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Künstliche Intelligenz

Interview mit dem A. Bredenfeld vom AiS, RoboCup

Künstliche Intelligenz, Heft 3/2002 „

„Als Intelligenz würde ich das noch nicht bezeichnen““

Der Organisator der RoboCup German Open und Teamchef der kickenden Fraunhofer Robots, Ansgar Bredenfeld, spricht über die Funktionsweise autonomer Roboter, die Stärken und Schwächen seines Teams und die neuen Regeln beim RoboCup 2002.

Parallel zur Weltmeisterschaft der Fußballprofis in Japan und Korea findet in diesem Jahr eine Meisterschaft der kickenden Roboter statt. Der letzte Test der deutschen Teams unter Wettkampfbedingungen fand im April bei den „RoboCup German Open“ statt. Der Organisator der RoboCup German Open und Teamchef der kickenden Fraunhofer Robots, Dr. Ansgar Bredenfeld, sprach mit der KI über die Funktionsweise autonomer Roboter, die Stärken und Schwächen seines Teams und die neuen Regeln beim RoboCup 2002.

Fußballmeisterschaften der Roboter sind kein Freizeitvergnügen für Studenten mehr. Deutlichstes Zeichen für die Relevanz der Veranstaltungen ist wohl, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit einem Schwerpunktprogramm die Wissenschaft vom künstlichen Kicken fördert. Unter dem Titel „Kooperierende Teams mobiler Roboter in dynamischen Umgebungen“ (DFG-Schwerpunkt 1125 „RoboCup“) stehen sechs Millionen Mark für die teilnehmenden Universitäten und Forschungsinstitute zur Verfügung.

Fußball Bot der Middle-Size

KI: Die Roboter des AiS gelten als verhaltensbasierte Systeme. Was ist der Unterschied zum klassischen Ansatz in der Künstlichen Intelligenz?

Im Gegensatz zu einem klassischen Ansatz zur Bewegungskontrolle des Roboters, bei dem Pfade auf der Grundlage eines symbolischen Modells der Welt geplant werden, die dann in Steuerkommandos für die Roboterbewegungen umgesetzt werden, benutzen wir einen verhaltenbasierten Ansatz. Dieser Ansatz zeichnet sich dadurch aus, dass der Roboter direkt auf seinen sensorischen Input reagiert und dann eine geeignete Aktion auswählt. Eine durch eine Sensorinformation ausgelöste Aktion ändert die Lage des Roboters in der Welt, wodurch sich wieder die Sensorinformation ändert. Diese senso-motorische Rückkopplung schließt einen Regelkreis direkt über die Umwelt, deren Veränderung natürlich nicht exakt vorausberechnet werden kann. Schon gar nicht, wenn es sich um eine hochdynamische Umwelt handelt. Durch den Nicht-Determinismus der Umwelt kann es auch zu komplexen Überlagerung von Verhalten kommen, so dass „scheinbar“ ein Gesamtverhalten entsteht, dass der Programmierer so nicht von vornherein für den Roboter vorgesehen hat. Auch kann das Gesamtverhalten des Roboter durchaus bewirken, dass der Betrachter absichtliche Aktionen unterstellt, die so nicht vom Programmierer des Roboters vorgesehen waren. Dann spricht man dem Roboter leicht mehr zu, als in ihm tatsächlich einprogrammiert worden ist.

KI: Vor allem, aber nicht nur Kinder unterliegen diesem Animismus.

Ja. Wir haben bei den Spielen viele Kinder unter den Zuschauern, die enorm an den Robotern interessiert sind. Gerne versuchen sie den Robotern zu zeigen, wo der Ball ist. Unsere Robots sind zum Beispiel so konstruiert, dass sie ständig den Ball fixieren, und wenn sie ihn nicht sehen, dann kreist die Kamera so lange, bis sie in wieder gefunden haben. Wenn ein Ball an ihnen vorbeiläuft, dann folgt die Kamera dem Ball. Das führt bei Kindern offenbar dazu, den Roboter als etwas zumindest kommunikationsfähiges anzusehen.

KI: Sie würden ihre Roboter also nicht als intelligent bezeichnen?

Würde die visuelle Ballverfolgung nur auf dem Bildschirm stattfinden, würde kein Hahn danach krähen. Aber weil das Programm in einem Roboter verkörpert ist, kann diesem Programm leicht mehr unterstellt werden als softwaretechnisch zu rechtfertigen ist. Dabei führen unsere Roboter lediglich in Abhängigkeit des Sensorinputs zielgerichtete Aktionen in koordinierter Weise aus, aber als Intelligenz würde ich das noch nicht bezeichnen.

KI: Warum nutzen Sie zunächst eine PC-Simulation für die Aktionen des Roboters?

Experimente mit realen Robotern sind sehr zeitaufwendig. Wir müssen ins Robotik-Labor gehen, die Roboter vorbereiten und dann schließlich die Experimente durchführen. Die Simulation dagegen kann sehr einfach im Büro am PC durchgeführt werden. Besonders wichtig ist die Simulation dann, wenn das Roboterprogramm lernen soll. Hierfür sind sehr viele Experimente notwendig, die in der Simulation automatisch, z. B. über Nacht, durchgeführt werden können. Wichtig ist dabei natürlich eine möglichst große Realitätsnähe des Simulators, damit die Simulationsergebnisse auch aussagefähig für die Realität sind. Wir haben schon sehr früh angefangen, einen Simulator zu bauen. Mit ihm entwickeln wir die Programme für die späteren Bewegungsabfolgen auf dem Spielfeld. Wenn die Roboter in der Simulation sinnvoll agieren, dann überspielen wir das Programm auf den echten Roboter und gehen aufs Feld. Dort optimieren wir dann die Parameter.

KI: O.k. der Roboter steht auf dem Spielfeld. Wie werden nun die Informationen der verschiedenen Sensoren koordiniert?

Ein einfaches Beispiel: Wenn ein Hindernis von den Infrarot-Sensoren erkannt wird, löst dies in der Regel eine Ausweichbewegung des Roboters aus. Wenn allerdings beim Roboterfußball als Hindernis der rote Ball erkannt wird, muss die Information der Infrarot-Sensoren anders interpretiert werden. An dieser Stelle wird die Information von zwei Sensoren – der Kamera und die Infrarotsensoren – zusammen betrachtet und durch die Kombination ergibt sich dann gewissermaßen eine höherwertige Information, die zu einer anderen Bewegungsentscheidung führt.

KI: Welche Sensoren nutzen sie noch, um die Roboter auf dem Spielfeld autonom agieren zu lassen?

An den Rädern zählen wir, wie oft sie sich drehen. Zudem haben wir einen Winkelgeschwindigkeitsmesser mit dem wir die Orientierung auf dem Spielfeld berechnet. Dann haben die Roboter noch Bumper-Sensoren, so dass sie merken, wenn sie irgendwo anstoßen. Im Spiel muss man nämlich zeigen, dass man sich nach einer Kollision entfernt, sonst läuft man Gefahr für ein Foul angezeigt zu werden. Zusätzlich haben unsere Roboter Infrarot-Abstandssensoren direkt nach vorne und nach vorne seitlich im 45 Grad Winkel ausgerichtet sind. Das sind unsere Sensoren zur Hindernisvermeidung, insgesamt also eine minimalere Sensorausstattung im Vergleich beispielsweise zum amtierenden Weltmeister-Team aus Freiburg, das einen Laserscanner benutzt, mit dem der Raum vor dem Roboter sehr fein abgetastet wird.

KI: Der Spieler sieht den Ball und der Ball muss ins Tor. Wie geht er vor?

Erst einmal muss er wissen, wo er ungefähr steht. Im Prinzip versucht er dann unter Hindernisvermeidung den Ball ins Tor zu bringen. Je nachdem wo er steht, wo die Gegner stehen, wo das gegnerische Tor steht und wo der Ball ist, ergeben sich da unterschiedlichste Spielsituationen. Diese unterschiedlichen Situationen werden erkannt und aktivieren gewisse Grundverhalten. Wenn der Roboter hinter dem Ball steht, dann muss er beispielsweise erst vor den Ball fahren, um ein Tor zu schießen. Wenn er den Ball vor dem eigenen Tor sieht, dann springt ein Verhalten an, welches den Schuss eines Eigentores vermeidet. Oder: Wenn das gegnerische Tor und der Ball in einer Linie sind, dann gibt es ein Verhalten, welches instruiert „Beschleunigen, dann schießen“. Es existieren also viele kleine Elementarverhalten, welche eine bestimmten Aufgabe erfüllen sollen und den Motor entsprechen ansteuern. Die kann man isoliert betrachten, programmieren und testen. Sie sind gewissermaßen unsere Bausteine, unser Vokabular, um komplexere Verhalten zu komponieren.

KI: Wie lassen sich die unterschiedlichen Elementarverhalten kombinieren?

Eine rein sequentielle Ausführung der Grundverhalten würde zu roboterhaften, sehr abgehackten Bewegungen führen. Das liegt am abrupten Umschalten zwischen verschiedenen Aktionen. Durch Sensorrauschen kann es hierbei zu Oszillationen zwischen Verhalten kommen, wenn der Roboter sich zum Beispiel nicht zwischen Hindernisvermeidung und Torschuss entscheiden kann. Das ist ein Nachteil einer rein sequentiellen Ausführungen und Umschaltung von Elementarverhalten. Wir gehen deshalb anders vor: Den Elementarverhalten wird eine graduelle Aktivierung zugeordnet, das heißt, wenn die Elementarverhalten parallel laufen, dann ist eines beispielsweise nur zur Hälfte aktiviert, eines ist ganz ausgeschaltet, eines ist vollständig aktiviert. Jedes der Verhalten steuert auf diese Weise einen Teil zum Gesamtverhalten bei.

KI: Und wie viele Elementarverhalten agieren in ihren Robotern?

Die Zahl der Elementarverhalten liegt derzeit deutlich unter 100. Die Kombination von sehr vielen Verhalten stellt hierbei generell ein Problem dar, da unterschiedliche Elementarverhalten zu unterschiedlichen Anteilen miteinander kombiniert werden. Langfristig wünschen wir uns, dass wir mindestens einen Teil der hierfür notwendigen Parameter mit automatisierten Lernverfahren ermitteln können.

KI: Ihre Roboter sind über Funk-LAN miteinander verbunden. Was tauschen die Spieler untereinander aus?

Die relative Lage des Roboters zum Ball, also Abstand und Winkel, wird transparent im Team verteilt. Wenn gestürmt wird, dann kann so der Roboter zum Ball fahren, der am nächsten dran ist. Das macht man im richtigen Fußball ja auch nicht komplett anders. Wir versuchen aber auch, den Roboter so zu programmieren, dass er alleine in der Welt zurecht kommt. Wenn er mit den anderen kommunizieren kann, ist das allerdings ein Vorteil, das Gesamtsystem bricht aber nicht zusammen, wenn die Kommunikation zwischen den Robotern ausfällt, was bei den Turnieren keine Seltenheit ist.

KI: Können aus der Abwehr Pässe nach vorne geschlagen werden?

Das gezielte Passen ist bisher nur selten mal einem Team gelungen. Da gibt es bisher nur Ansätze. Was wir aber schon sehen ist die gezielte Nutzung der Bande für Torschüsse.

KI: Gibt es Taktiken? Stellen Sie Ihre Roboter auf den Gegner ein?

Wir entscheiden beispielsweise je nach Lage, ob wir mit einem oder zwei Stürmern spielen. Diese Taktik ist relativ einfach zu implementieren und zeigt im Spiel schon unerwartet gute Effekte. Was das Positionsspiel angeht, verfahren wir so, dass ein Roboter, wenn er länger den Ball nicht sieht, in die Abwehr oder an eine vorbestimmte Spielfeldposition zurückfährt.

KI: Spielt Antizipation in den Aktionen eine Rolle?

Da haben wir vor zwei Jahren ein interessantes Experiment durchgeführt. Im Simulator haben wir ein Neuronales Netz auf die Information trainiert, ob der simulierte Roboter in nächster Zeit den Ball verlieren wird. Wenn er das merkt, dann kann er eine Aktion ausführen, in unserem Test zum Beispiel den Ball wegschießen. Bei der Weltmeisterschaft in Melbourne haben wir das auch am echten Roboter ausprobiert und es hat sich schon gezeigt, dass er in aussichtlosen Situationen den Ball tatsächlich geschossen hat.

KI: Wie weit lässt sich ihr Team von dem menschlichen Fußballspiel stimulieren? Welche Übertragungsmöglichkeiten gibt es?

Das man aus dem richtigen Fußballspiel Elemente herausgreift, dass kommt bei uns in der Liga eher noch nicht vor. In der Simulationsliga, wo komplette simulierte Fußballmannschaften gegeneinander antreten, da schaut man schon auf Aufstellungen und bedient sich taktischen Wissens aus der Fußballszene.

KI: Können Ihre Roboter lernen?

Ein Lernsystem haben wir zur Zeit noch nicht an Bord, wir arbeiten aber auf der Ebene des Motor-Controllers daran. Je nach Situation reagiert der Roboter auf Fahrkommandos sehr unterschiedlich. Die Gewichtsverteilung auf dem Roboter, die daraus resultierenden Trägheitsmomente, die Reibung der Räder, die Charakteristik der Motoren in verschiedenen Lastsituationen sind Dinge, die man nur schwer kalkulieren kann. Der Roboter soll daher lernen – je nach aktueller Fahrtsituation – durch Über- oder Gegensteuern die gewünschte Geschwindigkeit und Rotation bestmöglichst zu erreichen.

KI: Woran arbeiten sie momentan? Was sind die kommenden Aufgaben?

Beim jetzigen und den zukünftigen RoboCup-Wettbewerben in unserer Liga wird es keine Bande mehr als Spielfeldbegrenzung geben. Darum müssen wir die Bildverarbeitung gründlich überarbeiten. Die Eckfahnen werden in Zukunft farbig markiert sein, daran werden sich die Roboter neben den farbigen Toren orientieren müssen.

KI: Mit vielen Leuten arbeiten sie am Projekt RoboCup?

Der RoboCup ist für uns eine Demonstrationsanwendung, an der wir unsere Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der autonomen mobilen Roboter erproben können. Beispielsweise ist unsere Entwicklungsumgebung nicht spezifisch für den RoboCup entworfen worden, sondern lässt sich auch für andere Robotersysteme einsetzen, konkret in einem Projekt, in dem es um den Einsatz von mobilen Robotern in der Produktion geht. Daran arbeiten zur Zeit drei Leute. Im Schnitt arbeiten dann drei bis vier Leute an den Robotern, wobei die immer auch in anderen Bereichen tätig sind.

KI: Mittlerweile genießt der RoboCup eine steigende öffentliche Aufmerksamkeit. Führt das zu mehr Konkurrenzdenken unter den Teams?

Generell ist die Atmosphäre beim RoboCup kooperativ geprägt und stellt den wissenschaftlichen Austausch in den Vordergrund. Parallel zum RoboCup findet so immer ein Symposium statt, auf dem die neuesten Erkenntnisse der Teams vorgestellt werden. Man lässt die anderen Mannschaften durchaus in die eigenen Karten schauen. Unter den Teams bestehen zum Teil sogar gute Kontakte und man hilft sich bei technischen Problemen.

KI: Bleibt in Hinsicht auf den RoboCup nur noch die Frage, wer dieses Mal Weltmeister wird? Wieder das Freiburger Team?

Das ist tatsächlich eine interessante Frage. Da die Bande nicht mehr vorhanden sein wird, fällt ein wichtiger Vorteil für den amtierenden Weltmeister aus Freiburg weg. Diese orientierten sich bislang mithilfe ihrer Laserscanner an den Banden und konnten so ein recht komplettes symbolisches Weltmodell in ihren Robotern mitführen auf dem Spielzüge geplant werden können. Für sie stellt sich die Aufgabe, nur anhand der Tore und Eckfahnen rauszufinden, wo sie genau sind. Bandenschüsse wird es zudem ebenfalls nicht mehr geben. Die Karten werden also neu gemischt und ich halte daher das Turnier für offen.

KI: Um etwas theoretischer zu werden: Die KI-These des Embodiment, der körpergebundenen Intelligenz, hat sich von der Symbolverarbeitung verabschiedet. Wie arbeiten symbolische Planungsprozesse und nicht-symbolischen Reaktionsmechanismen zusammen? Wie passen Verkörperung und Symbolverarbeitung zusammen?

Wir haben momentan zwar noch keine Planungskomponenten auf den Robotern, es gibt aber vielfältige Überlegungen dazu, wie man unsere reaktive verhaltensbasierte Architektur mit deliberativen Planungsprozessen zusammenbringen kann. Das Auffinden und Definieren geeigneter Schnittstellen zwischen diesen beiden Aspekten ist derzeit ein interessantes Forschungsthema.

KI: Ist das von AiS entwickelte „Dual Dynamics“ eine Lösung? Was muss man sich darunter vorstellen?

Dual Dynamics beschreibt eine Architektur von Verhaltensmodulen und deren Zusammenwirken bei der Steuerung eines Roboters. Ein Verhaltensmodul besteht aus zwei Teilen: einem Teil, der berechnet, inwieweit das Verhaltensmodul in der augenblicklichen Situation aktiviert wird und Einfluss auf das Gesamtverhalten des Roboters nehmen soll, und einem anderen Teil, der berechnet, welche Kommandos an die Motoren geschickt werden sollen. Diese Trennung und die zugrundeliegende Mathematik, die aus der Theorie dynamischer Systeme kommt, haben uns bei der Realisierung unserer Verhaltensprogramme sehr geholfen.  Für die Kopplung mit einer Planungskomponente versuchen wir Aktivierungsmuster auszunutzen. Ein Aktivierungsmuster ist immer auch eine Abstraktion einer Sequenz von Situationen, die der Roboter durchläuft. Wenn ich die Sensorinformation komplett auswerten wollte, um darauf eine Planung herzuleiten, dann gerate ich in einen riesigen Parameterraum. Aber die aus der Sensorinformation abgeleitete Aktivierung von bestimmen Elementarverhalten ist ein Abstraktionsschritt, der mir eine Repräsentation von Situationen liefern kann, in denen sich der Roboter gerade befindet. Hierbei wird nicht versucht die Welt im Roboter symbolisch „nachzubauen“, sondern es existiert eine gewisse Roboterbezogene Innensicht. So ist der Roboter – wenn man es denn so formulieren will – in einer gewissen „Stimmung“ ein Tor zu schießen und dabei einem Hindernis auszuweichen. Was das für ein Hindernis ist und wo ich mich auf dem Spielfeld befinde, bleibt dabei relativ egal.

KI: Spielt die Natur eine Vorbildrolle für ihre Arbeit?

Sicher, gerade bei der Verhaltenssteuerung und der Bildverarbeitung. Wir werden sicher nicht ein Bild nehmen und eine komplette Symbolextraktion versuchen, so viel Rechenzeit haben wir auf dem Roboter nicht verfügbar. In der Bildverarbeitung ist es aussichtsreicher nur auf die Merkmale im Bild zu achten, die für die aktuell aktiven Verhalten von Bedeutung sind. In einem Forschungsprojekt des DFG-Schwerpunktprogrammes „RoboCup“ untersuchen wir derzeit biologisch inspirierte Bildverarbeitung und überprüfen unter anderem, inwieweit sich analoge Bildverarbeitungschips in Robotern einsetzen lassen. Auch bei diesen neuartigen Sensoren stand übrigens die Natur Pate.

KI: Wenn Sie schon ihrem Roboter keine Intelligenz zuschreiben wollen, dann ist ein Schachprogramm für Sie erst recht unintelligent?

Das Schachspiel besitzt klar definierte Zustände und Operationen in einer statischen und vollständig bekannten Umgebung. Darauf können existierende Verfahren der Computerprogrammierung relativ einfach angewandt werden. Ganz anders ist dagegen unsere Umgebung im Alltag: wir handeln zum Teil in zeitkritischen Situationen auf grund von unsicheren Sinneseindrücken. Diese „Alltags-Intelligenz“ ist symbolbasierten Computersystemen nur schwer beizubringen und das Schachspiel hat damit natürlich gar nichts zu tun.  Anders verhält es sich hier mit dem RoboCup. Autonome technische Systeme scheitern zwar momentan noch in komplexen dynamischen Umgebungen, aber der RoboCup ist sicher der richtige Weg um schrittweise den Anteil natürlicher Umwelt und die Dynamik zu erhöhen. Wenn in den nächsten Turnieren die Bande fällt, dann wird es schwieriger für die Roboter, aber das ist ja auch Sinn der Übung: Das Szenario soll schrittweise immer realistischer werden. Aber bis zum Roboterteam, das gegen den amtierenden Weltmeister gewinnen kann, oder zum Roboter, der uns in der Fußgängerzone unsere Einkäufe hinterher trägt, ist es sicher noch ein weiter und steiniger Weg.

KI: Was ist denn für Sie das Kernkriterium für Intelligenz?

Intelligenz wäre für mich gegeben, wenn der Roboter von sich aus Voraussagen über das Verhalten seiner Mitspieler und Gegner macht. Das wäre eine beeindruckende Leistung.

Das Interview führte Jörg Auf dem Hövel. Vom ihm erscheint im Herbst 2002 ein Buch unter dem Titel „Abenteuer Künstliche Intelligenz. Auf der Suche nach dem Geist in der Maschine“ im discorsi Verlag.

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Cannabis Psychoaktive Substanzen

Was für ein Dope-Freak bist Du

HanfBlatt

Was für ein Dope-Freak bist Du?

Der schonungslose HanfBlatt-Psychotest

Mit diesem Test erfährst Du wirklich zuverlässig, was für ein Hanftyp du bist. Fülle die Fragen spontan und ehrlich aus, schiele nicht schon vorher auf die Auswertung und kreuze pro Frage nur ein Kästchen an. Addiere Deine Punkte und Du wirst überrascht werden.

Frage 1

Du sitzt in Deinem Konfirmationsanzug beim Kaffeeklatsch bei deinen erzkonservativen Grosseltern. Plötzlich zieht Opa unter dem Sofa ein Mordsbhong hervor. Wie reagierst Du?

Du stellst Dich ahnungslos: „Was ist das denn, Opa?“ (0 Punkte)

Reflexhaft fängst Du an die Mischung fertig zu machen. (3 Punkte)

Du fragst scheinheilig: „Habt ihr auch was zu knispeln da oder ist das eure neue Vase?“ (2 Punkte)

Du bist verblüfft: „Ach Opa, Du warst auch mal jung?“ (1 Punkt)

 

Frage 2

Du liegst völlig besoffen im Chill-Out Bereich einer Techno-Party. Jemand bietet Dir einen Chai-Tee und ein Chillum an. Was tust Du?

Du schüttest den Inhalt des Chillums in den Chai und spülst das Zeug runter. (2 Punkte)

Du verlangst den Party-Veranstalter und drohst lauthals mit der Polizei. (0 Punkte)

Du giesst dem schmierigen alten Hippie den Tee ins Gesicht und ziehst das Chillum in einem Zug durch. (3 Punkte)

Du bedankst Dich artig für den Chai und schüttest die Mischung in die Tasche Deiner Cordjacke – für später. (1 Punkt)

 

Frage 3

Wie alt warst Du beim ersten Mal?

Zu jung, um mich noch daran erinnern zu können. (3 Punkte)

„. . ., aber ich habe nicht inhaliert.“ (0 Punkte)

Volljährig natürlich. (1 Punkt)

Alt genug zum kiffen, aber zu jung zum sterben. (2 Punkte)

 

Frage 4

Der Kapitän der Boing 747, mit der Du auf dem Weg von Marokko nach Frankfurt am Main bist, kündigt eine Notlandung auf dem Atlantischen Ozean an. Wie verhälst Du Dich?

Spontan scheisst Du die 20 Gramm Zero-Zero aus, die sich seit Marrakesh in Deinem Enddarm befinden und verteilst sie an Deine Mitreisenden. (2 Punkte)

Du weinst bitterlich und ärgerst Dich, dass Du die zwei Kilo in Deinem Koffer eingenähte Polle nicht am Mann hast. (1 Punkt)

Du denkst: „Hat es doch auch seine guten Seiten, da§ anscheinend alle Kondome mit Haschisch in meinem Darm geplatzt sind. Was für ein Abflug!“ (3 Punkte)

Du bedauerst: „Hätte ich in Marokko nur mal gekifft, dann würde ich mir jetzt wohl kaum THC-frei in die Hosen machen.“ (0 Punkte)

 

Frage 5

Du findest zufällig auf der Strasse einen originalversiegelten Beutel mit fünf Gramm Superskunk. Was empfindest Du?

Du freust Dich, lädst spontan alle Freunde ein und hast alles weggeraucht, wenn sie kommen. (3 Punkte)

Du dankst dem Gott Shiva, gurgelst nochmal mit Hustensaft und der Kampf kann beginnen. (2 Punkte)

Du tust es in die Vitrine zu Deiner Dopespezialitätensammlung und merkst, dass Du mal wieder Staub wischen solltest. (1 Punkt)

Du weisst eigentlich gar nicht, was Du damit sollst. Schliesslich rufst Du das Rauschgiftdezernat an und bittest um Verstärkung. (0 Punkte)

 

Frage 6

Du lümmelst Dich am Pool auf einer thailändischen Insel und die Sonne juchzt. Da flüstert Dir eine dralle Schönheit ins Ohr:

„Ich würde gerne mit Dir einen durchziehen. Die Gelegenheit ist günstig.“ (2 Punkte)

„Lass uns im Thaigras kuscheln und an unseren Extremitäten nuscheln.“ (1 Punkt)

„Vorsicht: Ozonloch!“ (0 Punkte)

„Pralle Berge – Feuchte Täler – Lasst uns ein Rohr rauchen – schreien die Wähler.“ (3 Punkte)

 

Frage 7

Du entschliesst Dich zu einer Schamhaarrasur. Was hat das mit Deinem Cannabiskonsum zu tun?

„Das kann ich auf Anhieb nicht sagen (erst mal einen durchziehen).“ (3 Punkte)

„Gar nix, ihr Spinner!“ (0 Punkte)

„Mehr als ihr denkt!“ (1 Punkt)

„Vollkiffen und verarschen kann ich mich alleine.“ (2 Punkte)

 

Frage 8

Du hast gerade das neue afghanische Treibhausgras angetestet:

Du greifst zum Telefonhärer und lässt Dir 100 Gramm zurücklegen. (2 Punkte)

„Kann mir nicht passieren!“ (0 Punkte)

Du kaufst Dir einen Kaftan und trittst zum Islam über. (1 Punkt)

Du überlegst Dir, wie Du die Qualität durch Belüftung noch verbessern kannst. (3 Punkte)

 

Frage 9

Du hast Dir einen Pollinator angeschafft:

Seit Stunden wirbelt eine einsame Durban Poison Blüte ihre Runden, Du suchst mit der Lupe nach Harzkrümeln um sie Deinen Freunden zu zeigen. (0 Punkte)

Du bringst das Ding zurück, nachdem Du wieder nüchtern geworden bist. (1 Punkt)

An den getrommelten Blüten klebt keine einzige Drüse mehr. Dafür kugelt sich die Nachbarschaft im Haschischstaub. (3 Punkte)

Du merkst zu spät, da§ Dir der Typ im Grow-Shop einen Zementmischer angedreht hat. Macht nix, funktioniert auch: „Polnische Platte“.

