Eine Studie will gute Effekte von Koffein auf das Langzeitgedächtnis nachgewiesen haben. Fast die Hälfte der Teilnehmer klagte allerdings über Kopfschmerzen
Erschienen in der Telepolis v. 08.02.2014
Von Jörg Auf dem Hövel
Ein Team von US-Forschern hat im Magazin Nature Neuroscience eine Studie veröffentlichen dürfen (Abstract), die einen positiven Effekt von Koffein auf das Langzeitgedächtnis nachgewiesen haben will.
Der Aufbau: Man wählte 160 koffeinunerfahrene Testpersonen aus, die normalerweise nicht mehr als vier Tassen Kaffee in der Woche tranken. Zu Beginn wurde ihnen eine Reihe von Bildern vorgelegt, die ihn die Kategorien „drinnen“ und „draußen“ zugeordnet werden mussten. Danach schluckten sie eine Pille, die entweder 200 mg Koffein oder ein Placebo enthielt. 24 Stunden später mussten sie einen Test absolvieren, bei dem ihnen nicht nur die gleichen und andere Gegenstände wie am Vortag, sondern auch ähnliche gezeigt wurden. Die Unterscheidung zwischen „gleich“ und „ähnlich“ gelang den koffeingeschwängerten Personen besser als in der Vergleichsgruppe.
Schon hier greift die erste Einschränkung, denn die Gesamtzahl der wiedererkannten Gegenstände war geringer. Zudem war mindestens eine Dosis von 200 mg erforderlich, um einen Effekt zu erzielen. Dies wiederum führte bei über 40% der Teilnehmer zu Kopfschmerzen.
Weiteres im Nebel: Der Signifikanzwert ist mit p=.05 extrem schwach. Auch wurde ncht geklärt, ob die Gegenstände länger als ein Tag in Erinnerung blieben. Nur dann könnte man aber von Wirkungen auf das Langzeitgedächtnis sprechen. Zudem bleibt der Transfereffekt auf alltägliche Aufgaben unklar. Die Aussagekraft wird weiterhin dadurch eingeschränkt, dass bei regelmäßigen Kaffeetrinkern ein Gewöhnungseffekt eintreten könnte, der positive Wirkungen zunichte machen würde. Insgesamt heißt es also: Ruhe bewahren und Tee trinken – und wahrscheinlich reicht sogar Kräutertee.