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Drogenpolitik

Durchatmen für Europas Kiffer

Mehr oder weniger stabil

Die EU legt Cannabis-Zahlen für 1999 vor

Eine wahre Zahlenflut veröffentliche jetzt die Behörde mit dem schönen Namen „EU-Drogenbeobachtungsstelle“ (EBBD). Um mit der beeindruckensten Zahl anzufangen: Von den 375 Millionen Einwohnern der Europäischen Gemeinschaft haben wahrscheinlich über 40 Millionen schon einmal Cannabis probiert. Durchschnittlich jeder Fünfte aus der Gruppe der 15- bis 16jährigen und mindestens jeder Vierte aus der Gruppe der 15- bis 34-Jährigen inhalierte. In den meisten Ländern der EU haben nur fünf Prozent der über 15-Jährigen in den letzten 12 Monaten Cannabis genossen. Nur in Großbritannien (über acht Prozent) und Spanien (sechs Prozent) kiffen die Leute häufiger im Jahr, so der Bericht. In fast allen Ländern habe der Konsum von Cannabis aber unter Jugendlichen und Erwachsenen zugenommen.

Die in der EU sichergestellten Mengen an Cannabis sind seit 1994 relativ stabil, obwohl die Anzahl der Sicherstellungen stetig zunimmt. Die Preise auf dem Markt, so der Bericht, seinen über die Jahre ebenfalls stabil geblieben. Das in der EU sichergestellte Haschisch komme meist aus Marokko, in kleineren Mengen aus Afghanistan, Libanon und Pakistan. Marihuana stamme dagegen zum größten Teil aus Kolumbien, Nigeria, Südafrika und Thailand.

Der THC-Gehalt der in Europa verköstigten Cannabismengen lässt sich schwer eruieren und schwankt zwischen zwei und 20 Prozent. Für Deutschland nennt der Bericht Wirkstoffgehalte zwischen fünf und elf Prozent, für die Niederlande 6 bis neun Prozent, für Großbritannien zwei bis 14 Prozent.

Noch zwei interessante Anmerkungen zum Schluss: Der EU-Bericht bemerkt, dass nicht nur in fast allen Ländern Europas mittlerweile eine Diskussion darüber geführt wird, ob Marihuana als Medikament zugelassen werden soll. Zunehmend gingen, so der Report, die Regierungen der Ländern auch dazu über, die Entkriminalisierung des Cannabis-Konsums in Erwägung zu ziehen. Zum anderen hat die EU- Drogenbeobachtungsstelle die vorhandenen Studien über Cannabis im Straßenverkehr ausgewertet und dabei feststellen müssen, dass die Frage, „ob Cannabis die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt und das Unfallrisiko im Straßenverkehr erhöht, bisher nicht eindeutig beantwortet werden kann.“

Von Jörg Auf dem Hövel

Jörg Auf dem Hövel (* 7. Dezember 1965) ist Politikwissenschaftler und arbeitet als freier Journalist u. a. für die Telepolis, den Spiegel und Der Freitag.

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