 

Frage 10

Du füllst diesen Fragebogen aus, weil:

Du nie genug über Dich erfahren kannst. (0 Punkte)

Er lustiger ist, als die Polizei erlaubt. (2 Punkte)

Du dich langweilst. (1 Punkt)

Du so stoned bist, dass Du alles tust, was wir Dir sagen. (3 Punkte)

 

 

AUSWERTUNG

 

25 – 30 Punkte

Der Dauerkiffer

Du bist ein unverbesserlicher Kiffer. Du musst Deinen Pegel halten, um überhaupt überleben zu kännen. Nichts kann Dich von Deiner Bestimmung abhalten. Gute Reise, wo auch immer Du bist.

 

16 – 24 Punkte

Der Gelegenheitskiffer

Du lässt nie eine Gelegenheit zum kiffen aus. Vom Dauerkiffen hält Dich eigentlich nur eine passende Gelegenheit ab. Ja, Ja, Du hast alles im Griff, weisst Bescheid.

 

7 – 15 Punkte

Der Ausnahmekiffer

Wohl gewählt will der Zeitpunkt sein, an dem Du Dich dem Rausch hingibst. Selten und exquisit sind die Anlässe, voll der Erinnerung an die guten alten Zeiten, aber wenn es losgeht, hast Du nix mehr unter Kontrolle. Ja, so bist Du.

 

0-6 Punkte

Der Noch-Nicht Kiffer

Du würdest gern, aber Du gönnst Dir nichts. Moralische Zwänge und persönliche Ängste halten Dich in Deiner Depression fest. So breit wie Die willst Du nicht sein, drum bleib daheim und schliess Dich ein.

az & adh

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Cannabis Historische Texte

Herba Cannabis – Aus dem „Lehrbuch der Pharmacologie“ (1856) von Carl Damian Ritter von Schroff

Der Wiener Pharmakologe Dr. Carl Damian Ritter von Schroff (1802-1887) berichtete in seinem „Lehrbuch der Pharmacologie“ (1. Auflage 1856), zur damaligen Zeit eines der wegweisenden Werke auf diesem Gebiet, selbstverständlich auch über „Herba Cannabis von Cannabis sativa L.“. Der vorliegende Auszug, der einen interessanten Einblick in die Kenntniswelt der damaligen Zeit vermittelt und einen heroischen Selbstversuch beinhaltet, entstammt der mit Unterstützung seines Sohnes, dem Mediziner und Pharmakologen Dr. Carl Joseph Stephan Ritter von Schroff (1844-1892), verfassten vierten vermehrten Auflage von 1873.

„Vom Hanf sind officinell die blühenden Endzweige und Spitzen der Pflanze…
Wirksame Bestandteile noch wenig sicher ermittelt; vor der Hand nimmt man eine harzige Substanz unter dem Namen Cannabin dafür an.

Physiologische Wirkung
Das Kraut und besonders die bühenden Endtheile der Pflanze haben für den Orient, namentlich für Egypten, Kleinasien, Persien und Indien eine besondere Bedeutung, weil man von denselben, wie vom Opium, als Genussmittel Gebrauch macht, indem das Kraut geraucht und aus den blühenden Zweigen, so wie aus dem ausschwitzenden Harze mancherlei mit verschiedenen Namen belegte Präparate bereitet werden, die für sich oder in Kaffee genossen werden und welche eigenthümliche rauschähnliche, mit sehr angenehmen Gefühlen, namentlich mit einer Steigerung der Geschlechtslust verbundene Zustände erzeugen. Ich habe, um mich zu überzeugen, was es hiemit für eine Bewandtniss habe, mehrere Versuche angestellt sowohl mit dem blühenden Kraute der bei uns gebauten Hanfpflanze, Cannabis sativa, als auch mit der unter dem Namen Herba Guaza zu uns gebrachten Cannabis indica, so wie mit der bei uns cultivirten indischen Hanfpflanze, und zwar nach dem gleichen, eine Vergleichung wohl zulassenden Schema, woraus sich ergeben hat, dass das aus dem Orient bezogene blühende Kraut ungleich wirksamer ist, als das von der einen oder anderen bei uns gebauten Pflanze erhaltene Kraut. Ich habe ferner mit dem Extractum alcoholic. Cannabis indicae und mit mehrereren aus dem Orient bezogenen unter dem Namen Haschisch bekannten Zubereitungen Versuche angestellt und daraus die Ueberzeugung gewonnen, dass die Wirkungen nach Verschiedenheit der Individualität ungemein variiren, und dass es daher sehr schwer ist, den eigentlichen, wesentlichen, physiologischen Charakter rein aufzufassen.“

Es wird der außergewöhnliche Fall eines Probanten beschrieben, der nach Einnahme eines Tees aus 12 Gramm (!) Cannabis indica einen Tobsuchtsanfall bekam. Interessanter ist hier, was folgt:

„Bei 2 anderen Individuen bewirkte dagegen der Aufguss aus Cannabis sativa und aus Cannabis indica und zwar sowohl der aus dem Orient bezogenen als der bei uns gebauten, besonders aber der einheimischen, sehr geringe Erscheinungen, einige Verminderung des Pulses, Eingenommenheit des Kopfes und Schläfrigkeit. Eben so lieferten auch die Versuche nicht nur mit den verschiedenen Sorten von Haschisch, sondern auch mit demselben Stoffe bei verschiedenen Beobachtern, ja sogar bei demselben Beobachter zu verschiedenen Zeiten sehr verschiedene Resultate. Am intensivsten waren die Wirkungen eines von Herrn Professor Sigmund aus Egypten mitgebrachten, in meiner Pharmacognosie näher beschriebenen trockenen Haschisch, das von 7 Individuen in Dosen von 7-58 Centigramm. genommen wurde. Am intensivsten wirkte es gleich in der ersten Zeit; nach längerer Aufbewahrung zeigte es geringere Wirksamkeit.
Ich nahm 7 Centigramm. Abends um 10 Uhr, legte mich zu Bett, las, noch eine Cigarre nach gewohnter Weise rauchend, gleichgiltiges Druckwerk bis 11 Uhr und legte mich dann mit der Idee zur Ruh, dass diese Dosis wohl zu klein gewesen sein mochte, da sie gar keine Erscheinung hervorbrächte und mein Puls gar keine Veränderung zeigte. In demselben Augenblicke fühlte ich ein starkes Rauschen nicht nur in den Ohren, sondern im ganzen Kopfe; es hatte die grösste Ähnlichkeit mit dem Geräusche des siedenden Wassers, gleichzeitig umfloss mich ein wohlthuender Lichtglanz, der den ganzen Körper durchdrang und ihn durchsichtig erscheinen liess. Mit ungewöhnlicher Leichtigkeit durchlief ich ganze Reihen von Vorstellungen bei gesteigertem Selbstbewusstsein und erhöhtem Selbstgefühl; ich bedauerte, keine Schreibmaterialien zur Hand zu haben, um all das Herrliche aufzeichnen zu können; zum Holen derselben wollte ich mich nicht entschliessen, weil ich fürchtete, diesen höchst angenehmen Zustand zu verscheuchen und weil ich die feste Ueberzeugung hatte, dass ich am nächsten Morgen bei der Klarheit der Ideen und der Lebhaftigkeit der Empfindungen die Erinnerung daran ganz frisch im Gedächtnis haben würde. Ich verglich meinen Zustand mit jenem, wie er nach der Einwirkung von Haschisch geschildert wird, und bemerkte, dass er sich in der Abwesenheit erotischer Gefühle unterscheide. Am anderen Morgen war mein erster Gedanke beim Erwachen, die nächtliche Scene im Gedächtniss zu reproduciren; allein von all` den erlebten Herrlichkeiten trat nichts in die Erinnerung, ausser was ich eben berichtet habe.“

Es folgen Beobachtungen, die an anderen Experimentatoren nach oraler Einnahme des obigen Präparates bezüglich Pulsfrequenz, Körpertemperatur, Pupillengröße, Sinnesempfindungen, Befindlichkeit und Erleben gemacht wurden, allesamt bekannte Phänomene wie:

„…bei denselben Steigerung aller Sinnesenergien und ungemeine Lachlust; Schläfrigkeit bei allen, wenn auch nicht in allen Perioden des Versuches; Bewusstsein ungetrübt; beim Einschlafen Hallucinationen besonders des Auges, vorzüglich angenehmes Farbensehen, Verschwinden des Bodens unter den Füssen, nicht unangnehmes Gefühl des Ueberstürzens, des Fliegens durch die weiten Himmelsräume; meistens sehr heitere Gemüthsstimmung, grosse Neigung zum Raufen, Lärmen, Necken bei ungetrübtem Bewusstsein; subjectives Wärmegefühl wechselt mit subjectivem Kältegefühl, öfteres und tiefes Gähnen, Neigung die Augenlider zu schliessen, bei einigen häufigeres Uriniren. Die meisten verglichen den Zustand mit jenem, den ihnen die Aethernarcose erzeugt hatte. Bei allen fester, tiefer Schlaf in der auf den Versuch folgenden Nacht, bei einem einzigen wohllüstige Träume, bei den übrigen entweder keine oder gleichgiltige oder schreckhafte Träume. Bei allen guter Appetit. Nachwirkungen am andern Tage entweder keine oder nur geringe Mattigkeit und etwas Eingenommenheit des Kopfes.
Die Versuche mit einem anderen Haschisch, das die Consistenz einer Latwerge hatte, süss schmeckte und mit kleinen Stückchen Mandeln versetzt war, ergaben bei grösseren Gaben von 0,5 – 1,0 Gramm. ähnliche Resultate, nur fehlte durchaus die erheiternde Wirkung, Lachlust kam nie vor, eben so wenig angenehme Hallucinationen, dagegen grössere Geneigtheit zum Schlaf, zur Trägheit. Extractum Cannabis indicae alcoholicum zu 0,5 und 1,0 Gramm. bewirkte ein stetiges Fallen des Pulses, Eingenommenheit des Kopfes, Kopfschmerz, Mattigkeit, Neigung zum Schlafe, tiefen Schlaf ohne anderweitige Nachwirkung und ohne Einwirkung auf das Sensorium commune. Geschmack unangenehm widrig, hinterher etwas scharf und bitter.“

Das Spektrum der Wirkungen wird ergänzt durch die kurze Erinnerung an den „Fall einer Vergiftung mit Haschisch“ von 1857, bei dem ein Dr. Heinrich 73 Centigramm eines unter dem Namen Birmingi aus dem Orient erhaltenen Haschisch einnahm und mit Todesfurcht und Depression daniederlag. Dann wird zusammengefasst:

„Aus den mitgetheilten Versuchen ergibt sich, dass die blühenden Spitzen des indischen Hanfes aus seinem Vaterlande am wirksamsten sind, dass dagegen das alkoholische Extract und die mit süssen Säften und Mandeln bereiteten Sorten von Haschisch eine geringe und mehr betäubende, aber nicht jene dem Hanf eigenthümliche aufregende, der Erzeugung von Hallucinationen und Lachlust günstige Wirkung äussern; denn das von Prof. Sigmund aus Egypten mitgebrachte trockene Haschisch besteht beinahe allein aus den blühenden Spitzen, indem die von mir vorgenommene mikroskopische Untersuchung deutlich die dem indischen Hanf zukommenden Pollenzellen und Haare nachgewiesen hat und gerade dieses bewirkte ähnliche Erscheinungen wie der heisse Aufguss der blühenden Spitzen. Uebrigens spielt die Individualität eine sehr grosse Rolle dabei und kann man keineswegs mit Sicherheit auf eine bestimmte Wirkung rechnen, was wohl in einem gewissen Grade von allen berauschenden Mitteln mehr weniger gilt. Auf den einen wirkt der Wein deprimirend, macht ihn zum weinenden Krokodil, während er den andern aufregt, erheitert, gesprächig, lach- und raufsüchtig macht. Vom Opium unterscheidet sich der Hanf, dass er einen rauschähnlichen Zustand erzeugt, ohne das Bewusstsein aufzuheben oder zu alteriren, dass er eigenthümliche Hallucinationen und in der Mehrzahl der Fälle Heiterkeit, besonders Lachlust mit dem Triebe zur Aeusserung der Muscularkraft bewirkt, dass er keine nachtheilige Einwirkung auf den Magen äussert, wie diess dem Opium zukommt, dass er öfters die Harnsecretion vermehrt und die Stuhlentleerung nicht zurückhält. Uebrigens übertrifft der indische Hanf alle bisher bekannten Mittel, welche in einer näheren Beziehung zum Hirnleben stehen, an unmittelbarer Einwirkung auf die Phantasie, auf das Vorstellungsvermögen überhaupt. Bei keinem anderen Phrenicum tritt das geistige Selbstbewusstsein, die psychische Cöästhese, das geistige Sichselbstanschauen so frei hervor, wie hier, bei keinem bricht der Strom der inneren Ideenwelt so gewaltsam und in so rasender Eile durch, wie hier, ohne dass die Möglichkeit der Beachtung der Anregungen von Seite der Aussenwelt und die entsprechende Reaction darauf aufgehoben wäre.
In den höheren Graden der Wirkung hat man einerseits furibunde Delirien, Anfälle von Tollheit, andererseits hohe Grade von Depression, catalepsieähnliche Zustände mit vollständiger Bewusstlosigkeit beobachtet.“

Ein bestimmtes Urteil über die Verwendungsmöglichkeiten bei verschiedenen Krankheiten, „namentlich in Geistes- und Nervenkrankheiten“, hielt Schroff damals nicht für zulässig, auch wenn von Tinctura Cannabis indicae und Extractum Cannabis indicae als beruhigenden und schlafmachenden Mitteln im Einzelfall mit Erfolg Gebrauch gemacht wurde und diese in die Pharmacopoaea Germanica 1872 aufgenommen wurden:

„Die Unsicherheit der Wirkung wird der häufigeren Anwendung in so lange entgegenstehen, bis es nicht gelungen sein wird, ein immer gleichförmiges Präparat darzustellen.“

Die Grundlagen hierfür waren erst knapp 100 Jahre später durch die Möglichkeiten der Identifizierung und Isolierung des Wirkstoffes THC gegeben.

 


 

Literatur von oder über Carl Damian Ritter von Schroff bei Amazon suchen:

 

 

 

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Psychoaktive Substanzen Specials

Special: Lactucarium

Lactucarium gehört zweifellos zu den obskuren Substanzen. Aber es handelt sich hierbei nicht um einen „Fake“, sondern um ein tatsächlich psychoaktiv wirksames Pflanzenprodukt, den eingedickten Milchsaft aus den Stengeln und Blättern blühender Latticharten, wie sie als wildwachsende „Unkräuter“ an Wegesrändern, auch mitten in der Stadt, auf „Ödland“, an Flußläufen und Kanälen, am Rande landwirtschaftlicher Nutzflächen, besonders in Weinbergen, im ganzen deutschsprachigen Raum verbreitet sind. Bei der bekanntesten Lattichart handelt es sich allerdings um den banalen Garten-Salat (Lactuca sativa). Und auch dieser kann eine Substanz liefern, die seit Ende der Siebziger Jahre in den USA als Lettucene oder Lettuce-Opium vertrieben wird, zu deutsch: Salat-Opium oder besser Lactucarium.

Doch eins vorweg: Lactucarium wirkt definitiv nicht wie echtes Schlafmohnopium, genausowenig, wie irgendwelche gerauchten Kräutermischungen wie richtige potente Hanfblüten oder gar gutes Haschisch törnen. Aber: Lactucarium wirkt, milder, subtiler, anders, aber durchaus so, daß man sich darauf einlassen und Gefallen an dem mentalen Driften unter Lactucarium-Einfluß finden kann. Gewisse Ähnlichkeiten mit Opium, sowohl vom Äußerlichen, als auch von der Wirkung, der Anwendung und seiner Gebrauchsgeschichte lassen sich zudem nicht leugnen, sondern sind offensichtlich.

Lattich wird und wurde überall auf der Welt genutzt, wo er gedeiht. Er war schon den alten Ägyptern heilig und wurde in Tempelgärten angepflanzt. Man hat ihn sowohl als Speise (die bekannten Salatblätter) als auch wegen seiner psychoaktiven Wirkungen genossen. Insbesondere dem Fruchtbarkeistgott Min nahestehend, hatte Lattich einen erotisch stimulierenden Ruf, erinnert nicht zuletzt auch der weiße Milchsaft an das lebensspendende Sperma. Bei den Griechen galt der Lattich ganz im Gegenteil als Symbol für Impotenz und den Mangel an Lebenskraft. Dieser Ruf hat sich bis heute gehalten und basiert wohl auf den tatsächlich eher beruhigenden und einschläfernden Eigenschaften des Lattichsaftes. Als Heilpflanze wurde Lattich als harntreibendes und abführendes Mittel, und ganz besonders auch zur Dämpfung von Reizhusten bei Atemwegserkrankungen und zur Schmerzstillung (sogar bei Operationen) eingesetzt. Aufgrund dieser Qualitäten wurde er bei den erwähnten Indikationen auch als Ersatz für Opium angesehen. Lattich war über Jahrtausende eine wichtige Heilpflanze und ist erst in diesem Jahrhundert in die Vergessenheit geraten.

Lactuca virosa bereit zur Lactucarium-Ernte
Lactuca virosa bereit zur Lactucarium-Ernte

Alle wilden und zur Salatgewinnung gezüchteten Latticharten enthalten psychoaktive Sesquiterpenlacton-Bitterstoffe, insbesondere Lactucin und Lactucopicrin (die in geringer Konzentration auch in Zichorien, Chicoreée, Endivien und Löwenzahn anzutreffen sind). Diese konzentrieren sich insbesondere in dem weissen Milchsaft der bei manchen Arten an günstigen Standorten über zwei Meter hoch werdenden Lattichpflanzen. Der wirkstoffhaltige Saft fließt erst zur Blüte richtig sämig und intensiv durch Stengel und Blätter. Die wilden ein- bis zweijährigen Latticharten enthalten erheblich mehr der Bitterstoffe als der domestizierte Gartensalat.

Lactuca virosa, aus einem botanischen Buch von 1828
Lactuca virosa, aus einem botanischen Buch von 1828

Als potenteste Lattichart gilt der steinige und sonnige Orte bevorzugende Giftlattich (Lactuca virosa), der diesen etwas dick aufgetragenen Namen eigentlich zu Unrecht trägt, weil es praktisch nie zu ernsthaften Lattichvergiftungen gekommen ist. Der Giftlattich kommt von Mitteleuropa bis Nordafrika und Westasien vor, und ist in den USA und vermutlich anderen Ländern eingebürgert. Es ist gar nicht so leicht, die einzelnen wilden Latticharten zu unterscheiden. Dies ist für die sporadische Gewinnung des bitteren Saftes auch nicht von so erheblicher Bedeutung. Wichtiger ist es, die Latticharten nicht mit anderen ähnlich aussehenden „Unkräutern“ zu verwechseln. Dies ist mit den Gänsedisteln, auch Hasenkohl genannt (botanisch Sonchus) möglich. Sie enthalten ebenfalls einen weissen Milchsaft und können als Salat gegessen werden, sind aber nicht für psychoaktive Wirkungen bekannt. (Eine Art wird allerdings in Chile als Kokaersatz gekaut, was uns zu denken geben sollte.)

Wer Lattich anbauen möchte, besorgt sich am besten die Giftlattichsamen. Was kaum noch jemand weiß, Giftlattich wurde um 1847 im Moselgebiet zur Gewinnung des Milchsaftes, dem Lactucarium germanicum, angebaut. Die Ernte des Saftes begann mit Beginn der Blüte (ab Mai, kann sich aber bei wilden Pflanzen bis in den Herbst hinziehen). Stengel oder Blütenknospen werden abgeschnitten oder mit den Fingernägeln abgeknippst (Vorsicht, auch Blattläuse lieben Lattich) und der austretende Milchsaft zum Beispiel in einer Tasse oder auf einer glatten Fläche aufgesammelt. Bei kleinen Mengen sind selbst Fingernägel oder Barettabzeichen geeignet. Schon bald gerinnt der Milchsaft, wird zäh und gummiartig und färbt sich erst gelblich, dann braunschwarz und glänzend ähnlich wie Opium. Der Saft riecht auch charakteristich scharf, an frischen Schlafmohn erinnernd. Von der selben Pflanze kann etwa zwei Monate bis zu mehrmals täglich Saft gezapft werden, durch immer neue tiefere Schnitte, bzw. Schnitte an anderen Blüten. Der Ertrag ist gering, Tröpfchen für Tröpfchen, die Ernte mühselig. Den gesammelten Saft läßt man vorsichtig an der Sonne trocknen. Die damalige Ernte an potentem deutschen Lactucarium, dem Lactucarium germanicum, fand übrigens ihren Weg von Zell an der Mosel über England nach Amerika und wurde dort wahrscheinlich zum Verfälschen von echtem Schlafmohnopium für die Kundschaft aus der chinesischen Gemeinde verwendet. Sein Preis schwankte in Abhängigkeit von dem des Opiums. Auch in anderen Ländern wurde damals von verschiedenen Latticharten Lactucarium gewonnen und nach dem Herkunftsland benannt, so in Österreich, Frankreich, England und Kanada.

Wem das Gewinnen des Lattichsaftes zu mühselig ist, der kann aus den frischen Blättern der blühenden Pflanze einen Preßsaft oder aus den getrockneten Blättern einen Tee zubereiten. Für den Tee werden etwa zwei Teelöffel des Krautes pro Tasse mit siedendem Wasser überbrüht und ein paar Minuten stehen gelassen, bevor abgegossen und getrunken wird. Sowohl Heißwasserauszüge, der Tee als auch der Preßsaft lassen sich zu einem Festextrakt eindicken, in dem die Wirkstoffe allerdings nicht in der Konzentration vorliegen wie im Lactucarium, das einen Bitterstoffgehalt zwischen 0,2 und etwa 1 % aufweisen soll.

Wenn das Lactucarium eingenommen wird, sollen schon Dosierungen von 0,05 bis 0,1 Gramm hustenreizlindernd wirken. Bei Schmerzen wurden bis zu 0,3 Gramm gegeben. Die maximale Einzeldosis wird mit 0,3 bis maximal 1 Gramm angegeben. Die von Hedonisten genommenen Mengen liegen meist zwischen 0,2 und 1 Gramm. Zu hohe Dosierungen können neben Benommenheit und beschleunigtem Schlaf auch Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, Schweißausbrüche, Übelkeit und beschleunigten Stuhlgang zur Folge haben. Zur Vorsicht sollte auch gemahnen, daß die Bitterstoffe als schwache Kontaktallergene wirken können. Wer also eine Salatallergie hat, sollte die Finger von Lactucarium lassen. Wer Lactucarium einnimmt, sollte um Reizungen zu vermeiden für eine ausreichende Grundlage im Magen sorgen. Die Wirkdauer ist relativ kurz, vielleicht 2 Stunden deutlich, mag sich aber mit steigender Dosis verlängern. Erheblich kürzer wirkt das Rauchen von Lactucarium.

Lactuca virosa
Lactuca virosa

Das war die Einnahmeform, die zuletzt für Aufsehen sorgte. Auf der Suche nach legalen Highs stiessen findige Geschäftsleute aus den USA auf das alte Heilmittel. Die Firma Woodley Herber brachte Anfang 1977 zwei Präparate auf den Markt, „Lettucene 1 und 2“, die als potenter Ersatz für Haschisch und Opium vor allem in der „High Times“ beworben wurden. Auch in Deutschland versuchte die Hamburger Firma „Naschpo“ das Zeug unter die Kiffergemeinde zu bringen. Bei Preisen von bis zu 6,60 DM pro Gramm ein Unterfangen, das keine langfristigen Erfolge zeigte, aber die Aufmerksamkeit der Medien von der Hamburger Morgenpost („Dieser Salat macht „high“. Neue Droge macht Rauschgift-Fahnder ratlos.“) bis zu Stern („Schöne Träume aus Kopfsalat“) und Spiegel („Legaler Smoke“) garantierte. Tatsächlich gaben die Präparate rein äußerlich ein gutes Imitat der Schwarzmarktprodukte ab, aber die Wirkung war einfach zu schwach und wenig überzeugend um einen Stammkundenkreis zu gewinnen. In den USA folgten eine Reihe Nachfolgeprodukte, darunter auch potentere Präparate aus reinem Lactuca virosa-Saft. Aber das Interesse der Neugierigen ließ bald nach. Heute kann man im ethnobotanischen Fachhandel getrocknete Blätter des blühenden Giftlattichs erwerben, die man wie auch die anderer Latticharten gut rauchen kann. Das potentere Lactucarium muß man schon selber gewinnen.

Lactucarium soll nicht allzulange haltbar sein, vielleicht ein halbes bis maximal ein Jahr. Dunkel, kühl und trocken verstaut, erhöht sich die Haltbarkeit aber erheblich. So war das auf diese Weise gelagerte, oben erwähnte „Lettucene-Opium“ auch noch 15 Jahre später geraucht wirksam. Lactucarium wird genau wie Opium geraucht, nach dem Prinzip der Verdampfung der Wirkstoffe, also mit einer Opiumpfeife, aus einer Haschölpfeife oder von einer ausgeglühten Alufolie (z.B. durch ein Papierröllchen) inhaliert. Um beim Rauchen eine Wirkung zu verspüren, sind mindestens 0,1 bis 0,2 Gramm Lactucarium erforderlich. Es kann erheblich mehr geraucht werden. Schon allein das Zeremoniell und der an Opium erinnernde Rauch üben beruhigende Wirkung aus. Lassen wir einen Lactucarium-Raucher zu Wort kommen:

„Als ich zum ersten mal frisches Lactucarium aus einer Haschölpfeife geraucht hatte, sah ich in der Glotze gerade einen Film über eine von Christo verpackte Seine-Brücke in Paris. Mit einem mal hatte ich das Gefühl, an Stelle der Kamera zu schweben, in Zeitlupe unter der Brücke und entlang der Brücke zu gleiten. Die Zeit schien ungeheuer gedehnt. Eine Milde, eine Entspannung ein köstlich gefrorenes Lächeln hatten Besitz von mir ergriffen. Ein langer glücklicher Moment voll Klarheit und Ziellosigkeit, ein gedankenloses hypnotisches Driften in köstlicher Ruhe. Das Ganze dauerte vielleicht zwanzig, dreissig Minuten Echtzeit. Spätere Erfahrungen waren dumpfer, vielleicht weil das Überraschungsmoment weg war, die Naivität, die die Öffnung für eine frische Erfahrung begünstigte. Rauchen war aber allemal interessanter als das Essen des bitteren Lattichsaftes. Nach Einnahme größerer Bobbel waren ruhige ermattete Zurückgezogenheit ins Innere bei reduzierter Phantasie und einem kribbeligen, aber irgendwie auch betäubten unerotischen Körpergefühl die Folge. Mehr so ein softer Pflanzendowner, Einschlaffmittel.“

Gute Nacht.

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Cannabis

Marihuana Mythen – Teil 2: Die Potenz von Marihuana ist über die Jahrzehnte wesentlich angestiegen

Marihuana Mythen

Teil 2

Eine mehrteilige Serie klopft auf das wild wuchernde Gewächs der Marihuana-Mythen. Wie sieht es tatsächlich aus: Welchen Nutzen und welche Schäden kann der Konsument von Cannabis aus den pflanzlichen Wirkstoffen ziehen? Wo liegen Gefahren für Körper und Geist, wo Chancen für ihre Genesung? Dieses mal überprüft das HanfBlatt die Behauptung:

„Die Potenz von Marihuana ist über die Jahrzehnte wesentlich angestiegen“

Ein klassisches Argument der Gegner der Legalisierung. Seit den 70er Jahren sei die Potenz von Gras um das 10-, 20- oder gar 30-fache angestiegen, so wird behauptet. Damit reagieren die Prohibitionisten auf frühe Studien, die die relative Harmlosigkeit der Droge herausgestellt haben. Die Gefahr, von einem konzentrierten Rauschmittel übermannt zu werden, sei erheblich höher. Konsumenten sollen so überzeugt werden, daß Kiffen heute riskanter und unheilschwanger ist.

