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Marihuana Mythen Teil 3: Marihuana ist eine Droge ohne therapeutischen Nutzen

Marihuana Mythen

Teil 3

Weiter geht es in der erbarmungslosen Serie, die mit den Marihuana-Mythen aufräumt. Politiker und Bürger reden über eine Pflanze, vielen von ihnen fehlt es am grundlegenden Wissen, um sich überhaupt ein Urteil erlauben zu können. Wie sieht es tatsächlich aus: Welchen Nutzen und welche Schäden kann der Konsument von Cannabis aus den pflanzlichen Wirkstoffen ziehen? Wo liegen Gefahren für Körper und Geist, wo Chancen für ihre Genesung? Im dritten Teil der Serie geht es um die Behauptung:

„Marihuana ist eine Droge ohne therapeutischen Nutzen“

Warum sollte man auf den Hanf als Medikament zugreifen, wenn es effektivere Drogen gibt, die zugleich auch noch sicherer sind? Dies fragen die Gegner eine Legalisierung der Pflanze und sie weisen auf den reich gefüllten Medikamtenkorb hin, der für jede Krankheit sein Mittel birgt. Cannabis dagegen sei eine Droge, deren Nebenwirkungen beachtlich sind: Herzrasen, Angstzustände, Schwindel, Kopfschmerzen. Aus diesem Grunde steht es in den meisten Ländern auf der schwarzen Liste, die sich in Deutschland Betäubungsmittelgesetz nennt. Wenn überhaupt, will dieser Standpunkt nur das synthetisch hergestellte THC zulassen.

DIE FAKTEN

Seit Urzeiten benutzen Menschen auf dem gesamten Globus Cannabis als Medizin. Diese gewachsene Erfahrung bleibt in der heutigen wissenschaftlichen Diskussion oft unterbelichtet, dabei dürfte der Zugriff auf das medizinische Wissen alter Kulturen hilfreich sein. Ob in Indien, Persien, Asien, dem afrikanischen wie dem amerikanischen Kontinent – überall war (und ist) Marihuana als Mittel im Krankheitsfall oder als vorsorgende Maßnahme beliebt. Bereits 2300 Jahre bevor ein Wesen Namens „Gott“ seinen Sohn auf die Erde schickte, empfahl der chinesische Kaiser Shen Nung den weiblichen Hanf zur Behandlung von Verstopfung, Gicht, Malaria und Menstruationsproblemen. Auch die indische Ayurveda-Medizin (Bhang gegen Epilepsie, Asthma, Rheumatismus) und arabische Scholaren nutzten die heilende Wirkung des heiligen Krauts. Im Mittelalter heilte Kräutertantchen Hildegard von Bingen sowie Nicholas Culpepper mit Hanf.

Aber die Zeitreise braucht gar nicht so weit zu gehen, es reicht der Flug zurück ins Amerika des 19. Jahrhunderts. Die großen pharmazeutischen Unternehmen wie Eli Lilly, Squibb, Parke-Davis und Tildens erzielten mit dem Extrakt der Pflanze riesige Umsätze; zum Wohl des Volkes. In dieser Zeit war Cannabis eines der drei am meisten verschriebenen Medikamente in den Vereinigten Staaten.

Die Liste der Anwendungen ist lang. Einige Beispiele? Der grüne Star (eine Augenerkrankung, welche den Augeninnendruck erhöht und zur totalen Erblindung führen kann) kann erfolgreich mit Cannabis behandelt werden. Die pflanzlichen Substanzen erniedrigen nämlich den Druck des inneren Auges. Zwar bildet sich nach gewisser Zeit eine Toleranz, aufgrund der geringfügigen Giftigkeit von Cannabis kann die Dosis aber durchaus gesteigert werden, ohne daß es zu Schäden am Auge oder am sonstigen Patienten kommt. Bei größeren Toleranzproblemen kann für einen kurzen Zeitraum auch auf andere Medikamente ausgewichen werden und nach längstens acht Wochen Pause wieder Hanf konsumiert werden.

