Frankfurter Forscher stimulieren Hirn mit Schwachstrom, Testpersonen träumen daraufhin luzid
Es gehört allerhand Training dazu, sich während des Träumens darüber bewusst zu werden, dass man träumt. Normalerweise führen die Bilderwelten im Schlaf ein Eigenleben. Forschern um Ursula Voss von der Universität Frankfurt ist es nun gelungen, „luzides Träumen“ über schwache Stromimpulse zu entfesseln und ihre Arbeit im anerkannten Journal Nature Neuroscience zu veröffentlichen.
Sie stimulierten die Männer und Frauen, die bislang keine Erfahrung mit Klarträumen hatten, kurz nach Beginn der REM-Phase mit Hilfe der sogenannten transkraniellen Wechselstrom-Stimulation (tDCS). Dabei wird über Elektroden ein schwacher elektrischer Impuls durch die Schädelknochen in das Gehirn geleitet. Gleich darauf wurden die Personen geweckt und nach ihren Trauminhalten befragt. Der Strom ließ mehrere Teilnehmer zu Klarträumern werden, wobei der Effekt bei den Frequenzen von 25 und 40 Hertz am häufigsten auftrat. Manche sahen sich in der dritten Person, andere gaben sogar an, die Kontrolle über ihre Träume übernommen zu haben. In der Kontrollgruppe, die zwar mit Elektroden, aber ohne Stimulation auskommen mussten, traten keine Klarträume auf.
Die Studie ist nicht nur für Patienten mit posttraumatischen Störungen interessant, die ihre wiederkehrenden Albträume in den Griff kriegen könnten. Sie dürfte auch der Do-it-Yourself Szene der Biohacker Auftrieb geben, die ein weiteres Instrument sehen werden, körpereigene Funktionen zu kontrollieren.
Erschienen in der Telepolis v. 15.05.2021