Die Fakten

Schön, daß in diesem Fall auf Zahlen von offizieller Seite zugegriffen werden kann. Das von der Universität Mississippi seit über 20 Jahren durchgeführte „Potency Monitoring Project“ (PMP) genießt finanzielle Unterstützung von Seiten des Staates. Die Abstinenzapostel erhofften sich einen Beweis für ihre Vermutung, daß die illegalen Bauern immer stärkeren Hanf züchten. Die Forscher untersuchten von der Polizei beschlagnahmtes Marihuana, welches gerade Anfang der 70er Jahre nicht dem auf dem Markt normalen Standard entsprochen haben kann, denn sie fanden nur THC-Werte (Tetrahydrocannabiol, dem mächtigsten Wirkstoff des Rauschhanfs) von unter einem Prozent, 1974 sogar nur 0.4 Prozent. Ganz klar, daß die Generation der Spät-Hippies sich mit solchen Weichspülern nicht zufrieden gegeben hat, zumal im Gras mit einem THC-Gehalt von unter 0.5 Prozent so gut wie keine psychoaktive Wirkung mehr wohnt. Erst als den Sheriffs ein Licht aufging und sie nicht mehr nur die Stengel der Pflanze im Labor ablieferten, sondern auch die Buds (Blütenköpfe), näherten sich die Ergebnisse der Realität des Schwarzmarkts an.

Jede andere Analyse kam zunächst aber zu anderen Ergebnissen. Zum Beispiel enthielten die 59 Proben, welche die „PharmChem Laboratories“ 1973 unter die Lupe nahmen, einen durchschnittlichen THC-Wert von 1.62 Prozent, nur 16 Einheiten des konfiszierten Materials lagen unter einem, mehr als die Hälfte lag über zwei, mehr als ein fünftel über vier Prozent. Eine Analyse von 1975 bestätigte die Forscher. PharmChem überprüfte wiederum Marihuana, dieses mal lag der Gehalt des Wirkstoffes zwischen zwei und fünf Prozent, eine Einheit trumpfte mit satten 14 Prozent auf.

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Seit 1980 stieg die Zahl der Beschlagnahmungen drastisch an. Noch immer griff das PMP aber wahllos auf die Ware zu, repräsentativ waren die untersuchten Gräser und damit auch die Ergebnisse nicht. Wie aus der Tabelle zu entnehmen ist, stieg der THC-Wert über die Jahre hinweg leicht an:

THC-Wert (in Prozent) von in den USA beschlagnahmten Marihuana, 1981-1993, Mississippi Monitoring Project

1981

1982

1983

1984

1985

1986

1987

1988

1989

1990

1991

1992

1993

2.28

3.05

3.23

2.39

2.82

2.30

2.93

3.29

3.06

3.36

3.36

3.00

3.32
Verarbeitete frau früher gerne auch mal Stengel und Blätter oder gar die männliche Pflanze, so fordert der Markt heute nur die weiblichen Dolden. So sei die höhere Potenz nach Meinung einiger „Insider“ zu erklären. Selbst der leichte Anstieg des THC-Gehalts ist nach Ansicht vieler Experten aber kein Grund zur Beunruhigung. Ihr Argument: Die Alkohol-Logik greift zu kurz, denn eine potentere Droge erlaubt es dem Konsumenten, geringere Dosen zu nehmen. Bei der weit verbreiteten Inhalationstechnik habe dies den Vorteil, daß weniger geraucht werden müsse, um den gewünschten Effekt zu erreichen. Dies setzt natürlich den verantwortungsvollen Nutzer voraus. Eben dieser ist auch gefragt, wenn die „automatische Titration“ Erfolg haben soll. Was das ist? Nun, der erfahrene Kiffer raucht nur solange, bis er seinen persönlich erwünschten Effekt erreicht hat – und nicht mehr. Zudem weiß er, daß Sorten unterschiedlichster Stärke auf dem Markt treiben. Neues Dope wird demnach vorsichtig probiert, denn wer einmal „zu stoned“ war, möchte dies nicht wieder erleben.

Bringen wir es auf den Punkt: Hanf ist zunächst einmal eine uralte Pflanze, deren Wirkstoffgehalt nicht innerhalb von Jahren extrem nach oben oder unter fällt. Die Errungenschaften des technischen Zeitalters stoppen allerdings auch nicht vor dem Hanfanbau. Eifrige Züchter bewegen viel (auch die Gene?), um einen maximalen Ertrag bei hoher Potenz zu gewährleisten. „Super Skunk“, zum Beispiel, ist bei maßloser Dosierung ein Garant für einen relativ undifferenzierten, breiten Rausch – in Deutschland sehr beliebt. Es steht zu vermuten, daß in der germanischen Republik und Europa ebenfalls der THC-Gehalt in den Blüten zugenommen hat, denn die holländische Maschinerie arbeitet effektiv. Hier und überhaupt kann nur der verantwortungsvolle Konsument das durch eine potente Droge erhöhte Risiko abfangen.

Jörg Auf dem Hövel

 

Nachtrag 2006:
Die Diskussion um THC-starkes Cannabis ist in eine neue Runde gegangen. Die Ergebnisse konnten hier nicht berücksichtigt werden.

Nachtrag 2008:
Die Züchtung immer potenterer Pflanzen hat sich zur Zeit auf dem Markt durchgesetzt. Der THC-Gehalt ist zur primären Qualitätsbestimmung geworden. Ob hier „viel hilft viel“ tatsächlich gilt, werden die Konsumenten entscheiden müssen. Die Dosierung von Cannabis verlangt inzwischen mehr Wissen als früher.

 

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Cannabis

Marihuana Mythos 10: „Immer mehr Menschen werden wegen Marihuana-Konsum ins Krankenhaus eingeliefert“

Marihuana Mythen

Teil X

Ja, ja, was nehmen wir nicht alles in Kauf für die Aufklärung. Mittlerweile klärt das HanfBlatt in der zehnte Folge über Mythen rund um die Cannabispflanze auf. Und noch ist kein Ende in Sicht! Der Erfolg der Arbeit lohnt die Mühe, denn der wahre Hanf kommt zum Vorschein, entkleidet aller bewußt oder unbewußt gesäten und gewachsenen Behauptungen. Wie sieht es nun tatsächlich aus: Welchen Nutzen und welche Schäden kann der Konsument von Cannabis aus den pflanzlichen Wirkstoffen ziehen? Wo liegen Gefahren für Körper und Geist, wo Chancen für ihre Genesung? Im zehnten Teil der Serie geht es um den Mythos:

„Immer mehr Menschen werden wegen Marihuana-Konsum ins Krankenhaus eingeliefert“

Um zu beweisen, daß Marihuana eine gefährliche Droge ist, führen die Gegner einer Legalisierung aus, daß immer mehr Kiffer ins Krankenhaus eingewiesen werden. Liegen tatsächlich vermehrt verwirrte Gestalten sabbernd in den Betten der Hospitäler? Führt der Genuß von Hanfharz zum delirösen Zustand, der oft den Anruf beim Notarzt zur Folge hat? Schon aus der Polemik wird klar, welche Meinung der Autor hat, aber folgen wir doch lieber brav

 

DEN FAKTEN

 

Der Ursprung dieses Mythos liegt -wie so oft- in den Vereinigten Staaten von Amerika. Hier sammelt das „Drug Abuse Warning Network“ (DAWN) Daten aus den Krankenhäusern. DAWN behauptet nun, daß immer mehr junge Menschen in den neunziger Jahren ein Spital aufsuchten, um Hilfe gegen ihren akuten Marihuana-Rausch zu suchen. Das Personal der Häuser füllt für jeden Patienten einen Fragebogen aus, auf welchem auch nach dem Konsum irgendwelcher Drogen gefragt wird. Eine Auswertung dieser Bögen ergab, daß im Jahre 1990 15.706 Menschen angaben, sie hätten Marihuana geraucht oder gegessen. Das sind 7.1 Personen bei einer Population von 100 Tausend. Dieser Anteil stieg bis 1993 auf 29.166 (immerhin 12.7 per 100 Tausend). Auf Basis dieser Zahlen sprach DAWN von einem Anstieg von 86 Prozent. Die Veröffentlichung sorgte für Aufruhr in den USA und wurde von den Prohibitionisten ausgenutzt, um den „Krieg gegen die Drogen“ weiter zu rechtfertigen. Nimmt man jedoch 1988 als Ausgangsbasis, das Jahr indem die Erfassung der Bögen begann, entsteht ein anderes Bild. Damals wurden 19.962 Konsumenten gezählt, somit stieg die Zahl bis 1993 um „nur“ 42 statt 86 Prozent. Verstanden?

Und noch etwas ist wichtig: Marihuana ist nach wie vor die am wenigsten genannte Drogen unter den illegalen Substanzen. Kokain und/oder Heroin-bedingte Aufenthalte sind öfter zu verzeichen, als die von Kiffern. Und in der Altersgruppe zwischen 6 und 17 Jahren lag der Anteil derjenigen, die Schmerzmittel eingenommen hatten, sogar erheblich höher. 6.4 Prozent gaben an, Marihuana genossen zu haben, bei 47 Prozent schwirrten (legale) Schmerzmittel durch die Blutbahn.

Äußerst selten gelangen Bürger und Bürgerinnen ins Lazarett, die nur gekifft hatten – zumeist spielten andere Substanzen eine Rolle. In mehr als 80 Prozent der Fälle spielen weitere Drogen eine Rolle und bei mehr als 40 Prozent nannten die Berauschten sogar zwei oder mehr „Rauschgifte“, die sie sich zugeführt hatten.

Überhaupt ist es falsch zu behaupten, daß immer mehr verwirrte Kiffer über desinfizierten Gänge irren: 1992 gaben über 430 Tausend Menschen in den USA Drogenkonsum bei ihrer Einlieferung ins Krankenhaus an. Nur etwa 4000 davon -also ein Prozent- hatten nur Marihuana konsumiert.

Nachdem die Zahlen interpretiert wurden, noch ein paar allgemeine Worte: Natürlich gibt es Menschen, die auf die Inhaltsstoffe des Hanfs allergisch reagieren – dies ist aber äußerst selten der Fall. Raucht man dem Hanf, so ist es fast unmöglich ihn dahingehend zu dosieren, daß er einen in Lebensgefahr bringt. Ärzte und Wissenschaftler kenne eine recht genau Richtlinie, wie sicher eine Droge bzw. ein Medikament ist. Die Bezeichnung LD50 gibt an, wieviel von einer Substanz aufgenommen werden muß, daß sie tödlich wirkt. Der Wert von Marihuana ist dort so hoch, daß man schon ein pakistanisches Hanffeld abgrasen müßte, um über den Jordan zu schweben. Gras ist sehr viel sicherer zu nutzen als beispielsweise Alkohol, Tabak oder Koffein. Paul Hager von der ICLU Drug Task Force (Indiana Civil Liberties Union), eine us-amerikanischen Reformbewegung, nimmt an, daß der Faktor zwischen „stoned“ sein und tödlicher Dosis bei 40 Tausend liegt. Um ins Gras zu beißen, anstatt es nur zu genießen, müßte ein Konsument also 40 Tausend mal so viel wie bei einem normalen Rauscherlebnis aufnehmen. Das dürfte selbst für Hardcore-Kiffer aussichtslos sein. Und J.C. Garriott kam schon 1971 zu der Schätzung, daß 800 Joints inhaliert werden müßten, um das Zeitliche zu segnen.

Cannabiskonsum kann in seltensten Fällen eine Psychose auslösen – wohlgemerkt nur bei denjenigen, die ohnehin psychotisch veranlagt sind. Wie Hans-Georg Behr, Autor des Buches „Von Hanf ist die Rede“, in seiner ihm eigenen Art sagt: „Natürlich, wenn jemand schon in einer Psychose ist und glaubt, er kann sich durchs Kiffen heilen, wird das nicht funktionieren.“

Warum, so kann man sich nun fragen, landen Menschen nach Haschisch oder Marihuanakonsum in der Aufnahme eines Hospitals? Die offensichtlichste und sofort eintretende Wirkung von Cannabis ist eine schnelle Steigerung des Herzschlages. Diese läßt zwar innerhalb einer Stunde wieder nach – der sensible Nutzer reagiert unter Umständen aber panisch auf diesen Umstand und liefert sich den Damen und Herren in den weißen Kitteln aus.

Beeindruckender als die körperlichen werden im allgemeinen die psychischen Veränderungen empfunden. Im Marihuana-Rausch kann es unter anderem zu einer Depersonalisation kommen. Was das ist? Das Lexikon beschreibt dies als

„Zustand der Entfremdung gegenüber dem eigenen Ich und seiner Umwelt.“ Die Handlungen und Erlebnisse des Ich werden wie aus einer Zuschauerrolle beobachtet. Diese Auflösung des Ich kann als angenehm empfunden, aber auch als unerwünschte Wirkung interpretiert werden. Traumartige Sequenzen nehmen bösartige Formen an, Mann oder Frau fühlt sich unwohl, konfus, desorientiert, ja teilweise panisch. Angst (…immer ein schlechter Berater…) schleicht sich in die Psyche ein und vorbei ist es mit den Freuden des Rausches; die Grenzen zur Paranoia sind fließend. Wenn dann kein guter Freund in der Nähe ist, der für eine Stimmungsaufhellung sorgt, hofft man auf professionelle Hilfe. Ob die Neon-Beleuchtung einer Notaufnahme allerdings das richtige Ambiente für ein „Runterkommen“ bietet, wird mit Recht bezweifelt. Es wird vermutet, daß gerade Erstbenutzer des Rauschhanfs mit den ungewohnten Effekten des Krauts nicht umzugehen wissen und eine eher schlechte Abfahrt erleben können. Innere Einstellung (Set) und äußere Einflüsse (Setting) müssen halt stimmen. Die momentan noch immer herrschende Illegalität der Genußsituation beeinflußt Set wie Setting eher negativ.

Jörg Auf dem Hövel

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Yohimbe und seine aphrodisische Wirkung

HanfBlatt, 2001

Aphrodisischer Rindenwahn

Nun, da wir Ihr Interesse geweckt haben, können wir anfangen uns mit einer aus Westafrika zu uns kommenden Baumrinde zu beschäftigen, der psychoaktive, wenn nicht sogar leicht psychedelische Qualitäten und wichtiger noch eine aphrodisische Wirkung, in erster Linie auf das männliche Geschlecht, nachgesagt werden. Lange Zeit galt in der Medizin Yohimbin, der Hauptwirkstoff der Yohimberinde, als das einzige „echte“ oral wirksame Aphrodisiakum beim Manne. Nach dem großen Bildzeitungshype für die umstrittene und möglicherweise gesundheitlich bedenkliche Pharmadroge „Viagra“, lohnt es sich, einmal die althergebrachten pflanzlichen Aphrodisiaka zu betrachten. „Yohimbe“ ist wohl das Berüchtigste in diesem Kreise.

Von welcher Pflanze stammt die Yohimberinde?

Es handelt sich in erster Linie um die dunkelbraune Rinde (Cortex yohimbe) des im tropischen Westafrika heimischen Pausinystalia yohimbe-Baumes. Als Ersatz oder Verfälschung für die „echte“ Yohimberinde findet auch die Rinde anderer Pausinystalia-Arten und die kleinerer Bäume, den botanisch nahe verwandten Corynanthe-Arten Verwendung. Sie enthalten dieselben oder nahestehende Wirkstoffe. Am bekanntesten ist die Rinde von Corynanthe pachyceras, die im Apothekenhandel als Pseudocinchonae africanae cortex bezeichnet wird.

Was für Inhaltsstoffe machen Yohimberinde so interessant?

Eine ganze Reihe sogenannter Indolalkaloide, von denen das Yohimbin die meiste Aufmerksamkeit erfahren hat. Der durchschnittliche Yohimbingehalt der Handelsware soll bis 3,4 % reichen können, liegt aber wohl meist deutlich darunter. Die anderen ähnlich wirksamen Alkaloide stellen einen weiteren Bestandteil der Rinde dar, der den Anteil des Yohimbins noch bei weitem übertreffen kann. Wirkstoffe vom Typ der Yohimbealkaloide wurden auch in anderen psychoaktiv wirksamen Pflanzen nachgewiesen, so in der Rinde des weißen Quebrachobaumes (Aspidosperma quebracho-blanco), der Rinde verschiedener Alstonia-Baum-Arten, untergeordnet in der Schlangenwurzel (Rauvolfia) und anderen.

Yohimbin
Yohimbin

Wie wird Yohimberinde dosiert und eingenommen?

Der schwankende Wirkstoffgehalt erschwert die Dosierung ganz erheblich! Es wird deshalb am Anfang möglichst niedrig dosiert. Zunächst kommt nur maximal ein halber (etwa 0,75 Gramm) bis ein schwach gehäufter Teelöffel (etwa 1,5 Gramm) der zerkleinerten Wurzelrinde zum Einsatz. (Die medizinisch-therapeutische Einzeldosis beträgt übrigens nur 0,5 Gramm!) Die Wirkstoffe sind nur schwer in Wasser löslich. Deshalb wird die Rinde unter Zusatz einer milden Säure, zum Beispiel Ascorbinsäure (Vitamin C) oder Zitronensaft, etwa zehn Minuten lang ausgekocht. Der entstandene Sud wird als Tee getrunken. Alternativ können die Wirkstoffe durch Übergiessen der Rinde mit erwärmtem hochprozentigen Alkohol (z.B. Wodka) und längeres Stehenlassen (mindestens 8 Stunden) extrahiert und die entstandene Tinktur eingenommen werden. Die Rinde kann zu feinem Pulver gemahlen runtergespült oder in Kapseln abgefüllt geschluckt werden. Sie läßt sich auch rauchen.

Wie wird das reine Yohimbin genommen?

Yohimbekenner bevorzugen das viel besser dosierbare reine Yohimbin in seiner wasserlöslichen Hydrochloridsalzform. Dieses wird in der Regel oral eingenommen, manchmal auch geschnupft. Als medizinisch-therapeutische Einzeldosen werden 5-10 mg Yohimbin, 1 bis 3 mal täglich, meist über einen längeren Zeitraum ( kurmäßig 3 bis maximal 10 Wochen) angegeben. Hedonisten, die nur gelegentlich Yohimbin nehmen, zum Beispiel für ein psychoaktiviertes Liebesritual, orientieren sich an höheren Einzeldosen von 15 bis 25, maximal 30 mg, beginnen vorsichtshalber aber auch zunächst mit niedrigen Dosierungen.

Woher bekommt man Yohimberinde?

Natürlich aus den westafrikanischen Heimatländern, zum Beispiel aus Nigeria, Kamerun und dem Kongo, aber auch aus dem Kräuterhandel zahlreicher anderer Länder weltweit, denn vielerorts wird der Umgang mit Naturprodukten längst nicht so reglementiert wie bei uns. Dort besteht aber auch das größte Verwechslungsrisiko mit Verfälschungen. Ähnlich wie Ephedrakraut soll die Yohimberinde in deutschen Apotheken nur auf Rezept erhältlich sein. Dies wird aber nicht überall gleichermaßen streng gehandhabt. Als meist etwas teurere Alternative empfiehlt sich der ethnobotanische Fachhandel, der die Rinde bisweilen als botanisches Anschauungsmaterial im Angebot hat.

Woher bekommt man Yohimbin?

Das reine Yohimbinhydrochloridsalz ist schwerer erhältlich. Es ist in den verschreibungspflichtigen pharmazeutischen Präparaten Yohimbin-Spiegel Tabletten und Yocon-Glenwood Tabletten (berechnet zu jeweils 5 mg Yohimbin) enthalten. Manchmal findet das reine Salz den Weg aus dem Pharmahandel zu den Interessenten. Zahlreiche Kombinationspräparate mit aphrodisischem Touch enthalten, meist recht niedrig dosiert, Yohimberindenextrakte oder Yohimbin.

Welche medizinischen Indikationen hat Yohimbin?

Yohimbin wird vom Arzt bei bestimmten Fällen von Impotenz auf Grund erektiler Funktionsstörungen, den „Wechseljahren des Mannes“ und Harninkontinenz verschrieben.

Wie wirkt Yohimbin?

Es gilt als alpha-Adrenozeptorenblocker und Sympatholytikum. Dadurch wirkt es gefäßerweiternd und in niedriger Dosis blutdrucksenkend, in höherer blutdrucksteigernd, außerdem schwach harnzurückhaltend und pupillenerweiternd. Es kann auch als Aphrodisiakum, insbesondere beim Manne, wirken und zwar durch Erweiterung der Blutgefäße der Geschlechtsorgane, sowie eine Erregbarkeitssteigerung der für das sexuelle Funktionieren zuständigen Rückenmarkszentren ohne dabei notwendigerweise das sexuelle Verlangen zu stärken, wie es so schön in der medizinischen Literatur heißt. Diese Wirkung soll aber erst bei regelmässiger Einnahme oder höheren Dosierungen und auch nur bei einem Teil der Gebraucher eintreten. Einnehmer höherer Dosierungen wissen von leichten Bewußtseinsveränderungen, besonders der Sinneswahrnehmungen, in Richtung „psychedelisch“ zu berichten. Manche empfinden auch eine Art Benommenheit.

Es kann besonders bei höheren Dosierungen auch zu unangenehmen Effekten kommen. Das Reaktionsvermögen kann deutlich beeinträchtigt sein, was zu entsprechender Zurückhaltung bei dieses erfordernden Tätigkeiten gemahnt. Muskelzittern und nervöse Erregungszustände gelten als nervige Nebenwirkungen. Eine verstärkte Ängstlichkeit und leicht aggressive Gereiztheit scheinen nicht ungewöhnlich zu sein. Eine leichte Übelkeit, Kopfschmerzen, erhöhtes Schwitzen und Hautrötung können vorkommen.

Bei zu hohen Dosierungen kann es zu Harnverhaltung, Durchfall, Erbrechen, zentraler Erregung, Koordinationsstörungen, starker Zittrigkeit, einem „aufgelösten“ Zustand, eventuell mit Angst oder gar „Halluzinationen“, epileptischen Krämpfen, Abnahme des Sauerstoffgehaltes im Blut mit Blaufärbung der Haut, stark gestiegener Herzschlagfrequenz, Blutdrucksteigerung (!) und Bewußtlosigkeit kommen. Auch von schmerzhaften Dauererektionen wurde berichtet. Extrem hohe Yohimbindosierungen sollen zum Tode führen können. Es empfiehlt sich bei einer starken Überdosis unbedingt ärztliche Hilfe hinzuzuziehen. Aber soweit muß es ja gar nicht erst kommen.

Yohimbe Rinde
Yohimbe Rinde

 

Wer sollte auf keinen Fall Yohimberinde oder Yohimbin nehmen?

Bei psychischen Erkrankungen, entzündlichen Krankheiten, Magen-Darm-Schwierigkeiten, niedrigem oder hohem Blutdruck, Herz-, Leber- oder Nierenproblemen sollte auf die Einnahme vollständig verzichtet werden. In der Medizin ist eine Verschreibung für Frauen nicht vorgesehen. Auf jeden Fall sollte während Schwangerschaft und Stillzeit keine Yohimberinde oder Yohimbin genommen werden. Es scheint auch eine unterschiedliche Empfindlichkeit gegenüber Yohimberinde und Yohimbin zu geben. Man sollte also auf die Signale seines eigenen Körpers achten und die persönlichen Verträglichkeitsgrenzen respektieren.

Was hat es mit der angeblich MAO-hemmenden Wirkung auf sich?

In älteren Szenepublikationen findet sich immer wieder der Hinweis, Yohimbin wirke MAO-hemmend. Monoaminoxidase (MAO) ist kurz gesagt eine körpereigene Substanz, die verhindert, daß bestimmte mit der Nahrung aufgenommene Substanzen im Körper unerwünschte Wirkungen entfalten. Wird die MAO gehemmt, kann die Einnahme bestimmter Nahrungsmittel und Drogen gefährlich werden. Es kann zum Beispiel zu Beschwerden wie Kopfschmerzen und Nackensteife bis hin zu mitunter lebensbedrohlichen Herz- Kreislaufkrisen kommen. Für eine MAO-hemmende Wirkung von Yohimbin scheint es aber keine aktuellen wissenschaftlichen Belege zu geben! Auch in der neuen medizinisch-pharmakologischen Literatur fand sich kein Hinweis darauf. (Bitte Kopie ans Hanfblatt, wenn es Studien oder Fallbeispiele dazu gibt!) Das heißt aber nicht, daß man leichtsinnig werden sollte. Man kann sich vorsichtshalber an die für MAO-Hemmer empfohlenen Diätvorschriften halten, sprich vor und nach Yohimberinden- oder Yohimbineinnahme keine Lebensmittel mit Tryptophan und Tyramin (besonders Bohnen, Bananen, Ananas, Bier, Wein, Sauerkraut, eingelegter Hering, gereifter Käse, Schokolade, Geflügelleber, Hefeextrakt) zu sich zunehmen. Auch sollte man Medikamente und Drogen aller Art (auch Alkohol und Coffein) meiden. Dann geht man in dieser Hinsicht auf Nummer sicher.

Kombinationen mit anderen psychoaktiven Substanzen

Yohimberinde taucht seit den Sechziger Jahren im Bereich der amerikanischen „Legal Highs“ auf, besonders in übertrieben angepriesenen Mischungen, in denen es einen Garanten für zumindest einen „Effekt“ darstellt und sich aufgrund seiner exotischen afrikanischen Herkunft und der angeblich aphrodisierenden Qualitäten gut bewerben läßt. Der Wirkstoffgehalt dieser Mischungen dürfte schwer abschätzbar sein, von praktisch unbedeutend bis zu in manchen Kombinationen möglicherweise bedenklich. Kenner mischen sich ihre Kräuter meist entsprechend ihrer individuellen Verträglichkeiten selbst.

Yohimbin wurde und wird auch in pharmazeutischen Präparaten mit aphrodisischer Indikation ganz im Widerspruch zu der angeblich MAO-hemmenden Wirkung häufig mit anderen potenten Substanzen kombiniert. Berüchtigt war zum Beispiel eines, das neben Yohimbin auch noch Strychnin und Pemolin (ein Amphetaminderivat) enthielt und als vielversprechendes Aphrodisiakum galt. (Die Pharmaindustrie war der sogenannten „Drogenszene“ eigentlich schon immer einen Schritt voraus!) Damiana, Ephedrin, männliche Sexualhormone, selbst der Tollkirschenwirkstoff Atropin wurden mit Yohimbin in einem Präparat vereint. Die Wirksamkeit und das gesundheitliche Risiko dieser Mischungen waren und sind natürlich umstritten.

Praktisch wirkungslos sind die Sexshop-Präparate. Sie enthalten nur minimale Mengen der mit Geilheit assoziierten „Potenzmittel“.
Traditionell wurde Yohimberinde in Westafrika als Aphrodisiakum mit Ibogawurzel, Kolanüssen, Ditasamen (Alstonia scholaris) und anderen kombiniert. Manche mögen es, dazu ein wenig Rauschhanf zu rauchen. Yohimbinhydrochloridsalz wurde auch zum Strecken von Schwarzmarktkokain eingesetzt.

