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Chessbase Rezension Jörg Auf dem Hövel Abenteuer Künstliche Intelligenz

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Schwarze Schuhe, weiße Socken

Wäre „Abenteuer Künstliche Intelligenz“ von Jörg Auf dem Hövel kein Buch, sondern ein Film, so wäre es wohl ein Roadmovie. Der Autor hat sich auf eine Reise in die Welt der „Künstlichen Intelligenz“ eingelassen und dabei eine Reihe von Personen besucht, die sich mit ganz verschiedenen Dingen befassen, aber alle mit dem Thema zu tun haben. So nebenbei reflektiert der Erzähler über Geschichte und Philosophie der maschinellen Intelligenz, ohne historisch oder philosophisch zu werden, eher literarisch. Wie gut dieses Buch ist, sieht man gleich daran, dass die erste Station der Reise ein Hamburger Hersteller für Schachsoftware ist, wie aufmerksam der Autor, daran, dass er unter anderem bemerkte, dass dort etwas mit den Schuhen und Socken nicht stimmte.

„ChessBase hortet heute knapp 2 Millionen historische Partien in seiner Datenbank. Data Mining ist hier das Stichwort, aus riesigen Datenmanegen werden gesuchte Inhalte gefunden und verknüpft. … In dem Bürokomplex sieht es eher aus wie in einer Spedition als in der Schmiede des besten Schachprogramms der Welt. Keine Pflanzen, die Kaffeemaschine setzt Flecken an. Industrielle Auslegeware in Mausgrau, und ich bin dankbar, dass dieser Schuppen so wenig mit den Cyber-Start-ups der Rush-Ära gemein hat. Direkt ans Büro angeschlossen sind Lager und Poststelle, im Lager packt eine Frau Kartons. Die meisten scheinen hier schon Jahre zu arbeiten. Friedel stellt seine Mitarbeiter vor. Sein Kompagnon Wüllenweber, ein Zwei-Meter-Schlacks, sieht aus wie alle anderen hier. Typische Nerds mit ihren notorischen Absagen an modische Feinheiten. Intelligente Gesichter, man grüßt schüchtern, aber freundlich. Friedel selbst trägt weiße Tennissocken zu den schwarzen Straßenschuhen…“

Schach als Prüfstein der so genannten Künstlichen Intelligenz, ein Begriff, der nicht nur aber vor allem Computer und Roboter meint, ist der Ausgangspunkt der Reise. Sind Computer intelligent, wenn sie besser als der beste Mensch Schach spielen, ist eine zentrale Frage. Frederic Friedel und Matthias Wüllenweber, die ersten Gesprächspartner auf der Reise des Autors erklären, wie Schachprogramme funktionieren und warum sie nicht intelligent sind, obwohl sie so gut Schach spielen wie die besten Menschen. Vom Schach spielenden Computer ist man schnell bei Alan Turing. Er hat beides erfunden, nicht Schach, aber den Computer und noch vorher das erste Schachprogramm. Seine „Turingmaschine“, 1936 erstmals von ihm beschrieben, ist die Idee des Computers. 1941 baute Konrad Zuse seine erste Z3, 1944 wird in den USA der „Mark I“ gebaut, eine Rechenmaschine mit 3304 Relais. 1946 folgt ENIAC. Turing baut in Bletchley Park seine „Bombas“, mit denen er die Entzifferung der deutschen Chiffriermaschine Enigma automatisiert. Unabhängig von Turing entwickelt auch Claude Shannon die Idee einer Schach spielenden Maschine. Dies und mehr erfährt der Leser, wenn Jörg Auf der Hövel zwischen den Stationen seiner Reise die Geschichte der „Künstlichen Intelligenz leichtfüßig über die Seiten fließen lässt und sich auf Spurensuche begibt: Bei Leibnitz, E.T.A Hoffmann, Asimov oder Marvin Minsky. Auch Kurioses gibt es zu berichten, zum Beispiel, dass ein Roboter es deshalb nicht schaffte, einen Turm zu bauen konnte, weil er immer oben anfangen wollte. Macht Spaß zu Lesen!

Jörg Auf dem Hövel: Abenteuer Künstliche Intelligenz,
discorsi ISBN 3-9807330-4-1, 14 Euro

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Künstliche Intelligenz

>> Auf eine ganz besondere Reise nimmt der Publizist und Geisteswissenschaftler Jörg Auf dem Hövel seine Leser mit, die grobe Himmelsrichtung ist „Künstliche Intelligenz“. Ein Computerbuch sollte man jedoch nicht erwarten. Das Thema Computer umkreist der Autor eher sehr weiträumig anhand von Anekdoten, Paradoxiene und philosophischer Betrachtungen über künstliche Intelligenz. Auch wenn er die Geschichte der künstlichen Intelligenz beschreibt, in Forschungslabors schaut oder in die Zukunft intelligenter Automaten blickt, ist der geisteswissenschaftliche Blickwinkel des Autors nicht zu übersehen.
Ein intelligentes und ein bisschen verrücktes Buch, das um ein paar Ecken zu verblüffenden Perspektiven auf den Computer verhilft. (il)

Mac Profiler 12/2002