Jede(r) kennt ihn, den Fressflash. Die appetitanregende Wirkung des Cannabis´ wird in unterschiedlichen Kulturen schon lange genutzt. In neuerer Zeit ist diese Eigenschaft gerade für AIDS- und Krebs-Patienten in chemotherapeutische Behandlung entdeckt worden. Im Vergleich zu anderen Medikamenten bekommt der oder die Kranke wieder Hunger und die mit der Chemotherapie enhergehende ständige Übelkeit löst sich nahezu auf. „Das einst als Einstiegdroge verteufelte Cannabis bringt Hilfe und Linderung für unheilbar Kranke“, sagt Robert W. Gorter, 49, Leiter des Instituts für immunologische Forschung im Berliner Krankenhaus Moabit, der 120 Aidskranken den Hanf verschreiben will. Ein Blick in die Praxis: Bei einer in den USA 1990 durchgeführten Umfrage unter 1035 Ärzten für Geschwulstkrankheiten gaben 44 Prozent an, daß sie ihren Krebs-Patienten Marihuana empfehlen und ein Großteil von ihnen würde es empfehlen, wenn es legal wäre.

Cannabis wirkt über das zentrale Nervensystem muskelentspannend, Spastik, Schmerz und Steifheit nehmen bei Querschnittserkrankten ab. Unter Experten gilt der Hanf als einer der besten Anti-Epileptika überhaupt, zudem harmonisiert es den Bewegungsablauf. Depressiven Menschen kann Marihuana ebenfalls teilweise helfen, ebenso wie unter chronischen Schmerzen leidenden Personen. Nicht nur die englische Königin Victoria rauchte Gras, um ihre Mestruationsschmerzen zu lindern, Frauen in Südafrika berauschen sich noch heute mit „dagga“, um die Geburt zu erleichtern. Bei allen Anwendungen muß zusätzlich positiv bewertet werden, daß Cannabis eine sehr sicheres Medikament ist. Das Verhältnis von wirksamer zu tödlicher Dosis ist mit 1 zu 20 Tausend so günstig wie bei fast keinem anderen Mittel.

Forschungsinstitute in den USA haben vor allem zwischen 1970 und 1980 diverse Studien über die Wirksamkeit von THC und den Cannabinoiden durchgeführt. Zumeist wurde von Erfolgen bei der Behandlung der oben aufgeführten und einer Reihe weiterer Krankheiten berichtet. Die staatliche DEA (Drug Enforcement Agency) und andere Legalisierungsgegner versuchten daraufhin am Medical College of Virginia nach Nachweis zu führen, daß der Konsum von Marihuana gesundheitliche Schäden nach sich zieht. Aber entgegen ihrer Hoffnung kam es zu einem wissenschaftlichen Durchbruch als erkannt wurde, daß Cannabiskonsum starke Anti-Tumor Aktivitäten auslöst. Wie Jack Herer in seinem Buch „The Emperor Wears No Cloths“ eindrucksvoll nachweist, sucht die DEA seither jedwede Cannabis/Tumor Foschung zu unterbinden.

Dem synthetischen THC, (Marinol) seien auch noch einige Sätze gewidmet. Diese Pillen sind so konzentriert, daß eine Behandlung mit ihnen schnell zum Alptraum werden kann. Schlafstörungen, Durchfall, Reizbarkeit bis zu Anzeichen einer Psychose sind die gewaltigen Nebenwirkungen des Präparats. Es bleibt unverständlich, warum ständig auf chemische Neuerungen zugegriffen werden muß, wenn die natürliche Substanz erheblich effektiver und zugleich ungefährlicher ist. Vielleicht ist es gerade das Zusammenspiel der einzelnen Inhaltsstoffe des Grases, welches es für verschiedene Anwendungen so interessant macht. Eine Gewinn aus Marinol erzeilt in erster Linie nur wieder die pharmazeutische Industrie.

In aller Kürze: Die Klassifikation von Cannabis als Droge ohne therapeutischen Nutzen steht im schärfsten Gegensatz zur Realität, ist durch Erfahrungen in der Historie wie der Gegenwart widerlegt, steht auf wissenschaftlich tönernen Füßen und beruht heute nur noch auf politisch-moralischen Gründen.