Die Erfahrungen eines männlichen Yohimberinden-Experimentierers:

„Ich habe einige Male Yohimberinde aus verschiedenen Quellen probiert. Und zwar als Abkochung von einem viertel bis zwei Teelöffeln der zerhäkselten Rinde. Teilweise habe ich die Rinde dazu noch geraucht, was eine ganz ähnliche, aber nur kurze Wirkung hatte. Was habe ich empfunden? Als erstes ein Kribbeln, das den Rücken bis über den Arsch runterläuft und die Eier zusammenzieht, eine energetische Anspannung, ein leicht stonedes Gefühl im Kopf, ein bißchen wie Cannabis, körperlich eher ein mechanisch angespeedetes Feeling, etwas entfremdet. Kann sein, daß es tendenziell die Durchblutung der Geschlechtsorgane fördert, bei erreichter Erektion deren Dauer verlängert. Der Zustand war aber nicht gerade relaxt. Die Wirkung setzte relativ schnell ein, vielleicht innerhalb einer halben Stunde und hielt etwa 2 Stunden deutlich an, maximal bis zu 4 Stunden spürbar. Irgendwie konnte ich mich nicht so recht mit der Rinde anfreunden. Dann schlug ich später nochmal richtig zu, mit etwa 4 leicht gehäuften Teelöffeln, als Abkochung unter Ascorbinsäurezusatz. Das war zuviel des Guten. Eine Substanz, die nervös macht, Ängstlichkeit und Aggressivität liegen dicht beieinander, erwartend, aber nicht erwartungsfroh, fordernd, überfordert, zittrige Energie, die fokussiert, in Konvergenz gebracht werden muß. Schwer zu fassen, wenn man nur wüßte, in welche Richtung man sich schaffen sollte. Eigentlich klar, Berührung müßte her, Spüren, aber habe ich da wirklich Bock drauf? Allen sagen, wie lieb ich sie habe, ich liebe euch, kommt mir überhauptnicht in den Sinn. Innere Unruhe, Rastlosigkeit, ohne Ziel. Gefangen als Sklave der Rinde, oder bin ich weich wie eine Feder, zäh wie Leder, möchte festgehalten werden. Überkandidelt, Konkurrenzdroge, sexuelle Konkurrenz im Kampf um Orgasmen, weiß nicht. Schließlich nicht gut geschlafen. War noch den ganzen nächsten Tag flatterig und ätzend drauf, völlig durch den Wind. Erstmal genug davon, aber vielleicht werde ich nochmal einen softeren Anlauf nehmen. Klingt nach Rindenwahn, oder?!“

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Drogenpolitik Specials

Kokain – Eine Kontroverse

Bei kaum einer anderen Droge kann man so leicht ins Fettnäpfchen treten wie bei Kokain. Extrahiert und damit 100fach konzentriert aus den getrockneten Blättern eines vor allem im tropischen Südamerika angebauten Strauches, galt das schneeweiße Hydrochloridsalz noch während der Siebziger Jahre als teures Statussymbol in Schickeriazirkeln. Irgendwie hatte man immer gleich eine hysterisch-überkandidelte selbstverliebte Münchner Film- und Musikszene vor Augen. Kokain war auch das, was sich Haschischhändler von ihren Profiten selbst gern mal gönnten.

Anfang der Achtziger Jahre kam es jedoch nach Sättigung des US-Marktes zu einem drastischen Anstieg des Angebotes in Europa und schließlich Mitte der Achtziger auch in Deutschland. Die Preise fielen um mehr als die Hälfte, bis Ende der Neunziger teilweise auf ein Drittel bis ein Viertel dessen, was noch zu Beginn der Kohl-Ära hingeblättert werden mußte. Immer größere Konsumentenkreise wurden erschlossen. Beflügelten sich zunächst noch die Besserverdienenden aus der Medien- und Unterhaltungsbranche, zogen die bürgerlichen Kids bald nach und möbelten sich damit fürs Nachtleben auf. Mittlerweile ist vom gemütlich mit Gattin oder Freunden zu Hause koksenden Biedermann bis zum proletarischen auf der Technoparty vom Autodach schnupfenden Zappelphilip ein weiter Bogen an Konsumentenkreisen erreicht. Hilft es zwar zunächst, schwache Egos aufzuplustern, erlebten doch nicht wenige, daß Kokainkonsum auf die Dauer nicht nur die Finanzen stark angreifen kann, sondern auch Beziehungen gefährden und zerstören kann und letztlich der psychischen und physischen Gesundheit nicht zu Gute kommt.

coca-blaettter_bolivien_2008
Coca Blättter in Bolivien – 2008

Besonders verheerend machte sich dies in der Junkieszene bemerkbar. Dort hatte man das Kokaininjizieren als zusätzlichen häufig hintereinander wiederholbaren Kick entdeckt. Das Schwarzmarktkokain ist meist stark verunreinigt. Man kennt die Dosierung nicht. Es wird in der Regel nicht aufgekocht und ist daher noch unhygienischer als Strassenheroin, was zu Infektionen und Abszessen führen kann. Obendrein kann es Adern verstopfen und zu Infarkten und Thrombosen führen. Es greift das Gewebe stärker an und belastet durch den Junkielebenstil bereits geschädigte Organe, insbesondere wenn Krankheiten wie Hepatitís oder AIDS ausgebrochen sind. Sozialarbeiter beklagen, daß sich auf der Szene mit der Verbreitung von Kokain eine erheblich höhere Aggressivität breitgemacht habe. Die Kokainfixer und Kokainbaseraucher seien viel schwerer erreichbar. Einige Konsumenten laufen in Zuständen hochgradiger Paranoia in der Gegend herum. Der neben dem Saufen von Alkohol und dem Schlucken übertrieben verschriebener und den Schwarzmarkt bereichernder Psychopharmaka als „Beigebrauch“ beschönigte exzessive Kokainkonsum stellt auch die sogenannten „Substitutionsprogramme“ in Frage. Denn, was macht es für einen Sinn, wenn zwar der „Beschaffungsdruck“ für Opiat (sprich Heroin) wegfällt, der Suchtdruck, der Wunsch sich Kicks zu verschaffen, sich möglichst aus der deprimierenden Realität herauszuziehen, aber bestehen bleibt und sich auf Kokain verlagert. Der Anteil der substituierten Drogengebraucher, zumindest in Großstädten, die schon am Monatsanfang innerhalb kürzester Zeit einen Großteil ihrer Sozialhilfe für Kokain („Kügelchen“ oder „Plomben“, wie die von den Strassendealern oft im Mund aufbewahrten Handelseinheiten genannt werden) ausgegeben haben und dafür Ernährung und notwendige Anschaffungen vernachlässigen, wird von Insidern als hoch eingeschätzt.

Natürlich, manche etablierte Institutionen wollen das Erreichte nicht gefährden. So verschanzt man sich hinter ideologischen Barrieren, versucht das Ganze schönzureden und leiert aus Ratlosigkeit Akupunkturprogramme an (die momentan als die einzige überhaupt effektive Hilfe zur Reduzierung des Suchtdrucks gelten). Destruktives süchtiges Verhalten läßt sich anscheinend nicht so einfach durch Substanzvergabe aus der Welt schaffen. Und schon gar nicht durch die Vergabe nur einer Substanz. Die Probleme der Betroffenen liegen woanders. Selbst wenn sie alle Drogen der Welt frei Haus geliefert bekommen würden, würden sie nicht notwendigerweise eine Ausbildung anfangen und sich plötzlich makrobiotisch ernähren. Andererseits verschärft die Kriminalisierung besonders die desolate Situation von sozial entwurzelten und psychisch vorbelasteten Drogenabhängigen enorm. Der nächste Schritt muß deshalb in letzter Konsequenz viel radikaler sein. Und will man nicht in Richtung Bevormundung und Entmündigung marschieren, dann muß man eindeutig und umfassend schrittweise weiter in Richtung Entkriminalisierung gehen anstatt sich auf Verteidigungskämpfe des zugegeben im Vergleich zum Zustand vor 15 Jahren erstaunlicherweise überhaupt gewachsenen und mittlerweile umfangreichen akzeptierend arbeitenden und sehr sinnvollen Angebotes zurückzuziehen. Drogengebrauch, auch süchtiger Drogengebrauch, sollte für niemanden ein Argument sein, sich aus der Verantwortung für sein Leben und Handeln zu ziehen.

Wo es aber um den Umgang allein mit sich selbst geht, sollte man Drogengebrauchern gegenüber dieselbe Toleranz aufbringen und ihnen dieselben Rechte zubilligen wie Nikotinabhängigen, Alkoholikern oder Extremsportlern. Auf jeden Fall wäre eine ehrliche und offene Auseinandersetzung über das, was sinnvoll erscheint und ausprobiert werden sollte, viel wünschenswerter als ein heuchlerisches Herumlarvieren aus Angst vor Veränderung und dem Verlust von Pfründen und Posten.

Das sich der Druck in der Öffentlichkeit noch erhöhen wird, zeigt die Diskussion um offene Strassendealerszenen, die sich in Städten wie Hamburg im öffentlichen Raum in einem Maße ausgebreitet haben, daß auch ansonsten liberale Mitmenschen sich belästigt fühlen. Die letztlich sinnlose Drogenprohibition ausnutzend und die daraus folgenden hohen Profite abschöpfend, etablieren sich Gruppen ausländischer Krimineller, zum Teil unter Mißbrauch des für politisch Verfolgte gedachten Asylrechts. Auch wenn diese Dealer ihre Landsleute und das Asylrecht in Miskredit bringen und auf die Schwächen ihrer Kundschaft bauen, so nutzen sie doch nur eine gesellschaftliche Nische, die ihnen eine überholte Politik vorgibt, zu ihrem eigenen Vorteil. Erschwert wird die Lösung der Problematik in manchen Stadtteilen noch durch eine Solidariserung bestimmter linksdogmatischer Kreise mit den Tätern, die sie sich dafür gern als Opfer zurechtstilisieren, um sich damit selbst als von positiven Absichten beseelt und über den vermeintlichen Rassismus der Anderen erhebend aufzuwerten. Letztlich projizieren sie ihren Selbsthaß mit Hilfe des Totschlagarguments des Rassismus auf die Menschen, die als betroffene Anwohner oder vielfach ausgenutzte Abhängige mehr Freiheit in ihrem eigenen Lebensraum fordern und verständlicherweise nicht mehr unbefangen an die Sache herangehen können.

Man sieht, wie leicht man über Kokain in Tabubereiche gerät. Die Auseinandersetzungen über den Umgang mit Kokain werden noch zu führen sein Sie werden sehr emotional sein, da es eine große Spannbreite an Konsumenten und Umgangsformen (von harmlosem Vergnügen in geselliger Runde bis hin zur Selbstzerstörung oder aggresssiven Ausbrüchen gegen Andere) mit dieser Droge gibt. Die bedenkliche und verbreitete Kombination von Kokain mit Alkohol habe ich noch garnicht angesprochen.

cocain

Eine andere Seite, ist der Mythos vom Superkokain, das angeblich sofort abhängig mache und verheerende Konsequenzen insbesondere für ungeborene Kinder habe. Besonderen Ausdruck fand dieser Mythos in der mysteriösen neuen Droge „Crack“. In Wirklichkeit handelt es sich bei dem Wirkstoff im Crack um eine wohlbekannte rauchbare Form des Kokains, die Kokainbase. Selbst manch ein Junkie, der regelmässig Kokainhydrochlorid injiziert und auch Kokainbase raucht, ist dem Mythos von der Horrordroge Crack aufgesessen und erzählt ihn mit erregtem Gruseln weiter. Längst ist in den USA belegt, daß ein Großteil der Crackkonsumenten lediglich phasenweise, zum Beispiel am Wochenende konsumiert und die in ihrer Entwicklung zurückgebliebenen sogenannten „Crackbabies“ in erster Linie Produkte der desolaten Verhältnisse, in denen bestimmte soziale „Randgruppen“ in den USA leben müssen, sind, als daß sie toxikologische Opfer einer Teufelsdroge sind. Im übrigen seien die Kinder bei entsprechender Zuwendung schnell in der Lage ihren Geburtsrückstand wieder zu kompensieren.

Kokain ist mittlerweile nicht mehr nur mit dem Flair des Kitzels für das ansonsten langweilige und öde Leben der Reichen und Schönen behaftet, sondern auch mit Ängsten vor Kontrollverlust und Exzess, wie sie das Bild von den sich zu Tode koksenden Laborratten wiederspiegelt. Wenn man von Kokain spricht, egal in welcher Form, denkt man jetzt auch an Gier, an „craving“, Kokain als Symbol für Maßlosigkeit und Haltlosigkeit. Man will anscheinend immer mehr und wird doch nie wirklich befriedigt, kurze flüchtige Momente allenfalls. Es wird weitergemacht, bis alles weg ist, und dann rennt man nochmal los. Aber man darf bei diesem Bild nicht vergessen, daß ein großer Teil der Konsumenten durchaus in der Lage ist, den Konsum einigermaßen zu kontrollieren, ihn selbstbelohnend, genußorientiert oder leistungssteigernd im Rahmen eigener schadensminimierender Konsumregeln auf bestimmte Gelegenheiten (z.B. nur am Wochenende oder zu Weihnachten und Sylvester) zu beschränken und vor allem die eigene finanzielle Situation im Auge zu behalten. Wer reich ist, ist hierbei zugegeben im Vorteil. Die Reichen können sich auch noch mehr Spaß an Kokainwitzen erlauben, sollte man meinen. Diese haben längst das Fernsehen als Gradmesser der Toleranz erreicht. So sind in der Harald Schmidt-Show Kokswitze ein Dauerbrenner. Der Studiomusiker Helmut Zerlett ist zur koksenden Witzfigur abkommandiert worden. Kokser-Rap und Achtziger Jahre Koksermusik, wie die von Falco, ist lange schon musikprogrammtauglich. In nicht hinterfragten Hollywoodschinken für die breite Masse steht Kokain, „der Schnee auf dem wir alle talwärts fahren“, für ein gewisses Etwas, das Nasenpuder mit dem Flair des Verbotenen. Snowboardhersteller locken mit rasierklingengezogenen Kokainbergen (siehe Piste 1/99). Kokain ist gesellschaftsfähig geworden. Wer will nochmal, wer hat noch nicht?

Deshalb sollte man auch anfangen, den problematischen Konsum zu thematisieren und neue Umgehensweisen damit zu erproben. Dazu gehört meines Erachtens parallel zum anvisierten Heroinvergabeversuch ein großangelegter Kokainvergabeversuch. Erst in der Praxis wird man sehen, ob und für wen der freie Zugang zur reinen Droge die persönliche Gesamtsituation entschärft oder gar noch verschlimmert. Gleichzeitig wäre ein Ausbau an professionellen Hilfen mit Erfahrung im Umgang mit problematisch Kokainkonsumierenden wünschenswert. Kokain sollte von seinem hohen Ross heruntergeholt, aber nicht verteufelt werden. Ob eine Welt mit freiem Zugang zu Kokain (Koks für alle) wünschenswert ist, ist zumindest fragwürdig. Schließlich zeigen Erfahrungen, daß exzessiver Kokainkonsum, besonders das Injizieren und das Rauchen von Kokainbase (oder Crack), innerhalb recht kurzer Zeit zu (meist mit dem Absetzen der Droge schwindenden) Persönlichkeitsveränderungen bis hin zur paranoiden Psychose führen kann. Aber wenn man Wert auf individuelle Freiheit und Selbstverantwortung legt, wird man sich von einer mit Zwang und Strafen drohenden bevormundenden Haltung wegbewegen müssen, auch wenn man nicht immer glücklich mit dem Verhalten und Sosein einzelner Mitmenschen ist.

Was über die Kokainproblematik oft vergessen wird, ist das Kokablatt. Neben dem Schlafmohn und dem Hanf gehört die Kokapflanze zum Triumvirat der drei bei uns in ihrer Gänze verbotenen Pflanzen. Und für die Kokapflanze gibt es praktisch gar keine Ausnahmen mehr. Dabei kann die Pflanze unter unseren klimatischen Bedingungen garnicht gedeihen, es sei denn man päppelt sie im Gewächshaus hoch. Die Ansichtsexemplare botanischer Gärten werden meist mit einer erheblichen Dröhnung an giftigen Pflanzenschutzmitteln am Leben erhalten und sind deshalb für den Verzehr ungeeignet. Selbst der grasig an grünen Tee erinnernde erfischende und leicht anregende Kokablatttee, der in Peru legal als „Mate de Coca“ in Teebeuteln zu je 1 Gramm abgefüllt wird, darf bei uns nicht gehandelt werden. In den frechen Niederlanden allerdings stößt man in manchen Smartshops auf ihn (für z.B. 2 Gulden pro Beutel). Eine Tasse wirkt recht mild, milder als Tee, drei Tassen regen schon deutlich an. Der Tee kann wie guter grüner Tee zwei- bis dreimal überbrüht werden. Auch das Kauen der Kokablätter ist bei uns nicht erlaubt. Den Andenbewohnern hilft der mit einer Messerspitze gebranntem Kalk versetzte und in der Backentasche eingespeichelte und ausgesaugte lokalanästhetisierende Bissen aus mindestens zwei Gramm der getrockneten Blätter nicht nur bei den Strapazen des Tages und gegen Symptome der Höhenkrankheit, sondern auch als Lieferant von Vitaminen, Mineral- und sogar ein paar Nährstoffen. Kokatee und Kokabissen sind im Vergleich zum Kokain harmlose Stimulantien (mit einer Reihe traditioneller medizinischer Indikationen, die überprüft werden sollten). Der Besitz von Kokablättern oder Kokapflanzen sollte bei uns ähnlich wie längst überfällig bei Cannabisprodukten auf keinen Fall strafrechtlich verfolgt werden. Obendrein böte der Handel mit Kokablättern vielen verarmten südamerikanischen Bauern eine legale Einkommensmöglichkeit. Na dann, auf gute Beziehungen!

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Cannabis

Das kleine Haschischsorten-Lexikon

Aktualisierte Version April 2019. Eine alte Version schwirrt im Netz herum. Eine bitte an die vielen Kopierfreudigen: Bitte kopiert diesen neuen Text nicht und setzt ihn bitte nicht auf eure oder irgendeine Webseite. Eine Verlinkung soll reichen. Wer ihn abdrucken oder anderweitig veröffentlichen will, der wende sich bitte an mich, ich leite das dann weiter. Danke.

2001 publiziert, updated 2019, copyright nach wie vor by Achim Zubke (az)

Theoretisch kann überall auf der Welt, wo psychoaktiver Hanf gedeiht, auch Haschisch (Cannabisharz) gewonnen werden. In bestimmten Ländern hatte sich allerdings traditionell oder in Folge internationaler Nachfrage eine Hanfanbaukultur speziell zum Zwecke der Haschischgewinnung etabliert. Dementspechend bestimmten ihre Produkte den Markt. Allein in der Bundesrepublik Deutschland wurde der Umsatz von Cannabisprodukten, das hieß bis Ende des 20. Jahrhunderts noch vor allem Haschisch, auf jährlich 400 bis zu 900 Tonnen geschätzt. In Folge des Anfang der 1990er Jahre beginnenden Anbau-Booms hochpotenter Hybrid-Keuzungen vor Allem indoors unter Kunstlicht und kontrollierten Bedingungen zunächst in Holland, vorübergehend in der Schweiz, schließlich auch in Deutschland, Österreich, Tschechien und Belgien dominieren Sinsemilla-Hanfblüten mittlerweile den Markt. Aus bei deren Produktion anfallenden noch harzreichen Blüten- und Blattresten werden durch Siebung wie z.B. mit dem automatischen Trommelsieb („Pollinator“), durch Eiswasserfilterung („Ice-o-later-Bags“, „Bubble-Bags“), Trockeneis-Siebung und dergleichen auch begehrte Haschisch-Produkte gewonnen. In den letzten Jahren erlebt allerdings die nicht ungefährliche Gewinnung von zum Inhalieren mittels Verdampfung („Dabben“) geeigneten konzentrierten Extrakten, insbesondere mit Hilfe von Flüssig-Butangas („Honeybee-Extraction“, „BHO“) und Flüssig-Dimethyläther („DME“) aber auch anderen Lösungsmitteln (professionell analog zur Hopfen-Extraktion mit Flüssig-Kohlendioxid) einen Boom. Wo Überfluss herrscht, werden auch die Blüten selbst zur Haschisch- und Extraktgewinnung eingesetzt. Dennoch gibt es unter Cannasseuren immer noch eine Nachfrage nach exotischem importiertem „Oldschool“-Haschisch. In den Anbauländern reagiert man auf die veränderte Nachfrage durch Einführung ertragreicherer und potenterer internationaler Hybrid-Kreuzungssorten und die Einführung neuerer Haschisch-Gewinnungstechniken (Siebungsmethoden, Ice-O-later-Technik) und Ölextraktionen. Weil Haschisch ein Naturprodukt ist, gab und gibt es ähnlich wie bei Wein eine unbegrenzte Vielfalt schwankender Qualitäten.

Da leider keine flächendeckenden zuverlässigen wissenschaftlich fundierten Produktanalysen und Herstellungsbeschreibungen für die Verbraucher vorliegen, soll sich dieser Artikel sozusagen spielerisch, auszugsweise und ohne jede Verbindlichkeit der Produktvielfalt in Form eines kleinen, eher anekdotisch zu verstehenden Lexikons annähern. Namensdeklarationen bieten unter Schwarzmarktbedingungen keinerlei Gewähr, dass das angepriesene Produkt auch den Phantasievorstellungen des Käufers entspricht. Um die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, sei hier nochmals eine auf Qualitätskontrolle beruhende Verbraucherberatung in punkto psychoaktiver Hanfprodukte gefordert und Legalisierung, versteht sich von selbst.

Diese Liste soll auf keinen Fall als Anregung zum Kauf oder Konsum von nach wie vor verbotenen Cannabisprodukten missverstanden werden. Es handelt sich lediglich um ein im Kern auf zahlreichen anonymen Quellen basierendes journalistisches Zeugnis realer oder imaginierter Verhältnisse.

MAROKKO

Trotz Konkurrenz durch den in Europa mittlerweile weit verbreiteten Indoor-Marijuana-Anbau von Hybrid-Kreuzungen unter künstlichen Bedingungen ist Marokko immer noch der Hauptlieferant von großen Haschisch-Mengen für den westeuropäischen Markt. Auf Grund der Größe der Anbauregionen, der Vielfalt der Anbauflächen und -techniken, zusätzlich eingebrachten Saatguts und neuer Produktionsmethoden ist das Land mit einer kaum überschaubaren Produktpalette am Start. Typischerweise kam und kommt Marokkaner als durch Siebung gewonnene und mechanisch gepresste harte gelblichbraune Platten („Grüner“, „Platte“, „Brick“) in Westeuropa auf den Markt. Seit einigen Jahren werden auch runde 100 Gramm-Platten und 200 Gramm-Bälle gehandelt. In Großbritannien ist bis heute der ca. 250 Gramm schwere „Soap-Bar“ in Seifenform beliebt. Kleinschmuggler bringen oft Verdauungstrakt-kompatible 10 Gramm-Pellets aus hochwertigem Haschisch mit. Hatte man früher „Ki(e)f“ (Fruchtstände) für das traditionelle Rauchen in langstieligen Sebsi-Pfeifen angebaut, begann man in den 1960er-Jahren mit der Haschisch-Gewinnung für den internationalen Markt. Die Produktion hatte sich seit Ende der Sechziger Jahre bis ins 21. Jahrhundert kontinuierlich gesteigert. 2003 erreichte sie ein Anbauflächen- und Produktionsmaximum. Aus dem traditionellen Anbaugebiet im zentralen Rif-Gebirge (Chefchaouen-Provinz mit dem Zentrum Ketama und Teilen von Al Hoceima) hatte sie sich in die Nachbarprovinzen Larache und Taounate ausgedehnt. Dort erfolgten in Folge von UN-Berichten 2005 staatliche Repressionsmaßnahmen. Das Haschisch aus diesen Regionen galt ohnehin als minderwertiger. Die Produktion in den zentralen Anbaugebieten wurde darauf hin durch die massive Einführung internationaler Hybrid-Kreuzungen und den Ausbau künstlicher Bewässerung in Menge und Qualität erheblich gesteigert und soll nach wie vor insgesamt im vierstelligen Tonnenbereich liegen.

„Zero Zero“(sprich „Siero Siero“), „00“ oder „Double-0“
ist reines Haschisch aus dem Harzdrüsenkopfpulver der feinen und vorsichtig durchgeführten ersten Siebung. Seine Potenz ist hoch, intensiv stimulierend bis psychedelisch, nicht allzu lange anhaltend, ohne zu sehr zu ermüden. „Zero Zero“ ist oft nur leicht gepresst, aber dennoch kompakt, geht gut auf, lecker aromatisch, ein echtes Naturprodukt. Es brennt relativ schnell weg. „Zero Zero“ hat sich in Kifferkreisen einen guten Ruf erworben. Der Name kommt vom Feinheitsgrad des verwendeten Siebes aus Seidentuch, das über eine Schüssel gespannt wird und durch das das feine Harzdrüsenkopf-Pulver bei nur leichter Erschütterung rieseln muss. Das goldbraune ungepresste „Zero Zero“-Pulver lässt sich auch ungepresst gut rauchen, ist wegen seines Volumens und der Schwierigkeit, es zu schmuggeln, aber nur sehr selten im Handel. Die ungepressten Drüsenköpfe konservieren Wirk- und Aromastoffe übrigens oft besser als das daraus gepresste Haschisch. Deshalb lagern viele Produzenten Haschisch-Pulver und pressen es erst für den Versand in die gewünschte Form. Dies bietet auch die Option auf die Kundschaft angepasste Mischungen oder Streckungen vorzunehmen.

„Tblisa Hash“
auch Twesla, Twizla, Tbizla, Tibizla, Tbizla, Tabizla usw. wird ein exzellentes Haschisch vom Typ „Zero Zero“ genannt, bei dem theoretisch nur das Harzpulver verwendet werden soll, das bei der ersten Siebung auf ein in die Mitte der unter dem Siebtuch befindlichen Schüssel gelegtes kleines Brett gerieselt sei. Diese Bezeichnung wird generell für fein gesiebtes Kleinschmugglerhasch hoher Qualität verwendet und verbreitete sich in den 1990er Jahren.

„Double Zero Zero“, „Double 00“ oder „0000“
ist die Bezeichnung für eine goldgelbe Sondersiebung, die nur in sehr kleinen Mengen auf Nachfrage in Marokko angefertigt wird. Ausgewählte Pflanzen werden extrem vorsichtig gesiebt, so dass wirklich möglichst nur noch die harzhaltigen Drüsenköpfe und kaum Zystolithenhaare, Pflanzenteile und Staub durchrieseln. Dieses exzellente Haschisch ist erheblich teurer und erreicht fast nie den offenen (Schwarz-)Markt. Um besonders hohe bzw. feine Siebungsgrade und Qualitäten anzudeuten wird bei der Vermarktung gern mit Nullen gespielt. So wird auch „Triple Zero“ angeboten.

„Zero“ oder „0“
bezeichnet die 2. Siebung durch ein etwas grober gewebtes Stoffsieb der Maschengrösse „0“. Es enthält deutlich auch nicht psychoaktive Blütenteile, insbesondere Zystolithenhaare und ist nicht ganz so potent. Da es aber nicht gestreckt worden ist, bietet es die von vielen Kiffern als positiv eingeschätzten Eigenschaften eines natürlichen konzentrierten marokkanischen Hanfproduktes zu einem verhältnismässig günstigen Preis. „Zero“ ist schon stärker gepresst, angeblich durch Schlagpressung, kann aber meist schon von Hand gebröselt werden.

