuweisen, deren Konsum mehr als fünf Tage zurück liegt, in unserem Fall reichte es aus. Wir wischten das Feuerzeug, mit dem am Vorabend die Flamme des Bröselns entfacht worden war, mit dem beigefügten Tupfer ab. Nun noch etwas Gefriemel mit der Fließmittelflasche und siehe da: Der Gecko-Drogennachweis schlug an und zeigte THC an.

Schlussstriche

Die Chemo-Schnüffler hinterlassen einen zwiespältigen Eindruck. Geht man davon aus, dass die von den Herstellern angegebenen Spezifikation korrekt sind, dann sind die THC-Metaboliten unseres Probanden anscheinend innerhalb von drei Tagen unter die Nachweisgrenze zersetzt worden. Wer also am Freitag kifft und kein Dauerkiffer ist, der wird weder von Vati noch vom Chef am Montag überführt werden können. Das von uns gewählte Testschema war für die Urintests zu diffizil. Im direkten Kontakt mit der Substanz schneiden die Detektive auch nicht glorreich ab. Aber wer will sich auf deren Versagen verlassen? Besser ist es natürlich gar nicht erst zu Kiffen, aber sollen wir nun wirklich alle meditieren lernen, um zu entspannen?

 

Nachweis von Rauschhanf im Körper
Die Nachweisbarkeit von Cannabis im menschlichen Körper hängt nicht nur von der Höhe und Dauer des Konsums ab, sondern auch von Körperfett und Stoffwechsel der Person ab. So speichert beispielsweise ein dicker Mensch mehr Cannabis-Abbauprodukte (Metaboliten) in seinem Körper als ein dünner Mensch. Im Blut kann die THC-Carbonsäure im Extremfall bis zu 25 Tage nachgewiesen werden, im Urin werden die Metaboliten bei einmaligen Konsum bis vier Tage, bei chronischem Konsum mehrere Wochen bis hin zu Monaten gefunden. Der Urintest kann einen zurückliegenden nicht von einem kurzfristigen Konsum unterscheiden. Wenn THC jedoch im Blut gefunden wird, kann von einem kurz vorher (5-12 Std.) erfolgten Joint-Genuss gesprochen werden. In den Haaren lässt sich Hanf bis zu sechs Monate lang verfolgen.
Ein THC-Rechner unter http://www.erowid.org/plants/cannabis/ zeigt grafisch an, wie lange es braucht, damit Hanfkonsum im Urin nicht mehr nachweisbar ist. Das Programm ist unzuverlässig, weil jeder Körper anders reagiert, einen Richtwert kann man damit aber erhalten.