Jörg Auf dem Hövel

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Beste Trompete in der deutschen Blaskapelle

blond, Juli 2002

Beste Trompete in der deutschen Blaskapelle

Warum das TV von blonden Durchlauferhitzern nie genug kriegen kann

Original PDF aus der blond

Es ist Foto-Shooting Termin, das Studio ist schäbig, der Rand der Jagdwurst auf den halben Brötchen biegt sich. Auf einem Bock räkelt sich feinste Katalogware, der Fleisch gewordene Traum aller Onanisten. Name: Kelly Trump, Alter: 31, Beruf: Porno-Darstellerin, Entschuldigung, ehemalige Porno-Darstellerin, aber das will hier eigentlich niemand hören. Klar, ab sofort ist Kelly (sie wird von allen geduzt) Moderatorin, vielleicht sogar Schauspielerin. Denn seit Mai moderiert sie „La Notte“ und begleitet schlaflose Männer mit Hand im Schritt durch die Nacht. Der TV-Sender Neun Live verspricht sich von Kelly und ihren „Erotik-Sketchen“ glühende Schwänze, was gleichbedeutend mit hohen Einschaltquoten ist.

Und deswegen sind sie gekommen, die Fotografen und Journalisten von „Blitz Illu“, „Coupe“ und den anderen Blättern. Vordergründig, also vom Verstand her, geht es darum, dass mal wieder eine Dame den Ausstieg aus der Hardcore-Branche und den Einstieg in die Erotik-Szene sucht, wie dass schon Dolly Buster und Gina Wild erfolgreich taten. Untergründig, also vom Becken her, stellen sich natürlich andere Fragen: Wie sieht die Frau aus, die in über sieben Jahren Hunderte, ja vielleicht Tausende von Lunten ausgeblasen hat, eine Frau, die sich beruflich literweise Sperma ins Haar hat spritzen lassen? So schroff würde das hier niemand formulieren, aber irgendwas zwischen Vorurteil und Fantasie nimmt jeder mit in den Raum und Kelly weiß das auch.

Scheu sitzt sie auf dem schwarzen Ledersofa und raucht eine Zigarette nach der anderen. In die Augen schaut ihr kaum mal jemand, dabei sind diese wunderschön- so grün, so tiefleuchtend grün. Sind das Kontaktlinsen? Die Tür muss schnell geschlossen werden, denn Kelly ist stets kalt. Schmale Taille, blonde Haare und ein riesiger Kunstbusen, einer, der das Rückgrat verbiegt. „Ich suche mir ein Wolf, wenn ich Dessous kaufen will“, sagt Kelly und die Kollegin von Blitz Illu nickt eifrig. Die beiden tauschen E-Mail Adressen aus und wollen demnächst zusammen suchen gehen.

Gesangs- und Sprechunterricht hat sie genommen, um auch in Filmen mit Sprechakt mitwirken zu können. Im neuen Streifen von Ralf König hat sie eine Nebenrolle – sie spielt sich selbst und muss es mal wieder mit einem Typen treiben. Aber egal, es ist ein Anfang.

Lockeres Gesprächsgeplänkel, dann die erste knallhart-journalistische Frage der Dame von Coupe: „Ist man als Porno-Star besser im Bett?“ Hui, gefährlich, aber Kelly, nicht mundfaul, retourniert: „Nein.“ Damit ist der Reigen eröffnet, endlich darf über Sex geredet werden. Und Kelly packt aus, denn sie steht nicht mehr unter Vertrag und muss nicht versichern, dass ihr das wütende Gerammel „enorm viel Spaß bringt“ oder, wie sie dass auf der Webseite ihres Produzenten ausdrückt, „die Kamera mir eigentlich einen zusätzliche Kick gab“. Heute klingt das etwas anders: „Kein normaler Mensch würde das zu Hause machen, was wir vor der Kamera veranstalten.“

Dass Frauen in den Porno-Filmen als immergeile Luder dargestellt werden ist Fakt. Nicht nur FeministInnen nehmen daran Anstoß, dass die Frau dabei zur bloßen Fickmaschine erniedrigt wird. Dadurch, so die berechtigte Annahme, wird dem Dauerkonsumenten ein reichlich schiefes Frauenbild eingebläut. Männer dient der Porno als Wichs-, Paaren eher als Inspirationsvorlage, beiden Gruppen ist aber meist klar, dass das fiese Löcherstopfen kein Abbild der Realität, sondern geiler Traum ist. Und alleinstehende Frauen? Die sind entsetzt über den gefühls- und phantasielosen Geschlechtsakt, sehen sich aber nicht in der Opferrolle, in die sie die alternde Emanzipationsbewegung stecken will.