„Casablanca“
benannt nach der größten Stadt Marokkos, handelt es sich um einen guten Marokkaner vom Typ „Zero“ mit klarer anregender psychedelisch-euphorisierender Wirkung, der in Tee gebröselt ein scharfes ingwerartiges Aroma aufweist. Die Cannabinoide und Terpene in den Hanfblütenständen und im Haschisch haben im Übrigen ohnehin intensive aromatische Gewürzeigenschaften und werden deshalb seit vielen Jahrhunderten auch aus kulinarischen Gründen in diversen Getränken, Süßigkeiten und Speisen genutzt. Casablanca ist eine moderne Hafenstadt, ein Geldwäschezentrum für den Haschisch-Großhandel und steht atmosphärisch für einen schwülstigen Spionagefilm mit Humphrey Bogart.

„Special Casablanca“
soll ein erstklassiger Marokk vom Typ „Casablanca“ genannt werden, der nach Eukalyptusbäumen und Pinien riecht.

„Sputnik“
steht für Haschisch von ausgezeichneter Qualität, das Anfang der 1980er Jahre Berühmtheit erlangte. Leider entspricht ebenso wie bei anderen Sorten nicht alles, was auf dem Schwarzmarkt unter einem wohlklingenden Namen angeboten wird auch dem, als was es angepriesen wird. „Sputnik“ ist dunkelbraun, sehr drüsenhaltig und entsprechend harzig, wirkt dabei dennoch etwas grob und schwer. Die Potenz ist sehr hoch, das High tief, anhaltend und psychedelisch, abgerundet mit einer ausgeprägten körperlichen Note. Es soll aus der ersten Siebung von ausgewählten in höheren felsigen und wilden Lagen des Rifgebirges gewachsenen Pflanzen gepresst sein. Der Name kommt vielleicht daher, dass es abgeht wie eine Sputnikrakete.

„Chocolata“
ist die Bezeichnung für eine Spezialität, die so begehrt und exklusiv ist, dass sie zum Grossteil schon in Marokko verbraucht wird. Es handelt sich um grünschwarzes von Hand verarbeitetes und nicht nachgepresstes Haschisch, das angeblich noch vor der eigentlichen Ernte von noch auf dem Feld stehenden Pflanzen gewonnen wird. In den Handel kommt dieses Leckerli in Mengen von maximal 20 bis 50 Gramm in typischen kleinen runden Dosen. Hier gilt die Regel, je kleiner die Handelsmenge, desto besser und edler das Haschisch. „Chocolata“ hat einen Ruf als delikates und hochpotentes „Guten Abend-Dope“.

„Black Maroc“ oder „Schwarzer Marokk“
ist üblicherweise ein sehr potentes Haschisch, das den Sorten aus dem mittleren Osten ähnelt. Es riecht minzig-ungewöhnlich. Seine Wirkung kommt mit Verzögerungseffekt, „hinterhältig“, ziemlich psychedelisch, was auch immer man darunter versteht. Es erreicht gelegentlich den spanischen oder gar den mitteleuropäischen Markt, aber immer nur in geringen Mengen. „Black Maroc“ und andere herausragende marokkanische Sorten können unter Mühen von Hand umgepresst werden. Spätestens dann nimmt das Haschisch eine braunschwarze Farbe an. Dunkle Farben allein sind allerdings keine Gewähr für Qualität. Sie können auch von Zusatzstoffen herrühren. Der „Schwarze Marokk“ soll von Pflanzen mit afghanischem oder pakistanischem Erbgut (der Himalaya-Raum war gerüchteweise auch im Gespräch) gewonnen werden, deren Blütenstände vor der Weiterverarbeitung fermentiert wurden. Wahrscheinlich wurde das Haschisch von Hand vor- und dann maschinell nachgepresst. Wie dem auch sei, gerade auch in Marokko verändert sich die Palette des hergestellten Haschisch mittlerweile laufend durch neues von Händlern eingebrachtes internationales Saatgut und „neue“ Verarbeitungsmethoden.

„Gardella“
Offensichtlich in verschiedenen Qualitätsstufen (wahrscheinlich Siebungen) vorkommender eher durchschnittlicher heller („wie gelber Libanese“) bis dunkler „schwarzer“ Maroc, deren Ausgangspflanzen von Saatgut abstammen sollen, das aus Pakistan, wahlweise Afghanistan (dagegen spricht ein für Maroc durchschnittlicher CBD-Gehalt in analysiserten Proben) oder (auf Grund der dortigen tendenziell wenig buschigen hochwüchsigen Pflanzen eher unwahrscheinlich) Nordindien (Manali) eingeführt worden sei. Eventuell soll es sich um Hybriden dieser Pflanzen mit traditionellem marokkanischen Haschischpflanzen handeln.

„Afghane“, „Pakistani“, „Araber“, „Jamaicaner“, „Mexikaner“, „Kashmiri“ und so weiter
Tatsächlich wurde im Rif-Gebirge seit Anfang der 1990er Jahre zunehmend und in großem Stil Haschisch aus Hanfpflanzen mit einer Genetik pakistanisch-afghanischer Herkunft angebaut. Es ist unklar, ob das Saatgut für diese Pflanzen tatsächlich aus dieser Region oder Europa (Schweiz?) stammte. Während die traditionellen Haschisch-Sorten von marokkanischer Kif-Hanf-Genetik je nach Höhenlage und Bewässerung meistens bereits ab Juli bis August geerntet werden können, folgten die neuen in der Regel künstlich bewässerten „Indicas“ oft erst später, bis September oder gar Oktober mit entsprechenden Problemen bei der Trocknung. Das Haschisch, das traditionell erst in der kalten Jahreszeit im Herbst und Winter gesiebt („getrommelt“) wird, war aus diesen Pflanzen gewonnen tendenziell dunkler, harziger, knetbarer, weniger stimulierend und erhebend wie nun schon klassischer THC-dominanter Maroc, aber potent. Man sprach von „Afghane“ oder „Pakistani“. Zunehmend kam es durch Kreuzung oder Pollenflug zu genetischen Mischbeständen, die nun eine neue Vielfalt von Produkten mit entsprechenden Fantasienamen wie zum Beispiel „Scheherazade“ und vielen anderen liefern.
Auch aus anderen Ländern bzw. von der genetischen Herkunft auf diese bezogen, sollen große Mengen Saatguts für neue experimentelle Felder angeschafft worden sein. Bezüglich des daraus gewonnenen Haschisch sprach man von „Jamaikaner“ (vermutlich von Hybrid-Kreuzungen auf Basis der international anerkannten und begehrten Skunk-Haze-etc.-Richtung), „Mexikaner“ (soll „sativa“-dominant sein), „Araber“ (vermutlich Saatgut aus dem Libanon, dass auch schon in der Vergangenheit in den regionalen Kif-Pflanzen-Bestand eingebracht worden sein soll), das keinen besonderen Ruf genießt (zwar harzhaltig, aber wenig potent und CBD-dominant), und „Kaschmir“ (soll „indica“-dominant sein).
In den letzten Jahren hat es einen erneuten drastischen Wechsel gegeben. Verschiedene aus Europa eingeführte internationale Hybrid-Sorten werden mit Hilfe künstlicher Bewässerung großräumig angebaut. Hier ist in Zukunft mehr Produktvielfalt zu erwarten. In den Laboranalysen der Verfolgungsbehörden spiegelt sich die Entwicklung in häufig recht hohen THC-Gehalten von um die 16 bis 20 % und mit Spitzenwerten noch weit darüber hinaus. Während bei Massenware lediglich im Schnitt 8 % gemessen wurden.

Gesiebtes Haschisch von in Marokko outdoors gezogenen internationalen Hybrid-Kreuzungen wird unter wohlklingenden Namen wie zum Beispiel „Shiraz“ angeboten.

„Bubble Marokk“ bezeichnet mit der „Ice-o-later“-Technik gewonnenes Haschisch, welches zunehmend Freunde findet. Der „Ice Marokk“ findet sich mittlerweile regelmäßig auf Amsterdamer Coffeeshop-Menues am oberen Ende der Preisskala für Marokk, in der Regel (aber nicht notwendigerweise) günstiger als die hochpreisigen „lokal“ produzierten niederländischen „Ice-O-lator“-Produkte.

Bei „Triple X“ soll es sich ebenfalls um ein mit dieser Technik gewonnenes Produkt handeln.

„Rifman-Haschisch“, und „Block-Haschisch“. Von holländischen Hybrid-Kreuzungen unter holländischer Anleitung mit nach eigenen Angaben höheren Qualitätsstandards als vor Ort üblich in Marokko auf traditionellen Outdoor-Anbauflächen gewonnene Haschisch-Sorten vom Typ „Zero Zero“ in auf Grund der Ausgangspflanzen und des Anbauortes (Terroir) interessanten unterschiedlichen Qualitäten werden unter diversen Namen von professionellen Anbietern über niederländische Coffeeshops vertrieben. Typisch sind relativ hoher THC bei niedrigem CBD-Gehalt. „Rifman“ (mit Sortennamen wie „Noor“, „Malika“, „Habibi“, „Nadira“, „Laila“ etc.) und „Block“ (von „Amsterdam Genetics“/“The Block Doc“ mit jeweils nach der Ausgangs-Gras-Sorte benanntem „Block“-Hasch) sind Markennamen ihrer Händler die die Qualität ihrer Produkte garantieren sollen.

Hier besteht aktuell auf vielen Ebenen erhebliches Veränderungspotential. Mehr Grower werden in Zukunft unter dem Druck der Konkurrenz ihre Erträge und die Potenz und Qualität ihrer Produkte deutlich steigern wollen, ebenso durch zusätzliche Varianten bei der Methodik der Harzgewinnung und der in Marokko ohnehin schon lange praktizierten Extraktion zur Gewinnung von Ölkonzentraten, die wiederum zur Mischung neuer Haschischprodukte geeignet sind. Allerdings kommen auch weiterhin minderwertige z.B. mit (Hanf-)Pflanzenpulver gestreckte „locker aufgehende“ und mit flüssigen Zuckerkonzentraten und anderen Streckmitteln vermischte „blubbernde“ Produkte auf den Markt.

„Agadir“
Benannt nach der Hafenstadt, die auch ein Touristen- und Export-Zentrum ist. Hierbei soll es sich um dunkles Haschisch mit einer fast afghanischen Geschmeidigkeit, gutem Geschmack und von guter Potenz handeln. „Etwas für Marokkliebhaber. Alles wird interessant.“

„Kugeln“, in Holland „Echte puntjes“
ist ein potentes, sehr dröhniges Haschisch, das in bei Wärme mit der Hand knetbaren Kugeln kommt; eine Spezialität, die angeblich nur von einer (Gross-)Familie hergestellt wird. Ein ähnliches Produkt aus gesiebtem Haschisch wird in Holland auf Grund der Knetbarkeit unter der Bezeichnung „Warme Oor“ („Warm Ears“) gehandelt.

„Sahara-Sand“ oder „Sahara“
ist ein sehr gutes „leichtes Tageshasch“, das high macht, ohne zu sehr zu erschöpfen. Es ist voluminös, da es nur ganz leicht gepresst ist, angeblich durch Eigengewicht, sogenannte Lagerpressung. Es kann ohne Erhitzen zerbröselt werden, fühlt sich sandig an und hat auch eine Farbe gelb wie heller Wüstensand. Keine Streckmittel verderben den relativ milden Geschmack. „Sahara“ ist ein Haschisch vom Typ „Polle“, das von Kennern gern als „königlich“ bezeichnet wird.

„Polle“, „Pollen“ oder „Polm“
ist eine Bezeichnung, die ursprünglich von Europäern für ein ungepresstes Haschischpulver so fein wie die männlichen Pollen benutzt wurde. Es besteht NICHT aus den unwirksamen Pollen, sondern wie auch die anderen Haschischsorten vornehmlich aus den Harzdrüsen, die hauptsächlich von den weiblichen Blüten und den sie umgebenden Blättern stammen. „Pollen“ ist meist nicht allzu stark gepresst. Es gibt dieses Haschisch in diversen Qualitäten von „commercial“ aufwärts bis zum „Super Pollen“. Die besten Sorten sind den Zero-Qualitäten durchaus ebenbürtig.“ Besonders gutes Haschisch vom Typ „Pollen“ kommt zum Beispiel als „Kissenpolle“, gepresst zu kissenfärmigen 100 Gramm-Blöcken, oder noch besser als sogenannte „A-Qualität“ zu etwa 50 Gramm in den Handel. Hier gilt die je kleiner – je feiner – Regel (, muss aber nicht).
Als „Berber-Pollen“ wurde relativ dunkles hart gepresstes Haschisch aus dem Rif-Gebirge verkauft.
In welcher Form „Wurstpollen“ auf den Markt gelangt, darf geraten werden.

„Kif“ oder „Kief“ wird seit einigen Jahren als Bezeichnung für durch Siebung hergestelltes ungepresstes Haschischpulver unbestimmter Herkunft verwendet. In Marokko bezeichnete es ursprünglich geschnittene von Samen, Blättern und Stängeln befreite weibliche Hanffruchtstände, die vermischt mit klein geschnittenem Tabak traditionell in der kleinköpfigen und langstieligen Sebsi-Pfeife geraucht werden. THC-dominante Kif-Hanfpflanzen wurden erst ab den 1960ern zur Haschischgewinnung eingesetzt, möglicherweise (teilweise) hybridisiert mit importiertem Haschisch-Hanf-Saatgut aus dem Libanon. Heute bezeichnet Kif manchmal auch gepresstes Haschisch. Von Kif leiten sich die geläufigen Begriffe „kiffen“ und „Kiffer*in“ ab. „Keif“ bezeichnet in Nordafrika einen entspannten „gechillten“ Zustand.

„King Mohammed“ (V)
Als „King Mohammed“ wird ein hochwertiges helleres Haschisch vom Typ Super Pollen genannt. Es ehrt den Herrscher, von dem die Hanfbauern im zentralen Rif-Gebirge behaupten, er hätte ihnen zu Beginn der marokkanischen Unabhängigkeit 1954 den Cannabis-Anbau zumindest mündlich erlaubt. Bei Königs hielt man sich dazu in der Öffentlichkeit allerdings stets vornehm bedeckt.

„King Hassan“ (II)
Als „King Hassan“ wird ein den 1999 verstorbenen diktatorisch herrschenden König von Marokko im Namen ehrendes dunkleres Haschisch vom Typ Superpollen verkauft. Der König habe zwar 1992 auch in Marokko den weltweit zu Verbrechen, Gewalt, Ungerechtigkeit und Gesundheitsschäden beitragenden „war on drugs“ erklärt, tatsächlich aber an der Praxis der Haschisch-Gewinnung im Rif-Gebirge nichts groß geändert. Im Gegenteil, die Geschäfte hätten in seiner Zeit geboomt.

„King Mohammed (VI) Twisla“ oder „Royal Twisla“
Der gegenwärtige König gelte bei den Berbern im Rif als cannabisfreundlich und produziere gar sein eigenes royales Haschisch. Da er nicht alles selbst rauchen könne, gelange manchmal auch etwas davon auf den europäischen Markt. Wenn die Qualität nicht stimmen sollte, hätte man hier zumindest jemanden mit Kompetenz, an den man sich mit seiner Reklamation diskret wenden könnte.

„French newspapers“, „Paper“, „French“ oder holländisch „Franse krant“
ist die gängige Bezeichnung für ein Haschisch, das in relativ dünnen Platten zu etwa 100 Gramm gehandelt wird, von denen jeweils zehn mit Zwischenlagen französischsprachigen marokkanischen Zeitungspapiers zu einem Einkilopaket zusammengepresst werden. Diese Handelsform gibt es auch mit Zwischenlagen aus Löschpapier. Wirkt dann nicht ganz so billig. Grossschmugglerhasch. In den Augen der KundInnen stimmt bei dieser Sorte in der Regel das Preis-Leistungsverhältnis und wäre von ihnen als Standard für ein „Commercial Dope“ erwünscht. Die Qualität der „Grünen Platte“ oder gar des „Eurogrünen“ ist jedoch noch erheblich geringer! (Oh Haschisch – mir graut`s vor dir!) French ist hart, relativ „fett“, bröselt leicht, wirkt entspannend und lässt sich auch über längere Zeiträume konsumieren (, wenn es denn sein muss). Wird bevorzugt im Tabak-Joint geraucht, sofern diese Unsitte nicht sowieso gängige Praxis ist.

„Puck“
hat einen eher schlechten Ruf. Es wird gemunkelt, es werde aus den am Fussboden anfallenden und zusammengekehrten pulvrigen Siebungs- und Pressresten hergestellt. Dementsprechend schwankt seine Potenz erheblich. Es handelt sich um ein dunkelbraunes Haschisch, hart und plattgedrückt wie ein Eishockeypuck, das mehr zerbröselt, als dass es aufgeht, langsam brennt und einen rauhen bis kratzigen Geschmack aufweist. „Puck“ ist mehr oder weniger übel gestreckt und wird durch Bindemittel zusammengehalten. Er kommt in dicken länglichen Blöcken um die 250 Gramm, die an den Seiten stark abgerundet sind. „Puck“ kann manchmal überraschenderweise recht potent sein. Dann wirkt er jedoch eher dröhnig, nicht gerade inspirierend oder das, was man kreativ nennen kännte, auf jeden Fall kein soziales Dope, eher der Letzte am Abend, aber auch dann kopfschmerzverdächtig (spätestens am nächsten Morgen), kurz gesagt, sein Geld nicht wert.

„Soap Bar“ und „Europlatte“
Meist in 250 Gramm-Blöcken wird nach wie vor für den britischen Markt sogenanntes „Soap Bar“-Haschisch produziert. Das Äquivalent dazu ist auf dem deutschen Markt die „Euro-“ oder „Punkerplatte“. Dieses hart gepresste, außen glänzend-dunkle, innen meist deutlich hellere, trockene oder verdächtig klebrige unter Hitze und hohem Druck gepresste Haschisch besteht im besten Fall noch aus drittklassigen Siebungen mit Zuschlag von natürlichen Färbemitteln und wird durch Bindemittel wie Baumharz zusammengehalten. Doch nicht einmal hierfür gibt es eine Garantie. Schlimmer geht immer. Hier geht es auf jeden Fall schon nicht mehr nur um Haschisch, sondern um Gesundheitsgefährdung. Die Potenz ist gering bis zu vernachlässigen. Für eine positive UK langt es allerdings meist noch. Interessant für Trinker, die als Fingerakrobaten für kleines Geld gerne rituell bröseln und beim Rauchen glühende Kohlen rieseln sehen wollen. Als Nächstes auf dem Weg nach ganz unten kommen nur noch faktische Fälschungen, manche würden sagen post-faktisches Haschisch.

„Sierra Ketama“
hiess das erste noch relativ „wilde“ Haschisch, das in den Sechziger Jahren aus Marokko auf den mitteleuropäischen Markt gelangte. Die typische Form sind flache Platten. Es wirkt ähnlich wie klassischer Türke „leicht“, psychedelisch und stimulierend. Eine Spezialität für Nostalgiker. Ketama ist der zentrale Handelsort im Zentrum der gleichnamigen Provinz und des marokkanischen Hauptanbaugebietes für Hanf zur Haschischgewinnung, welches sich über weite Teile des Rifgebirges, spanisch kurz Sierra genannt, ausdehnt.

„Ketama Gold“ oder „Dahab Ketama“
steht für eine relativ feine Siebung, aber nicht so gut wie „Zero Zero“ aus derselben Gegend. Dahab ist arabisch für „Gold“.

„Ketama“
bezeichnet ein leicht gewürztes „akzeptables Gebrauchshasch“ aus groberen Siebungen. Oft sind Schichten erkennbar. „Schichtmarokk“. Wird als anregend und aphrodisisch beschrieben.

„Azila(h)“
Kleinschmuggler, die sich vor Ort mit möglichst hochwertigem Haschisch versorgen, reisen traditionell in kleine Dörfer im Rif-Gebirge in der Umgebung vom exponierten Ketama. Azila (in der Sprache der Berberbevölkerung „Immazzouzane“) ist Eines der Bekanntesten davon. Herkunftsnamen stehen ähnlich wie beim Wein für lokale Qualitäten. Lagenangaben, Sortenkennzeichnungen, Anbaumethoden (Bio?), Erntezeitpunkte und Infos über Verarbeitunsgverfahren wären denkbar und wünschenswert. Aber welche Verbraucherzentrale wird sie zuverlässig kontrollieren?!

„Hia Hia“, „Hya“ oder „Heya“
(marokkanisch für „Leben“, ein Frauenname) riecht altertümlich nach frühen Haschischerfahrungen. Ein Hasch, von dem man still wird. Hochwertig, aber meist etwas überteuert, wenn angeboten.

„Bani“
soll auch so ein nostalgisches, in Holland bei älteren Kunden beliebtes Dope sein. Geruch und Geschmack sollen an alte Zeiten denken lassen. Ein dunkler Marokk, der ziemlich stoned macht. „Tütendope, um den Bodenkontakt wiederherzustellen.“

„Eiermarokk“ oder „Eierdope“
kam Mitte der Achtziger Jahre auf den europäischen Markt. Es handelt sich um „künstliches“ Haschisch, das in Präparierungen unterschiedlicher Konzentration aus Haschischäl (vornehmlich) marokkanischer Herkunft, und wenn man Glück hat, nur mit pflanzlichen Füllstoffen (darunter angeblich auch Hanfblattpulver) hergestellt und in verschiedenen Preislagen entsprechend der Potenz angeboten wird. Leider wird von Verunreinigungen berichtet (z.B. von Plastikfolie). Als Herstellungsorte werden Spanien („Almeria“), Holland und Deutschland genannt. Das Öl wird möglicherweise zum Teil aus beschlagnahmtem Haschisch extrahiert und erst dann exportiert, so hiess es. Das beste „Eierdope“ ist dunkel, fast schwarz, innen grünlich, und schwer, cremig, geschmeidig durch hohen Ölgehalt und verblüffend potent. Die Wirkung ist heftig, „ölig“, „Typ Sockenauszieher“ oder „Hinsetzer“. „Eiermarokk“ geht oft erstaunlich gut auf. Niedere Qualitäten sind trocken, hart und fest, können aber auch noch recht stark sein. Richtige Fans haben früher eigentlich weder Haschöl noch „Eiermarokk“ gewinnen können. Die Wirkung ist vielleicht zu „raffiniert“. Der Name bezieht sich auf eine typische Handelsform, also Pressung in Eiform.

„Caramellos“
ist eine weitere meist hochpotente Zubereitungsform mit „öligem“ Geschmack und High. Es handelt sich dabei um runde längliche Stäbchen von aussen dunkelbrauner bis ölig-schwarzer und im Schnitt grünlichbrauner Farbe mit cremiger karamellartiger Konsistenz. Es wird gesagt, dass es sich bei diesem als typischem Kleinschmugglerhasch verhältnismässig überteuert angebotenem Produkt um handgerolltes „echtes“ marokkanisches Haschisch handle, das eine Zeit lang in Haschischöl eingelegt und erst dann abgepackt wurde.
Die zylindrische kötelartige Form der „Caramellos“ ist mittlerweile seit Jahren eine Standardform für feines harziges sehr fest gepresstes Haschisch in der Regel guter bis sehr guter Qualität („Blubberhasch“), das in Plastikfolie eingewickelt und von ambitionierten Kleinschmugglern geschluckt durch den Magendarmtrakt wandern muss, bevor es den Verbraucher erreicht. Waren Verpackung und Flug-Diät suboptimal, spricht man anlässlich des angenommenen Skatol-Geruchs wie einst die Spezis vom Rauschgiftdezi von „Shit“, was schon immer Alarmsignale ausgelöst hat.

„Commercial“
meint diverse in harte, trockene Platten gepresste Mischungen der groben Siebungsgrade, meist ab dritter Siebung abwärts, mit hohem Anteil an Pflanzenteilen, oft mit Zusatzstoffen (Füll- und Farbstoffen, Gewürzen, Konsistenzverbesserern, Trieb- und Bindemitteln) vermengt; schwer zu rauchen, kratzig mit schwachem nicht besonders ausgeprägtem Törn; fällt unter die Kategorie dessen, was verächtlich „Grüne Platte“ oder „Europlatte“ genannt wird; dominierte den bundesdeutschen Markt Mitte bis Ende der Achtziger Jahre; wird angeblich zum Teil erst z.B. in den Niederlanden aus importiertem Haschpulver verschiedener Provinienzen (Marokko, Libanon) auf Nachfrage zubereitet und geliefert. Hierbei ist zu bedenken, dass Haschisch aus dem Libanon mittlerweile Raritätenstatus genießt.
In der traditionellen kommerziellen Haschischgewinnung für den Großhandel unterschied man in Marokko im Übrigen nur grob drei Siebungsqualitäten. Das nicht besonders THC-haltige getrocknete Pflanzenmaterial der traditionellen Sorten nannte man dabei „Kif“, das daraus gesiebte goldbraune Pulver der ersten Siebung „Sigirma“, das Grünliche aus der deutlich schwächeren 2. Siebung „Hamda“. Die 3. Siebung wurde zum Strecken verwendet. Der Ertrag lag im Schnitt bei jeweils 1 Kilogramm pro 100kg „Kif“.

Weitere Bezeichnungen für marokkanisches Haschisch bezogen auf die Qualität sind „Normal“, „Medium“, „Mittelklasse“, „Specialklasse“, „Superklasse“, „Primo“ und „Premier“. Bezeichnungen wie „Honigmarock“ oder „Blümchenmarock“ heben auf Eigenschaften wie Farbe, Konsistenz und Geruch ab und deuten teure und potente Qualitäten an.
„Madelaine“ hiess eine kommerzielle Sorte, die in Verpackungsfolien für französische Kleinkuchen (einer pleitegegangenen Firma) auf den Markt kam.

„Chirac Royal“ ist zwar ein ironischer Name für ein Haschisch. Es soll aber nicht so explosiv wie die Atombomben dieses beschränkten Hardliners gewesen sein.

„Golden Soles“ soll seinen Namen von der (Schuh-) Sohlenform haben, in die das Haschisch (eventuell zum Schmuggel) gepresst wurde.

„Nogaa“ („der Kern“) oder auch „Fatima“, „Malika“, „Leila“, „Noor“ „Shera“ und viele viele mehr sind marokkanisch anmutende Namen, wie sie einem in holländischen Coffeshops über den Weg laufen können (siehe auch „Rifman-Haschsich“). Jeder Händler denkt sich für seine Produkte eigene Namen aus. Wenn sie tatsächlich zuverlässig für ein wiederkehrendes Produkt gleichbleinbender Qualität stehen würden, wäre dieses „Branding“ für die Kunden interessant. Manche versammeln gar ganze Produktpaletten unter einem „Brand“-Namen um Qualitäten wie Streckmittel- und Verunreinigungsfreiheit, Sortenreinheit und Herkunft zu garantieren. Beispiele aus Amsterdam sind die „Rifman“-Serie und die „Block“-Serie. Was fehlt, ist unter Prohibtionsbedingungen ein echter Verbraucherschutz, der solche Postulate auch zuverlässig und unabhängig mittels Analysen und Herkunftsüberwachung laufend kontrolliert.

So bleibt immer noch festzuhalten: Die Vielfalt der Namen ist gross, die der Waren nicht ganz so. Nicht alles, was blumig angepriesen wird, lässt sich auch gut rauchen und verschafft den imaginierten Törn.

Exkurs: Der Begriff Haschisch
Mit Haschisch bezeichnete man im 19. Jahrhundert und noch weit ins 20. Jahrhundert hinein praktisch alle psychoaktiven Hanfprodukte zum Rauchen oder Essen, also nicht nur wie heute, durch Siebungsmethoden oder Abrieb konzentrierte Hanfharzprodukte der weiblichen Blüten- bzw. Fruchtstände. „Haschisch“ ist arabisch für Gras im Sinne von Heu. Der Begriff „Haschisch“ (Gras) für psychoaktiven Hanf ist schon viele hundert Jahre alt.

TÜRKEI

„Grüner Türke“, „Türke“, „Gypsy“
sind Bezeichnungen für Haschisch aus der Türkei. Türkisches Haschisch kam in den Siebzigern bis Anfang der Achtziger Jahre noch öfters auf den deutschen Markt. Heroin ist aber schon lange ein wesentlich einfacher zu schmuggelndes und profitableres Exportgut. Damit ist „Türke“ fast Legende. Er kam früher in grünlichbraunen, sehr dünnen, sehr hart (und heiss) gepressten flachen „knackigen“ Platten mit einem gewissen Gehalt an pulvrigen blättrigen Bestandteilen. Seine Qualität reichte von „gutes mildes Gebrauchsdope“ bis hin zu würzigen excellenten „ziehenden“ psychedelischen Qualitäten, vergleichbar mit potentem Marokk. Sehr guter „Türke“ hatte eine gewisse Eigendynamik. Ein Kenner nannte es mal „New Wave-Dope“.
„Antonia Hasch“ galt in den Siebzigern (in der Türkei) als das Beste.
„Türke“ wurde nicht selten als Pulver nach Deutschland importiert, um dieses, hier zusätzlich mit Streckmitteln (z.B. Henna) versetzt und gepresst, gewinnbringend zu verkaufen. Die Folge: „Türke“ konnte seinem legendären Ruf meist nicht gerecht werden.
Wenn er in den vergangenen Jahren überhaupt einmal erhältlich war („Super Turkey“), dann meist in mäßiger bis mittlerer Qualität.

Relativ neu ist in der Türkei der klandestine Anbau potenten Grases aus importierten Hybrid-Sorten, womit sich die Chance für ein Revival von potentem „Türken“ ergibt, dann allerdings in neuem Gewand.

„Kurde“
Seit einigen Jahren blüht in der südost-türkischen Provinz Diyarbakir der Cannabisanbau. Der
Lice Distrikt gilt als ein Anbau-Zentrum. Neben getrockneten Blütenständen soll daneben zu
hellbraunen Platten gepresstes Haschisch produziert werden. In den Kurdengebieten auf der irakischen Seite soll in jüngster Zeit der Hanfanbau zur Haschisch-Gewinnung eingeführt worden sein. Die Region ist in Folge der Politik gegenüber der lokalen (kurdischen) Bevölkerung und der Nähe zu den Bürgerkriegsschauplätzen in Syrien und dem Irak (2017) instabil.

LIBANON

„Libanese“
Libanon war viele Jahrzehnte lang einer der Grossproduzenten von Haschisch. Der erste Boom begann in den 1920er Jahren als der Anbau in Griechenland zum Erliegen kam. Nirgendwo sonst wurde die Haschischherstellung in so professionellem Massstab betrieben: Anbau in riesigen Feldern, Abtransport der Ernte mit Traktoren und LKWs, seit den Achtziger Jahren Sieben mit vollautomatischen Rüttelsieben, Pressen mit grossen Hydraulikpressen, Ölextraktion mit Enklaven, Schmuggel und Profitverteilung straff über Klans organisiert. Dementsprechend gibt es keine allzugrosse Produktvielfalt, wenn auch an Stempeln für die Leinensäckchen kein Mangel herrscht(e). („Welchen Stempel hättens gern?“) Wirklich gute Qualitäten aus dem Libanon wurden in den Achtziger Jahren ab der Ernte 1983, wohl auf Grund der lieblosen industriellen Grossproduktion nach dem Motto „Masse statt Klasse“ auch zur Finanzierung der Bürgerkriegsfraktionen, selten. Stattdessen beherrschte, besonders Ende der Achtziger, kratziger mit üblen Bindemitteln gestreckter (von Motoröl, Paraffin und Wachs war die Rede) „Libanese“ den Markt („Platte“). Seine Wirkung war schwach, kraftlos, stumpf, „zufrieden machend“, ermüdend und vergänglich; das passende drömelige Hasch zum Joint (oder zur Purpfeife) zum Bier zum Punkkonzert. Teilweise handelte es sich vielleicht auch um ein ausserhalb des Libanons zusammengemengtes Produkt. Dieses Hasch war von Anfang der 1990er Jahre an in Folge einschneidender polizeilicher und militärischer Massnahmen im Hauptanbaugebiet (Bekaatal bei Baalbek) praktisch verschwunden.
Es wurde auch aus der Hoch-Zeit des Anbaus berichtet, dass im Libanon selbst nur vier Qualitäten unterschieden würden. In den Siebzigern hiess es, der erste Siebungsgrad sei doppelt so stark wie der erheblich grobere vierte Grad; Haschöl sei sogar etwa zehn mal so potent.
Analysen ergaben, dass der Gehalt an dem Wirkstoff THC in libanesischem Haschisch früher allgemein oft erstaunlich hoch war. Er ist bei heutigen Analysen jedoch eher niedrig. Charakteristisch war jedoch früher wie heute ein mindestens doppelt so hoher Gehalt an dem die THC-Wirkung blockierenden und verändernden Cannabidiol (CBD). Dies erklärt vielleicht die typische eher körperlich empfundene Wirkung auch bei hohem Harzgehalt im Vergleich zu der oft eher knisternden Wirkung von marokkanischem Haschisch, bei dem der THC-Gehalt typischerweise doppelt so hoch ist wie der des CBDs (bei einem insgesamt sehr breiten Spektrum an THC-Gehalt von ganz gering bei gestrecktem Haschisch bis sehr hoch bei reinen Spitzenqualitäten). Bei tropischen Rauschhanfblüten findet sich dagegen nur ganz wenig CBD, bei mehr oder weniger hohem THC-Gehalt. Das könnte erklären, warum manche Leute, stimulierenden bis psychedelischen tropischen Grassorten (zu bestimmten Gelegenheiten) den Vorzug geben und Andere sedierendere oder weniger trippige Haschischsorten bevorzugen.
Das spezielle THC-/CBD-Spektrum des klassischen „Libanesen“ könnte für medizinische Cannabis-Nutzer von Interesse sein.
Zur „roten“ Färbung ist noch anzumerken, dass das aus dem Pulver gepresste Haschisch bei grösserem Druck und Hitze gepresst, oder gar von Hand verarbeitet, generell eine dunklere Farbe annimmt. (Dies kann allerdings auch von Farb- und Bindemitteln herrühren.)

„Roter Libanese“, „Roter“ oder „Red Leb“
verdient dennoch einen eigenen Absatz, denn in seiner ursprünglichen Form hat(te) er das Zeug zum „Apothekenhasch“. Als spezielle Sorte setzte er in gewisser Weise Massstäbe. Typischerweise kam er in dicken rechteckigen, an den Seiten abgerundeten Platten (200g oder 500g), in mit Stempelaufdruck versehenen Leinensäckchen. Seine Farbe war aussen deutlich rötlichbraun, im Inneren eher heller olivbraun. Die rote Farbe wird auf die Ernte vollreifer auf dem Feld verdorrter „gerö(s)teter“ Pflanzen, auf heisse und starke Pressung oder Verarbeitung mit der Hand zurückgeführt. Das Haschisch roch charakteristisch würzig medizinisch (wohl auch nach den mit Kalk bestäubten Leinensäcken). Der Ölgehalt war relativ hoch, die Konsistenz cremig. Der Törn war ausgeprägt euphorisch, erhebend, ohne die Gedanken zu verwirren, angenehm körperlich, bisweilen aphrodisisch, enthemmend und humorig, aber kontrollierbar nach Bedarf. Die Potenz war gut, allerdings nicht sensationell. „Roter“ dieser legendären Qualität ist in Folge des Libanonkrieges von 1982 schon seit 1983 praktisch verschwunden. Danach wurde bis Anfang der 1990er Jahre Massenware niedriger Qualität produziert. Saisonal, so von 2005 bis 2007 und ab 2013 wurde trotz schwieriger Verhältnisse und Auseinandersetzungen vor Ort (z.B. Yammoune) immer wieder oder weiter produziert. In holländischen Coffeeshops wieder verbreitet, sind die typischerweise meist mäßigen bis mittleren Qualitäten auf Grund der Konkurrenz potenten Grases und guten Marokks auf dem deutschen Markt eine Rarität geblieben.

„Red Bird“
steht für gute Qualität „Roter Libanese“, sehr ölig, ursprünglich angeblich mit Steinen gepresst.

„Red Gold“
hiess eine klebrige, bei Wärme von Hand knetbare, würzige, in „fetten“ Stücken Anfang der Achtziger Jahre verkaufte Sorte, die von aussen dunkel rotschwarz, von Innen tief rotbraun war und alle Eigenschaften eines leckeren „Libanesen“ (bei günstigem Preis) aufwies. Die Bezeichnung wurde auch allgemein für guten „Roten“ gebraucht.
Unter Wärme knetbarer „Roter“ der neuen Generation (2018) biete „nicht nur ein interessantes charakteristisches Oldschool-Geschmackserlebnis an klassisches harziges Wasserpfeifenhaschisch erinnernd“, sondern auch „einen typischen körperlich wie eine freundschaftliche Umarmung angenehmen psychisch anregenden aber auch ruhig einhüllenden Törn wie eine heilende Beschäftigungstherapie“. Soviel der blumigen Worte eines Cannasseurs. Für dieses qualitativ hochwertige eher kürzer wirkende Produkt mittlerer Potenz besteht auf Grund der spezifischen Charakteristika Potential.

„Gelber Libanese“, „Gelber“, „Yellow Leb“, „Blonde Leb“ oder „Blonde“
hat den Ruf gehabt, schwächer als „Roter“ zu sein. Wahr ist, dass er nie sonderlich stark war. Dafür war er seltener gestreckt und hat den schlechten „Roten“ Ende der Achtziger meist locker übertrumpft, was allerdings keine schwere Übung war. Seine Farbe ist sandig-gelbbraun, seine Konsistenz bröckelig, aber harzig. Dies soll auf früher geerntete Pflanzen (es wird auch behauptet dieses Haschisch käme aus einem anderen im Spätsommer regnerischen Gebiet im Libanon nordöstlich von Beirut, wo meist früher geerntet würde), eine schwächere kalte Pressung oder eine grobere Siebung zurückzuführen sein. Der Törn ähnelt dem von gutem „Roten“, ist aber deutlich milder. Geruch und Geschmack sind nicht so charakteristisch, heller und kratziger. Er taucht in den letzten Jahren in Deutschland wieder auf, aber ebenso selten wie „Roter“.

„Yellow Bird“
soll der Name für einen mit dem „Red Bird“ vom Ausgangspulver her identischen, aber kaltgepressten „Gelben“ sein.

SYRIEN

-der direkte Nachbar vom Libanon und der libanesischen Anbaugebiete, hat in der Vergangenheit vereinzelt Haschisch vom Typ „Gelber“ geliefert, zum Beispiel hellgelbes, bröseliges, aber knetbares, grobes, aber harziges, scharf kratziges, gut aufgehendes, beim Abkühlen verklumpendes, in grosse Kugeln(!) gepresstes Haschisch, in Geruch und Wirkung ähnlich passablem „Gelben Libanesen“. Es ist denkbar, dass im Rahmen des Bürgerkrieges auch zu dessen Finanzierung, wieder vermehrt Hanf zur Haschischgewinnung angebaut wird. So wurde es zum Beispiel von kurdischen Regionen behauptet.

ÄGYPTEN

Auch in anderen nordafrikanischen (in Tunesien und Algerien für lokalen Bedarf) und nahöstlichen Ländern (in „Kurdistan“ und dem Iran besonders in den Siebzigern) wurde und wird vermutlich in eher bescheidenem Umfang gutes Haschisch hergestellt. Ein Urlauber aus Ägypten berichtete vom Sinai, dass dort von den Beduinen nicht nur Gras (Rauschhanf) angebaut wurde, sondern ein äusserlich dem „Roten“ ähnliches, aber anders schmeckendes, belebendes inspiratives Haschisch hergestellt würde. Er sprach von „Blubbidope“, „Erfinderdope“.

AFGHANISTAN

„Schwarzer Afghane“, „Afghan“ oder „Schwarzer“ (unbestimmter Herkunft)
wirklich guter Qualität verschwand mit Beginn des Guerillakrieges gegen die sowjetischen Besatzer Anfang der Achtziger vom Markt. Man verlagerte die landwirtschaftlichen Aktivitäten auf den profitableren Anbau von Schlafmohn zur Opiumgewinnung. Dennoch hat es „Schwarzen“ auch weiterhin immer gegeben, zum Grossteil allerdings aus Pakistan stammend, teilweise vielleicht auch aus Öl und/oder Pulvern marokkanischer und libanesischer Herkunft zubereitet.
Die afghanischen Indica-Hanfpflanzen wachsen im Land auch wild und werden überall in den Tälern der bergigen Regionen in kleinen Pflanzungen, Mischkulturen und auf teilweise riesigen Feldern angebaut. Haschisch aus den nördlichen Berg-Provinzen gilt als besonders gut (z.B. „Mazar-I-Sharif“).
Typischerweise ist „Afghane“ aussen mehr oder weniger glänzend-schwarz und innen grünlich-, tiefbräunlich-(bei den besten Qualitäten) oder grauschwarz gefärbt. Er läuft schnell dunkler an. „Afghane“ ist weich bis sehr weich und lässt sich sehr gut kneten. Er kommt in allen mäglichen Formen in den Handel, als Platten, Sticks, Würste oder Kugeln. Beim Erhitzen wird er backsig. Typisch ist ein scharfer würzig-animalischer Geruch bei mit tierischem Fett (Ziege, Schaf) zur Konsistenzverbesserung versetzten Stücken. Ohne Zusatz riecht er kräftig süsslich-würzig schwer, eventuell mit einer rauchigen Note von der traditionellen Pressung am Holzfeuer. Afghane brennt schwer und langsam mit süssem qualmigen Rauch, sehr anheimelnd, klischeehaft. Der bisweilen kratzige Qualm ist besonders bei dem häufigen „Ersatz-Schwarzen“ nicht leicht zu inhalieren. Der Rausch ist geprägt von einem tiefen wohlig-eingelullten Stonedsein, das ich nicht psychedelisch nennen würde; kann aber sehr introspektiv sein. Leider macht der gängige „Afghane“ meist recht müde, Typ „Schlappmacher“; kein Dope für die Anforderungen des Alltags, eher als Schlafmittel geeignet. Exzellente Qualitäten ermüden nicht so. Die Potenz kann hervorragend sein, soll heissen, ein, zwei Züge langen schon. Derartige Leckerlis sind aber selten.
In Folge der Besetzung Afghanistans durch westliche Truppen, erlebte nicht nur der Opiumanbau einen erneuten Boom, sondern auch die Haschischgewinnung ein Revival. Seitdem gibt es auch wieder qualitativ hochwertigeres Haschisch gewonnen durch den Anbau charakteristischer lokaler „Indica“-Sorten. Bei der heutigen Produktion unterscheidet man nach Qualität drei Siebungsgrade des durch Ausklopfen der weiblichen Fruchtstände über mit einem Siebungstuch bespannten Schüsseln gewonnenen Haschischpulvers (First, Second und Third Garda). Diese Pulver werden nach Belieben gemischt. Der Wert richtet sich nach dem Harzgehalt. Manchmal bezeichnet man auch die lokale Herkunft des Haschisch in dessen Namen. Dieses Haschisch weist in der Regel einen zu den marokkanischen und europäischen Qualitäten vergleichsweise niedrigen THC- und einen deutlich höheren CBD-Gehalt auf. Auch der Gehalt an durch Alterung und schlechte Lagerung entstandenem CBN (Cannabinol) kann hoch sein und trägt zu seinen meist wenig trippigen oder stimulierenden, sondern eher einhüllenden und (evtl. medizinisch nutzbaren) ermüdenden Qualitäten bei. Nicht allzu viele an klassischen relativ frisch importierten unverschmutzten Top-Qualitäten mit hohem THC-Gehalt orientierte Ausnahmen bestätigen die Regel. Diese Qualiäten sind nach wie vor so selten, wie sie auf Grund ihres außergewöhnlichen Geschmacks und ihres spezifischen Cannabinoidspektrums mit körperlichem glockig-narkotischem Törn bei Oldschool-Cannasseuren gefragt sind.
Auch hier gibt es insbesondere in niederländischen Coffeeshops mitunter eine Explosion an Namensbezeichnungen, deren reale Grundlagen schwer zu eruieren sind. „Sarasa-Pollen“ ist so ein Name, der mittels einer russischen Bezeichnung zaristische Qualität suggerieren soll.

„Sheerik“
soll der Name für in kleinen Platten handgepresstes afghanisches Haschisch bester Qualität gewesen sein, wie es in den 1970er Jahren noch Teilnehmern an Buzkashi-Veranstaltungen als Prämie überreicht worden sei.

„Schimmelafghane“
wurde ein von weissem Schimmel durchzogener „Schwarzer“ genannt, um ihn Ahnungslosen als Besonderheit anzudrehen. Wahr ist, dass Schimmelbildung auf nachlässige schlechte Knetung unter Zufügung von zuviel Wasser und falsche Lagerung hinweist. Auch, wenn das Haschisch trotzdem nicht allzuviel von seiner Potenz verloren haben mag, ist aus gesundheitlichen Gründen generell vom Konsum verschimmelten Haschischs abzuraten. Kauft keine verschimmelten oder auf andere Weise verunreinigten Cannabisprodukte! Auf Schimmel und Fäulnisprozesse entweder schon an den verarbeiteten Pflanzen oder erst im Haschisch selbst, weißt auch schon ein typischer stechend-ammoniakalischer Geruch der Ware hin.

„Border Afghan“
wurde der seit dem Bürgerkrieg erhältliche meist über die Grenze nach Pakistan geschmuggelte „Afghane“ genannt. Manchmal meint man damit auch Haschisch aus der pakistanisch-afghanischen Grenzregion. Wie dem auch sei, seine Qualität erinnerte nur sehr selten an die des „klassischen Afghanen“.

PAKISTAN
Der im Osten an Afghanistan grenzende Nachbar war trotz des Schlafmohnanbaubooms zu Beginn der Achtziger Jahre nach wie vor (und seit Ende der Achtziger auch bei uns auf dem Markt bemerkbar) einer der grössten Haschischproduzenten und -exporteure der Welt. Hanf wird zwar hauptsächlich angebaut (besonders im Nordwesten), wächst aber auch in weiten Teilen des Landes wild. Es handelt sich um Pflanzen vom Typ „Indica“ sowie Mischformen mehr in Richtung der im indischen Himalaya gedeihenden hochwüchsigen „Sativas“ (deren High aber noch dem „Indica-High“ nahesteht). Das Haschisch wird ähnlich wie „Afghane“ hergestellt, aber in großem Massstab und unter Zuhilfenahme von grossen Pressen. Leider ist Pakistani ebenso wie Afghane oft schon über ein Jahr alt, wenn er bei uns den Markt erreicht. Das typische Verhältnis von THC zu CBD (siehe oben) wird übrigens mit 1 zu 1 angegeben, bei wechselnden, aber meist eher höheren Wirkstoffgehalten. Trotz recht schwankender Potenz werden bei uns im Handel kaum Sorten unterschieden. Man darf schon froh sein, wenn man mehr erfährt, als dass es sich um „Schwarzen“ handelt, nämlich um

„Schwarzer“ oder „Dunkelbrauner Pakistani“, „Pakistani“ oder „Paki“
„Paki“ ähnelt „Afghanem“, ist allerdings meist härter, aber noch knetbar, und kommt typischerweise in grosse mitteldicke Platten (500 g oder 1kg) gepresst, gut schneidbar. Aussen ist er schwarz oder schwarzgrau glänzend, innen meist dunkelbraun, manchmal grünlichschwarz. Der Geruch ist würzig ähnlich „Afghanem“. Der Qualm kommt auch ähnlich, manchmal allerdings harscher, irgendwie an nicht so guten, etwas kratzigen „Libanesen“ erinnernd. Seine Potenz liegt eher im (oberen) Mittelfeld, selten überraschend gut. Das High erinnert auch an „Afghanen“, ruhig, tief, euphorisch, in der Regel nicht ganz so ermüdend, aber irgendwie charakterlos. In Ausnahmefällen handelt es sich um beglückende, wirklich feine, starke Qualitäten. Diese kommen vereinzelt aus dem Pathanengebiet (Khaiberpass) in der Grenzregion zu Afghanistan oder besser noch aus den Hochgebirgstälern (des Hindu Kush), von denen „Chitral“ („Chitral Hash“) und „Swat“ die bekanntesten sein dürften.

„Morgentau“
Eine herausragende pakistanische Sorte von Anfang der Achtziger Jahre wurde hier unter dem Namen „Morgentau“ vertrieben. „Und ich sah die Sonne aufgehen!“

„Garda“
ist (wie auch in Afghanistan) die Bezeichnung für durch Siebung durch ein Tuch gewonnenes Haschisch-Pulver. Im Paschtunen-Gebiet (den Tribal Areas der Nordwest-Provinz) wird die beste Siebung „Awal Namber Garda“ genannt. Lokal geschätzt wird Haschisch, dass durch Einnähen von 6-10 kg Garda in Ziegen- oder Schaffelle und mindestens 3-monatige Lagerung bei nicht zu großer Wärme gewonnen wird. Als Lieferant von hochwertigem Haschisch („Black Gold“) gilt die Bergregion Tirah Maidan bzw. das Tal von Tirah. Der Ort Jamrud ist eine Haschisch-Handelszentrale. In Folge von Stammeskonflikten kam es 2013 zu Ernteausfällen. Die ganze Region gilt als gefährliches Krisengebiet (2016).

Exkurs: Analysedaten
Eine kleine Anmerkung zu Analysedaten sei gestattet. Sie können sicher sehr hilfreich sein und sind besonders für die Gesundheitsvorsorge interessant (deshalb her damit). Aber werden wir den Geist eines exquisiten Weines an seinem Alkoholgehalt und an der Öchslezahl erkennen?! Ganz ähnlich verhält es sich mit Cannabis. Die Seele des Hanfes erschliesst sich nicht im Labor, sondern im Genuss.

INDIEN

das Land des psychoaktiven Hanfes schlechthin. Cannabis ist eine, wenn nicht die heilige Pflanze Shivas und anderer Gottheiten. Hier sind orale Zubereitungen aus den Blättern (Bhang) quasi legal, aber außer in religiösen Kontexten nicht die weiblichen Blütenstände (Ganja) oder das von den Blütenständen gewonnene Haschischharz (Charas), was der Präsenz und Erhältlichkeit aber keinen Abbruch tut.
Haschisch wird zwar mittlerweile auch durch Siebung getrockneter Pflanzeen gewonnen, im Indischen Himalaya aber traditionell nach wie vor zwischen den Händen an frischen Pflanzen oder von frisch abgezupften Blütenständen gerieben. Pro Tag könnten gerade einmal 4-5 Gramm Spitzenqualität, maximal 1 Tola (ca. 10 Gramm) guter Qualität gerieben werden. Wenn die einzelnen Reibungen gleichmässig miteinander vermengt und sorgfältig durchgeknetet werden, ergibt sich ein einheitliches Produkt. Eine andere Möglichkeit ist, dass der Ertrag jeder einzelnen Reibung sichtbar getrennt von den anderen gehandelt wird. Wer nicht direkt beim Hersteller etwas grössere Mengen kauft, erhält in Indien aber leider bisweilen Haschisch, das aus verschiedenen Reibungen und Herstellungen (auch grobe Siebungen) zusammengewürfelt oder so zu einem Brocken zusammengepresst ist, dass die Trennung der zum Teil völlig unterschiedlichen Qualitäten schwer, wenn nicht unmöglich ist. Die Qualität handgeriebenen Haschischs ist von vielen Faktoren abhängig. Hinzu kommt die in Indien verbreitete Praxis des Streckens. Die Folge: Grosse Qualitätsschwankungen innerhalb der überwiegend von Kleinschmugglern importierten Mengen (im Bereich von mehreren hundert Gramm bis einige Kilogramm). So kann man kaum von Sorten sprechen und auch Herkunftsangaben bieten keine Gewähr für die mit ihnen assoziierte Qualität. Sie geben allerdings einen Hinweis darauf, wo mit excellenten Qualitäten gerechnet werden kann.

Durch den seit den 1990er Jahren boomenden Massentourismus in die Anbau- und Haschischgewinnungsgebiete des Himachal Pradesh überstieg die Nachfrage vor Ort, das, was gewonnen werden kann, so dass in Touristen-Hotspots wie Kasol sogar minderwertiges Haschisch aus Afghanistan und vor Allem Nepal und Mischungen daraus als lokale Spezialität verkauft wird. Auch bei den regionalen Spezialitäten kann man sich ohne etablierte Verbindungen nicht auf mit Qualität assoziierte Herkunftsangaben verlassen. Nepalesische Wanderarbeiter im Parvati-Valley reiben bis zu 50 Gramm minderer Qualität am Tag.

Die überstürzte Anlage von neuen großen Hanfplantagen zur Haschischgewinnung aus minderwertigem Saatgut soll nicht nur zur Produktion von schlechtem THC-armen Haschisch, sondern durch Pollenflug in manchen Gegenden zu einer deutlichen Verschlechterung der lokalen genetischen Basis geführt haben. Auf der anderen Seite haben Freaks hier wie anderen Orts hochwertiges internationales Saatgut eingebracht, das in den Höhenlagen des Parvati-Valleys (bis über 3000 m) mittlerweile verbreitet angebaut wird, aber auch die speziellen lokalen Genetiken nachhaltig verändern kann. Neu sind auch andere Methoden der Haschischgewinnung, zum Beispiel mit Hilfe der Ice-o-later-Bags. Auch die neuen Öl-Extraktions-Methoden werden hier wahrscheinlich eingesetzt werden.

Die Gesamt-Haschisch-Produktion in Himachal Pradesh wird auf einen höheren zweistelligen Tonnenbereich geschätzt.
Analysen ergaben ein weites Spektrum von THC- ebenso wie CBD-Gehalten in diversen Haschisch-Proben. Dies bestätigt die Vielfalt der bereits lokal heiß begehrten und verehrten Produkte aus der heiligen Pflanze Shivas.