Wie würde ein Porno aussehen, indem Kelly Regie hätte? „Viele weniger, na, du weißt schon, und viel mehr Erotik.“ Eigentlich ist Kelly schüchtern und die Hardcore-Jahre haben das nicht ändern können. Immer wenn sie ein Igitt-Wort in den Mund nehmen muss, flüchtet sie sich in Umschreibungen. Aber zunächst folgt die nächste höchst investigative Frage der Dame von Coupe: „Hast du einen Dildo zu Hause?“ „Nein“, sagt Kelly.

Aufgrund ihrer kinematisch dokumentierten, tiefgehenden Erfahrungen dient sie ihren Fans immer wieder als Beichtmutter. Freudig erzählt Kelly von einer unglücklichen Frau, deren Mann schwer abgetörnt davon war, dass die Frau, wie Kelly es ausdrückt, „beim Oralverkehr nicht…, na ja, du weißt schon, die wollte nicht…, na, halt das ganze Programm, du weißt schon…“ Leichte Unruhe in der Sofarunde bis jemand den Satz beendet: „…schlucken wollte?“ Erleichterung ringsum, Kelly errötet.

Der Deutsche Bürger ist von allen Europäern am meisten an Porno-Seiten im Internet interessiert, im Monat klicken rund 5 Millionen Lustbolzen zwischen Nordsee und Alpen auf triefende Webseiten. Die deutsche Hardcore-Film-Branche wirft monatlich mindestens 600 neue Produktionen auf den Markt, auch damit ist man europaweit führend. Und noch eine Zahl zeigt das Ausmaß der Katastrophe für Süßmuth, Schwarzer & Co.: Die braven Deutschen sind nach den USA zum weltweit zweitgrößten Verbraucher von Erotikartikeln aufgestiegen.

Allgegenwärtiger Sex, das ist weniger Zeichen für „Gewalt gegen Frauen“, wie dies die Emma-Fraktion annimmt, die Sexualisierung der Gesellschaft ist zum einem Zeichen ihrer Trivialisierung, zum anderen Nebenschauplatz eines ausgedehnten Körperkults. Voyeurismus und Selbstdarstellung halten diverse TV-Talkshows am Leben, und am lautesten johlt die Menge, wenn es um Ficken, Lecken, Blasen geht. Eine ganze Reihe von Fitness-Männerzeitschriften lebt nur vom Wunsch der Leser nach Oberkörperverbreiterung und Schwanzverlängerung.

Für Kelly Trump sind dies dagegen Zeichen dafür, „dass alles viel offener geworden ist und die Leute viel lockerer mit Sex umgehen“. Wo früher noch „alte Opas mit Fotoapparaten“ auf den Sex-Messen rumgerannt seien, wären dort heute vor allem Paare zu sehen. So oder so, das Wort „Moral“ ist heute keine Grundlage mehr für die Bewertung, ob etwas noch Erotik oder schon Pornographie ist. Höchstens die Ästhetik wird zur Abwehr herangezogen, ansonsten gilt der postmoderne Schlachtruf des „Erlaubt ist, was gefällt“.

Sicher ist: Die Arbeit mit halberigierten Penissen in Big-Mac-Stellungen ist anstrengend, vielleicht sogar aufzehrend. Auch Fußballer wechseln später, dann, wenn die Knochen nicht mehr mitspielen, gerne auf die Trainerbank oder in den Vorstand. Oder sie übernehmen eine Lotto-Toto-Annahmestelle. Auch Kelly Trump muss ein paar Gänge zurück schalten. Aber sie bleibt blinder Zeuge der Einsamkeit in deutschen Wohnzimmer und wird wenige, aber dankbare Abnehmer finden.
Jörg Auf dem Hövel