„Charas“, „Charras“
ist der indische Name für Haschisch. Bei uns wird damit meist Haschisch vom Typ „Schwarzer“ aus Indien („Inder“) bezeichnet, dessen genaue Herkunft unbekannt ist. Die Qualitäten sind wie gesagt stark schwankend. Aber meist schmeckt und riecht es dafür bei der Verbrennung irgendwie nostalgisch süsslich nach indischen Räucherstäbchen. Dies tröstet auch bei den reichlich vorhandenen mittleren bis schlechten „Charas“-Stücken, deren Harzanteil nur gering ist. Es können sich reichlich Pflanzenteile oder gar Samenbruchstücke finden. Streck-, Binde- und Würzmittel sind verbreitet. Auch ist das Produkt nicht selten überaltert. Manchmal ist es recht verwunderlich, was da aus der Heimat einiger der besten Haschischqualitäten der Welt unter hohem persönlichen Risiko geschmuggelt und unter grossem Brimborium unter die Leute gebracht wird. „Charas“ kommt typischerweise in Stangenform (hart bis steinhart) oder in dünnen zähen Streifen, aussen schwarzglänzend und innen braun- oder grünschwarz. Weicher „Charas“ präsentiert sich daneben auch in allen möglichen anderen klumpigen Formen. Weiches Haschisch („Finger“, „Balls“, „Cream“) ist meist besser als die harte Stangenform („Sticks“). Diese kann aber auch recht gut sein. Für gutes indisches Haschisch ist eine ausgesprochen euphorische, ruhige Note charakteristisch, mit einer den Geist beflügelnden Komponente bei den besseren Qualitäten. Indisches Haschisch ermüdet nicht allzusehr und kann über einen längeren Zeitraum geraucht werden.
Schlechte Qualitäten sind ziemlich kratzig und lungenbelastend. Es gibt Sorten, die in Potenz und High kaum über Tabak hinauskommen (von wirkungslosen Imitaten ganz zu schweigen), minzig riechendes hartes trockenes und überlagertes, hauptsächlich auf den Körper hauendes Zeug, ein fauler Kompromiss für jede anständige Kifferin.
Spitzenqualitäten stammen aus dem indischen Himalaya. Hier gilt die Regel, je höher und abgelegener die Gegend der Haschischgewinnung, desto besser die zu erwartende Qualität. Im Himalaya wird Haschisch sowohl von den überall wildwachsenden teilweise bis zu mehrere Meter hoch werdenden, als auch von auf eigenen Feldern oder zwischen Obstbäumen gezogenen Hanfpflanzen gerieben.

„Kaschmiri“ oder „Dunkelbrauner Kaschmir“,
steht für handgeriebenes Haschisch aus der seit Langem in einer Art Bürgerkrieg mit der Zentralregierung befindlichen, moslemischen Himalaya-Provinz „Kaschmir“ an der Grenze zu Pakistan. Noch heute zehrt Kaschmir von einem lange zurückliegenden Ruf, wahrscheinlich, weil es noch vor Manali einer der ersten Lieferanten für besonders gutes indisches Haschisch war. Leider war „Kaschmiri“, wenn er unsere Breiten erreichte, meist kaum so gut, dass die für ihn geforderten Preise gerechtfertigt waren. Er war oft „weich“, klebrig, aber unelastisch durch Zufügung von Butterschmalz, fettig glänzend, braunschwarz gefärbt, und enthielt nicht selten grobere Pflanzenteile (z.B. Samenschalen). Er war nicht unbedingt schlecht (rundes tiefes High), aber er erfüllte selten, die in ihn gesetzten Erwartungen. Da die Handelsmentalität der Kaschmiris berüchtigt war, wundert es nicht, dass die sicherlich auch vorhandenen liebevoll geriebenen, excellenten Qualitäten bei uns nur in seltenen Ausnahmefällen auf den Tisch gekommen sein sollen. Es soll auch gesiebtes Haschisch aus Kaschmir geben. Auch heute soll noch insbesondere für den lokalen und den indischen Markt Haschisch hergestellt werden.

„Jammu“
die benachbarte Provinz liefert potentiell ebenfalls hochwertiges handgeriebenes schwarzes Haschisch.

Exkurs:
Satellitenaufklärung
Dank Satellitenaufklärung, Luftüberwachung und Drohneneinsatz gerät der Outdoor-Hanfanbau inklusive dem Guerilla-Anbau in der Wildnis mittlerweile weltweit ins Visier der Überwachungsbehörden. In manchen klimatisch für den Freilandanbau von Rauschhanf eigentlich gut geeigneten Regionen findet man deshalb, wo Strom oder Generatoren vorhanden sind, den Wechsel zum besser kontrollierbaren vor Entdeckung zunächst sichereren ökologisch-klimatisch bedenklichen Indoor-Anbau. Ob dieses in vielen (auch Tropen-)Ländern beobachtete Phänomen in Indien für Grower bereits eine Option ist, sei dahin gestellt.

2012 wurden allein in der indischen Himalaya-Provinz Himachal Pradesh an Hand von Satellitenbildern 52 Regionen und etwa 2500 Dörfer ausgemacht, in denen unabhängig voneinander Hanfanbau bzw. die Gewinnung von Haschisch eine wichtige Lebensgrundlage darstellen. Die indische Haschischproduktion liege demnach im dreistelligen Tonnenbereich. Außerdem werden Blätter und Blütenstände (traditionell) zu Bhang und Ganja getrocknet.

„Manali“
ist der Name eines im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh auf etwa 2000 Meter Höhe gelegenen Ortes, in dessen Umgebung seit den Siebziger Jahren unter Einfluss zugeströmter Drogentouristen vom Typ „Hippie“ und „Traveller“ von wilden und angebauten Beständen reichlich Haschisch gerieben wird. Das schwarzbraune bis schwarze, charakteristisch süsslich stechend riechende, hochelastische und gut knetbare Haschisch galt lange Zeit als das Beste, was Indien zu bieten hatte. Seit Längerem ist allerdings auf Grund der hohen Nachfrage die Herstellung meist nicht mehr ganz so sorgfältig. Es wird eiliger und grober gerieben. Auch hat der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln in den Obstplantagen zu einer Belastung dazwischen oder in der Nähe gedeihender Hanfpflanzen geführt. So wird „Manali“ von echten Kennern schon länger nicht mehr so sehr geschätzt. Hinzu kommt, dass der Name nicht gerade urheberrechtlich geschützt ist. Alle möglichen Haschischqualitäten bis hin zu Imitaten wurden Indientouristen schon als „Manali“ angedreht. Grünlichschwarze, pflanzenmaterialhaltige, trockene, harte, alte Stangen vom Typ „Charas“ (siehe oben) verdienen den Namen „Manali“ nicht, selbst dann nicht, wenn sie in dieser Gegend entstanden sein sollten. Rauschhanf wächst im ganzen weitläufigen Tal und auch noch in höheren Lagen in Richtung Rohtang-Paß bis ca. 3000 Meter Höhe. Mancheiner hegt dort einfach liebevoll zum Eigenbedarf ein (paar) „Weihnachts“-Bäumchen von bis zu 4 Metern Höhe neben seinem Häuschen.

„Kulu“ oder „Kullu“
heisst ein im selben Tal (Beas-River) noch vor Manali gelegener, aber nur etwa 1000 Meter hoch angesiedelter Ort mit subtropischem Klima und das dort hauptsächlich von wilden Pflanzen geriebene Haschisch. Es ist zwar auch ziemlich guter Qualität, wird aber aufgrund des heisseren Klimas und der niedrigeren Lage als nicht ganz so begehrenswert eingestuft. Wild wachsende Hanfpflanzen werden hier von 30 cm bis über 6 Meter hoch.

„Jungle“, „Jungly“ und „Begji“
Handgeriebenes schwarzes Haschisch von wildwachsenden Pflanzen aus niederen dschungeligeren Lagen des Himalaya-Gebirges von guter Qualiät wird auch als „Jungle“ oder „Jungly“ bezeichnet. Man benutzt diese Bezeichnung auch um Haschisch von wildwachsenden Pflanzen generell von Haschisch, das von angebauten Pflanzen gerieben wurde, zu unterscheiden. Dieses nennt man dann „Begji“ oder „Baguidjah“.

„Parvati“
heisst das Haschisch aus dem um die Ecke gelegenen gleichnamigen Parvati-Valley (Tal). Das sich sehr lang hinziehende und mittlerweile sehr beliebte wilde Tal ist Lieferant eines handgeriebenen Haschischs, das schon Anfang der 1990er Jahre dem „Manali“ den Rang abgelaufen hatte. Auch hier war der Einfluss von westlichen „Freaks“ massgebend.

„Malana“, „Charas Malana“ oder auch „Malana Cream“
setzte dieser Region die Krone auf. Es bezeichnet ein ursprünglich abgeschiedenes und sich bis über 3000 Meter hochziehendes Tal, das hauptsächlich von dem gleichnamigen Haschisch und den an diesem interessierten, zu Fuss vom Parvati-Valley aus angereisten und ausserhalb des zentralen Dorfes Malana zeltenden Freaks lebte. Hier wird Hanf in grosser Höhe angebaut und sehr sorgfältig gerieben. Kenner unterschieden das Haschisch nach Feld, Höhenlage, Jahrgang und reibender Person. Es gab und gibt kommerzielle Qualitäten, die bereits zur Oberklasse dessen gehören, was den mitteleuropäischen Markt zu stolzen Preisen erreicht. Und für regelmässige Gäste erschlossen sich hier unter Umständen sowohl in Indien als auch weltweit unzweifelhaft an die Spitze gehörende, ölige, elastische, hochpotente, reine, süssliche, euphorisierende und inspirierende Qualitäten, allerdings nur in so kleinen Mengen, dass sich erfolgreiche Schmuggler damit, daheim angekommen, gerademal eine Zeit lang selbst belohnen konnten. In den Niederlanden gab und gibt es einen Markt für derartige Spezialitäten, für die dann Preise bis zu 45 Gulden (40 DM) pro Gramm gefordert wurden. Es handelt sich dabei aber nicht um die rare in nur wenigen Gramm ausgetauschte Top-Qualität, die praktisch nicht gehandelt wird, und die tatsächlich noch einmal deutlich reiner und potenter ist. Pro Tag können von frischen weiblichen Blütenständen nur wenige Gramm Spitzenqualität gerieben werden. Die gesammte eigene Jahres-Ernte des ca. 2000-Einwohner-Dorfes Malana soll nur im dreistelligen Kilogrammbereich liegen, in den Hoch-Zeiten aber 1000 Kilogramm überschritten haben. Dazu gehört allerdings nicht nur „Cream“, sondern auch durchschnittliche „Business“-Qualität.
In Malana hat es mittlerweile massive Veränderungen gegeben: Ein Staudamm im Tal mit einem grossen Wasserkraftwerk sowie eine Strasse wurden gebaut. Polizeiliche Grossrazzien von 2003 bis 2006 und auch danach (z.B. 2011) reduzierten die lokale Haschischgewinnung und verdrängten, ökologisch problematisch, den Anbau in höhere und nur über lange Märsche schwer erreichbare Lagen. 2006 wurden entgegen dem bis dahin herrschenden Kontakt-Tabu Häuser der Einheimischen für Touristen als Guesthouses geöffnet. Eine Grossbrand im Januar 2008 vernichtete den antiken Tempel der lokalen Gottheit Jamlu und viele alte Holzhäuser. Man versucht außerdem die Haschischbauern zum wenig lukrativen alternativen Kräuteranbau zu überreden.

„Jari“
das auf dem Weg nach Malana liegt, wird als Herkunftsbezeichnung für lokales Haschisch benutzt.

„Rasol“
heißt ein etwa 3000 Meter hoch gelegenes Dorf in der Region, das den Ruf hat ein dem „Malana“ nahezu ebenbürtiges Haschisch zu liefern. Es ist vom Traveller-Hotspot Kasol aus erreichbar.

„Tosh Balls“
werden kleine Kugeln hochwertigen handgeriebenen Haschischs aus dem Tosh Village im Tosh Valley genannt. Das Tal ist ebenfalls von Kasol aus erreichbar. Lokal würden 2/3 bis 5 Jahre in Tongefäßen in der Erde eingelagerte ausgetrocknete mildere „Old Balls“ von alten Rauchern sogar höher bewertet als die frische Ware.

„Rajasthani“
heisst Haschisch aus der in die Wüste Thar übergehenden Provinz Rajasthan im Nordwesten Indiens. Viele Regionen Indiens haben eine kleinere ländliche Haschischherstellung für den lokalen Bedarf. „Rajasthani“ aus Jaipur war zum Beispiel bröckelig, grob mit vielen Pflanzenteilen, kaum aufgehend, backsig und potenzmässig eher im Mittelfeld.

„Indian Gold“ oder „Black Gold“
Unter dieser Bezeichnung werden mit Blattgoldaufdruck veredelte kompakte Blöcke und Platten weichen, gräulichschwarzen, gut knetbaren Haschischs mit blumig-parfümiertem Geruch von einheitlicher Konsistenz gehandelt. Die Potenz war ziemlich gut, die Wirkung euphorisch einhüllend. Dieses Haschisch soll repräsentativ für gute auch in grösseren Einheiten professionell exportierte Qualitäten sein, wie sie von Haschischgrosshändlern in Indien auf Lager gehalten werden. Blattgoldstempel allein sind allerdings in Indien keine Garantie für Qualität.

„Bombay Black“
Hierbei soll es sich um ein sehr potentes im Bombay der Siebziger Jahre erhältlich gewesenes, in dicke Würste gepresstes schwarzes Haschisch gehandelt haben. Die Gerüchteküche behauptete, es sei mit Opium versetzt gewesen oder habe Morphin enthalten. Dies ist zwar möglich, aber aufgrund des deutlich höheren Preises für Opium und Morphin unwahrscheinlich. Mit Opium in wirksamer Menge versetztes Haschisch ist kaum rauchbar, es sei denn es wird wie Opium geraucht. Es muss praktisch „verkocht“ werden, schlägt beim Erhitzen Blasen und hinterlässt eine Schlacke mit reichlich unverbrannten Resten. Geruch und Geschmack sind charakteristisch süsslich-chemisch für Opium, beziehungsweise dessen Morphingehalt. Jeder Cannabisraucher würde den Unterschied sofort erkennen. Bei allen als „opiumhaltig“ zur Analyse gebrachten Proben in unseren Breiten, stellte sich heraus, dass es sich dabei um Haschisch mit besonders hohem Gehalt an psychoaktivem THC und/oder der dämpfenden Komponente CBD handelte! Nur sehr selten vermengen KonsumentInnen bei uns absichtlich, getrennt erworbenes Opium mit Haschisch um es gemeinsam zu rauchen. Allerdings ist die Mischung von Opium und Cannabis bei oralen Zubereitungen nicht ganz so ungewöhnlich. In Indien hat sie eine lange Tradition. Meist werden bei derartigen Rezepturen noch andere Drogen (z.B. Stechapfel, Brechnuss, Betel) und Gewürze hinzugefügt.

„Kerala“
Ist ein tropischer Bundesstaat an der Südwestspitze Indiens, in dessen Bergen (Idukki-District) seit Jahren das berühmte Kerala-Gras angebaut wird, aus dem für den Export auch potentes Grasöl extrahiert wird. Angeblich soll von diesem Gras vor Ort auch Haschisch gewonnen werden. Das dürfte interessant sein. In anderen südindischen Bergregionen (z.B. Palani-Hills und Kalyaran Hills in Tamil Nadu) wird ebenfalls ähnlicher Rauschhanf mit „Sativa“-Optik angebaut, seitdem die Anbaugebiete in Kerala immer wieder unter polizeilichen Druck geraten sind. Der Anbau wird in abgelegenere Regionen wie z.B. Naturschutzgebiete verlagert, eine weitere fatale Konsequenz der irrationalen Hanf-Prohibition. Gesiebtes Haschisch von indischen Pflanzen des Kerala-Typus in dünner Platte war hellbraun, trocken, milde aber potent und bot einen erhellenden stimulierenden Törn.

NEPAL

Das Königreich des Haschisch lieferte mit dem zunehmenden Kleinschmuggel in den Neunziger Jahren auch wieder vermehrt in unsere Breiten. „Nepalese“ zehrt immer noch zu Recht von dem positiven Image, das er seit Anfang der „völlig ausgeflippten“ Siebziger Jahre hat. Das Haschisch wird in abgelegenen Gebieten immer noch von Hand gerieben, zunehmend aber auch durch Siebung hergestellt. In vielen Tälern wächst der Hanf überaus reichlich wild zu meterhohen Bäumen heran. Hanf wird aber auch angepflanzt. Es gilt allgemein die Regel, je höher und abgelegener das Herkunftsgebiet, desto vorsichtiger wird gerieben und umso sorgfältiger erfolgt die Weiterverarbeitung (gleichmässiges Durchkneten). Die kommunistische Regierung hat in den letzten Jahren, nachdem sie den Guerillakrieg gegen den diktatorisch herrschenden König auch durch Haschischsteuern finanziert hatte, dem heimischen Hanf den Krieg erklärt. Auf Grund der Armut des von Naturkatastrophen und Mißwirtschaft gebeutelten Landes heißt dies, dass der einst relativ offene Hanfanbau und Haschischhandel noch weiter in abgelegene Regionen und den Untergrund gedrängt wird.

„Nepalese“ oder klassisch „Nepal Shit“
kommt in dicken Platten, Würsten, Kugeln oder anderen Formen, in die er sich pressen oder kneten lässt. Es ist nicht alles erstklassiger „Nepalese“, was verführerisch schwarz und ölig glänzt. Aber typisch für Nepalesen ist sein harziger öliger Eindruck, seine aussen schwarzglänzende und innen dunkelbraun bis braunschwarze Farbe, seine sehr gute Knetbarkeit in der Hand bei einer gewissen Festigkeit im Stück. Bei den besten innen gleichmässig dunkelbraunen kompakten Qualitäten erkennt man, unter dem Binokular vergrössert, nahezu ausschliesslich dicht an dicht gepackte Harzdrüsenköpfe. Der Geruch von gutem „Nepalesen“ ist charakteristsich „voll“ süsslich-aromatisch. Feiner „Nepalese“ ist hochpotent (ein bis zwei Züge langen schon), wirkt phantasieanregend, geradezu orientalisch halluzinogen, sich der inneren Welt zuwendend, die Seele mit kosmischem Gelächter erfüllend und dabei wohlig-euphorisch und recht lange anhaltend, „far out“. „Nepalese“ dieser Qualität ist in Mitteleuropa nur sehr selten erhältlich, aber es soll ihn noch geben. Auf der anderen Seite tauchen gelegentlich vom äusseren Erscheinungsbild her noch öligere nahezu schwarze Sorten „Nepalese“ auf, die zwar ziemlich stark sind, aber leider die Tendenz haben, innerhalb vielleicht einer halben Stunde in einen narkotischen Tiefschlaf zu geleiten oder bestenfalls eine Art wohligen Stupor am Rande des Schlafes hervorzurufen.

„Temple Balls“, „Temple Shit“ oder „Nepal Balls“
stand für sehr guten gleichmässig durchgekneteten aussen schwarzen, innen dunkelbraunen „Nepalesen“ excellenter Qualität, wie er oben beschrieben wurde. Typisch ist, dass er zumindest zu einem Zeitpunkt seiner Herstellung, nämlich nach Abschluss des Knetens Kugelform hatte. Er kann aber auch nachträglich umgeformt worden sein. Eigentlich soll die Bezeichnung darauf hinweisen, dass es sich mit um das Edelste handelte, was Nepal an Haschisch zu bieten hatte, mit solcher Inbrunst hergestellt, dass es auch für Tempelrituale geeignet ist. Auch „Royal Nepal“ ist ein Name für eine klassische handgeriebene Spitzenqualität zu einem Spitzenpreis. In Holland wurden für ein Gramm eines solchen von aussen pechschwarzen, öligen, supergeschmeidigen und leckeren „Königsdope“ Preise bis 45 Gulden (40 DM) verlangt. Auf dem Schwarzmarkt sind verlockende Namen allerdings immer auch mit Vorsicht zu geniessen.

„Himalaya“ und „Super Himalaya“
Mittlerweile sind die royalen Zeiten in Nepal vorbei. Bei nepalesischem handgeriebenen Haschisch unterscheidet man grob in „Himalaya“ und besser „Super Himalaya“. Wenn es auch noch würzig riecht, nennt man es z.B. „Black Spice“.

„Tantopani hash“ und „Gosainkund hash“
sind Herkunftsbezeichnungen für Haschisch, das in den Siebziger Jahren einen sehr guten Ruf hatte. „Gurkha hash“, „Mustang hash“ (auch nach dem Ort „Jomsom“) usw. sind weitere Namen. Das gängige Haschisch aus dem Touristenzentrum „Pokhara“ galt als nicht so gut. Hier haben sich die lokal favoritisierten Regionen mittlerweile möglicherweise geändert. Manchmal werden jetzt auch Herkunftsorte wie „Thaweng“ und „Rolpa“ genannt.

„Charras“
Stefan Haag („Hanfkultur Weltweit“) berichtete („Hanf“ Januar 1996) aus Nepal von grob-gesiebtem Haschisch schwankender Qualität unter der Bezeichnung „Charras“, das gegenwärtig das Standard-Hasch des nepalesischen Schwarzmarktes sei. Dafür gebe es selten eine feine hellgrüne Siebung vom Typ „Pollen“.

„Nepal Pollen“
Immer noch relativ dunkles, aber eher grünlich oder rötlich-brauner trockener mehr stoned machender gesiebter „Nepal Polm“ (holländisch) ist mittlerweile auch auf dem europäischen Markt angelangt.
Durch die internationalen Entwicklungen und Kontakte können sich auch in Nepal Hanfanbau und Haschisch-Gewinnung weiter verändern. Vielleicht bleibt das Geheimnis der sorgfältigen Herstellung erstklassigen handgeriebenen „Nepalesen“ in abgelegenen Regionen noch eine Zeit lang bewahrt, immerhin ist es ein schützenswertes Kulturgut – eigentlich ein Fall für die UNESCO, falls sie sich erleuchten lassen würde.

ZENTRALASIEN

Es wird auch in anderen Gegenden dieser Region Haschisch gewonnen, wenn auch in bescheidenerem Umfang, erstens, weil der Hanf in einem grossen Bogen in den Bergtälern vom Himalaya über den Hindu Kush bis zum Pamirgebirge, Tien Shan, Altai und darüber hinaus z.B. in die zentralasiatischen Steppengebiete wild wächst, und zweitens weil Haschischgewinnung und -gebrauch hier eine lange Tradition haben. Vielleicht werden diese Gebiete mit zunehmender Erkundung durch westliche Reisende und HanfliebhaberInnen in Zukunft Produkte liefern, die dann die Palette auf dem mitteleuropäischen Markt erweitern.

BHUTAN

„Bhutani“
So wird von unter dem Einfluss des zunehmenden Tourismus handgeriebenem Haschisch aus dem buddhistisch beherrschten Königreich Bhutan (Himalaya) berichtet. Es werde dort vereinzelt in kleinen Mengen von harzreichen und potenten schmalblättrigen wild wachsenden Pflanzen im Hauptstadt-Distrikt „Thimpu“ oder im nördlichen Zentrum von Bhutan im „Bumthang“ Distrikt gerieben. Von staatlicher Seite aus gehe man dagegen vor.

CHINA

„Tibeter“
Auch aus den von China kontrollierten tibetischen Himalayatälern wird von Haschischgewinnung berichtet. In den Niederlanden war sehr selten tibetisches Haschisch, zum Beispiel unter dem Phantasienamen „Abominable Snowman“, auf dem Markt gelandet. Tibetisches Haschisch wird als hell, gesiebtem Marokkaner bester Qualität ähnlich beschrieben und ist nicht gerade preisgünstig.

„Yunnani“
Im unter Travellern beliebten Yunnan wächst THC-haltiger Hanf wild. Unter deren Einfluss wird Haschisch wohl gelegentlich mit der Hand gerieben und gelangt selten auch auf den europäischen Markt. Ein solches Produkt war dünnplattig, schwarz mit grünlich-brauner Note, trocken, milde und erinnerte vom Törn her an stimulierendes Importgras mäßiger Potenz. THC-armer Hanf wird seit einigen Jahren vermehrt zur Faser- und Samengewinnung angebaut und könnte die Wildpflanzen-Population genetisch verändern, die von den lokalen Behörden mittlerweile bekämpft wird.

„Yarkandi“
Das heute chinesische Ostturkestan hat schon vor hundert Jahren begehrtes gesiebtes Haschisch nach Indien (!) exportiert. Möglicherweise ist diese Region sogar historischer Ausgangsort für diese Technik. Feines, hellgelbes, gesiebtes Haschisch, nach seinem Herkunftsort „Yarkandi“ genannt, fand in einer kurzen Hochphase ab Anfang der 1990er Jahre mit der Ankunft von Travellern aus dem Westen Interesse und gelangte so außer Landes. Trotz folgender ständig steigender Repression schien es diese Spezialität auch weiterhin noch zu geben. Kashgar („Kashi“) wurde als weiterer Herstellungsort genannt.

ZENTRALASIEN (ehemals sowjetisch)

Auf der vormals sowjetischen Seite Zentralasiens, wo der Hanf in Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan und Sibirien in großen Beständen wild gedeiht, ist die Herstellung von Haschisch („Gashish“) von THC-haltigem Hanf („Anasha“) nicht unbekannt. Schon in den Siebziger Jahren wusste „High Times“ von „Irkutsk Hash“(Sibirien) und „Tashkent Hash“(Kasachstan) guter Qualität zu berichten.

KIRGISISTAN

„Chocolate“
Cannabisraucher („Nashakur“) und kleine Geschäftsleute reisen bis heute teilweise trotz brutaler staatlicher Kontrollen von weit her an, um im August und September von Wildbeständen mit genügend hohem THC-Gehalt (2-4 % wurden in den getrockneten weiblichen Buds gemessen) zum Beispiel im Chu(y)-Tal zwischen Kasachstan und Kirgisistan und rund um den Yssyk-köl oder Issyk-Kul (See) in Kirgisistan Blütenstände zu ernten und/oder Haschisch zwischen den Händen zu reiben, das „Ruchnik“ genannt wird. Seit Mitte der 1990er Jahre reibt auch die einheimische Bevölkerung für einen Nebenerwerb das lukrative „Kara koi“(“Schwarzes Schaf“). Dabei wird wohl recht hektisch und grob gerieben, wenn man bedenkt, dass 15 bis 25 Gramm dieses schwarzen Haschisch-Produktes mit sichtbarem Pflanzenanteil, das auch „Chocolate“ genannt wird, und als kleine Blöcke in Streichholzschachteln („Korobochka“) gehandelt wird, angeblich schon in zwei Stunden gewonnen werden sollen.
„Tyupskyi ruchnik“
ist von der einheimischen Bevölkerung der Tyup Region im Issyk-Kul Oblat zwischen den Händen in Wildhanffeldern („Kumtor“) geriebenes Haschisch, das einen besonders guten Ruf hat.

KAUKASUS

Den Kaukasus mit seinen wilden in manchen Regionen in der Nähe von Flüssen und Bewässerungsgräben und auf aufgelassen Feldern, sowie manchmal auch in Ortschaften gedeihenden ruderalen Hanfbeständen (z.B. in Nord-Armenien, Berg-Karabach und Südwest-Georgien) sollte man als gut geeignetes potentielles Hanfanbau- und Haschgewinnungsgebiet erwähnen.

TROPEN

Tropische Länder haben traditionell hauptsächlich Hanfblüten, also Marihuana geliefert. Die Haschischherstellung war bis in die Siebziger Jahre weitgehend unbekannt. Folgende Gründe erschweren die Haschischgewinnung: 1. sind die tropischen Hanfsorten zwar oft recht potent, aber dennoch nicht sehr harzig. 2. sind die vorhandenen Harzdrüsen meist viel kleiner als die der Haschischhanfsorten, was die Siebung wie auch das Reiben erheblich erschwert. 3. beeinträchtigt das heisse feuchte Klima die Haschischgewinnung, a. weil Harzdrüsen mit dünnflüssigem Harz leicht platzen und die Siebe verkleistern, b. weil sich die Wirkstoffe relativ schnell abbauen und die Qualität stark leidet. 4. Fehlende Nachfrage und Wege zu den Absatzmärkten, eine Vorraussetzung dafür, dass das Geschäft überhaupt in Gange kommt.

Nun reisten Rauschhanfunternehmer in den Siebziger Jahren in die Länder, die vor allem den US-Markt mit Marihuana überschwemmten. Sie brachten nicht nur eine Nachfrage nach besonderem samenlosen Gras (Sinsemilla) sondern auch nach exotischen Spezialitäten, namentlich Haschisch mit. Gleichzeitig brachten sie von Reisen in die traditionellen Haschischländer Know How mit. Bei grosser Konkurrenz und vorübergehend nahezu gesättigtem Markt, begann man also auch in klassischen Marihuanaanbauländern auf Nachfrage hin Haschisch herzustellen.

Mit gekühlten „Pollinatoren“ oder bei Unterbringung der Siebungsgerätschaften in Kühlräumen oder der Anwendung von Ice-o-lator-Siebungs-Säcken lässt sich auch in heißen tropischen Gegenden wie z.B. in Westafrika Haschisch gewinnen. So wurden schon in den 1990er Jahren (in der Schweiz) „Pollinatoren“ gebaut, in die der Hanf mit dem Gabelstapler gefahren wurde. Außerdem herrscht mittlerweile ein weltweiter Austausch an Saatgut, der die Märkte weiterhin in Bewegung halten wird.

MEXIKO

„Emerald Hash“ aus Mexiko
stellte eine seltene grüne gesiebte Spezialität dar, die wohl nur von wenigen Amis gekostet wurde. Die Herstellung dieses Exotikums (hier aus Oaxaca) der Siebziger Jahre zeigt Michael Starks anhand von Fotos in seinem Buch „Marihuana Potenz“.

KOLUMBIEN

„Chicle Hash“ aus Kolumbien
soll laut „High Times“ in der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre von den Spitzen ausgewählter Marihuana-Pflanzen aus dem Llanos-Valley gerieben und als ausgesprochene Spezialität in kleinen Mengen in die USA geschmuggelt worden sein, wahrscheinlich „Dealers Stuff Only“, ein schwarzgrünes Haschisch mit sichtbarem Pflanzenanteil.
In Kolumbien wurden in dieser Zeit auch grössere Mengen „Columbian Hash“ hergestellt und in die USA exportiert. Dieses war allerdings so nachlässig hergestellt (eher ein Haschisch-Imitat), dass es einen sehr schlechten Ruf genoss und als „Besonderheit“ zu Beginn der Achtziger Jahre vom Markt verschwand.
Mittlerweile wird in Kolumbien hochprofessionell Sinsemilla aus lokalem und internationalem Saatgut angebaut. Nebenbei werden nach modernen Methoden Haschisch und Ölextraktprodukte hergestellt. Dabei werden auch Gewächshäuser, Indoor-Locations und Kunstlicht verwendet. Das ist ökonomisch und von Qualitätsstandards aus betrachtet wahrscheinlich vernünftig, allerdings für Nostalgiker traurig: Gehen so doch nicht nur die Besonderheiten lokaler Genetiken („Landrassen“), traditioneller Anbaumethoden und des Terroirs flöten, auch die Ökobilanz dürfte meist erheblich schlechter ausfallen.

JAMAICA

„Jamaican Black“
wurde ein Produkt genannt, das in den Achtzigern in Grossbritannien auftauchte. Es wies einen THC-Gehalt nicht höher als durchschnittliches Jamaika-Gras auf, törnte auch so und sah aus wie roh gemachtes Haschisch. Es wurde vermutlich aus zu Brei zermahlenen Pflanzenteilen gepresst. Gutes originales „Sativa“-Jamaika-Gras wirkte damals kräftig, stimulierend mit sinnlicher Körperlichkeit.

„King of the Jungle“
Liebevolle Bezeichnung für Haschisch aus Eigenproduktion, korrekter wäre wohl „Queen of the Jungle“. In Jamaika werden mittlerweile von ambitionierten Growern potenter Graspflanzen meist internationaler Provenienz allerdings auf Kosten von deren Gras-Qualität durchaus bemerkenswerte Mengen unterschiedlich gefärbtes handgeriebenes Haschisch grober bis begehrter ausgezeichneter Qualität hergestellt. Auch durch Siebung gewonnenes Haschisch unterschiedlicher Färbung und Potenz gehört zum Repertoir mancher Grower: „Blond“, „Red“, „Black“. Durch die Nähe zu den USA und internationale Kontakte hat man seit Langem und laufend Zugang zu diversen Genetiken und Techniken und ist mit neuen Nachfragen konfrontiert. Hier ist bei landestypischem tropischem Outdoor-Grow erhebliches Potential für interessante Produktvielfalt, die in kleinen Spezialitäten-Mengen als original „Jamaican Hashish“ auch schon die internationalen Märkte erreicht hat. Eine Probe dieser kommerziellen Export-Ware zeigte sich braun, unter Wärme und Druck knetbar, eine ziemlich reine einheitliche Siebung von Drüsenköpfen, milde rauchbar, geschmacklich erinnernd an das Outdoor-Gras der gleichen Provenienz in Harz konzentriert, ebenso das potente energetische THC-High voller „positive vibrations, sweet-smart rocket-start, a true jamaican project“.

PARAGUAY

„Cera Paraguaya“
Paraguay ist ein großer Gras-Produzent und versorgt seine Nachbarländer. Als Nebenprodukt werden braunschwarze mit den Händen gewonnene Haschisch-Kügelchen von ca. 3 Gramm Gewicht hergestellt, die „Cer(it)a Paraguaya“ (Paraguayanisches Wachs) genannt werden. Wenn sie mit zuviel Feuchtigkeit hergestellt wurden, neigen sie zum verschimmeln.

SENEGAL

Auch hier wurde aus dem einheimischen Marihuana „Jamba“ ein helles gelbliches Haschischpulver gesiebt, vermutlich um exklusiven Kundenwünschen zu entsprechen. Wegen dem hohen THC-Gehalt tropischer Grassorten, dürfte sorgfältig zubereitetes und aufbewahrtes Haschisch eine delikate Variante mit einem potenten stimulierenden bis psychedelischen High sein. Die politisch instabile Casamance ist das traditionelle Hauptanbaugebiet für Marihuana. Im von Senegal umschlossenen Gambia ist besonders die (Halb-)Insel „Gunja-Island“ im Gambia-Fluss berühmt.

PHILIPPINEN

„Headhunter Hash“ oder „Philippine Hash“
wurde seit den Siebziger Jahren nicht nur für Ami-Soldaten, sondern auch für den lukrativen japanischen Markt hergestellt. Tauchte nur sehr selten bei uns auf. Eine Probe roch minzig und rauchig-„kautschukartig“, mitteldicke harte Platte von hellbrauner Farbe, relativ feine Siebung, trocken, pulvrig, Potenz schwach, aber bei genügender Menge, verwirrendes High, „nüchtern und gleichzeitig ziemlich albern und strange neben sich sein“, war wahrscheinlich überlagert, keine Konkurrenz zu dem gängigen teilweise sehr guten THC-reichem traditionellen Gras der gleichen Provenienz.
Mittlerweile werden in dem traditionellen Cannabis-Anbaugebiet in den Reisterrassen-Bergen der Igorot um den Ort Sagada im Norden der Hauptinsel Luzon zunehmend internationale Top-Hybrid-Kreuzungen angebaut. Daraus wird auch Haschisch zum Beispiel durch Siebung gewonnen. Es kann optisch hell ausfallen („Pollen“) oder dunkel-schwarz wie Pakistani aussehen („Chocolate“, „Charas“) und soll beachtliche Qualität und Potenz aufweisen können.

KAMBODSCHA

Das sogennnate „Thai-Gras“ mit legendärem psychedelischem Ruf, aber meist eher mäßig potent und chrakterlos, kam schon seit den 1980er Jahren oft nicht mehr direkt aus Thailand sondern aus dem benachbarten Laos, in dem Rauschhanf als Gewürz, zum Beispel für die „Happy Soup“ auf dem Markt bei Tabakhändlerinnen relativ frei verkäuflich war. So war es auch in Kambodscha, wo seit den 1990er Jahren Gras-Speisen in sogenannten „Happy Pizza“-Restaurants speziell an Touristen verkauft wurden. Selten gewinnen diese gesiebtes Haschisch in dünnen Platten aus ungepresstem harzigen Gras, das dann eine rare potente Spezialität darstellt, die den Charakter des Grases, auch wenn es selbst nicht ganz so stark ausfiel, in konzentrierter Form spiritifiziert.

SÜDAFRIKA, TRANSKEI, LESOTHO UND SWAZILAND

Aus dem in den südafrikanischen Ländern aus Sativa-Pflanzen mit manchmal recht hohem THC-Gehalt und interessanten Wirkungsprofilen (man erinnere sich an „Durban Poison“, „Swazi Gold“ und die südafrikanische Genetik mitbringende äußerst erfolgreiche „Power Plant“) und eingeführten internationalen Sorten gewonnenem Gras („Dagga“) wird mittlerweile manchmal auch Haschisch gewonnen. Die aktuelle Legalisierung des Konsums hat schon zu einem zusätzlichen Anbauboom geführt. Haschisch gelangt unter Bezeichnungen wie „Zulu Hash“ vereinzelt nach Europa.

Diese Liste lässt sich wahrscheinlich noch unendlich fortsetzen, aber kehren wir zurück in europäische Gefilde.

Exkurs: Vergessene Haschisch-Länder
Manche Länder spielten einst in der Haschisch-Produktion eine bedeutende Rolle. Dazu zählt Griechenland. Vom 19. Jahrhundert bis noch in die 1920er Jahre stellte das Hochland auf der Peleponnes-Halbinsel um das Städtchen Tripolis herum trotz Anbauverbots von 1890 ein Zentrum des Hanfanbaus zur Haschischgewinnung durch Siebung dar. Das Produkt wurde im Nahen Osten meist über dort lebende Griechen gehandelt und war besonders in Ägypten neben Haschisch aus dem Libanon und Präparaten vom indischen Subkontinent (besonders aber aus Ost-Turkestan) beliebt. Überhaupt war Ägypten ein Hauptabnehmer für meist in der Wasserpfeife gerauchtes Haschisch. Da Haschisch auch in Ägypten verboten war, musste es abenteuerlich geschmuggelt werden. In Alexandria gab es damals sogar ein Haschisch-Schmuggelmuseum. Es wäre interessant, dessen über 100 Jahre alten Präparate, sofern noch irgendwo vorhanden, heute einmal untersuchen zu lassen.
Der Iran, einst Residenz der legendären „Assassinen“, der angeblichen ismaelitischen „Haschischesser“-Sekte, um die sich seit Kreuzfahrer-Zeiten und Marco Polo Legenden ranken, lieferte einst Haschisch, das in Europa wissenschaftlich analysiert wurde.
Ost-Turkestan (heute China) exportierte noch Anfang des 20. Jahrhunderts große Mengen Haschisch (mehrere hundert Tonnen jährlich), vor Allem nach West-Turkestan (Russland) und Indien.

NIEDERLANDE

In den innovationsfreudigen Niederlanden wurde ab den 1990er Jahren zunächst aus den Ernteabfällen (dem Blütenschnitt) professionell Haschisch hergestellt. Dazu haben die weitgehende Sättigung des Sinsemillamarktes mit einheimischen Hanfblüten und die Entwicklung arbeitssparender Maschinen und Methoden (sprich „Pollinator“ und der „Ice-o-lator-Bag“-Siebungstechnik) massgeblich beigetragen. Zunächst wurden vereinzelt Blüten auf über Plastikschüsseln gespannten Seidentüchern gerieben oder gedroschen, so wie man es aus den traditionellen Haschischländern wie Marokko kannte. Dann kamen mit aus der Siebdruckerei stammenden Stoffen bespannte Alurahmen hinzu. Schließlich konnte zwischen den weniger effektiven automatischen Vibrationssieben und einer Art Waschtrommel mit Siebung nach dem Schleuderprinzip (dem „Pollinator“) gewählt werden. Da die Siebung am besten bei niedrigen Temperaturen (bis etwa minus 5 Grad Celsius) erfolgt, wurde an Kühlsystemen getüftelt. Das erhaltene Pulver wird oft nochmal von Hand nachgesiebt. Gepresst wird das in Cellophanpapier dünn ausgebreitete Pulver mit hydraulischen Pressen. Das Ergebnis: Ein ansehnliches professionell gewonnenes und einheitliches Produkt.

Ein Nachteil der Pollinatorsiebung ist die gängige Verwendung von bei der Beschneidung der Sinsemillablütenstände anfallenden blättrigen Teilen. Das Aroma von derartigem Haschisch ist meist recht grasig, selbst wenn die Potenz abhängig vom verwendeten Ausgangsmaterial schon recht hoch ist. Besser noch sind sorgfältig von ohnehin hervorragenden Sinsemillablütenständen (ruhig auch von Hand) gesiebte Qualitäten. Aus zehn Gramm aussengewachsenen Sinsemillablüten der Sorten Skunk oder Northern Lights soll sich etwa ein Gramm excellentes Haschisch sieben lassen. Hier reichen ein bis zwei Züge um die geballte Energie der Ausgangspflanzen kennenzulernen. Derartiges Haschisch zählte zunächst zum Besten, was der Markt hergab. Die verlangten Preise waren allerdings bereits exorbitant bis ausverschämt.

„Nederstuff“ oder „Nederhash“
Typischerweise gelblichbraun oder grünlichbraun, manchmal grünlichschwarz und in dünne Streifen geschnitten an die Frau gebracht, schliesst diese Bezeichnung alles an in den Niederlanden gewonnenem Haschisch ein.

„Skuff“
zusammengezogen aus „Skunk“ und „Stuff“ (Hasch), stand diese Bezeichnung ursprünglich für hochpotentes Haschisch von holländischen Pflanzen der Sorte „Skunk“. Ein anderer auf die Wirkung anspielender Name für solch ein hochpotentes „Skunk-Hasch“ lautet „Flower Power“. Als „Skuff“ werden von manchen auch (zur Haschischgewinnung evtl. noch geeignete) Schnittreste bezeichnet.

„Aurora borealis“
war ein Phantasiename für Haschisch, gewonnen von „Northern Lights-Aurora borealis“-Blüten, konzentrierte Kraft vom Indica-Typ.

„Super Haze Hash“
ist ein aussergewöhnliches Haschisch, insofern es von einer reinen tropischen Sativa (Sortenname „Haze“) stammt. Der Ertrag ist gering, aber wenn es von ausgereiften Blüten gewonnen wurde und noch frisch geraucht wird, ist es von enormer stimulierender Sativa-Potenz, „guten Flug“.

„Orange Hash“
von der Kreuzung „California Orange“. „Zwei Stunden Power auf einem interessanten Level zwischen Indica und Sativa.“ †berhaupt wirkt sorgfältig gesiebtes Haschisch von potenten frischen Grassorten ausgesprochen intensiv und anhaltend. Generell kann der „Geist“ jeder Grassorte auch in Haschisch geballt werden. Erste und zweite Siebung sind möglich, ebenso wie klare, fast psychedelische, exotische Spezialitäten a la „Central Mexican Sativa Hash“.

„Bubble-Hash“
Eine weitere Revolution war die „Ice-o-lator“-Siebungstechnik (mit Hilfe von Kunststoff-Siebbeuteln oder kompletten Geräten, Wasser und Eis). Über sie kann man aus Schnittresten, oder besser noch den Blüten selbst, die nicht einmal getrocknet worden sein müssen, hochkonzentrierte allerdings auf Grund des Einsatzes von Wasser tendenziell weniger aromatische und schimmelgefährdete Haschisch-Konzentrate ausgewählter (Sinsemilla-) Pflanzen gewinnen, die so harzig sind, dass sie beim Erhitzen schmelzen, blubbern und verdampfen. Das nennt man „Full Melt“. Hier nehmen die Phantasie-Namen für die Produkte Bezug auf die Ausgangspflanzen, den Hersteller, die vermeintliche oder echte Qualität und/oder die Wirkungen. Während in ersten niederländischen Siebungs-Haschsorten bereits beachtliche über 20 % THC gemessen wurden, trumpfte vor Allem das Bubble-Hash des 21. Jahrhunderts mit bis zu 40 % THC-Gehalt und noch deutlich darüber hinaus auf. Die „Ice-O-Later-Bags“ lassen sich leicht transportieren. So produzieren manche Kleinschmuggler entsprechendes Haschisch in traditionellen Cannabis-Anbauländern vor Ort. Das sind dann außergewöhnliche Spezialitäten für Freunde lokaler Cannabinoid-Profile. Mittlerweile benutzen auch professionelle Produzenten vor Ort (z.B. in Marokko und Indien) die Ice-o-lator-Technik und bringen so überraschend potente Produkte zustande, die den Markt bereichern.

„Rosin-Öl“
ist ein Übergangsprodukt zwischen Haschisch und Öl. Es wird durch Pressen von besonders harzreichen Cannabisblüten, aber auch von Haschisch unter Einsatz von Hitze und Druck zum Beispiel mit Hilfe von Plätt- und Bügeleisen hergestellt. Das ablaufende Harz stellt das nach einem Verbreiter dieser Technik (im Kleinformat) benannte Öl dar. Von so einem unter Druck und Hitze abgepressten Harz berichteten Jamaika-Reisende schon in den 1980er-Jahren. Zur Gewinnung des „Rosin“-Pressharzes gibt es mittlerweile extra Gerätschaften.

„Öl“, „710“, „Budder“, „Wax“, „Glas“, „Shatter“
Abgelöst wurde der letzte Haschisch-Hype um das „Bubble-Hash“ in den vergangenen Jahren durch die Verbreitung von mittels diversen Lösungsmitteln hergestellten Extrakten, schlicht „Öl“ (englisch „Oil“ oder verdreht „710“) genannt. Extrahiert wurden sie bereits im 19. Jahrhundert, also sozusagen traditionell, mittels Alkohol. Später kamen Isopropylalkohol, Petroläther, Wundbenzin, Hexan etc. pp. als gesundheitlich bedenkliche Lösungsmittel hinzu. Eine explosionsgefährdete „BHO“-Extraktion mittels flüssigem möglichst reinem Butangas über den sogenannten „Honeybee-Extractor“, eine Röhre aus Kunststoff, Glas oder Metall erfreut sich seit einigen Jahren bei Kleinproduzenten zunehmender Beliebtheit. Verflüssigter reiner Dimethyläther ist das Mittel der Wahl bei dessen aktuellen Nachfolgegeräten. „Budder“, „Wax“, „Glas“, „Shatter“ sind Namen für teilweise von wasserlöslichen Stoffen, Farbstoffen, Terpenen, Wachsen, Fetten und nicht erwünschten Cannabinoiden vor- oder nachgereinigte Produkte, die auf verschiedenen Wegen, wie sie im Internet gezeigt werden, hergestellt werden. Neuerdings werden in den quasi-legalisierten US-Bundesstaaten mittels Flüssig-CO 2-Extraktion im geschlossenen System analog zur Hopfen- oder Heilpflanzen- und Duftpflanzen-Extraktion High-Tech-Extrakte hergestellt und teilweise sogar wieder gemischt oder mit Terpen-Destillaten (die zu Aromen und möglicherweise auch Wirkungsvarianten beitragen) zu synthetischen Wunschprodukten zusammengeführt. Dabei werden nicht nur getrocknete Schnittabfälle, Blütenstände oder gar Haschischpulver, sondern auch frische tiefgefrorene Blütenstände als Ausgangsmaterial eingesetzt. Genutzt werden alle Extrakte, wenn sie inhaliert werden sollen, zum Verdampfen, bevorzugt dem „Vaporisieren“ mit entsprechenden Geräten oder dem „Dabben“ mit entsprechendem Pfeifenzubehör. Öl-Extrakte wurden auch zum Aufwerten von Haschisch-Produkten oder zur Kreation künstlicher Haschisch-Imitationen verwendet. Die Chemisierung der Cannabis-Produkte und deren immer höherer THC-Gehalt (über 60 % sollen keine Seltenheit sein, bei 100 % glasklarem bei kühlen Temperaturen festem „Dronabinol“/THC wäre bei dieser Entwicklung dann theoretisch und praktisch Schluss) sind eine medizinisch-pharmazeutisch sehr interessante, im Bereich des Genusskonsums aber durchaus umstrittene Entwicklung, die ähnlich kontrovers diskutiert wird, wie beim Alkohol der Konsum von Wein und/oder Schnaps. Die Einen loben die Reinheit und Potenz der Produkte, die Anderen bedauern einen Genuss- und Kulturverlust und warnen vor Überdosierungsrisiken bei gelegentlichem Konsum und einem Hochdosierungsrisiko beim Dauergebrauch solcher THC-Konzentrate. Die Entwicklungen werden aber auf Grund ihrer zahlreichen begeisterten Protagonisten nicht aufzuhalten sein, noch interessante Erkenntnisse zum Zusammenspiel der diversen Cannabis-Komponenten und weitere Produktkreationen bringen.

SCHWEIZ

Während den liberalen 1990er Jahren wurde in der Schweiz insbesondere sehr viel Freiland-Hanf für Duft-Kisslis angebaut. Der Gras-Markt war zeitweilig so gesättigt, dass auch durch Siebung gewonnenes Haschisch produziert und exportiert wurde. Die in Deutschland und den Niederlanden in dieser Zeit angebotenen Qualitäten reichten von muffig-ammoniakalischen Platten von der Optik einer Euro-Platte, die Keiner haben wollte, bis zu kleinen hellen, recht trockenen 20-Gramm-Täfelchen mit eigenen Logos und angenehm stimulierendem High an der oberen Preisgrenze dessen, was damals für gute Qualitäten bezahlt wurde (20 DM/g). Vor Ort bei den Produzenten gab es diverse Qualitäten. Nachdem es in der Schweiz rechtlich eng wurde, zogen sich Avantgarde-Grower entweder in den Untergrund zurück oder mit der Karawane weiter in liberalere Länder wie Spanien.

ALBANIEN

Lazarat(in) heißt ein kleiner Ort im Süden Albaniens, der sich vollkommen dem Rauschhanfanbau verschrieben hatte, wie sich 2012 jeder auf Youtube ansehen konnte. Dort soll aus niederländischem Hybrid-Kreuzungs-Saatgut in Zusammenarbeit mit italienischen Mafiosi 2013 eine Jahresproduktion von 900 t Hanfblüten erreicht worden sein. Exportiert wurden sie hauptsächlich nach Italien und Griechenland. Inwieweit auch Haschisch hergestellt wurde, ist unbekannt. Am 16. Juni 2014 erfolgte eine 3-tägige Razzia, bei der sich die schwer bewaffneten Dorfbewohner zur Wehr setzten und 102 t Marihuana, sowie 530.000 Cannabispflanzen beschlagnahmt wurden.
Seitdem (2015/2016) hat sich der Anbau in unbewohnte Bergregionen (wie die Dukagjin-Berge in Nord-Albanien) verlagert, in denen immer noch teilweise beachtliche Plantagen angelegt werden. Im Süden werden Terpelene und Lushnje (Kadiaj) als neue Anbauzentren genannt. ISIS-Propagandisten sollen in der Region aktiv sein.

Exkurs: Fair-Haschisch

Nur unter den Bedingungen einer Legalisierung lässt sich verhindern, dass Organisiertes Verbrechen (überall), Terroristen (z.B. Marokko, Türkei, Libanon), Warlords (z.B. Afghanistan, Pakistan), Rebellen (z.B.Nepal), korrupte Regierungsvertreter, Militärs und Polizisten (überall) von Hanfanbau, der Gewinnung von und dem Handel mit Hanfprodukten profitieren. Nur so lässt sich einrichten, dass der Hanf ökologisch korrekt, ohne Umweltzerstörung und Einsatz gesundheitsschädlicher Hilfsmittel angebaut und verarbeitet wird. Nur so können letztlich glaubwürdige Prävention und Konsumentenschutz geleistet, aber auch faire Arbeitsbedingungen für alle in der Industrie Beschäftigten geschaffen werden. Unter den Bedingungen der Illegalität bietet die vom Kleinstbauern selbst kontrollierte Eigenproduktion bei entsprechenden Kenntnissen diesem die einzige halbwegs zuverlässige Gewähr dafür, was hier produziert wird.

DEUTSCHLAND

1995 kam erstmalig von in Deutschland gewachsenen Pflanzen mit dem „Pollinator“ kommerziell getrommeltes Haschisch zu hohen Preisen auf den Markt. Die deutschen Rauschhanfbauern folgen den Trends ihrer internationalen Kollegen. Der Kleinbäuerin erschliessen sich mit „Fingerhasch“ oder „Scherenhasch“ (bei der Ernte und Verarbietung anfallend) und dem „Pollenshaker“ vom Typ „Haschmacher“ auf simple Weise die Freuden selbstgewonnenene oder geschüttelten Harzdrüsenpulvers, nach wie vor der natürlich gewonnenen „Creme de la Creme“ des Hanfes.

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Rezensionen

Rezension Zig Zag Zen – Buddhism and Psychedelics

HanfBlatt Nr. 100

Die Verbindung von westlicher Drogen- und östlicher Weisheitskultur ist alt. Von
Hermann Hesse bis zu den frühen Hippies zieht sich eine Begeisterung für die (Nicht-) Denkweisen des Buddha. Die Praxis der ozeanischen Versenkung und dem ekstatischen Aufgehen wird von beiden Kulturen praktiziert. Der Sammelband „Zig Zag Zen“ zeigt die Schnittstellen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der buddhistischen Tradition und psychedelischen Drogen.

Fakt ist: Sehr viele, die heute nach buddhistischen Vorbild leben haben ihre erste Berührungen mit dem Gefühl der Meditation durch Psychedelika erhalten. Zwar beurteilen die buddhistischen Schulen heute diese Art von „Drogen“ nicht einheitlich. Für erfahrende Buddhisten waren Psychedelika der erste Schritt, sie erweckten (nur) einen kurzen Blick auf das absolut Schöne, Gute, Wahre.

Der Band vereinigt Interviews, unter anderem über mit Jack Kornfield, einem Meditationslehrer, und dem verstorbenen Terence McKenna. Es gibt erhellendes aus den 60ervon David Chadwick und eine kurzen Abriss der Geschichte des kalifornischen Esalen-Instituts, eine Art Mekka der psychedelischen Gemeinde. Myron Stolaroff klärt die Frage, ob wir Psychedelika immer noch brauchen. Seine Antwort: Ja, denn unbewusstes wird an die Oberfläche gebracht. Die Komplexität dieses Vorgangs läge aber nicht an der Droge, sondern an der Komplexität des Bewusstseins, sind hier doch die schlimmsten Höllenfahrten genauso abgespeichert wie die Zugänge zum dem, was man wohl universelle Liebe nennen darf. Ram Dass (früher: Richard Alpert) bringt in seinem Beitrag die buddhistische Perspektive auf den Punkt: Psychedelika sind Mittel um zu Erwachen, nicht aber um zur Erleuchtung zu gelangen.
Bilder diverser Künstler, nicht nur von der bekannten Grey-Klarwein-Venosa Connection, sondern auch von John W. Miles, Bernard Maisner, Robert Beer, und Ethel Le Rossignol runden das hochwertig gestaltete Werk ab.
Fazit: Eine absolut lohnende Anschaffung, ein Meilenstein in der Darstellung zweier verwandter Kulturen.
Zig Zag Zen – Buddhism and Psychedelics
Hardcover, 240 Seiten
Chronicle Books 2002
Sprache: Englisch
ISBN: 0811832864